11. Dezember 2011

Let it Be - das Ende von „Wetten Dass“

Sunday Morning Coming Down - die Kolumne am Sonntag

Das war’s mit der größten Samstagabend-Show im deutschen Sprachraum. Die ZDF-Macher werden keinen Nachfolger für Thomas Gottschalk finden – und das ist gut so.

Die Kandidaten, die es könnten, sind klug „Nein“ zu sagen. Und diejenigen die sich aufdrängen, sind nicht gut genug die Sendung weiterzuführen. Das sich aus Österreich die üblichen Verdächtigen – Alfons Haider, Peter Rapp, Christian Clerici – für die Moderation anbiedern ist auch nichts Neues aus dem Land der Zwerge und der gehört zur Folklore. Mit der heimischen Melange aus Minderwertigkeitskomplexen, Weinerlichkeit und Größenwahn empfehlen sich unsere Hobbymoderatoren via Hauspostille „TV-Media“ für die vakante Aufgabe. „Wenn man mich fragen würde, dann könnte ich schon, aber die fragen wahrscheinlich nicht“ tönt es seitens des lieben Alfons schon fast verzweifelt. Wenn die Tage länger werden, werfen selbst Zwerge einen großen Schatten. Denn Deutschen wird es wurscht sein und es ich auch nicht anzunehmen daß die ZDF Macher unser Provinzielles TV-Blättchen studieren.

„Wetten Dass“ wird auslaufen und Gottschalk hat zum richtigen Zeitpunk seinen Rücktritt eingeleitet. So zynisch das jetzt klingen mag. Der tragische Unfall war für Gottschalk die perfekte Gelegenheit sein „Wetten Dass“ - Korsett abzulegen. Seit Jahren kämpft der Mann gegen sinkende Quoten und wirkte zunehmender lustlos und launisch. Oft schlecht vorbereitet quasselte er die Gäste in Grund und Boden, mit denselben oberflächigen Fragen an die immer wieder kehrenden gleichen Promis. Nach jeder Sendung mußte sich der Moderator dann auch den immer gleichen Journalistenfragen stellen. „Sie hatten gestern 500.000 Zuseher weniger als letztes Mal – welche Konsequenzen ziehen Sie“. Gottschalk wurde – was derzeit vergessen scheint – in den letzten Jahren laufend von der Kritik gebeutelt und die Sendung als überholt tituliert.

Und jetzt – nach dem Unfall – wird der eitle Geck von allen Seiten hofiert und angebettelt doch noch zu bleiben. Einen besseren Zeitpunkt für einen glänzenden Abgang gab es für Gottschalk nie. Das weiß dieser auch hat die Gelegenheit genützt. Das Gottschalk schon seit über 10 Jahren als Moderator unmöglich ist, gerät somit in Vergessenheit. Gleich eines siegreichen römischen Feldherrn kriegte der Mann einen letzten Triumphzug durch die deutschsprachigen Wohnzimmer.

Vergessen sind auch die vielen Momente des Fremdschämens, die der Moderator den Zusehern bescherte. Sei es das Gottschalk seinen männlichen Gästen keinen guten Witz gönnte und den weiblichen ungeniert in den Ausschnitt kroch. Gottschalk hat seine Sendung schon lange nicht mehr ernst genommen. Der Wahl-Kalifornier jettete unwillig alle paar Monate nach Deutschland, absolvierte die Sendung gleich einem lästigen Veteranentreffen und tauchte wieder unter. Die schlampige Vorbereitung des überbezahlten Moderators ist Legende. Filmtitel wurden falsch ausgesprochen, Zitate verwechselt, Gäste durch Ignoranz und Unwissenheit beleidigt. Oft kannte Gottschalk nicht mal die aktuellen CDs seiner Gäste. Peinlich für den ZDF und die teuren Auftritte der Superstars. Diese waren oft sichtlich irritiert waren - über den häufig neben sich stehenden Moderator.

Die Sendung selbst hat sich erstaunlicherweise lange gehalten. Die Zeiten der gemeinsamen Samstagabend Familienshow ist lange vorbei. Heute sitzen die Kids vor dem Kasten um sich über die Kandidaten bei diversen Castingshows lustig zu machen. Die Eltern hocken daneben und regen sich über Dieter Bohlens Arroganz und die heutige Jugend - im Allgemeinen - auf.

