26. Dezember 2010

Die Besten Longplayer 2010

Arcade Fire "The Suburbs"
Da inzwischen jeder minderbemittelte Schreihals die Platte als beste des Jahres feiert, wäre es natürlich viel cooler dies nicht zu tun. Es ändert nichts. Arcade Fire haben das beste Album des Jahres vorgelegt. Ein Werk mit beklemmender Schönheit, geschickt getarnten Hymnen und einer beeindruckend präzisen Reflektion des musikalischen Zeitgeistes. Entfremdung, Bindungsangst, Wehmut nach dem Gestern, Verunsicherung & dennoch vorsichtige Hoffnung. Alles da – hören sie genau hin. „City with no children in“

Warpaint „The Fool“
Drei Dunkelelfen aus L.A. zerren ihren Postpunk ans Licht und vermengen diesen mit New Wave & Psychadelika zu einem myserösen Hexengebräu. Zugleich verstörend wie einnehmend.

Gisbert zu Knyphausen „HURRA! Hurra! So nicht“
Deutschlands derzeit bester Liedermacher verhandelten erneut das Mysterium um Liebe & Beziehungen. Aufwühlende und versöhnlich.

Tracey Thorn „Love and it`s opposite”
Englands traurigste Stimme veredelte schon die Songs von Everything but the girl. Solo geht’s erst recht ans eingemachte. Menschen jenseits der 30 werden sich in diesen Liedern finden und verlieren.

Manic Street preachers „Postcards from a young man“
Der U2 Gedächtnispreis des Jahres geht an die Manics. Hymnen von erhabener Schönheit reißen ihre Herzen auf und überwältigen den Hörer. Ein emotionales Ereignis für alle die bereit sind hineinzufallen.

Joanna Newson “Have one on me”
Für all Jene, denen Loreena McKennit zu flach und Enya zu – sagen wir, zu sehr – „Enyamässig“ ist. Elfenhafter Folk der in der Stille rockt und Bäume zum weinen bringt.

Grinderman 2
Nick Cave und seine musikalischen Wegelagerer zerstückeln und verschleppen ihre Rock & Punksongs in neue Dimensionen. „A work in progres“ welches sein Ziel noch nicht erreicht hat.

Erdmöbel „Krokus“
Wer braucht noch Grönemeyer und Westernhagen. Erdmöbel haben den Deutschen mit dieser Platte endgültig den Humor zurückgebracht und rütteln dabei schon forsch am Thron von Element of Crime. Be aware

Interpol „Interpol“
Die Band spielt noch immer in einem Keller wo das Licht nur durch schmutzige Fenster schimmert. Schmerz in Tönen gefangen.

Elton John & Leon Russell The Union
Pop wie er sein soll. Gefühl ohne Schmalz und ein Elton John der übers Klavier fegt wie ein junger Spund.

Villagers „Becoming a Jackal“
Die Iren sind der Newcomer des Jahres. Eine abenteuerliche, bittersüße Folkrockmischung die Peter Gabriel evoziert & Bright Eyes vergessen macht.

20. Dezember 2010

Wikileaks leckt und „News“ berichtet

Es war wieder mal eine lustige Woche. Österreichs „größtes“ und „weltbestes“ (per Eigendefinition) Nachrichtenmagazin „News“ hievte den „wikileaks“ Gründer und selbsternannten Weltenretter Julian Assange aufs Titelblatt. Begleitet von der Frage ob der Kerl der neue Messias sei. Man ist ja nichts anderes gewohnt von einem Magazin, daß in den letzten Jahren Journalisten durch Marktschreier ersetzte. Angeblich gibt es noch einfältige Gemüter welche in dem Machwerk nach seriösen Informationen suchen. Ein ähnlich sinnlos, wie frustrierendes Unterfangen. Gleich der Suche nach einem guten Michael Jackson Song der nicht 20 Jahre oder mehr auf dem Buckel hat. Das Gesetz, das wir die Politiker haben die wir verdienen, scheint auch auf unsere Medien zuzutreffen. Man trifft sich auf gleichem Niveau.
Die „Krone“ und „Österreich“ (die Zeitung) sind perfekt für unseren Kanzler. Schöne Bilder zum abmalen und immer ein paar Rechtschreibfehler zum üben. Unser Vize hingegen, freut sich über regionale Provinzblättchen wie die „Niederösterreichischen Nachrichten“ mit Neuigkeiten von der Apfelernte, Frostschäden und anderen essentiellen „Infos“, welche man heute für den internationalen Finanzmarkt braucht. Unsere Unterrichtsministerin ergözt sich über den Standard - bis jetzt das Haus & Hofblatt der Grünen. Frau Schmidt versteht wahrscheinlich nicht alles, aber findet es schön daß die immer lieb über sie schreiben und grundsätzlich streng zur allgegenwärtigen Gefahr sind, die in Österreich permanent von rechts ausgeht. Und H.C. freut sich über „Heute“ mit den breit angelegten Recherchen und unfangreichen Hintergrundinfos über Clubbings und Discos in Wien. So hat jeder was er braucht.
Und wenn mal eine Zeitung zu kritisch wird dann schaltet unsere Regierung flugs ein paar Anzeigen (Ministerien, ÖBB, Wien Energie, usw) Kostet zwar einen Patzen, aber dann sind Sie alle wieder brav und wir haben`s ja. Es ist ja erstaunlich, daß in Österreich kein Printmedium in den letzten Jahren pleite gemacht hat - trotz Krise und Internet. Nun die werden gestützt durch Steuergelder, zwar nicht direkt aber indirekt durch die tägliche Anzeigenflut. Und darum kann es sich auch „News“ leisten jeden Tag einen neuen „Mann des Jahres“ aus dem Hut zu ziehen, Trends hinauszuschreiben die es nicht gibt und quatsch zu schreiben. Denn die doppelseitige „ÖBB“ - Werbung ist sicherer wie das Amen im Gebet.
Und diese Medien erklären Assange zum Mann des Jahres. Es ist ein nicht mal schlechter Witz wenn ein Unternehmen wie „wiki leaks“ als Heilsbringer für Transparenz gefeiert wird. Ein Unternehmen das selbst im Anonymen agiert, das weder Geldflüsse noch Strukturen offenlegt und fanatische Cyberterroristen unterhält, die überall Verschwörungen sehen, nur nicht im eigenen handeln. Für diese Leute ist es völlig legitim Firmen im Internet lahmzulegen. Denn solange es gegen den großen Erzfeind USA geht ist ja jedes Mittel recht. Da gelten Gesetze nicht mehr. Denn das ist in Wahrheit „wikileaks“ - plumper Antiamerikanismus. Denn der Aufschrei über Nordkorea, China, Iran und Kuba, wo Menschen für die Meinungsfreiheit wirklich um ihr Leben rennen müssen, fehlt natürlich. Hauptsache die Amis kriegen ihr Fett ab. Und das alles aus der Anonymität des Netzes. Und dann glauben die feigen, kleinen Scheisserchen auch noch daß sie Helden sind.
„get leaked and lost“.

Andi Bauer

12. Dezember 2010

Long Hair Day

good@wise Filmtipp - Tangled (Rapunzel)

Die letzten Jahre waren schwer für Disney. Jahrzehntelang agierte das Unternehmen konkurrenzlos am Animationssektor. In den 90er Jahren schaufelten Filme wie „König der Löwen“, „Aladin“ und „die Schöne und das Biest“ Milliarden ins Schatzkästchen des Mäusekonzerns. Dazu regelte es haufenweise Oscars und Anerkennung. Dann kamen1995 die Pixarstudio und lieferten mit „Toy story“, „Findet Nemo“, „die Unglaublichen“ Animationsunterhaltung fürs neue Jahrtausend. Jedes Konsorten lieferte Pixar einen neuen Geniestreich und ließ Disney uralt aussehen. An der zweiten Front holte sich Dreamworks mit „Shrek“, „Madagascar“ und „Kung Fu Panda“ das Geld der Kinderchen. Dem nicht genug schickten die Fox Studios die Tierchen aus „Ice Age“ ins Rennen und räumten des Rest ab. Disney antwortete auf die Konkurrenz mit blutleeren Filmchen wie der „Familie Robinson“, einem verhuntzten Tarzan, einem lächerlichen „Hercules“ und genereller Ideenlosigkeit. Es schien vorbei mit den kreativen Kräften des Traditionsstudios. Bis jetzt. 2010 wird in die Geschichte als das Jahr eingehen, als das Imperium zurückschlug. Die Verfilmung von „Rapunzel“ ist der beste Disney Streifen seit 12 Jahren, seit „Mulan“ – mindestens. „Rapunzel“ ist cool ohne sich dem Zeitgeist anzubiedern, kurzweilig, hat tolle Charaktere, witzige Nebenfiguren, eine erstaunliche tiefenpsychologische Geschichte und mehr Witz und Action als man für möglich hält. Ein toller Film für jedermann von 6 - 106 Jahren, der es sogar schafft Erwachsene zu begeistern, ohne die üblichen satirischen Seitenhiebe auf die Film & Popkultur. Das heißeste Ticket für das heurige Weihnachtsfest. „get tangled“

Andi Bauer

Sunday morning coming down - Geschenktips für Musikfreunde

Liebe Musikfreunde

Es gibt nur zwei wirklich vernünftige Weihnachtsgeschenke. Kinogutscheine und Musik. Zur Frage welche Musik man für welchen Typ schenkt, ein paar Tips an dieser Stelle:
Die ideale Geschenk - CD für……….

….rettungslose RomantikerTom Waits “Closing time”

….unglücklich Verliebte – Element of crime „1991-1996“

….glücklich Verliebte - Stevie Wonder „Songs in the key of life“

….Idealisten – „Andromeda Hights“ von Prefab Sprout.
Der Titelsong trägt eine schon fast jenseitige Hoffnung nach Frieden in sich.
“We're building a home on the side of a mountain
Above the clouds, next to the sky
Our plans are ambitious - a blueprint of wishes
That will come true and when they do...
Folks in the valley will look up and say
"You've finally built it can we come and stay ?"
And cynics will marvel and say "we confess“

….Zyniker - „Sail away“ von Randy Newman.
Alleine der Titel „God`s song“ ist das böseste was je in Töne gegossen wurde.
“I burn down your cities-how blind you must be
I take from you your children and you say how blessed are we
You all must be crazy to put your faith in me
That's why I love mankind”


…..dreißigjährige intellektuelle Singles – Morrissey „The HMV / Parlophone Singles 88-95“.
Titel wie „We hate it when our friends become successful“ sprechen eine deutliche Sprache.

…..Rebellen – The Ramones „Hey! Ho! Let`s go - The Anthology“
“Hey! Ho! Let`s go!“ essentielle Textzeile aus dem Titel „Blitzkrieg Bop“

…..Phlegmatiker – Bob Marley „Legend“

…..notorische Besserwisser & Klugscheisser – irgendwas von Sting oder Pink Floyd

…..depressive Menschen – Joy Division „Closer“
Wenn diese Musik VORBEI ist, dann scheint wieder die Sonne – garantiert.

……religiöse Menschen – Aretha Franklin „Amazing grace“
bildet den musikalischen "missing link" für michelangelos berühmtes Gemälde. Bei Arethas Gesang scheint die Hand Gottes die des Menschen zu erreichen.

…..Teenager (männlich) - The Undertones - "First album"
“Get teenage kicks right through the night” aus dem Titel “Teenage kicks”

…..Teenager (weiblich) – Pattie Smith "Horses"

….Suchende – Bruce Springsteen “Born to run”

…..junge Eltern – Bruce Springsteen “Tunnel of love”

….Verzweifelte – Bruce Springsteen “The Rising”

…..Hoffungsvolle – Bruce Springsteen “Working on a dream”

….und für ALLE
Bob Dylan “The Original Mono recordings 1962 - 1968“
The Rolling Stones “The Singles collection – The London Years“
The Beatles “Das Rote und das Blaue Album”


Natürlich ist Musik Geschmackssache, aber diese drei Werke sind der Grundbaustein für jede vernünftige Musiksammlung. Darunter geht nix mehr.

viel Spaß beim Schenken

Andi Bauer




5. Dezember 2010

Sunday Morning Coming Down - Wünsche ans Christkind (Abteilung Filmemacher & Schauspieler)

Wie versprochen einige Wünsche an die kreativen Filmemacher und Schauspieler.

Ich wünsche mir…..

…daß Harrison Ford jedes Jahr zumindest einen neuen Film dreht.

….daß John Travolta wieder damit beginnt die Drehbücher zu lesen, bevor er den Scheck einstreicht und den Film macht. Wild Hogs, Old Hogs, Hairspray, Bolt???? Geht’s noch?

….daß Nicolas Cage eine sehr lange Pause macht und über seine letzten 15 Filme und sein Leben überhaupt, nachdenkt.

….daß Hollywood aufhört JEDEN Fantasieroman zu verfilmen. Eragon, Der geheime Compass, The Legend of the seeker……….

…daß Bruce Willis verläßlich alle zwei Jahre einen neuen „Stirb Langsam“ abliefert und seine Zeit nicht mit Ausflügen ins „anspruchsvolle“ Fach verschwendet. Einmal John McLane – für immer John McLane.

…daß Regisseur Michael Bay (Transformers, Bad Boys, Pearl Harbor) einen Oscar kriegt, wenn er im Gegenzug dafür verspricht nie wieder Filme zu machen.

….daß Woody Allen 100 Jahre alt wird und weiterhin jedes Jahr einen Film abliefert.

….daß die Serie „Seinfeld“ fortgesetzt wird.

….daß die „Simpsons“ so lange pausieren bis sich endlich jemand findet der wieder halbwegs originelle Drehbücher für diese Serie schreibt.

….daß Adam Sandler, Ben Stiller, Vince Vaughn & Rob Schneider sich ein ganzes Wochenende alte Marx-Brothers Filme ansehen um eine Ahnung zu kriegen was wirklich lustig ist.

….daß Hollywood damit aufhört aus charmanten 80er Jahre Serien schlechte Filme zu machen. „Das war unsere Jugend, also Finger weg ihr Banausen“.