Dabei wird gechattet, gesimst und gegoogelt. Jeder weiß alles und trotzdem bleibt nichts. „Wetten Dass“ hat keine Chance in einer Zeit wo die Sensation von morgen heute schon alt wirkt. Es war eine schöne Zeit, es gab tolle Wetten und die Sendung hat ihren Platz in der TV-Geschichte. Ein Besserer und vor allem ein würdevollerer Grund aufzuhören, kommt nicht mehr. Laßt es gut sein.

Andi Bauer

20. November 2011

Schmarotzer und Könige - Das Vermächtnis von Queen

Sunday Morning Coming Down - die Kolumne am Sonntag

2011 hat zwei wichtige Jahrestage betreffend der Rockband Queen. Vor 40 Jahren gründeten Freddie Mercury, Brian May, John Deacon und Roger Taylor die Rockband QUEEN. Vor vor 20 Jahren – am 24.11.2001 – verstarb Sänger Freddie Mercury. Die Feiern, welche seit seinem Tod von seiner Plattenfirma EMI inoffiziell ausgerufen wurden, werden auch heuer kein Ende finden. Die Platten der Band verkaufen sich seit 20 Jahren immer noch wie "geschnitten Brot". Keine Sorge. Es wird an dieser Stelle nicht wieder darüber lamentiert, wie viel Geld die Musikindustrie macht - mit der Ausbeutung der toten Stars. Die Schande welche das Erbe von QUEEN umgibt, ist viel größer und trägt zwei Namen: Brian May oder Roger Taylor. Der Gitarrist und Schlagzeuger des einstigen Schlachtschiffes kennen keinen Genierer, wenn es um die Verwertung von Material geht, welches zu Lebzeiten von Merury aus guten Grund nicht das Licht der Welt erblickte. Jeder noch so unhörbare Soundfetzen wurde in den letzten 20 Jahren aus den Archiven gehoben und in irgendeiner Form veröffentlicht. Nahezu jedes wurde irgendeine „Neue“ Best-of, Greatest Hits, Singles, Live oder Raritäten – CD veröffentlicht. Dazwischen nahmen die Zwei Leichenfledderer das furchtbar, peinliche Album "The Cosmos Rocks" unter dem Namen QUEEN auf und tourten mit Paul Rodgers um die Welt. Ein Resteverwertung wie Sie keine Obdachlosenküche der Welt wagen würde.

Dazu kamen die Medien, TV-Shows und der übliche Jahrmarkt um die Band. C-Promis outeten sich via Medien als Fans, ohne in der Lage zu sein drei Lieder der Band zu nennen. Jeder war plötzlich QUEEN-Fan und hievte die Band in den Olymp gleich zwischen Beatles und Led Zeppelin. Schmarotzer die vom Ruhm anderer zehren. Das hat QUEEN und vor allem Freddie nicht verdient. Einzig Bassist John Deacon ist abgetaucht und ignoriert schweigend das unwürdige Schauspiel.

Es ist Faktum, daß QUEEN nie diese großartige Band war, wie es heute dargestellt wird. QUEEN war eine gute Rockband mit Hang zu Pomp und Größenwahn. Es gab einige grandiose Songs, viele tolle Singles und mindestens genauso viele peinliche Titel. Einige Alben waren durchwegs passabel. Andere – besonders die in den 80er Jahren – schrecklich und unhörbar. Wer hört sich den heute noch den „Flash Gordon - Soundtrack“ oder „Hot Space“ an? Auch Lieder wie „I want it All“ oder „Radio Gaga“ eignen sich eher fürs Fremdschämen als für den Trophäenschrank der Rockklassiker. Raritäten kann es keine geben, da die Band die Alben auch mit den schwächeren Titeln vollstopfte – da blieb halt nix im Archiv. Dies ist auch der Grund, warum die Alben von QUEEN nie konstant stark waren – es gab zuviel schwaches Füllmaterial. Als einsame Ausnahme glänzt immer noch „Night of the Opera“. Der kreative Zenit der Band. Ein Platte die auch der Nicht-Fan vom Anfang bis zum Ende durchhören kann.

Der Rest der Welt schimpft sich Fan, verzichtet auf die Alben und hört die Greatest-Hits CDs. Das ist alles drauf, was man so vom Radio kennt. Freddie Mercury bezeichnete in einem seiner letzten Interviews die Lieder seiner Band als Papiertaschentücher, welche man nach einmaligem Gebrauch wegwirft. Und daß von dem Mann der den Jahrhundertsong „Bohemian Rhapsody“ geschrieben hat. Dennoch hatte Freddie die richtige Einschätzung über die Band, die er liebte und für die er lebte. QUEEN waren nie so wichtig und gut wie die heutigen Medienmacher uns einreden wollen. Dennoch, Mercury nahm seinen Job todernst und gab sein Bestes und dessen ungeachtet nahm er die Band und das Werk nicht allzu ernst.

Diese erfrischende Ehrlichkeit des verstorbenen Frontmanns, macht ihn sympathisch und hilft auch ein erfreuliches und realistisches Bild von dieser tollen Band zu bewahren. Freddie wußte, daß seine Zirkustruppe zwar in der Lage ist die Fans zu unterhalten, Musikgeschichte jedoch von anderen geschrieben wird. "So what" – es kümmerte Ihn nicht. Mercury ging trotzdem bis zum Ende mit unglaublichem Elan an die Sache und schrieb – den nahen Tode vor Augen – eines seiner besten Stücke. „The Show must go On“. Das Freddie damit seine Maxime - das Leben mit Freude zu leben - meinte und nicht das peinliche weiterwursteln seiner Kollegen – dessen bin ich mir sicher.

Die letzte Tournee (1986) von QUEEN ist hervorragend dokumentiert mit der DVD „Live in Wembley“. Zu den Zugaben betritt Freddie die Bühne. Adidas-Schuhe, Jogginghose und nackter Oberkörper. Dazu trägt er eine Hermelinrobe mit einer Königskrone und schmettert wie ein machttrunkener Kaiser „We are the Champions“ in die jubelnde Menge. Wer traut sich das heute noch. Eben – nur ER durfte das und konnte das. Und damit sollten wir es auch belassen. „Long lives the Queen“

Andi Bauer

The Hate & Coldplay

Es ist leicht Coldplay zu hassen.
• Die Band ist megaerfolgreich (Über 50 Millionen verkaufter CDs in den letzten 10 Jahren)

• Die Musik ist Pop mit einen latenten Hang zum Süßlichen

• Das Zeug läuft ständig irgendwo im Radio

• Die Band ist nett

• Die Mehrheit der Fans sind Mädchen

• Der attraktive Sänger Chris Martin hat eine Hollywood-Schönheit zur Frau, eine (angeblich) glückliche Familie, praktiziert Yoga und ißt Joghurt statt Fleisch.

Noch leichter diese Band zu hassen fällt nur noch Musikjournalisten - meist frustrierte Möchtegernmusiker mit Bäuchlein und Halbglatze. Diese suchen nur nach Innovation und vergleichen besserwisserisch neue Werke mit „Ihren“ alten Helden. Keine Chance für Coldplay gute Kritiken zu ernten. Was lächerlich ist. Es muß auch noch Platz zwischen den Genies von Radiohead und Wilco geben, deren Platten uneingeschränkt von den Kritikern in den Himmel gelobt werden.

Zugegeben, auch mein Fitneß-Programm hat noch nicht voll gegriffen und meine Frisur entwickelt sich zunehmend zu einem breiten Mittelscheitel – aber Coldplay hasse ich deshalb nicht.