….daß Steven Spielberg aufhört alles Mögliche zu produzieren und dafür jedes Jahr bei einem Film Regie führt.

….daß irgendwann die Comics ausgehen und die Kerle in Hollywood sich eigene Ideen für Filme überlegen.

…..daß die österreichischen Filmemacher aufhören über zuwenig Subventionen zu jammern und statt dessen damit beginnen, ihre Filme nicht ausschließlich mit Freunden und Verwandten zu besetzen. Dies würde unter Umständen zu einem kreativen Aufschwung führen.

…..daß George Clooney aufhört einen charmanten Gauner zu spielen und Filme zu drehen, die alle wie ein entspannter Italienurlaub wirken und dafür mal auf Risikorollen setzt. Ein fieser Bösewicht zur Abwechslung????

….daß Leslie Nilsen – rest in peace – posthum einen Oscar kriegt, da es viel schwerer und auch verdienstvoller ist die Menschen zum Lachen zu bringen. Der Mann war ein Genie und die „Nackte Kanone Trilogie“ gehört zum lustigsten was je über die Leinwand ratterte.

….daß es endlich einen Oscar für den lustigsten Film gibt.

….daß die Menschen weniger Filme runterladen, noch weniger vorm Fernseher sitzen und viel mehr ins Kino gehen. Denn dort werden Träume lebendig.

Andi Bauer

28. November 2010

Sunday Morning Coming Down - Wünsche ans Christkind (Abteilung Popmusic)

Gute Freunde meinten, ich soll nicht immer so negativ sein und aufhören auf Sting, Bon Jovi und Konsorten hinzuhauen. Stimmt eh, was können die Musiker dafür daß sie von schleimigen Anwälten und verlogenen Einflüsterern umgeben sind und deswegen seit Jahrzehnten Langeweile in Noten gießen. Darum, werde ich mich an dieser heutigen Stelle um ein paar positive Zeilen bemühen und gemäß dem Gesetz der Anziehung ein paar Wünsche formulieren – ans Christkind natürlich. Die letzte die es noch gut mit uns meint.
Ich wünsche mir……..

… daß, U2 ihren ganzen technischen Krims Krams einmotten und mit ein paar Lautsprechern, Verstärkern und nur dem allernötigsten auf große Afrika-Tournee gehen. Hunderttausende werden ihnen zujubeln und die Band könnte die Afrika-Hilfe leisten, welche Bono ständig von anderen fordert. Bis jetzt ignorierte der Tourplan von U2 den schwarzen Kontinent (zu wenig lukrativ – eh klar). Eine Tour wäre ein Ereignis für alle und könnte womöglich eine gute Platte zur Folge haben.

….daß die Menschen weniger Nachrichten und mehr gute Musik hören - Leute, schaltet das Radio und den Fernseher aus und hört eure Lieblings-CDs – macht glücklicher.

… daß Paris Hilton & Lindsay Lohan eine Sekte gründen und mit ihren Anhängern (Menschen die ständig Berichte über deren „Leben“ lesen müssen) auf eine einsame Insel ziehen und dort gemeinsam nach Erlösung oder was auch immer suchen. Es sollte zumindest ohne uns passieren – WIR WOLLEN ES NICHT WISSEN.

….daß die „Beatles“ in der Schule unterrichtet werden und das „rote“ und „blaue“ Album (die zwei essentiellen Best-of Cds) gemeinsam mit den Schulbüchern jedem Schüler ausgehändigt werden.

….daß sich Oasis NICHT mehr wiedervereinigen. Euer kindischer Bruderzwist interessiert niemanden mehr – same for the music.

….daß Lady Gaga sich für ein Kleid entscheidet und dieses für ein ganzes Konzert anbehält.

….daß Schlager und volkstümliche Musik verboten wird (sollen sich die Fans statt dessen halt besaufen oder irgendwie anderes ihre Realität verdrängen – aber wir müssen es dann nicht mitanhören)

….daß Britney Spears kein Comeback mehr machen muß, sich ihr Geld nimmt und glücklich wird. Vielleicht als Friseurin?

….daß Jack White (White Stripes) das nächste Album der Rolling Stones produziert.

….daß David Bowie ein letztes großes Album macht und dannn, wie von magischer Hand geführt, für immer verschwindet und so eine mystische Legende bleibt.

….daß Bob Dylan noch sehr alt wird.

….Rod Stewart, Sting, Phil Collins & Eric Clapton eine Tarok-Runde gründen und sich dabei so ins Spiel vertiefen, daß sie auf wundersame Weise vergessen Musik zu machen.

….daß man Michael Jackson in Ruhe tot sein läßt.

….daß Johnny Cash endlich heilig gesprochen.

Ja, das alles wünsch ich mir.
Und weil die Vorfreude auch was schönes ist, gibt es an dieser Stelle genaue in einer Woche meine Wünsche an die Filmindustrie und die Schauspieler.

Andi Bauer

14. November 2010

Rockmusic keeps young – stay tuned

An dieser Stelle eine schamlose Werbung, die meiner Eitelkeit geschuldet ist. In der kommenden Woche mache ich drei öffentliche Lesungen aus meinem Buch „Mixtape“, zu denen ich Euch ganz herzlich einlade.
Dienstag, 16.11. 19:00 Uhr in Wels im Cafe Resch am Kaiser Josef Platz
Mittwoch, 17.11. 19:00 Uhr in Graz im Cafe Zentral beim Kunsthaus
Donnerstag, 18.11. 19:00 in Wien im Cafe Bellas / Akkonplatz 8 / 1150
Das Buch handelt von Liedern die auf meinem Mixtape landen würden. Und um die Sache ein bisschen anzuheizen, veröffentliche ich hier – EXCLUSIV – die Tracklist. Also die Lieder welche im Buch beschrieben werden. Und jetzt kommt das schönste. Da ich in den verschiedenen Städten aus unterschiedlichen Kapiteln lesen werde, gibt es ein Wunschkonzert. Wenn ihr euch bei einer Lesung ein bestimmtes Kapitel wünscht dann schreibt mir ein mail an: andibauer@goodatwise.com
Versprechen tu ich nix, aber ich lass mich gerne von euren Wünschen inspirieren.
Das sind die Kapitel des Buches:
Side A
1. They Are Building Walls Around Us Moneybrother
2. The Beast In Me Johnny Cash
3. Her Tindersticks
4. Weißes Papier Element Of Crime
5. Until the End Of The World U2
6. Bobby Jean Bruce Springsteen
7. The Mercy Seat Nick Cave & The Bad Seeds
8. I Hope I Don’t Fall in Love With You 10.000 Maniacs
9. Stay David Bowie
10. Enjoy the Silence Depeche Mode
11. Impossible Germany Wilco

“Klack”
Side B
12. American Wheeze 16 Horsepower
13. I Don`t Wanna Grow Up Tom Waits
14. Longest Day John Mellencamp
15. Wer kann sich schon entscheiden Gisbert zu Knyphausen
16. Turn The Page Metallica
17. Don’t Give Up Peter Gabriel & Kate Bush
18. Fountain Of Sorrow Jackson Browne
19. Fortunate Son Creedence Clearwater Revival
20. Here Comes The Sun The Beatles
21. Love and only love Neil Young & Crazy Horse
22. My sister Antony and the Johnsons

“Klack”
Und natürlich wird bei den Lesungen auch die Musik gespielt. Ohne Musik geht gar nix.
Andi Bauer

7. November 2010

Sunday morning coming down - Geschenke dir keiner braucht

Es ist ja nichts neues, jedes Jahr haut die Musikindustrie in der Vorweihnachstzeit überflüssige CDs raus um zu retten was vom Jahr ist. Best of, Greatest Hits, Live, Raritäten usw. verstopfen die Geschäfte. Hier ist sie die Liste der überflüssigen CD-Neuheiten in dieser Saison.

Bon Jovi Greatest Hits Ich würde ja schreiben „Hausfrauenrock“ wenn das nicht die fleißigen Hausfrauen beleidigen würde. Andere würden sich schämen wenn Sie über viele, viele Jahre so viel Durchschnittliches veröffentlicht hätten. Ich befürchte jedoch, dass diese Kerle sogar stolz darauf sind.

Robbie Williams Greatest Hits Vom Robbie gibt’s schon eine passable Best-of aus dem Jahre 2004. Danach kam nimma viel – nennen sie einen guten Titel von ihm nach 2004. Eben. Kann man sich sparen.

Chris deBurgh Moonfleet Ist zwar keine Best-of, aber irgendwer sollte diesem Langeweiler mal das Singen verbieten. Gibt’s keine anderen Hobbys Chris, bei denen du dich austoben kannst?

Michael Jackson Michael War klar dass die Plattenfirma ein paar herumliegende Soundfetzen zu einem letzten Album zusammenschustert. Braucht keiner und wird trotzdem (fast) jeder kaufen. Zumindest hat das Cover den Vogel abgeschossen. Das mit Abstand schlechteste des Jahres.

Sting Live in Berlin Der eitle Oberlehrer hat vor zwei Wochen eine eigene Kolumne gekriegt. Jetzt gibt’s die Live-CD mit Orchester. Für pensionierte Studienräte, die glauben das so eine Kacke cool ist. Für Sting gilt: Setzen. Nichtgenügend.

Nena Best of Nach dem Livealbum vor ein paar Wochen schon wieder eine Best-of. Mach mal Pause Mädchen. Die Berufsjugendliche sollte ihre CDs mit einem Warnsticker versehen: „Diese Musik macht nicht jünger sondern dümmer“

Das war vorerst nur die Spitze des Eisbergs. Viel Grauen wartet noch unter der Oberfläche. Da müssen wir gemeinsam durch.
Andreas Bauer

26. Oktober 2010

Good@Wise Filmtipp: The social network von David Fincher

Am Ende des Films sitzt „Facebook“ Gründer Mark Zuckerberg alleine in einem Besprechungszimmer und stellt mittels seines Laptops eine Freundschaftsanfrage auf der „Facebook“-Homepage. Die Kamera beobachtet den jungen Mann, wie er alle zwei Sekunden auf „aktualiseren“ geht – in der Hoffnung auf eine Antwort. Besser lässt sich die Einsamkeit eines Menschen der im Internet 500 Millionen „Freunde“ hat nicht veranschaulichen. David Finchers Film über den „Facebook“ Initiator enttäuscht mit Sicherheit alle, die eine Abrechnung mit einem zynischen Internetkonzern erwarten. Fincher zeichnet viel mehr das Sittenbild einer Generation. Der Generation „dot.com“. Eine Jugend welche mit der Selbstverständlich von globaler Kommunikation aufgewachsen ist, wo das Handy schon lange kein Statussymbol mehr ist, sondern ein unverzichtbarer Bestandteils des Lebens. Eine Generation, welche mühelos mittels Internetportalen & sms kommuniziert, jedoch offensichtliche Schwierigkeiten mit dem direkten lebendigen Gegenüber hat. Mark Zuckerberg ist so ein Mensch – hervorragend gespielt von Jesse Eisenberg der sich langsam als bester Darsteller seine Generation empfiehlt. Zuckerberg ist hochintelligent (Notenschnitt: 1.0), ein genialer Programmierer und zugleich völlig unfähig mit seiner Freundin ein einfaches Gespräch zu führen. Gleich die erste Szene zeigt einen verkorksten Dialog der Beiden, welcher auch dazu führt das Erica mit Mark Schluss macht. Dieser postet sogleich seinen Frust in seinem Blog: „Erica is a bitch“. Privatleben gibt es nicht mehr. Über Umwege entwickelt Mark dann die Idee von „Facebook“ und betrügt dabei seine Freunde und Mitarbeiter. Konfrontationen weicht er aus. Gesprächstermine werden ignoriert, lästige Anrufe nicht entgegengenommen, unangenehme e-mails nicht beantwortet. Kommunikation findet nur mehr übers Netz statt – wenn möglich anonym. Mark versteckt sich entweder hinter seinem Laptop oder hinter einer Maske aus Arroganz & Präpotenz. Die direkte menschliche Auseinandersetzung gibt es nicht mehr. Anhand von Zuckerbergs Aufstieg und Verhalten zeichnet der Regisseur ein äußerst präzises Bild einer Generation, welche sich langsam aber sicher im Netz verliert. Dies gelingt Fincher ohne zu moralisieren oder zu belehren.
Bereits 1999 ist es David Fincher mit seinem Film "Fight Club" gelungen die entemotionalisierte & desillisionierte Generation der 80er Jahre zu porträtieren. Mit "The Social Network" wiederholt er das Künststück und reflektiert die Gegenwart. Der Film ist ausgezeichnetet und wichtig. Sehenswert gleichsam für „Facebook“ User wie Hasser.
Andi Bauer

24. Oktober 2010

Sunday Morningt Coming Down - Get in the Soultrain with Sharon Jones

Sharon Jones & the Dap Kings live in München am 22. 10. 2010

In Österreich hört man öfters von einem Kirchensterben, von leeren Gotteshäuser und einem Rückgang der Gläubigen. Ein Problem welches sich leicht lösen lässt. Man müsste nur die Soulgranate Sharon Jones und ihre Band – the Dap Kings - für Auftritte in den heimischen Gotteshäusern engagieren. Die Buden wären im Handumdrehen wieder voll. Dies könnte jedoch zu einer anderen viel folgenschwereren Konsequenz führen. Ein Konzert von Sharon und ihrer Band verlassen die Besucher so beseelt und befreit, dass Sie danach vielleicht nie wieder eine Kirche brauchen. Es ist diese unvergleichliche und wahrhaftige Freude welchen den Hörer bei diesen Konzerten erfasst. Eine Freude die nur mit dem paradiesähnlichen Zustand zu vergleichen ist, welchen Adam & Eva genossen haben, bevor sie vom Gottvater aus dem selbigen vertrieben wurden. Seitdem irrt der Mensch durch die Geschichte auf der verzweifelten Suche nach dem ursprünglichen Glück und versucht seine Leere durch Konsum, Drogen und andere vermeintliche Abkürzungen zu füllen. Alle bisherigen Versuche des lieben Gottes den Menschen durch Propheten und Religionen aus seinem geistigen Gefängnis zu befreien, können als gescheitert betrachtet werden. So blieb dem Allmächtigen nur mehr ein allerletzter Weg – die Musik. Nicht irgendeine Musik – Soulmusik.
Es war der größte Sänger des 20. Jahrhundert – Sam Cooke – der diesen Erlösungsprozess einleitete. Sam Cooke war, wie die meisten schwarzen Sänger, ein Gospelsänger. Er war es, der zwei der größten historischen Gegensätze verband und daraus einen neuen heiß brennenden Musikstil schuf. Sam Cooke vereinigte Religion mit Sex. Er verband das Preisen und Loben Gottes in der Gospelmusik mit den Freuden der irdischen Liebe. Soulmusik war geboren und viele Propheten folgten um diese neuen Wahrheit den Menschen zu verkünden. Und sie taten das nicht mit Feuer und Schmerz sondern mit Rhythmus, Leidenschaft & Seele. James Brown, Aretha Franklin, Ray Charles, Tina Turner, Al Green, Otis Redding, Wilson Pickett & Mavis Staples brachten die Gospel in die ganze Welt. Und wir Europäer, emotional gelähmt, kopfgesteuert und freudlos dahin fristend können nur dankbar sein, dass es diese Musik gibt.
Die aktuelle Hohenpriesterin des Soul heißt Sharon Jones kommt aus Georgia und katapultiert mit ihrer Band den Soul der 60er Jahre ins 21. Jahrhundert. Am Freitag hatte ich die Gelegenheit ihrem Konzert in München beizuwohnen, welches zu einer Messe ausartete und ausschließlich bekehrte Seelen in die Nacht entließ. Sharon fegte und jubilierte über die Bühne als gelte es mit ihrer Band einen kollektiven Exorzismus durchzuführen. Die Frau tanzte, sang und frohlockte. Begleitet wurde Sie von den Dap Kings eine Band die so präzise spielt als gelte es mit Rasierklingen Atome zu spalten und zugleich eine entspannte Lockerheit an den Tag legt welche nicht mal in Wiener Kaffeehäusern zu finden ist. Mein Gott. Wenn Bruce Springsteen könnte, er würde sofort diese Band engagieren und seine E-Street Band wie räudige Hunde in die Wüste schicken. Sharon Jones & the Dap Kings bewiesen auf eindrucksvolle Weise warum man diese Musik Soulmusik nennt. Weil diese Musik die Seele befreit. Ich muss jetzt aufhören zu schreiben. Muss tanzen gehen und Seele befreien…………….
Andi Bauer

Ps.
HIER ein Konzert von Sharon Jones & the Dap Kings

17. Oktober 2010

Sunday morning coming down: Sting - dieser Stachel sticht schon lange nicht mehr

Was tun wenn die Karriere als Popmusiker stockt und keine neuen Ideen für Lieder da sind. Man aktiviert den 6-Punkte Plan. Dieser ist bewährt und beliebt.

1. Ein Best-of Album mit alten Hits. Klappt meistens, besonders wenn der Weihnachtsmann vor der Tür steht.
2. Ein Livealbum. Ist nicht jedermanns Sache, vor allem sollte man den Ruf haben auch gute Konzerte zu geben.
3. Ein Unplugged-Album. Einfach den Stecker rausziehen und die alten Hits im neuen Gewand präsentieren. Schafft in der Regel Zeit und ein bisschen Luft.
4. Eine Reunion mit – wenn vorhanden – der alten Band. Der Robbie haut sich auch gerade wieder mit den alten Kumpels von Take That zusammen. Wenn möglich, ein todsicheres Rezept.
5. Eine CD mit Weihnachtsliedern.
6. Und für die ganz verzweifelten – eine Kooperation mit einem Symphonieorchester. „Pop meets Klassik“ heißt das dann.

Sting muss sehr verzweifelt sein, denn er hat in den letzten Jahren den 6-Punkte Plan vollständig umgesetzt.
2001 veröffentlichte Sting sein Unplugged-Album. Live aufgenommen in seinem Haus in der Toscana. Die geladene High Society schlürfte dazu Krabben & Prosecco und klatschte höflich. So klingen die Lieder dann auch – oberflächiges Gedudel für gelangweilte Yuppis. Dann folgte 2003 sein bislang letztes Studioalbum mit selbstgeschriebenen Liedern. Das Werk hieß „Sacred heart“. Der Titel passt zur Musik – wichtigtuerisch und langweilig. Danach kam (wieder mal) ein Best-Of Album und eine CD mit klassischer Musik. 2007 folgte eine zweijährige Reunion-Tournee durch die Stadien dieser Welt mit seiner alten Band Police. Zur Tour gab es eine Police Best-Of CD, danach eine Live CD von der Tournee. Anschließend folgte eine CD mit Liedern über Weihnachten und den Winter – schnarch. Stings Welteroberung läuft auf allen Kanälen aber ohne interessante Musik. Mitbewerber wie U2 oder Bon Jovi geben sich wenigstens Mühe ein paar neue Lieder aufzunehmen. Der neueste Streich von Sting ist eine CD mit seinen alten Hits, eingespielt mit einem Symphonieorchester. Das Machwerk erschien heuer im März und ist schlimmer als Fahrstuhlmusik. Natürlich ging Sting gleich mit dem kompletten Orchester auf Tournee – im November gibt’s ein Konzert auch in Wien. Inzwischen gibt es auch schon die Live-CD vom Konzert in Berlin. Ein Drama und der kreative Verfall eines einstig Großen. Denn irgendwann machte der Mann mal wirklich gute Musik.
Vor seiner großen Musikkarriere war Sting Lehrer. Somit verwundert es nicht, dass der Kerl immer schon ein bisschen „obergscheit“ rübergekommen ist. Sting wusste immer was Sache ist. Er hat schon Hektarweise Regenwald gekauft und gerettet als Al Gore noch die Papierkübel im Office der Demokraten auslehren musste. Seine Soloplatten waren somit meist belehrend, ernsthaft und so gar nicht lustig. Die Alben hießen dann auch „The Soul Cages“ & „Mercury falling“ oder zitierten gleich Shakespeare wie „Nothing like the sun“. Bei Sting war Popmusik immer ein bisschen wie nachsitzen – zuhören, büffeln und schweigen.
Seine Kollegen Stuart Copeland und Andy Summer von der gemeinsamen Band Police hatten damals noch Einfluss auf Sting und fungierten als gesundes Korrektiv. Das ist leider schon lange vorbei. Bessere Songs als in den sechs Jahren mit Police schrieb der Pauker nie wieder. Solo ging er dann gleich mal mit Jazzmusikern auf Tournee verlor sich in verlogener Weltmusik und langweilte seine Fans mit durchschnittlicher aber dafür umso bedeutungsschwangere Musik. Zu dieser Zeit (1985 – 2000) konnte man Sting zumindest irgendwo zwischen Phil Collins, Eric Clapton & Rod Stewart platzieren. Die Kerle stören nicht wirklich, veröffentlichen alle paar Jahre ihre Reißbrettproduktionen und liefern den notwendigen Soundtrack für Armani, Duftwässerchen und Lifestyle. Aber in den letzten Jahren funktionierte nicht mal das mehr. Der Mann langweilt nur noch und verwundert seine letzten treuen Fans.
Aber wer will es dem eitlen Gockel schon sagen. Denn jeder der mit Lehrern zu tun hatte weiß, dass Schweigen Gold ist. Die Kerle haben immer recht.
Andi Bauer

3. Oktober 2010

Sunday morning coming down....Imagine, there is no……..Fear

Anlässlich des 70igsten Geburtstag von John Lennon der pompös, mit viel Trara und (wieder mal) Neuauflagen seiner CDs gefeiert wird, darf an dieser Stelle auch was bemerkt werden. Lennons berühmtester Solohit – „Imagine“ – ist unerträglich, naiver Hippiekitsch. Eine pseudopazifistische, heuchlerische Anklage gegen die Welt im Allgemeinen - wer „die Welt“ auch immer ist - welche von Linken, Weltverbesseren und Besserwissern gleich einem Schild seit 40 Jahren vor sich hergetragen wird.

“Imagine there's no Heaven
It's easy if you try
No hell below us
Above us only sky
Imagine all the people
Living for today”

Es wäre ja schön wenn alle Anderen alles besser machen würden, solange man selber nichts ändern muss – tolle Botschaft. Nachdem das Lied zur inoffiziellen Antikriegshymne gegen alles Böse erklärt wurde, und im Zuge dessen von allen Radiostationen zu Tode geduldet wurde. Nachdem zahlreiche Künstlern von Stevie Wonder bis Jack Johnson brave Coverversionen der Nummer abgeliefert haben. Nach alldem, macht sich inzwischen beim Autor dieser Zeilen die leise Hoffnung breit, dass es jetzt genug ist mit dem Gesülze. Es sollte inzwischen reichen und man kann mit ruhig Gewissen dieses Liedchen zu Grabe tragen. Vielleicht gilt es diesen einen Geburtstag noch zu überstehen, aber dann………….
Die Rettung kommt jedoch aus einer völlig unerwarteten Richtung und heißt Antony Heagerty, welcher mit seiner Band Antony and the Johnsons drei wunderschöne Popalben veröffentlichte und seinen entzückten Hörern die bezauberndsten Lieder jenseits dem seligen Wolferl Amadeus schenkte. Antony wird am 8. Oktober sein viertes Album veröffentlichen, vorher gabs zum Einstieg eine EP (Minialbum) welches fünf Lieder enthält. Einer davon ist eine Coverversion von „Imagine“, welche durch einen mutigen Kniff das Lied aus seinem Jammertal befreit und ins himmlische Licht führt. Antony singt „Imagine“ in der ersten Person und rückt somit, sich selbst in die Rolle des Handelnden

„Imagine there is no heaven - It was easy when I tried”

Und er singt das Lied mit seiner engelsgleichen Stimme geduckt und in demütiger Zurückhaltung. Das Lied wirkt bei Antony wie eine persönliche Selbstreflektion des Künstlers bei welcher der Zuhörer unfreiwillig Zeuge wird. Und wenn Antony darüber singt, das er ES versucht hat dann führt er mit diesen einzigen Satz alle Friedensbewegungen dorthin wo der Friede wirklich beginnt. Bei jedem Einzelnen. Lennon war zwar immer ein großer Kritiker und Stänkerer aber diesen Mut hatte er nie. Es ist möglicherweise unbewusst Antony`s Geburtstagsgeschenk an John Lennon –„Imagine“ vom Schmalz und der Heuchelei zu befreien.
Andi Bauer

26. September 2010

Sunday Morning Coming Down..…….und ich will auch mehr Aufmerksamkeit

Das Leben ist einfacher geworden seit wir in einer Mediengesellschaft leben, man weiß wie es läuft und ist gefeit vor Überraschungen. Das uralte Spiel „ich provoziere – du entrüstest dich – und wir kommen beide in die Zeitungen“ läuft mittlerweile erfolgreich auf allen Kanälen – und alle machen mit und freuen sich. Sei es in der Politik, wo der Hans Christian (früher wars der Jörgl) einen Rülpser loslässt und darauf immer dieselben Reaktionen auslöst. Die Grünen wild empört: „Faschistische Nazibande“. Die Sozis moralisch wetterleuchtend: „Das darf man aber nicht so sagen“ und die Schwarzen staatsmännisch schweigend: „Also wir kommentieren das sowieso nicht“. Und alle dürfen als Belohnung wieder in die Zeitung. Und die Zeitungsleute haben was zu schreiben und die Bürger den Eindruck, dass die Politiker eh noch da sind und irgendwas tun. Natürlich lenkt das Ganze auch den unmündigen Bürger von den üblichen Mauscheleien, wirklichen Skandalen, korrupten Postenschachereien und anderen Schweinerein ab.
Ich hab ja so eine Theorie, das unsere Politiker einen wöchentlichen jour-fix haben – in irgendeinem Hinterzimmer im Cafe Landtmann. Da treffen sich dann der Werner, der Joschi, die Evi und der Hansi (der Buchi darf nu net dabeisein) und überlegen sich gemeinsam ein paar Aufreger und passende Reaktionen fürs dumme Volk und die Zeitungen.
In der Popmusik läufst ja auch nicht anders. Lady Gaga wechselt ja stündlich ihre Kleidung für die Fotografen. Ein kleiner Höhepunkt unter vielen Anderen war ein Kleid aus echten Fleischstücken auf dem Cover des „Vogue“ Magazins. Na, da war was los. P.E.T.A. (People for the Ethical Treatment of Animals), diese politisch korrekte Tierschutz-Terrorbande für Gutfühl-Prominente, schäumte ganz böse und rief sofort zum weltweiten Boykott von Lady Gaga CDs auf. Kauft nicht die Musik dieser Mörderin schallte es aus einschlägigen Foren. Nun die Lady ist froh, weil wieder ordentlich in den Medien, die P.E.T.A. ist froh weil Sie der Welt zeigen kann, dass sie noch eine Existenzberechtigung hat und die Plattenfirma ist natürlich froh, weil solche Aktionen den Verkauf ankurbeln. Die einzige die sich sorgen machen sollte ist Lady Gaga, denn langsam gehen mit Sicherheit die Ideen für Kleidung aus – viel ist da nicht mehr. Ein Röckchen aus Schlamm vielleicht oder ein Hut aus Straußeneiern oder ein Höschen aus lebendigen Schmetterlingen. Wir sind gespannt.
Sorgen sollte sich auch der Robbie Williams machen, denn dem sind die musikalischen Ideen schon vor fünf Jahren ausgegangen. Im Oktober kommt schon wieder ein Best-Of CD in die Läden und seitdem der Gute in festen Händen ist, gibt’s auch keine vernünftigen Skandale mehr um das Ding zu promoten. Nix mehr mit Drogen, Depression, Sexparties, Übergewicht und all das Andere, was man so gerne von dem Schlingel liest. Und die geplante Réunion mit den alten Kumpels von Take That wirkt auch eher wie ein Klassentreffen von Kerlen in der Midlifekrise. Na vielleicht fällt Robbies Management noch was Cooles ein um ordentlich in die Zeitungen zu kommen. Dafür werden die Kerle schließlich bezahlt.
Andi Bauer

20. September 2010

Kann es sein, was nicht sein darf?