Diese Kerle rackern sich ab, schreiben wunderschöne Lieder und schrauben seit Jahren mit Fleiß und Eifer an der perfekten Popplatte – die Ihnen auch noch gelingen wird. Der Erfolg kam auch nicht über Nacht, wie fälschlicherweise behauptet wird. Das Debütalbum vom Jahre 2000 verkaufte inzwischen 8 Millionen Einheiten. Den Großteil davon jedoch erst Jahre nach dem Erscheinen. Mit dem zweiten Album „a rush…“ (2002) war die Band zwar in England eine große Nummer, im Rest Welt jedoch noch eine Unbekannte. In Österreich verschlief die Plattenfirma damals sogar die CD und kam mit den Nachlieferungen gar nicht nach. Die Band machte die Ochsentour und spielte unzählige Konzerte in den USA. Dies führte zum Durchbruch mit dem dritten Album „X & Y“(2005), welches auf Nummer 1 in den Staaten schoß. Der Nachfolger „Viva la Vida“ (2008), glänzte durch mutige Arrangement und eine innovative Produktion welche nicht auf die sichere Seite der Radiocharts blickte. Die Streicherarrangements fungierten nicht als Wattebausch im Hintergrund, sondern schossen quer und zerfledderten die Melodien. Auch andere Sound Spielereien wagten viel und gewannen den Liedern der Briten neue spannende Seiten ab. Viel zu verdanken hatte die Band dem Sound-Wizzard Brian Eno, der als Produzent agierte und vieles auf den Kopf stellte. Beim aktuellen Album „Mylo Xyloto“ agierte Eno nur als Berater. „Mylo“ enttäuscht daher ein bißchen, jedoch auf hohen Niveau. Angesichts dem abenteuerlichen „Viva la Vida“ hätte sich der Hörer ein weiterspinnen dieses Kurses gewünscht. „Mylo“ beschert den Fans und Hörern immer noch großartige und anspruchsvolle Popmusik mit Mitsingfaktor und Wohlfühlgarantie. „Hurts like heaven“ ist unschlagbar, „Ever tear is a waterfall“ beschwört die Beatles und läßt das aktuelle Schaffen von Sir Paul McCartney blaß aussehen und „Don`t let it break your heart“ ist eine großartige hymnische Nummer - U2 ohne Bono. „Mylo Yyolo“ ist eines der besten Pop-Alben des Jahres, das viertbeste Album von Coldplay und ein weiterer Schritt der vier Briten, ihren Status als große Band dieses neuen Jahrhunderts zu zementieren.

Andi Bauer

6. November 2011

Sunday morning coming down - Warum darf Pink Floyd (und der Progrock) nicht sterben

Unter dem Slogan „Why Pink Floyd“ hat der britische Plattenriese EMI die alten Platten der überbewerteten Langweiler Pink Floyd entstaubt, klangtechnisch aufgebrezzelt und (wiedermal) auf den Markt geworfen. Soviel Wirtschaftskrise kann es offensichtlich gar nicht geben, um Musikhörer davon abzuhalten unnötigen alten Schmus zu kaufen. Das „Why“ seitens der Plattenfirma läßt sich auch leicht beantworten. EMI steht kurz vor dem Verkauf. Da macht sich die Braut noch mal hübsch und zeigt was Sie zu bieten hat.
Der komplette Pink Floyd Katalog liegt bei der EMI und verkauft sich seit Jahren brav und regelmäßig. Warum eigentlich? - fragt sich der Skeptiker? Seit Jahrzehnten wurde eine Legende gebildet und aufgebaut, die den Menschen einredet, das Pink Floyd zum guten Ton gehören und man deren Platten haben muß. Man muß den Quark ja nicht anhören, es reicht wenn die Dinger prominent im Regal stehen  – sollte sich überraschender Besuch ankündigen. Man will ja mitreden und als Musikkenner mit erlesenem Geschmack dazugehören.