Eine good@wise Filmempfehlung von Gastautor Christian Dangl

Als mir Andi Bauer vor etwa 2 Wochen von einem neuen Kinofilm über Lichtnahrung erzählte, war ich überrascht, neugierig und vor allem – skeptisch. Überrascht, dass dieses Thema, mit dem ich mich selbst intensiv beschäftigt habe und das für mich extrem faszinierend ist, ins Kino kommen soll. Neugierig auf Inhalte, Personen, Studien, Aussagen, Erklärungen, Erfahrungen und letztendlich skeptisch, weil ich mir dachte, dass dieses für mich so besondere Phänomen ohnehin in der Luft zerrissen würde.

PA Straubinger forschte 10 Jahre und reiste rund um den Globus auf der Suche nach dem, was weitläufig unter Lichtnahrung, Breatharianism, Inedia usw. bekannt ist. Was daraus entstand ist die Dokumentation „Am Anfange war das Licht“. Sie zeigt den Prozess des Suchens vom ersten „Googeln“ über Treffen und Interviews mit zahlreichen Menschen, die Erfahrungen mit Lichtnahrung gemacht haben, bis hin zu unterschiedlichen Studien und dem Versuch einer Erklärung für das, was eigentlich nicht sein dürfte.

Einen Tag nach der Premiere in den österreichischen Kinos habe ich mir den Film angeschaut und war sehr angetan von der Art der Darstellung und der Fülle an Informationen, die ich zum Teil kannte, die mir zum Teil aber auch völlig neu waren. Der Film regt zum Nachdenken an und kann sich auf eine fruchtbare Diskussion zu diesem Thema nur positiv auswirken. Man sollte ihn jedoch idealer Weise nicht alleine anschauen, um ihn anschließend entweder gemeinsam zerreißen oder loben zu können und so eventuellen Gefahren einer Festplattenüberlastung des Verstandes entgegenzuwirken. Übrigens geht es bei Lichtnahrung gar nicht wirklich um Licht im buchstäblichen Sinne ;)

Christian Dangl

19. September 2010

Sunday Morning Coming Down - Bono, Eddie, Jimi & Bob tanzen entlang dem Wachturm

Mit seinem Film “I`m not there“ von 2008 versucht Regisseur Todd Haynes sich dem Musiker Bob Dylan zu nähern. Er machte das einzig richtige, indem er die verschiedensten Phasen der Karriere des Musikers, von sechs Schauspielern verkörpern lässt. Darunter finden sich Christian Bale, Richard Gere, Heath Ledger und sogar Cate Blanchett, die Bob Dylan darstellen. Ein sehenswerter Film mit einem interessanten Soundtrack. Musiker der aktuellen Alternativrockszene interpretieren Lieder des Meisters. Ein schöner Querschnitt durch viel frühes, ein bisschen mittleres und wenig spätes aus 40 Jahren Musikgeschichte. Nebst einigen witzigen und auch skurrilen Visionen gibt’s wieder mal eine Version von „All along the watchtower“. Viele große scheiterten bereits an diesem Lied, wie auch U2. Bono fühlte sich 1988 sogar bemüßigt eine Textzeile zu „Watchtower“ hinzuzufügen.
„All I got is this red guitar, tree accords and the truth“
Ja, so peinlich ist das heute noch - nach 22 Jahren, nachzuhören auf „Rattle and Hum“. Auch auf dem Soundtrack von „I`m not there“ wird ein neuer Versuch gestartet das Lied neu zu deuten. Pearl Jam Sänger Eddie Vedder knödelt sich durch das Lied, durch begleitet von einem breiten schweren Morast aus Grungegitarren. Ein Jammertal. Es gibt einfach Lieder von „Sir Bob“ die brauchen keine Erklärungen und Neudeutungen. Und „Watchtower“ hat schon eine definitive Version, die von Jimi Hendrix. Erschienen ist das Lied erstmals 1968 auf Dylans „John Wesley Harding“ Album, das nach einem zweijährigen verletzungsbedingten Asyl – damals war das sehr, seeehr lange – von den Fans sehnsüchtig erwartet wurde. Während Kritiker, selbsternannte Experten und Dylanologen versuchten den kryptischen Text zu entschlüsseln, nahm sich Jimi Hendrix der Nummer an. Hendrix sang das Lied, nicht sondert spuckte die Worte aus als seien diese giftige Säure, nahm seine Gitarre, zerschnitt die Nummer in winzige Stücke und schoss diese ins Universum. Da blieb nichts mehr übrig, von der ursprünglichen Folkversion. Dylan war so begeistert, dass er verkündete nur noch die Hendrix Version des Liedes live zu spielen, da dies nun die definitive sei. Somit zeigte er, dass es in der Musik nicht immer um das begreifen der Noten und Akkorde geht, sondern auch darum den Geist des Werkes zu erfassen. Um was in dem Lied wirklich geht, sagte Dylan noch nie. Sein Kommentar zum Album ist in seinem Buch „Chronicles“ nachzulesen. „Some Folk/Countryalbum inbetween“. A-Ha. Für mich ist die Bedeutung der Nummer klar. Es sind 6000 Jahre biblische Geschichte, von der Schöpfung bis heute und wieder zurück. Und wenn man sich die Geschichte so anschaut, dann braucht es wahrscheinlich eine Gitarre von Hendrix um diese adäquat zu erzählen.



All along the Watchtower
"There must be some kind way out of here
Said the joker to the thief
There's too much confusion
I can't get no relief

Businessmen, they, they drink my wine
Plowmen dig my earth
None will level on the line
Nobody of it is worth", hey

No reason to get excited"
The thief, he kindly spoke
"There are many here among us
Who feel that life is but a joke

But you and I, we've been through that
And this is not our fate
So let us not talk falsely now
The hour is getting late", hey

Hey

All along the watchtower
Princes kept the view
While all the women came and went
Barefoot servants too

Outside in the cold distance
A wildcat did growl
Two riders were approaching
And the wind began to howl, hey

All along the watchtower
All along the watchtower”

15. September 2010

Pure Joy

Good@Wise Musiktipp: Robert Plant / Band of Joy
Neulich meinte der eitle Schwätzer Bono, dass U2 nicht anstreben die größte, sondern vielmehr die beste Band der Welt zu werden. Ein möglicherweise, unabsichtlicher Anflug von Weisheit? Denn der Titel „Größte Band der Welt ist seit 40 Jahren fest in den Händen von Led Zeppelin“ und das wird sich in den nächsten Jahrzehnten auch nicht ändern. Es mehren sich vielmehr die Anzeichen, dass die britischen Bluesrocker auf diesen Titel einzementiert sind. Als Led Zeppelin 2008 ein einmaliges Konzert in der Londoner Q Arena gaben, meldeten sich 20 Millionen Menschen, für die 20.000 zur Verfügung stehenden, Karten an. Wenn die ganz Großen (Rolling Stones, U2, Madonna) auf Welttournee gehen werden im Vergleich weltweit 3-4 Millionen Tickets verkauft. Aber was sollen die Zahlenspielereien, lassen wir die Musik sprechen. Die ersten sechs Alben von Led Zeppelin sind so gewaltige Rock-Monolithen, da braucht es nichts mehr – „The First And The Last Word in Rock“. Oder, anders gesagt, sollte der liebe Gott mal dran denken den Urknall zu vertonen, weiß er an wen er sich wenden muss. Warum – so mag sich mancher Leser fragen – die plötzliche Euphorie für die Dinosaurier. Nun, Zeppelinröhre Robert Plant hat gerade ein sensationelles Soloalbum veröffentlicht und nachdem ich mir das Ding dreimal durchgehört habe, wurden die alten Zep-Scheiben wieder mal aktiviert. Dies bräuchte es nicht mal. Robert Plants Album ist wunderbar. Weit weg von einem Alterswerk vermittelt der 62jährige eine Aufbruchsstimmung welche man bei seinen jüngeren Nachäffern schon lange vermisst. Die Reise führt wieder mal durch die USA ins Mississippi-Delta, nach Nashville und natürlich gibt’s auch einen kurzen Stopp in Memphis. Man ahnt es, knackiger Blues, frischer Folk und gedrosselter Rock mit einer Prise Country wird dargeboten. Plants Stimme erweist sich einmal mehr als Instrument im eigenen Recht. Schon lange muss der Mann nicht mehr beweisen dass er auch die höchsten Töne trifft. Gekonnt und nuanciert hantelt sich der beste aller Rocksänger durch die unterschiedlichsten Stile und Facetten der Lieder, begleitet von den besten Countrymusikern Amerikas. Man höre nur das mitreißende „Can`t Buy my Love“, das verschlurfte „Falling in Love Again“ oder das stupende „Satan Your Kingdom Must Come Down“. Ein Hörgenuss für hungrige Forscher & ewige Rocker. Und die beste Band der Welt ist immer noch….you can guess.
Andi Bauer

12. September 2010

Sunday Morning Coming Down - Jesus der Lässigen

Gerade ist Post aus den USA eingetroffen. Ein guter Freund hat mir ein T-Shirt mit der Aufschrift. „Finally We Nailed the Jesus Of Cool“ geschickt. Dieser Werbespruch für ein Album von Nick Lowe aus dem Jahre 1978 bringt mich zu einer wichtigen Frage. Möglicherweise zu DER Frage überhaupt. Wie lautet der beste Plattentitel aller Zeiten. Auswahl gibt es genug. „Achtung Baby“ von U2 etwa, doof aber witzig. Oder „Ragged Glory“ als Neil Young die Gitarre auspackte und damit ein Inferno auslöste. Treffend und geistreich. Der Titel sollte auch mit den Liedern oder der Geisteshaltung des Albums zusammenhängen. Als Universal 1995 eine 4-CD Box von Bob Marley veröffentlichte nannten sie diese sinnigerweise „Songs Of Freedom“. Ein Textausschnitt aus dem wunderbaren „Redemtion Songs“ und zugleich Bob Marleys Lebenseinstellung und eine treffende Zusammenfassung seiner Lieder. Was gibt es noch zur Auswahl. Einige Ideen an dieser Stelle:

REM / Eponymous
The White Stripes / Icky Thump
Morrissey / Viva Hate
The Smith / Meat is murder
The Smith / The queen is dead
New order / Substance
Simon & Garfunkel / Bookends
Frank Sinatra / In thee we small hours
Joy Division / Closer
Emerson Lake Palmer / Brain Salad Surgery
Ween / Chocolate and Cheese
Muse / Origin of Symmetry
Led Zeppelin / Physical Graffiti
Led Zeppelin / Presence
Sigur Ros / ( )
Pet Shop Boys / Yes
Pet shop Boys/ Please
Pet Shop Boys / Very
Bob Dylan / Blood on the Tracks
Herbert Grönemeyer / Bleibt alles anders
Falco / Junge Römer
Nirvana / Nevermind
The Beatles / Help
The Rolling Stones / Beggars Banquet
Elvis Presley / From Elvis in Memphis
James Brown / I`m black and I`m proud
Miles Davis / A kind of blue
Massive Attack / Blue lines

Alle diese Titel sind zwar gut aber,.... der beste Albumtitel ist:
THE JESUS OF COOL von Nick Lowe (das T-Shirt). Nicht einverstanden?
Dann schreibt mir Eure Meinung zum besten Titel. Ich freu mich drauf.
Andi Bauer

2. September 2010

The Hawk & The Elve



Good@Wise Musiktipp:
Isobel Campbell and Mark Lanegan / Hawk
Wäre es nicht so abgeschmackt, man würde ohne Umschweife die Kollaboration von Isobel Campbell und Mark Lanegan als „The Beauty and the Beast“ bezeichnen. Gegensätzlicher könnten zwei Musiker nicht sein, und doch gelingt es Ihnen bereits auf drei Alben einen gemeinsamen musikalischen Nenner zu finden, welcher schöner und spannender nicht sein. Mark Lanegan war in den 90er Jahren Vorstand der Grunge Rabauken Screaming Trees, mit denen er dreckigen Garagenrock spielte, der selbst Pearl Jam Angst und Respekt einjagte. Zur selben Zeit säuselte Isobel Campbell für die soften Folk–Popper Belle & Sebastian sanfte Liedchen. 2006 veröffentlichte das ungleiche Paar ihr erstes gemeinsames Album, das hervorragende „Ballad of the broken Sea“ und überraschte damit Fans und Kritiker. Nach dem zweiten Werk „Sunday at devil`s Dirt“ von 2008 folgt nun mit „Hawk“ der dritte Streich und ist schon jetzt Anwärter für die schönste Herbstplatte des Jahres.
Lanegan`s von Whiskey & Nikotin zerstörte Stimme entpuppt sich erneut als grandiose Unterlage für Campbell`s elfenhaften Gesang. Die Kompositionen pendeln geschickt zwischen störrischen Blues, gebremsten Rock und melodietrunkenen Folk. Einer der vielen Höhepunkte stellt „Time of the Season“ dar, wo beide Sänger im harmonischen Gleichklang die Geschichte einer verlorenen Liebe erzählen und dabei den Hörer scheinbar mühelos mit auf die Reise nehmen. Anders im großartigen „You won`t let me down again“ wo Lanegan getrieben von bösartigen Bluesgitarren, wie ein grollender Wolf die Worte ins Mikro bellt. Campell`s Stimme verliert sich dabei im Hintergrund, wie ein verschreckter Windstoß im Herbst. Im wunderbaren „Sunrise“ wiederum, verzichtet Campbell auf das Raubein und sing die traurigen Zeilen ganz alleine, gleich einem verträumten Engel.
„Too much pain, to much pressure – And why must I wait so long – for the One I treasure – Tommorrow that´s when I´ll be gone – at sunrise”Ein Lied über Vampire? Wer weiß das schon. Geschrieben hat die Lieder welche durchwegs Schmerz und Verlust behandeln Isobel Campell, bis auf zwei hervorragende Coverversionen aus der Feder des großen Townes van Zandt. Ein Mann der auch wusste wie man Leid und Einsamkeit buchstabiert. Ihr schönstes Lied „Lately“ platzierte Campbell am Ende der Platte und überlässt den Gesangspart – ganz Ladylike – allein ihrem Gefährten.
„Lately I`ve been looking out für the bells when the ring – bells for you and bells for me, a beautiful thing – been a long time coming soon my ship will come in – Lately”
Auch für die Einsamen gibt es noch Hoffnung.
Andi Bauer

1. September 2010

John Mellencamp - “Fighting man`s Springsteen”




Kein Springsteen für Arme
„Poor man`s Springsteen“ – der Springsteen für Arme – so nannte man John Mellencamp in den 80er-Jahren. Eine Bezeichnung die den Versuch darstellt, den unbequemen Rocker zu schubladisieren. Unbequem, weil immer schon stur, rastlos und rebellisch. Mellencamps Karriere scheint ein einziger Kampf zu sein, mit unendlichen Schlachten an verschiedensten Fronten. Gegen gierige Plattenfirmen, inkompetente Musikmanager, korrupte und ignorante Behörden, eine intolerante Gesellschaft, verständnislose Ehefrauen und letztlich gegen sich selbst, wegen diverser Krankheiten, Schlaganfällen und dem nahenden Tod. Kein amerikanischer Musiker scheint patriotischer und zugleich rebellischer zu sein. Keine Karriere kann größere Sprünge verzeichnen und reiht so eng Großtaten und Erfolge neben Peinlichkeiten und Misserfolge. Von einem derzeitigen Comeback bei John Mellencamp zu sprechen ist falsch wie überflüssig. Seine letzten beiden großartigen Alben Life Death love and Freedom & No Better Than This, sind vielmehr eine Heimkehr. John Mellencamp scheint mit seiner aktuellen Musik endlich bei sich angekommen zu sein. Ein langer Weg von Johny Cougar zu John Mellencamp und eine Gelegenheit für das Porträt eines Unbequemen, der in Europa immer noch zu wenig wahrgenommen wird.

Der langwierige Start einer wechselhaften Karriere
Aufgeschlossene Beobachter wundern sich heute noch, dass Mellencamp`s Karriere überhaupt zündete. Seine ersten vier Studioalben (1979-84) sind unhörbarer Quatsch und servieren eine furchtbare musikalische Melange aus New Wave, melodiearmen Pop und verunsicherten Rock N´Roll. Es mag an der damaligen Großzügigkeit und Geduld der Plattenfirma gelegen haben – heute kriegt kein Künstler nach zwei verhauten Album eine weitere Chance – und auch an dem kleinen Hit „I need a lover“ (top 10 in Australien), dass John Cougar noch die Gelegenheit bekam, ein fünftes Album aufzunehmen. American Fool erschien 1982, als der große Bruder Bruce Springsteen mit dem introvertierten Nebraska eine Auszeit aus dem Rockzirkus nahm und passte perfekt in die frühen 80er-Jahre. Gefälliger, patriotischer Roots-Rock, glatt produziert und auf Hitparade getrimmt. Und diesmal hatte Mellencamp sogar einige zwingende Melodien eingebaut. Die fetzige Single Hurt so good schaffte es sogar auf Platz eins der US-Charts und zog das Album mit, welches auch auf an der Spitze der Albumcharts landete. Es sollte kurioserweise Mellencamps einzige Nummer eins bleiben. Der Nachfolger Uh-Uh warf zwei weitere Hits ab und propellte den Musiker zum neuen US-Superstar. Zwischenzeitlich veröffentlichte Springsteen Born in the USA. Patriotischer Rock war das neue große Ding zwischen New York und L.A. Neben dem großen Bruce war 1985 jedoch wenig Platz und Mellencamp kassierte rasch den Begleitsatz: „Springsteen für Arme“. Unpassend und schlicht falsch. Mellencamp spielte nie den pathostriefenden Breitwandrock wie sein erfolgreicher Kollege. Seine Lieder waren immer schon inwendiger, was er mit seinem siebten und charakteristischsten Album beweisen sollte.
Der Regen auf die Vogelscheuche brachte die großen Hits
Rain on the Scarecrow ist immer noch das Referenzwerk des störrischen Musikers. Mellencamp wuchs in einer Kleinstadt im Bundesstaat Indiana auf, war schon immer politisch aufgeweckt und hasste aus ganzen Herzen die Reagan-Administration, seiner Ansicht nach, die USA für immer verändern würde. Sein Album Scarecrow war ein Statement über die Missstände des Landes. Der Titelsong behandelt mit schmerzhaft deutlichen Worten den Verlust der Würde der heimischen Farmer.

Rain on the scarecrow Blood on the plow
This land fed a nation This land made me proud
And Son I'm just sorry there's no legacy for you now
When you take away a man's dignity he can't work his fields and cows

Mellencamp machte aus seinem Herzen nie eine Mördergrube. Seine offene Kritik an die Republikaner, welche er bis in die Bush-Jahre fortsetzte, schuf ihm in der eigenen Nachbarschaft viele Feinde. Für viele Amerikaner hat sich der Künstler aufgrund seiner konsequenten Kritik des Landesverrats schuldig gemacht. Wahrlich kein kluger Schritt für die Karriere in „Gods own country“, jedoch ein konsequenter. „Scarecrow“ war auch die erste „Americana“-Platte, bevor es dieses Genre überhaupt gab und kann stilistisch als einleitendes Album für die „No Depression“ Bewegung betrachtet werden, welche Anfang der 90er-Jahre alternativ Country-Bands wie Wilco, Sixteen Horsepower, Uncle Tupelo und Musiker wie Ryan Adams, Connor Oberst & Bonnie Prince Billie eine Karriere ermöglichte. Auch die restlichen 80er-Jahre waren gut zu Mellencamp. Zwei weitere Hitalben (The Lonesome Jubilee 1987 & Big Daddy 1989) und erfolgreiche Tourneen füllten die Kriegskasse. Ferner wurden zum ersten Mal die Kritiker auf ihn aufmerksam und lobten den melodiösen und fein arrangierten Countryrock.
Von Scheidungen, Herzinfarkten und anderen Karrierestolpersteinen
Der Preis für den Erfolg wurde, wie allzu oft, an der häuslichen Front bezahlt.1989 ging der Musiker durch eine hässliche Scheidung. Diese wurde offensichtlich mit einer trotzig wütenden Platte voller Pessimismus und apokalyptischen Warnungen bearbeitet. Whenever We Wanted von 1991verstörte viele Fans. Der gefällige Countryrock wurde von lärmenden E-Gitarren und kreischenden Bläsern verdrängt. In den 90ern entdeckte der Künstler auch die Malerei, was eine Veränderung im Fokus bedeutete. Die Alben dieser Zeit bedeuteten selbst für Fans besseren Durchschnitt und vermittelten trotz einiger starker Titel eine generelle Lustlosigkeit. Frustriert von der eigenen Stagnation und der Tatsache seit zehn Jahre keinen Hit mehr gelandet zu haben, wechselte Mellencamp 1998 Plattenfirma und Management und suchte bei traditionellen Rocklabel Columbia (Springsteen, Billy Joel) eine neue Heimat. Auch ein mühsam überwundener Herzinfarkt zwang den Künstler neue Wege zu gehen. Der Neuanfang sollte gleich mit einem selbstbetitelten Werk dokumentiert werden. Das Album war jedoch zu schwach und einer der Titel – „Pissing against the Wind“ – entpuppte sich als Orakel für Mellencamp`s Karriere. Nach einem weiteren Flop tauchte der Musiker unter. Auch die treuesten Fans waren sich sicher, dass hier ein weiterer alternder Rockstar seine Karriere endgültig zu Grabe getragen hat. Alle irrten.
Auferstehung durch Rückbesinnung
Um den unnötigen Springsteen Vergleich endgültig zu beenden, sollte die derzeitige erstaunliche Revitalisierung von Mellencamps Karriere mit der des Bob Dylan verglichen werden. Amerikas größter Songwriter ist in den 80er-Jahren auch am Ende seiner Weisheit angelangt. Schwache Alben und lustlose Tourneen ließen den Meister an sich selbst zweifeln und das Karriereende ernsthaft in Betracht ziehen. Es war dann das hervorragende Oh Mercy, welches Dylan aus der Ecke rausholte. Vollends befreit haben ihn dann seine beiden Alben mit Blues und Folkklassikern, welche er 1992 und 1993 veröffentlichte. Dylan besann sich seiner Wurzeln und veröffentlichte schließlich seine besten Alben seit Jahrzehnten. Auch John Mellencamp nahm 2003 ein Album mit Folk-Klassikern auf. Trouble no more wurde zwar kein großer Hit, befreite jedoch den Künstler von Zwängen und selbstgestellten Erwartungen. Sein darauffolgendes Studioalbum (Freedom Road 2007) entpuppte sich als zorniger Countryrock im Geiste von Scarecrow. In den Texten rechnete Mellencamp gnadenlos mit der Bush-Administration ab. Aber dies sollte nur die Aufwärmrunde für Life Death Love and Freedomsein, welches sein bestes Album bis heute werden sollte und 2008 erschien.
Zuhause angekommen mit Leben, Tod, Liebe und Freiheit
Fans und Kritiker zeigten sich verwundert und erfreut was in dem alten Knaben noch steckte. Man hat es vermutet aber nie zu erwarten gewagt. Nicht unwesentlich am künstlerischen Erfolg war Produzent T. Bone Burnett mitbeteiligt, der Mellencamp endgültig von den Konzepten befreite, dass seine Lieder eine radiofreundliche Produktion bräuchten. Burnett reduzierte die teils erschütternd direkten Lieder zum musikalischen Skelett. Textlich ist Mellencamp nach seinem nationalen Rundumschlag inzwischen bei sich selbst angekommen und beschreibt die letzten Dinge mit einer Endgültigkeit, die dem Hörer die Sprache verschlägt.
If I die sudden, Please don't tell anyone
There ain't nobody that needs to know that I'm gone
Das Album ist ein Meisterwerk amerikanischer Songwriterkunst und verdient einen Platz zwischen Springsteen und Dylans besten Werken. Das aktuelle Album No better than This setzt diesen Konzept noch konsequenter fort und orientiert sich am Sound alter Blues und Folkballaden aus den 1930er-Jahren. Aufgenommen im trotzig knarrenden Monosound, in traditionellen amerikanischen Studios, bietet No better than This eine spannenden Zeitreise in die USA des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Mellencamp hingegen, ist endgültig bei sich angekommen und macht offensichtlich nur noch das, was ihm am Herzen liegt. Dazu gehört auch das Projekt Farm-Aid, welches der Musiker gemeinsam mit Neil Young und Willie Nelson betreibt. Seit 20 Jahren findet jährlich ein Farm-Aid Musikfestival statt. Inzwischen wurden dadurch bereits Millionen für notleidende Farmer gesammelt.
Musikalisch hat Mellencamp inzwischen auch seine Vergangenheit geordnet. Nachzuhören bei seinem im Juni erschienen Vier-CD-Set On the Rural Route 7609, welches einen Karriereüberblick bietet. Die eigenwillige Songauswahl stellt für derartige Box-Sets ein Novum dar. Üblicherweise versammeln Künstler auf diesen Retrospektiven ausreichend Hits und eine Sammlung Raritäten für die Fans. Mellencamp hat das Konzept überworfen und bietet einen thematisch geordneten Blick auf seine Karriere mit Titeln, welche seiner Ansicht nach mehr Beachtung finden sollten. So finden sich auf Rural Route fast keine Hits, dafür jedoch 15 Titel aus den letzten beiden Alben und interessante Albumtracks aus den letzten 25 Jahren. Keine Konzessionen an den Markt, dafür eine spannende Einführung in das Werk eines der interessantesten und immer noch unterschätztesten Künstler der letzten drei Jahrzehnte. Einfach war er John Mellencamp nie, aber er hat immer für seinen Standpunkt gekämpft. Wie er das auf einem Titel aus dem 1985er-Album Scarecrow verdeutlichte.
You've got to stand for something
Or you're gonna fall for anything
Andi Bauer

Empfehlungen
Words and Music 2004 Mercury (Universal) ASIN: B00065VRXS
On the Rural Road 2010 Island (Universal) ASIN: B002GYHIWG
No better than This 2010 Decca (Universal) ASIN: B003NWS5DQ

29. August 2010

Sunday Morning Coming Down - wer zu spät kommt - den bestraft der Platzanweiser

Für Menschen welche zu spontanen Entscheidungen tendieren – und diese sind angeblich oft die besten – empfiehlt sich heute die Teilnahme an der ACTION-CON in Innsbruck. Andere haben die Teilnahme an diesem Event bereits geplant und das Ticket reserviert – auch gut – wichtig ist die Teilnahme. Ob jetzt Eure Teilnahme von strategischer langer Hand vorbereitet ist, oder nur ein Schnellschuss - ihr seid herzlich willkommen. Die ACTION-CON bietet eine Vorführung des neuen „Stallone-Krachers“ THE EXPENDABLES, einen Vortrag des Filmexperten (lob & preis) Andi Bauer, Gewinnspiele und die Möglichkeit Freunde und Fans des Genres an Ort & Stelle zu treffen. Veranstaltet wird der Event vom Filmclub Tirol und dem Innsbrucker Metropol Kino. Beginn ist um 17:30 Uhr.
Also liebe Action-Filmfreunde, durchladen und auf nach Innsbruck.
Ich freu mich euch dort zu sehen.
Andi Bauer