Wenn man die aufgeblasene Legende aber ignoriert und sich nur mit dem Substanz des Produktes beschäftigt entpuppt sich die verbleibende Suppe als erschreckend dünn. Da hätten wir mal den großartigen Erstling bei dem Syd Barrett noch am Ruder saß. Dieser balancierte die Musik gekonnt zwischen Rock, Pop, Psychedelic und Wahnsinn. Dazu gab es brillante Singles wie „See Emily play“ & „Arnold Lanyne“. Das durchwachsene zweite Album zeigte erste Schwächen. Zunehmend klinkte sich Barrett von der hiesigen Realität aus und wechselte in andere Sphären. Beim dritten Album übernahm bereits der Egomane Roger Waters das Zepter und die Ergebnisse wurden mit jedem Album mediokerer. Das Live-Album „Ummagumma“ hatte noch Spannendes zu bieten, „Meddle“ mit dem Titeltrack und „One of this days“ noch Songideen – dann wurde es dunkel. Es kam das perfekt produzierte „Darkside on the Moon“ mit den Monsterhits - das bis heute jeder haben muß, jedoch nur circa jeder zehnte Käufer mehr als einmal hört. Natürlich ist „The great Gig in the Sky“ ein Klangerlebnis aber allein das tumbe „Money“ als antikapitalistische Kritik ist peinlich und „Time“ ist immer noch überwertet - wie das gesamte Album. „Dark Side“ stellte den Sound über den Song. Ein lautes Kunstwerk, das nichts zu sagen hat. Das Nachfolgewerk „Wish you where Here“ bringt den Titelsong als rührenden Lagerfeuerhit und birgt den besten Moment der Band nach Barretts Abgang. „Shine on your crazy Diamond“ ist ganz großes Kino, mit einem zutiefst rührenden Text über den verlorenen Freund. Das war’s dann. „Animal“ hatte nix zu bieten außer ein fliegendes Schwein als Werbegag und das Doppel-Album „The Wall“ ist immer noch ein peinlicher Witz, der viel zu lange dauert. Der einzig große Song – „Comfortably Numb“ – ist ganz am Ende versteckt und kann den verfahrenen Karren nicht mehr aus dem Morast ziehen. Dann zerbröselte die Gruppe. Band-Diktator Roger Waters machte mit Mietmusikern weiter und sang gegen Diktatoren und Krieg an, während er jahrelang gegen den Rest der Band Krieg führte und prozessierte. Scheinbar sah niemand die Ironie und die Scheinheiligkeit in der Geschichte. Derweil wurden die Band und das Werk gefeiert und die Legende konsequent geschmiedet. Erzfeind David Gilmour machte mit Schlagzeuger Nick Mason und Keyboarder Richard Wright unter dem Namen „Pink Floyd“ weiter. Die Rumpfband veröffentliche 1997 und 1994 zwei fürchterliche Alben und spielte in nahezu in jedem Stadium der Welt vor Millionen gläubigen Jünger die alten Hits mit Laser-Klimbim.

Und Heute? Richard Wright ist tot, Nick Mason gibt Interviews und David Gilmour macht Soloplatten und will von Pink Floyd nichts mehr wissen. Einzig Roger Waters ist immer noch beleidigt, wettert gegen den Kapitalismus und zieht mit seiner „Wall Show“ um den Globus. Dort treffen sich 60jährige Bänker, Ex-Hippies und Fondmanager in den Fußballstadien und grölen gemeinsam „We dont need no education“. Auch eine Botschaft.

Andi Bauer

30. Oktober 2011

Sunday morning coming down - Wieviel Tom Waits hat Ihr Leben?

Ein neues Album von Tom Waits ist da. Wieder großartig - was sonst. Besoffene Balladen über Penner & Seemänner. Zerschossener Blues, hinkender Rock, Barpiano & Rumpelkammerschlagzeug – alles da was man braucht. Dazu der störrische Alte mit seiner gegerbten Stimme zwischen grunzen, keuchen, kratzen & singen. Der Mann hat immer noch was zu sagen. Nach über 40 Jahren im Geschäft. Und wenn man so die neuen Lieder des großen Alten hört, macht sich der Fan und Bewunderer so seine Gedanken.
Es soll ja angeblich Menschen in der westlichen Hemisphäre geben, die gar keine Platten des Genies besitzen. Ein für mich so fremder, ferner und unwirklicher Gedanke daß es weh tut darüber zu schreiben. Ich kann es nicht glauben und mag es mir auch nicht vorstellen. Und sollte es stimmen, daß aufgeklärte Bürger - welche in Europa & Nordamerika uneingeschränkten Zugang zu Informationen haben - immer noch die Werke des Begnadeten ignorieren, dann will ich es nicht wissen.