21. August 2010

Sunday Morning Coming Down - Sie werden knapp, die Filmbösewichte

Die wichtigsten Zutaten für einen Actionfilm sind bekannt.
- Ein Held mit einem Motiv (meist Rache oder ähnliches)
- Ganz viele Bösewichte, die es gilt zu beseitigen.
Der Rest der Geschichte ist dann schnellt geschrieben. Dann braucht man nur mehr ein paar Specialeffekts Spezialisten, Sprengstoffexperten, eine Handvoll Stuntman, jemanden der weiß wie man eine Kamera aufstellt, ein paar Kerle die Kabeln herumschleppen und einen Koch der mit Kartoffeln & Fleisch umgehen kann um die Mannschaft bei Laune zu halten. Der geneigte Leser ahnt es bereits, der Schwachpunkt sind die Bösewichte. Damit ein Actionfilm funktioniert, muss es dem Helden gestattet sein, diese zu Dutzenden mit kreativster Waffengewalt umzulegen, ohne dass sich beim Zuseher sowas wie Mitgefühl regt. Und da wird es bereits eng.
Früher – natürlich - war alles einfacher. Da gab es noch die Indianer. Gute Cowboys haben böse Indianer zu Hunderten vom Pferd geschossen. Jahrzehntelang genoss das Publikum (vorwiegend amerikanisch) die offizielle Geschichtsfälschung welche sich „Western“ nannte und strömte ins Kino. Doch irgendwann war der letzte Indianer „befriedet“ und wollte nicht mehr in die Rolle als Bösewicht passen – das war so um 1960. Zum Glück für Hollywood gab es davor einen Krieg und eine neue Spezies des Bösewichts stand zur Verfügung – Nazis und Kommunisten. Wobei die Kommunisten glimpflich davon kamen – die haben auch den Krieg gewonnen und deren Ideologie ist immer noch bei vielen Filmemachern und Schauspielern beliebt. Der Nazi jedoch, ist der idealste und dankbarste Filmbösewicht.
Obwohl sich auch hier bereits erste Abnutzungserscheinungen zeigen. Einerseits der Zahn der Zeit – die aktiven Nazis sind mittlerweile zwischen 90 Jahre und verwesend. Für einen modernen, knackigen Actionkracher nicht ideal. Anderseits ist Deutschland inzwischen nach dem USA, GB und Japan der wichtigste Filmmarkt für Hollywood. Man will ja die Kunden nicht unnötig vergraulen. Beim ersten „Stirb Langsam“ Abenteuer des tapferen Bruce Willis (1988) löste man diesen Konflikt noch elegant. Im Original waren die meisten Terroristen Deutsche, haben deutsch gesprochen und wurde von einem Deutschen namens Hans Gruber (Alan Rickman) angeführt. Als der Film synchronisiert wurde, hat man aus den Deutschen schleunigst Weltenbürger gemacht und sogar die Namen geändert. Das deutsche Publikum hat nichts gemerkt und sich brav an den Kinokassen angestellt um Bruce Willis anzufeuern „internationale“ Terroristen auszuschalten. Immer kann das natürlich nicht gut gehen. Am geschicktesten hat das wahrscheinlich George Lucas gelöst. Er hat einen Western im Weltall gedreht, nannte diesen „Star Wars“ und ersetzte die Indianer durch gesichtslose Klonkrieger. Da kann man Hunderte umlegen und niemanden juckt`s. Eine Verschnaufpause für die Deutschen brachte auch der Vietnamkrieg und diverse Konflikte in Mittel & Südamerika. So häuften sich in den 60er & 70er Jahren asiatische Bösewichte in Hollywood, während es in den 80er Jahren üblich wurde, hochgerüstete Einzelkämpfer in namenlose Staaten nach Süd & Mittelamerika zu entsenden um dort „aufzuräumen“.
Die Afrikaner haben es nie so wirklich als Bösewichter geschafft, abgesehen von einigen britischen Kriegsfilmen aus den 70er Jahren welche noch immer als rassistisch gescholten werden. Für das politisch korrekte Hollywood ist Afrika als Gegner zu heikel. Ridley Scotts Kriegsdrama „Black Hawk Down“ über die tatsächlichen Ereignisse im Bürgerkrieg von Somalia Anfang der 90 Jahre, wurde schwer gescholten. Rassistisch, unsensibel und überhaupt sind die ehemaligen Kolonalmächte schuld, dass in Afrika nix weitergeht. Äußerst heikel ist es auch Islamisten als Bösewichte einzusetzen. 1993 drehte James Cameron „True Lies“ mit Arnold Schwarzenegger, der als Top-Agent islamistische Terroristen bekämpfte und zu Dutzendenden ins Paradies beförderte. Die Vorwürfe gegen den Film waren massiv. Wie kann man nur Mitglieder dieser friedliebenden Religion als Terroristen darstellen. Noch schmerzhafter war es möglicherweise anzusehen, dass die Terroristen im Film als saublöd dargestellt wurden - unfähig eine Videokamera zu bedienen.
Nach 9/11 wurden die öffentliche Meinung der USA von Verschwörungstheoretikern wie Michael Moore, Al Goore und friedliebenden Rockmusikern & Schauspielern bestimmt – nennen wir es das: „George Clooney-Prinzip“ – Wir leben vom Kapitalismus und wettern dagegen. Dies hatte auch Auswirkung auf Hollywood. Der Feind war nicht mehr draußen sondern schon drinnen. Während in den ersten drei „Stirb langsam“ Abenteuern Bruce Willis gegen Deutsche, Südamerikaner und Engländer focht war im vierten Teil (2007) der Bösewicht ein ehemaliger CIA-Mann. So ging es munter weiter, der wackere Actionheld musste sich von nun an gegen die ausnahmslos korrupten amerikanischen Behörden durchsetzten. Kein Film mehr ohne einen Verräter auf höchster Ebene – alles verkommene Kriegstreiber. Der aktuelle Actionreißer INCEPTION bekämpft die Bösewichter überhaupt nur mehr in den Träumen. Niemand wird verletzt oder gekränkt – der perfekte Actionfilm für das neue Jahrtausend. Was bringt die Zukunft? Ein Actionfilm, wo eine Bande skrupelloser Finanzspekulanten (mit teurer Anzug und Gel im Haar) die Tochter des Helden (Bruce Willis) entführt. Dieser weiß dann was zu tun ist. Das wird ein Gemetzel. „Yippie I yeah, Schweinebacke“.
Ansonsten wird es langsam eng am Markt für Bösewichte. Es bleiben nur mehr Außerirdische und Nordkoreaner. Sylvester Stallone dessen große Zeit die 80er Jahre waren und die er mental auch nie verlassen hat, verkloppt jedoch in seinem neuen Reißer „The Expendables“ wieder mal ein paar Südamerikaner – ganz ohne Genierer und ohne Rücksichtnahme auf die politisch korrekten Saubermänner. Der traut sich was. Vielleicht hat der klassische Actionfilm doch eine Zukunft.
Wer sich davon überzeugen will, der sollte – ACHTUNG SCHLEICHWERBUNG – dem empfehle ich unbedingt zur ACTION-CON nach Innsbruck kommen.
Mehr Infos zu diesem Event gibt es hier:
www.filmclub-tirol.at
Andi Bauer

20. August 2010

Gewürzbombe

Good@Wise Filmtipp
SALT von Phillip Noyce mit Angelina Jolie und Liev Schreiber

Die üblichen Schwätzer und Besserwisser sehen in dem Agententhriller SALT leidlich „eine Bourne-Verschwörung“ für Frauen. Ein Irrtum an dem das Marketing des Films nicht ganz unschuldig ist. Der Film wirbt mit dem Spruch „Who is Salt“, welcher ungeniert die „Bourne“-Filme zitiert. Und das ist keine große Sache, gehören doch geheime Identitäten bei Spionagefilmen zum Standardrüstzeug. Ansonsten bleiben die Gemeinsamkeiten beider Filme bestenfalls an der Oberfläche. Jason Bourne`s Motive sind persönlicher Natur – am Anfang wollte er seine Ruhe haben und später seine Identität ergründen. Evelin Salt hingegen, wird von ganz anderen Beweggründen angetrieben. Salt (Angelina Jolie) ist eine Topagentin bei der CIA und wird beschuldigt ein russischer Schläfer zu sein, welcher eingeschleust wurde um ein Attentat zu verüben. Salt erkennt rasch dass Sie alleine steht, flieht und führt ihren eigenen Krieg zwischen allen Fronten. Am Regiesessel operierte dabei der routinierte Handwerker Phillip Noyce. Kein Mann von großen Visionen, jedoch einer der es vorzüglich versteht, komplexere Stoffe für die Leinwand zu adaptieren. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die gelungenen Verfilmungen, der sehr umfangreichen Tom Clancey-Bücher „Die Stunde der Patrioten“ und „Das Kartell“. Auch SALT ist spannend und flott inszeniert und vielleicht eine Spur zu hektisch. Nach der vermeintlichen Enttarnung hetzt Angelina Jolie von einer Actionszene in die Nächste. Der Film steigert kontinuierlich das Tempo bis zum gelungenen Finale. Dennoch, eine präzisere Zeichnung der Charaktere hätte vielleicht ein paar Minuten gekostet, jedoch dem Streifen zusätzliche Tiefe verliehen. Abgesehen davon kriegt man bei SALT das was man von einem ordentlichen Spionagethriller jenseits von James Bond erwarten darf. Eine spannende wendungsreiche Geschichte, tolle Darsteller bis in die Nebenrollen und temporeiche Action auf hohen Niveau und ohne überflüssigen digitalen Schnick Schnack. Dazu eine überzeugende Hauptdarstellerin voller Spielfreude. Man nimmt Angelina Jolie die Rolle der zwielichtigen Agentin in jeder Einstellung ab – die gute scheint ihre Abwechslung zur Mutterrolle zu genießen. SALT hat überraschend viel Chili und man freut sich nach dem Abspann auf eine (hoffentlich) gepfefferte Fortsetzung – und das war es für heute aus der Gewürzküche.
Andi Bauer

15. August 2010

Sunday Morning Coming Down - Kunst kommt von können – das gilt auch für Actionfilme

„Mit dem "A-Team", schon als Serie nur ein schlicht gestrickter Nachmittagsfüller, ist ein Tiefpunkt erreicht.“
Rolling Stone
"A-Team" mit Liam Neeson und Jessica Biel - ein Remake als Totalschaden.“
Der Standard
„Eine Ansammlung unwitziger Jokes, dämlicher Actionszenen, unterforderter Schauspieler und gähnende Langeweile.“
Musikexpress
So tönt es durch den Blätterwald bezüglich des Films A-Team. Ohne Ausnahme scheinen sich die Kritiker darauf eingeschossen zu haben, den Streifen in Grund & Boden zu schreiben. Warum das so ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Ist es die geheime Mission der Filmkritiker, den Menschen den Kinobesuch zu vermiesen. Vielleicht liegt es am europäischen Minderwertigkeitskomplex gegen Großproduktionen aus Hollywood, ist es simpler Antiamerikanismus oder nur die Abneigung gegen unterhaltsame Filme. Denn das ist, das A-Team, ein unterhaltsamer Actionfilm mit Humor. Zugegeben der Film ist weder tiefsinnig, noch bietet er eine außergewöhnliche Geschichte oder beeindruckende schauspielerische Leistungen. Dieser Anspruch wurde auch nie erhoben und es ist daher schlicht unfair eine Actionkomödie welche schlicht unterhalten will mit cineastischen Großtaten oder Oscar-Anwärtern zu vergleichen. Dies tun aber Kritiker im deutschsprachigen Raum. So war es auch die Qualitätszeitung „Die Presse“, welche 2003 Die Rückkehr des Königs (der dritte Teil der Herr der Ringe Saga) gnadenlos zerriss. Der Redakteur sah im Film eine dramatische Parallele zum Irakkrieg und verglich die die Heer der vereinigten Menschen mit den bösen imperialistischen Invasoren aus den USA. Ja wenn man will kann man sich in seinem Köpfchen alles zu Recht spinnen. Wie auch der dänische Regisseur Lars von Trier, der definitiv spinnt. Nachzuprüfen bei dessen letzen Werk Antichrist. Ein von sinnloser Gewalt und kruden Ideen strotzender Film ohne Sinn und Verstand. Der Regisseur bezeichnete den Film selbst als persönliche Therapie. Auch schön, vor allem wenn diese Therapie andere bezahlen müssen – vorrangig die EU-Filmförderung, welche den Großteil des Budgets bereitstellte. Natürlich ist Antichrtist ein Liebling der Kritiker und des Feuilleton. Das ändert nichts daran, dass bis auf wenige Einstellungen zu Beginn, der Film einfach nur großer Quatsch und noch größerer Mist ist. Aber gutschreiben und schönlügen kann man sich viel, vor allem wenn man zum elitären Club der Klugen und Geschmacksicheren gehören will. Die „Dummen“ gehen inzwischen ins Kino und geben ihr Geld für Unterhaltungsfilme aus, fühlen sich meist wohl und sind mitunter sogar glücklich und zufrieden nach einem derartigen Kinobesuch. Denn so dumm ist die breite Klasse nicht wie uns die Medienelite immer weiß machen will. Schlechte Actionfilme wie Triple X Teil 2 oder unlustige Komödien fallen beim Publikum unweigerlich durch. Aber solange die Kunstmafia Äpfel mit Birnen vergleicht und im amerikanischen Unterhaltungsfilm den Untergang des Abendlandes sieht, wird der „Actionfilm“ schwer von seinem Image der oberflächigen Unterhaltung wegkommen. Darum nehmen wir die Sache selbst in die Hand und veranstalten in Innsbruck (das Herz Europas – geographisch und überhaupt) am 29. August die erste ACTION-CON. Mehr Infos dazu bald – hier in diesem Theater.
Andi Bauer

8. August 2010

Sunday Morning Coming Down - Geld, Dreck & kein Rock N´Roll – ein Besuch bei Rockfestivals