Ich möchte diese Unglücklichen nach Möglichkeit meiden. Einzige Hoffnung auf ein Zusammentreffen meinerseits, mit dieser Sorte von „Bürgern“ bestände darin, daß diese aufrichtige Reue zeigen, einhergehend mit dem unmittelbaren Erwerb von Tom Waits Alben. Sollten Sie, werte Leser, Menschen kennen – und Gott bewahre Sie vor solch einem Bekanntenkreis – welche sich gegenüber Tom Waits verweigern, dann trennen Sie sich schnellstens von diesen Ignoranten. Und geben Sie den Verlorenen um Himmels Willen noch ein paar Tipps mit, um wenigstens nachträglich bei Waits einzusteigen. Ich flehe Sie an, geben Sie meine nachfolgenden Empfehlungen und befreien Sie diese Menschen aus einem sinnlosen und unwürdigen Leben.

Für den Anfang: „Small Change“ von 1976. Eines seiner besten Alben, das bereits mehr als ein Leben gerettet hat. Das Ding gibt’s bei Amazon um läppische 5,50 (Dafür kriegen Sie bei Starbucks grad mal eine Tasse Kaffee – ohne Kuchen)

Auch mit „Swordfishtrombones“ von 1985 kann der fortschrittliche Sammler nichts falsch machen. Vom großartigen Spätwerk empfiehlt sich das versöhnliche „Mule Variations“ von 1999 und das störrisch, aufregende „Real gone“ von 2004.

Ach was, empfehlen Sie einfach ALLE Platten des Meisters – das Leben ist zu kurz.

Und selber – wenn Sie es noch nicht getan haben. Kaufen sie die neue von Mr. Waits. Graben Sie sich durch die seltsamen Klänge, legen Sie die wunderschönen Melodien frei und erfreuen Sie sich an Musik die wieder mal Anders ist und doch vertraut wie der beste Freund, der nach 8 Jahren auf einen Überraschungsbesuch vorbeikommt.

Andi Bauer

10. Juli 2011

SENSATION - „ÖSTERREICH“ – JETZT GRATIS FÜR BON JOVI FANS - AN JEDER U-BAHNSTATION

Sunday Morning Coming Down - die Kolumne am Sonntag

Ich habe mir für 2011 vorgenommen über zwei Künstler ein Jahr lang nicht zu lästern. Der erste ist Nicolas Cage, und dieses Versprechen hab ich bereits im Februar gebrochen. Sein Film „Drive Angry“ war so abgrundtief schlecht, dass zumindest eine Randbemerkung notwendig war. Die anderen sind Bon Jovi. Ich war ja mal ein Gelegenheitshörer (1986-1992) und sogar 1993 bei einem Konzert (ich war jung und brauchte das Geld), also bin ich nicht grundsätzlich mit der Band verfeindet. Gute Freunde redeten mir ins Gewissen und erkannten mein Problem – „du bist ja nur neidisch auf den schönen Jon“. Ertappt, ich bin auch neidisch dass es den Kerlen gelungen ist aus drei harmlosen Liedchen eine Weltkarriere zu zimmern. Natürlich würde ich gerne so aussehen wie der schöne Jon, zu Mittag jedoch wie Brad Pitt und am Abend wie George Clooney. Mein Leben wäre endlich glücklich und erfüllt. Bis dahin friste ich mein karges Dasein hinter dem Computer und kompensiere meine Neidgefühle mit satirischen Bemerkungen.

Aber über Bon Jovi gibt’s derzeit eh nix zu lästern. Nur Jubelmeldungen. Da lese ich gerade in der Sonntagsausgabe der Zeitung „Österreich“: GRATIS IHR TICKET FÜR BON JOVI. So groß geschrieben, dass die Buchstagen in Gefahr laufen aus der Zeitung zu purzeln. Tolle Sache, das freut den Fan. Leider gibt’s da doch noch was Kleingedrucktes. Zum Gratis-Konzerticket gibt’s dann doch noch was dazu - ein Jahres ABO der Zeitung für – fast gratis – 19,90 im Monat. Also doch der Preis einer VIP-Karte inklusive einer Fuß Massage vom schönen Jon. Ob die Massage und der VIP Bereich auch im Preis inbegriffen ist, geht aus der Anzeige nicht deutlich hervor.

Auch hat mich stutzig gemacht, daß man diese Zeitung (ein Bilderbuch mit Rechtschreibfehlern - Copyright Stermann & Grissemann) auch kaufen kann. Bisher erlebte ich einen anstrengenden Spießrutenlauf um all den freundlichen Studenten zu entkommen, die mir die Zeitung gratis aufdrängen wollten.