Wann der Terror der Rockfestivals so richtig begonnen hat ist schwer zu sagen. Das erste bedeutende Festival der Rockgeschichte war 1969 in Woodstock. Der zufällige Erfolg – 500.000 Menschen kamen anstatt der erwarteten 30.000 - hat sicherlich findige Geschäftsleute auf die Idee gebracht, dass da was geht. Als Teil der Jugendkultur zählen Rockfestivals seit den 90ern des vorigen Jahrtausends. Sei es Reading in England, Rock im Ring in Deutschland oder Roskilde in Dänemark überall sprießten die Festivals wie Pilze und gingen nicht mehr weg. Auch in Österreich von Ost bis West: Frequenzy, Forrestglade, Lovely days und das großkotzige Novarock Als durchschnittlicher oder ewiger Jugendlicher muss man heutzutage im Sommer auf mindestens ein Festival gehen. Das diese Megaveranstaltungen mit Musik nur noch entfernt zu tun haben passt sogar ins Konzept. Allroundentertainment nennt man das. In unserer Multi-level-mega-welt kann man ja nicht erwarten, dass die Angereisten mit einer einzigen Band glücklich und zufrieden zu stellen sind. Alles muss her. Von Punk, über Indie, Metall bis Elektro und sogar Disco tummeln sich die Musiker. Die meisten Bands beschallen mit sehr kurzen Auftritten, in lausiger Atmosphäre (die meisten Besucher hören eh nicht zu) und schlechten Sound die Massen. Tolle Bands werden in der Nachmittagssonne verheizt und am Abend spielen immer die „Toten Hosen“. Dazu gibt’s Fressen & Saufen, Zelte für Tatoos & Piercing, Infos für Veganer und Tierschützer, Verkaufsstände mit esoterischen Klimb-Bim, Bungeejumping und Werbung für Handys und Coca Cola. Lupenreiner Kapitalismus für (vermeintliche) Hippies, GrünInnen, Aussteiger & Alternativos. Man fühlt sich wie cooler Rebell und pumpt gleichzeitig Geld in die verhassten Megakonzerne. Das Publikum reist für drei Tage an, schläft im Dreck mit zehntausend Anderen und muss sich stundenlang für die Toiletten anstellen. Was, wenn es schnell gehen soll, logischerweise zu noch mehr Dreck führt. Wenn man dann nachher die Besucher nach bestimmten Bands fragt, hört man immer dieselbe Antwort. „Was die waren auch, hab ich nicht mitgekriegt, aber „Metallica“ waren cool – und die „Toten Hosen“. Klar, zum zuhören hat heute keiner mehr Zeit. Am Ende reist man stolz wieder ab, gleich eines Kriegshelden der überlebt hat und lässt – bis auf wenig rühmliche Ausnahmen – seinen Müll zurück. Ich brauche sie nicht die Festivals und an alle die jetzt denken das ich ein alter konservativer Sack bin. Mag sein, aber auch ich war schon auf einigen Festivals und mich hat es schon als Sechzehnjähriger genervt in der Pisse Anderer zu zelten.
Andi Bauer

2. August 2010

INCEPTION und ein gefährlicher Gedanke: „Überschätzt“

Jetzt ist er da der am heißesten erwartete Film dieses Sommers. Das wollen zumindest die Warner Studios der Welt seit gut 9 Monaten mit einer raffinierten Marketingkampagne mitteilen. „Sicherer Anwärter auf den Oscar“ „anspruchsvolles Popcorn-Kino“ und „Bester Film des Jahres“ wurde durch alle Medien lanciert bevor der Film überhaupt fertig war. Vergleiche mit Stanley Kubrik wurden bemüht und der klug geschnittene und mysteriöse Trailer tat sein übriges. Möglicherweise ein Bärendienst, denn Filmfans waren sich vorweg schon einig - hier kommt etwas ganz Großes. Groß ist INCEPTION. Man sieht es dem Film in jeder Minute an, dass er viel Geld und Mühe gekostet hat. Ob dies jedoch reicht, um als Meisterwerk in die Annalen der Filmgeschichte einzugehen steht auf einer anderen Filmrolle. Die Voraussetzungen für einen großen Film waren gegeben. Regisseur Christopher Nolan wird in Hollywood zu Recht als Wunderkind gehandelt. Nolan hat es mit seinen bisherigen Filmen geschafft, intelligente und vielschichtige Geschichten kommerziell aufzubereiten. Sei es der verstörende Alaska Thriller „Insomania“ mit Robin Williams und Al Pacino oder das vielschichtige Duell der Magier „Prestige“ mit Christian Bale und Hugh Jackman. Nicht zu vergessen: „Memento“, Christopher Nolans erster und immer noch bester Film.
Seinen größten Erfolg feierte der Regisseur mit dem Neustart der Batman Serie. „Batman Begins“ & der immens erfolgreiche „The Dark Knight“ begeisterten sowohl Fans der Comicvorlage wie auch herkömmliche Kinofreunde. Der Erfolg von „Dark Knight“ brachte auch künstlerische Freiheit. Die Warner Studios finanzierten mit 180 Millionen Nolans ambitioniertes Projekt INCEPTION über Gedankenmanipulation und ließen dem Regisseur (angeblich) freie Hand. Angeblich, da sowohl das Drehbuch wie auch die Besetzung unrund wirken und somit die Einflussnahme des Studios vermuten lassen. Leonardo DiCaprio kann die Rolle des traumatisierten Ehemanns nie wirklich glaubwürdig vermitteln und wirkt wie ein Zugeständnis ans Studio um den Film mit einem zugkräftigen Star aufzupeppen. Auch bleiben die anderen Darsteller erstaunlich blass und hinterlassen beim Publikum wenig starke emotionelle Eindrücke. Noch drastischer wirkt sich auf dem Film aus, dass das große Potential der Geschichte nicht wirklich ausgeschöpft wird. Der Film erzählt die Geschichte einer besonderen Einbrecherbande welche in Träume eindringen, um dort durch geschickte Manipulation, Informationen aus dem Unterbewusstsein des Opfers zu stehlen, oder versuchen Gedanken einzupflanzen. Die Kraft von Gedanken, ein hochinteressantes Thema, leider unzureichend zu Ende erzählt.
Kein Vergleich zum großartigen und viel komplexeren „Matrix“ von 1999, der sich auf thematisch ähnlichen Gebiet bewegt. Trotz der beschriebenen Mäkel ist INCEPTION ein guter und auch sehenswerter Film. Nolan steigert geschickt die Spannung und montiert äußerst gekonnt die Ereignisse in den unterschiedlichen Bewusstseinsebenen. Trotz der unnötigen Geschwätzigkeit Details zu erklären, um ja jeden Zuseher mitzunehmen – was sicherlich ein notwendiges Zugeständnis ist um den Streifen der Masse zu verkaufen – fordert INCEPTION den Zuseher. Es bleibt unterm Strich ein guter Film zu einem hochinteressanten Thema, der dennoch den Zuseher mit dem Gefühl zurücklässt, dass hier mehr möglich gewesen wäre. Und es bleibt natürlich die entscheidende Frage ob am Ende der Kreisel umfällt, oder sich ewig weiterdreht. Diese kurzen Momente bezeugen dass Christopher Nolan noch viele gute und auch große Filme drehen wird.
Andi Bauer

11. Juli 2010

Sunday Morning Coming Down - Wann sind die 80er Jahre endlich vorbei

Es ist verständlich dass ältere Menschen – wie der Autor dieser Zeilen – gerne die Musik & Filme ihrer Jugend konsumieren. Man fühlt sich halt wieder jung und die alten Säfte fließen wieder. Das hat die Wirtschaft auch irgendwann entdeckt und belästigt seitdem die Konsumenten mit Revivals von der „guten“ alten Zeit. Zuerst waren es die 60er Jahre. Gerne – die Musik war durchwegs toll, James Bond hieß noch Sean Connery, und Liebe & Friede sind ja was Schönes. Dann wurden die 70er Jahre ausgegraben. Glockenhosen, Punk & Abba. Haben wir auch noch ertragen. Das widerstandsfähigste und langlebigste Revival scheinen jedoch die 80er Jahre zu sein. Dieses wurde vor ca. 10 Jahren begonnen und geht nicht mehr weg. Warum eigentlich? Es war eine schreckliche Zeit. Ich weiß das, ich war dabei – quasi mittendrin. Die Yuppies und rücksichtloser Hedonismus dominierten die Gesellschaft, der kalte Krieg tobte und die heimischen Politiker erklärten uns, dass die Pensionen gesichert seien (ja, die Ihren). Die Charts wurden dominiert von Plastik-Pop & New Wave: Pet Shop Boys, A-Ha, Depeche Mode & Duran Duran – und das sind die Guten!!! Hardrock mutierte endgültig zu einem schlechten Witz, den die Protagonisten todernst nahmen. Langhaarige Egomanen, Gitarrenfresser und Schreihälse spreizten Ihre - in Spandex gehüllten - Beine und verkauften Millionen. Darunter die Scorpions, Bon Jovi, Def Leppard & Europe (und das sind die Erträglichen). MTV reckte sein hässliches Haupt und startete mit dem hauseigenen Gesinnungsterror (Wir wissen was cool ist – der Rest findet nicht statt). Die interessanten Entwicklungen und Revolutionen werden mundtot gemacht (Hip Hop) oder ignoriert (Indierock). Auch im Kino herrschte die witzlose Leere. Komödien waren peinlich unlustig (Police Academy). Dazwischen herrschte kunstvolles Betroffenheitskino (Gandhi, Schrei nach Freiheit & The Killing Fields). Nie war sich die Volksmeinung einiger: „Die hattens schon schwer, damals in Indien und Afrika, die armen Hatscherl – da müssma schon was spenden“. Auch der Actionfilm war bierernst. Seagal, Van Damme, Stallone & Schwarzenegger kämpften an allen Fronten gegen Kommunisten und andere Gegner der freien Welt. Gefangene wurden zwar befreit, jedoch keine gemacht. Die befreiende Ironie zog erst Ende der 80er Jahre ins Actionkino ein durch Stirb langsam & Lethal Weapon. Trotzdem oder deshalb, setzt Hollywood auf die 80er Jahre. Gleich drei Ideen werden recycelt. Mit großem Erfolg läuft bereits in den USA das Remake von Karate Kid. Unbegreiflich, war bereits das Original stinkfad und mit unerträglicher Moral angesäuert. Asiatische Weisheiten für den westlichen Markt zurechtgestutzt. „Du musst an den Bonsai glauben“ und ähnlicher Quatsch wurde abgesondert. Ein Remake das niemand braucht und jeder sehen will. Zweiter Anwärter in der Kategorie – wir haben keine Ideen und machen trotzdem Filme – ist die Verfilmung der charmanten Serie „A-Team“. Zugegeben, die Vorschau wirkt recht witzig und mit Liam Neeson als zigarrenpaffenden Hannibal scheint ein Besetzungscoup gelungen zu sein. Es bleibt nur zu hoffen, dass es auch eine Geschichte gibt und dass die Zigarre im letzten Moment nicht rausretuschiert wird – im rauchfreien Europa. Der vorläufig letzte Wiederholungstäter ist „Predators“, eine versteckte Fortsetzung des Schwarzenegger Reißer von 1987. Charakterdarsteller und Oscar-Preisträger Adrian Brody wollte wohl auch mal ein bisschen Krieg spielen und agiert als rücksichtsloser Söldner im Kampf gegen die Jäger aus dem Weltall. Ihm zur Seite ballern und sterben die üblichen austauschbaren Figuren aus aller Herren Länder, welche nach dem Prinzip der „10 kleinen Negerlein“ als Monsterfutter dienen dürfen. Die Mischung aus Remake und Fortsetzung ist so ideenarm, dass man im Vergleich dazu, das Original als klugen und perfekt choreographierten Actionfilm wahrnimmt. Zumindest hat Arnie weder dämlich im Dschungel herumgeflirtet, noch überflüssig herumgequatscht, sondern dem Vieh gezeigt wo „der Bartl den Most herholt“. War vielleicht doch nicht alles schlecht in den 80er Jahren.
Andi Bauer

4. Juli 2010

…….Nix los…..

Unser lustiges Duo an der Regierungsspitze – nennen wir die Herren freundlicherweise „Dick & Doof“ – hat also beschlossen, dass Österreich kein Budget braucht. Zumindest nicht so dringend und verschiebt das Ganze auf Weihnachten. Ideal für ein paar Sparpakete und andere Geschenke an den dankbaren Steuerzahler. Nun, a bisserl Angst haben sie auch vorm Wiener Bürgermeister, der ja im Herbst wiedergewählt werden will. Darum warten die Herren „Mut“ und „Entscheidungskraft“ lieber noch mit den schlechten Nachrichten. Und diese globale Wirtschaftskrise betrifft ja uns Österreicher eh net wirklich. „Wir sind wir“ - auf der Insel der Seligen. Was das mit Popmusik zu tun hat? Leider nicht allzu viel, denn offensichtlich nehmen selbst Spaßvögel wie Robbie Williams und Lady Gaga ihren Job viel ernster als unsere Clowns von der Regierung. Die arbeiten nämlich. Und die Lady Gaga hat wieder mal einen Weltrekord gebrochen. Mehr als 10 Millionen Fans hat die Gute auf Facebook. Da heißt es dann organisiert zu sein, damit jeder seine Geburtstagskarte und sein Weihnachtspackerl kriegt, wie es bei Freunden so usus ist. Ich mag ja Facebook, obwohl ich die Sprache nicht verstehe. Die schreiben immer solche Stricherl, Beistriche und Klammerzeichen und vergessen dazwischen Worte zu setzen. Aber wahrscheinlich haben die vor lauter guten Freunden keine Zeit oder einfach nichts zu sagen.
Ansonsten gibt’s immer noch keine vernünftigen Filme im Kino, weil die Verleiher alles in den Mai gequetscht oder auf Juli verschoben haben, aus Angst vor der Kicker-Konkurrenz in Südafrika. Ist ja auch bald vorbei. Leider habe ich beim Diego Maradona während dem Spiel gegen die Teutonen seine Luftsprünge und das Abbusserln seiner Spieler vermisst. Seltsam, er wirkte zeitweise so ruhig wie ein buddhistischer Mönch während der Morgenmeditation. Schade, mir hat sein fröhliches Wesen gut gefallen. Vielleicht klappt’s wieder beim nächsten Spiel – so ca. in vier Jahren.
Ja, liebe Leser, ihr habt es schon gemerkt. Heute habe ich nicht viel zu sagen in meiner Kolumne und es ist auch zu heiß. Nächsten Sonntag gibt’s wieder mehr. Versprochen - so wahr Brasilien Weltmeister wird.
Andi Bauer

29. Juni 2010

…Na, was jetzt, Bob?

Als Bob Dylan in den 60er Jahren Folksongs mit Antikriegsbotschaften sang wurde er von Fans und Kritikern geschätzt und respektiert.
Als Bob dann Rockmusik mit kryptischen Texten machte, wollten seine Fans und Kritiker wieder Folksongs für den Frieden von Bob.
Als Bob in den 70ern Countrysongs mit persönlichen Texten machte, wollten seine Fans und Kritiker, dass Er wieder kryptische Rocksongs macht.
Als Bob in den 80ern Gospelsongs mit christlichen Texten machte, wollten seine Fans und Kritiker dass er gar nichts mehr macht.
Heute macht Bob immer noch Musik – Blues, Folk, Gospel, Country & Rock. Seine Fans und Kritiker finden ihn genial und wussten das immer schon und wollen, dass er das noch lange macht.
Und Bob macht, das was er immer machte. Gute Musik mit klugen Texten - manchmal durchschnittlich, meist sehr gut, oft genial - jedoch nicht immer nach den Erwartungen der Hörer.
Andi Bauer

27. Juni 2010

Sunday Morning coming Down - Italienische Fußballer, Michael Jackson und andere Fehltritte

Ich mag Fußball. Und ich mag die Experten. Brillant und treffsicher wie Meinungsforscher – die „Absolute für die SPÖ und 20 % für die Grünen im Burgenland – mindestens“. Ein Glück das die Kerle nicht für messbare Leistungen bezahlt werden. Wären allesamt Sozialfälle. Nicht anders beim Fußball. „Die Franzosen und Italiener sind Topfavoriten“ meinte Herbert „Schneckerl“ Prohaska. „Die Spanier sind unschlagbar und fix Weltmeister“ (sagte sein Kollege Krankl – den Schweizern hat das aber niemand gesagt). Weitere Expertenmeinungen: „Mit den Deutschen ist zu rechnen und die Serben sind sowieso der Geheimtipp“. „Keine Chance haben Zwerge wie Honduras, die Slowakei & Japan“. Kompetente Expertisen. Lehrreich und erhellend für uns Unwissende. Wir staunen und schweigen. Aber vielleicht sollte der „Schneckerl“, doch seinen italienischen Freunden verklickern, dass es erlaubt ist, das fußballerische Können vom Beginn an auszuspielen und man nicht bis auf die letzten 15 Minuten des dritten Spiels warten muss. Die Taktik der Azzurris aus den ersten drei Spielen drei Punkte rauszuholen und so irgendwie aufzusteigen ist ja nicht ganz aufgegangen. Als erste Konsequenz wird kein Eis mehr in die Slowakei exportiert.
Und wenn wir gerade so nett über Untote plaudern, die sich weigern zu gehen, können wir auch Michael Jackson wieder mal vors Mikro holen. Übrigens – „Der größte Star aller Zeiten“ (O-Ton Ö3 vom 26.6.). Und ich dachte das wäre so jemand wie Mozart, Goethe, Alexander der Große oder Jesus, aber was wissen wir schon. Nun, nachdem der Lauser sein eigenes Tributkonzert in Wien verpasst hat und sich auch sonst seit einem Jahr recht rarmacht, gibt’s zumindest von der Seite des schnöden Mammons frohe Kunde. Eine Milliarde Dollar hat Jackson seit seinem öffentlichen „Verschwinden“ vor einem Jahr umgesetzt. Mit Kino, DVDs, TV-Auswertungen, T-Shirts, Kaffeetassen und all dem anderen „Merchkram“. Nicht zu vergessen: die Musik. 15 Millionen CDs in den USA und 35 Millionen in Europa wurden seit Juli 2009 verkauft. Um auf solche Zahlen zu kommen brauchen sogar Megastars wie U2 Zehn bis Fünfzehn Jahre. Wobei die wackeren Iren den kommerziellen Nachteil haben, dass sie noch leben. Das scheint die Geschäfte doch erheblich zu blockieren. Die Plattenfirma von Jackson hat es unverblümt gesagt, dass man sich bei der Nachlassverwaltung stark an Elvis Presley orientieren wird. Und zwar nicht an die Zeit wo der Gute noch fröhlich tanzte und sang, sondern an die letzten 30 Jahre nach seinem Tod. Kein anderer Künstler wurde vor und insbesondere nach seinem Ableben so professionell ausgequetscht wie Elvis Presley. Jedes Jahr gibt es irgendein Jubiläum zu feiern, natürlich mit unveröffentlichten Liedern, unvermeidlichen Hits und dem ganzen Krempel. Es gibt offensichtlich genug Deppen, welche dieselben Lieder jedes Jahr in einer neuen Verpackung wieder kaufen. Man darf sich also auf einiges gefasst machen bezüglich Michael Jackson. Die nächsten Jahre werden grausam. Im Monats Takt wird uns Sony mit „unveröffentlichten“ Liedern und den großen Hits vom guten Michael belästigen. Als ich 2006 noch im Musikeinkauf tätig war, fragte ich beim Chef von Jacksons Plattenfirma in Österreich unschuldig nach, wann denn mit einer neuen CD des Superstars zu rechnen ist. „Wir warten dass der stirbt, ansonsten verkauft der nix mehr“ war die nonchalante Antwort. Recht sollte er behalten, der Herr Manager.
Dies kann gleichzeitig als Warnung für andere ältere Künstler betrachtet werden. Wer weiß ob nicht in so manchen Chefbüros, demnächst das vorläufige Ableben eines schwächelnden Stars beschlossen wird. Also liebe Altstars im Karrieretief – aufpassen. Ganz spontan kommen mir da Sting, Ozzy Osbourne, Phil Collins, Rod Stewart und Paul McCartney in den Sinn. Auch Madonna und Whitney Houston sind akut gefährdet – die hatten auch schon mal bessere Zeiten. Ja, die Musikbranche – fast so spannend und geschäftstüchtig wie der Fußball.
Andi Bauer

20. Juni 2010

Sunday Morning Coming Down - Don`t You Dare miss it - Bob Dylan Live

Sechzigjährige mit Tränen in den Augen – Mehr Glatzen und graue Haare als bei der Wiener Seniorenmesse – dazwischen ausgelassen tanzende und singende Jugendliche – auf der Bühne fünf junge Musiker in schwarzem Leder – mitten unter ihnen ein 69jähriger gewandet in einem weißen Südstaatenanzug mit Gauchohut und Bärtchen. Dieser wirkte wie ein argentinischer Mafioso welcher mit Gitarre, Orgel und Mundharmonika seine Lieder darbot und nicht richtig singen kann.
So war es beim Bob Dylan Konzert in Dornbirn. Seit 1988 ist der sture Alte auf seiner „Neverending Tour“, spielt bis zu 200 Konzerte im Jahr, hält sich an keine Konventionen, Marketingpläne oder andere Erwartungen kleingeistiger Manager, Journalisten & vermeintlicher Experten. Dylan spielt schon lange keine „Greatest Hits – Konzerte“ mehr. Vielmehr dekonstruiert er seine bekannten Lieder fast bis zur Unkenntlichkeit, arrangiert um und variiert nach Lust und Laune. „A Work in Progress“ wie man so schön sagt. Dylan startete als Folksänger, wandte sich später dem Rock, Country und Gospel zu, um jetzt seine Lieder zum Blues heimzuführen. Unterstützt wird er dabei von einer jungen hungrigen Band, welche gut geölt interagiert, mit einer ordentlichen Prise Salz & Pfeffer und leider einer Spur zu wenig Essig. Das ist dem vergnügen jedoch nicht wirklich abträglich. Das Konzert in Dornbirn startet mit einer rotzig, rockigen Version von „Leopard-Skin Pill-Box Hat“.
Das anschließende Don`t Think Twice wird als hatschender Blues serviert. „Just Like Tom Thumb`s Blues“ wurde zerlegt und neu zusammengefügt. Auch beim Klassiker „Just Like A Woman“ blieb keine Note wie sie war. So ging es den ganzen Abend, ein Ratespiel welchen Song hier Bob neu Interpretiert. „Honest With Me“ from großartigen „Love And Theft“ Album rockte wie Sau und wurde in Punkto Dynamik nur noch von „Highway 61“ übertroffen. Hier brannte die Band lichterloh, während der Meister, gleich einem Priester, die Orgel malträtierte um die gläubigen Massen aus der Dunkelheit zu führen. Vordergründig betrachtet agierte Dylan wie ein clownesker Zeremonienmeister und doch dirigierte er die Band messerschaft mit kleinsten Gesten. Die zwei Zugaben ließen beim Publikum dann alle Dämme brechen. Der beste Rocksong aller Zeiten – „Like A Rolling Stone“ – kommt als zerdehnte und zerknirschte Hardrockvariante angehumpelt – grandios und unzerstörbar. „How does it feel to be on your own”…….weise Worte eines ewig Suchenden. Dann folgte das Schlusswort. Und ein besseres hätte er nicht liefern können, als sein schönstes Liebeslied zu spielen. „Forever Young“ wird als zerschossene, dreckige Bluesballade dargeboten und somit konsequent in den Heimathafen zurück gelotst. Denn auch Bob weiß, dass es die ewige Jugend nicht gibt. Durch die permanente Umgestaltung seiner Klassiker zeigt er uns allen um was es im Leben wirklich geht. Wachstum, Veränderung und die Suche. Dafür braucht der Alte keine Worte sondern spielt einfach seine Lieder, so wie er sie derzeit empfindet und ist damit mehr bei sich selbst, als die meisten von Erwartungen und Erfolg getriebenen Musiker und Künstler.
Andi Bauer

13. Juni 2010

Sunday Morning Coming Down - Das beste Lied aller Zeiten………….

1995 führte Ö3 eine Umfrage nach dem besten Lied aller Zeiten durch. Die Hörer wählten damals „Simply the Best“ von Tina Turner. Auf Platz landete der Rapper Coolio mit „Gangstas Paradise“. Nochmals Danke liebe Ö3 Gemeinde. Vor fünf Jahren führte Österreichs Staatsfunk eine ähnliche Wahl durch. Bei dieser wurde „Summer of 69“ zum besten Lied aller Zeiten gewählt. Um nur keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Ich mag den Bryan Adams und hab ihn sogar dreimal live gesehen (85, 88, 92). Aber diese Wahlen sind ein Witz, über den niemand lachen kann. Inzwischen werden wir im Wochenrhythmus mit irgendwelchen Hitlisten, seitens der deutschen TV-Sender belästigt. Bester Sommerhit, bester Discohit, bester Filmhit. Es reicht. Ich verwehre mich dagegen bei Popmusik ähnlich demokratische Spielregeln zuzulassen wie in der Politik. Das Österreich von einer Mischung aus Wiener Wohnen und dem Bauernbund regiert wird, haben wir vielleicht nicht anders verdient. Popmusik ist jedoch zu wichtig, um Sie Dilettanten zu überlassen.
Daher stelle ich hier den Antrag nur Menschen an Wahlen für popmusikalische Belange zuzulassen, welche folgende Kriterien erfüllen.
Der Kandidat muss fünf Lieder der Beatles kennen ohne auf Google oder Wikipedia zuzugreifen.
…muss irgendeine Elvis CD oder LP besitzen – Irgendeine.
….muss wissen welches Instrument in welcher Band ein Pirat namens Keith Richard spielt.
…Sollte zumindest von Aretha Franklin & Ray Charles gehört haben.
….muss wissen wie man das Musikgenre nennt, welches ein gewisser Bob Marley zur weltweiten Bekanntheit gebracht hat.
….sollte wissen oder zumindest erahnen was ein gewisser Rick Rubin so macht.
….muss wissen welche Lieblingsfarbe Johnny Cash hatte – und wahrscheinlich immer noch hat.
…..sollte in der Lage sein, zumindest ein Mitglied einer bekannten irischen Rockband – benannt nach einer U-Bahn Linie - namentlich zu benennen.
…muss wissen welcher herausragende Musiker des 20. Jahrhunders als Robert Zimmermann geboren wurde.
Sollte täglich eine Stunde Musik hören (kein Radio)
Disqualifiziert und auf Lebenszeit gesperrt, an Umfragen zum Thema Pop teilzunehmen sind automatisch:
…Dieter Bohlen und Menschen die ein Naheverhältnis mit ihm pflegen.
…Ö3 Moderatoren (wegen Befangenheit, und überhaupt)
…Menschen die CDs von Phil Collins, Celine Dion, Sting & Rod Stewart SAMMELN. Einzelne CDs von genannten „Künstlern“ sind als kleine Verfehlungen gestattet. Der Zwang, jedoch alles von diesen Musikern besitzen zu müssen, führt unweigerlich zur Disqualifizierung.
…Fans von Schlager. Nichts gegen Euch Leute, hört was ihr hören wollt, nur nehmt an keinen Popumfragen teil. Wir versprechen im Gegenzug nie an irgendwelchen Votings wie: „Die 100 besten Schlagersongs" und dergleichen teilzunehmen. Deal?
…Alle Menschen die immer noch glauben, dass Guns n`Roses „Knocking on Heavens Door“ geschrieben haben und die Version des komischen „Alten“, der nicht singen kann, als nicht so gut empfinden.
…Meinungen, Beschwerden und Ergänzungen zu dieser Liste werden vom Autor gerne entgegengenommen und gegeben falls veröffentlicht.
Andi Bauer

12. Juni 2010

Saved – Finally

Wie werden Sie geteilt die Schafe von den Böcken, die Sünder von den Heiligen, die Gläubigen von den Ungläubigen am letzten Tag vor dem großen Tore. Viele weise Männer, Propheten und Religionen haben sich über diese größte aller Fragen den Kopf zerbrochen. Und Sie alle irren mit ihren Antworten. Am großen Himmelstor werden die Menschen nach nur einem Kriterium in zwei Gruppen geteilt. Menschen die „His Bobness“ – Sir Bob Dylan live im Konzert gesehen haben und all die Anderen. Am Freitag spielte der grantige Alte in Linz, am Samstag dem 19.6. geigt der mittlerweile 69 Jährige in Dornbirn im Ländle auf. Ich werde dabei sein und damit mein Plätzchen im Himmel sichern. Für all die Anderen - leider Pech gehabt. So ist das mit der Religion – Auserwählt sind wenige.
Andi Bauer