Was soll man nun tun, mit diesem verlockenden Angebot. Wenn man zugreift, bedeutet es dann, dass man die Zeitung auch lesen muss und muss man zum Konzert gehen wenn man das Ticket mit der Zeitung kriegt? Diese Fragen bringen mich zur Erkenntnis, dass ich möglicherweise die falsche Zielgruppe für diese großartige Aktion bin. Wenn ich jedoch darüber nachdenke, dass sich alle Österreich-Leser zum Bon Jovi Konzert treffen, könnte man diese goldene Gelegenheit dazu nützen um………………… Nein, diesen bösen Gedanken werde ich an diesem schönen sonnigen Sonntag wie heute, nicht mehr zu Ende führen.

Viel Spaß beim Konzert liebe Bon Jovi Fans wünscht - ganz ehrlich :-) -

Andi Bauer

4. Juli 2011

„I see dead movies“

good@wise FILMWARNUNG: Transformers 3The Dark Side of the Moon
von Michael Bay - im Kino

Für Filmkritiker ist Regisseur Michael Bay schon lange ein rotes Tuch und gefundenes Fressen. Zu plakativ, einfältig, propagandistisch und letztlich kommerziell erfolgreich sind seine Werke.

So einfach machen Wir uns heute mit dem 3. Teil der „Transformers ´-Reihe“ nicht. Auch der Autor dieser Zeilen ist ein Freund von kurzweiligen (und gut gemachten) Unterhaltungsfilmen der Marke „Hollywood“. Leider wird „Transformers 3“ diesem nicht Anspruch gerecht. Der Film entspricht eigentlich gar nichts und niemanden und ist - um es auf den Punkt zu bringen - dumm, ärgerlich, lächerlich & schlecht.

Um all das Grauen, das diesen Film umgibt aufzulisten fehlt hier der Platz und mir - ehrlich gesagt - auch die Lust. Ich durfte den Streifen gemeinsam mit drei Teenagern (mein 15jähriger Sohn und seine Freunde) im IMAX Kino genießen und zitiere an dieser Stelle die Reaktionen der Jugend. „Langweilig, unlogisch und unnötig“ waren noch die freundlicheren Kommentare der aufgeweckten Teenager. Und es stimmt. Der Film ist viel zu lange und auch langatmig – eine Katastrophe für einen Actionfilm. Das Drehbuch hat mehr Löcher als ein kaputtes Fischernetz, gute Schauspieler wie John Malkowitz werden in unnötigen Rollen verheizt und das neue Supermodell (Name ist mir entfallen) das an der Seite von Shia leBouf herumstöckelt spielt so schlecht, das man sich sogar die gegfeuerte Megan Fox zurück wünscht. Am Ende bleibt der Besucher mit der Gewissheit zurück wertvolle Lebenszeit verschwendet zu haben.

Und ich wage zu behaupten, daß selbst gestandene US-Marines sich, für den im Film zur Schau gestellten Hurra-Patriotismus fremdschämen. „Transformers 3“ ist ein seelenloses Machwerk und toter als Bruce Willis in „6. Sense“. Es ist an der Zeit das Michael Bay wieder dorthin zurückkehrt wo er hergekommen ist - in die Werbebranche. Als Regisseur für Werbefilmchen für die US-Armee wäre der Mann unschlagbar und seine künftige Abwesenheit ein Gewinn für Kinobesucher.

Andi Bauer

3. Juli 2011

……and The Winner Is……

Ehrliche Filmpreise für das 21. Jahrhundert - Sunday Morning Coming Down - die Kolumne


Nahezu jede Woche findet in irgendeinem Dorf ein internationales Filmfestival statt, bei dem Preise in den immer gleichen und langweiligen Kategorien verliehen werden. Regie, Schauspieler, Drehbuch, usw. Die Zeiten haben sich inzwischen gewandelt und somit auch der Bedarf an neuen Preiskategorien die Kinofilme. Hier sind Sie. Die Filmpreise für das 21. Jahrhundert.

Der Bond
Wird an Produktionen verliehen um welche bereits im Vorfeld ein unerträglicher Wirbel veranstaltet wird - bevor überhaupt eine Zeile des Drehbuchs geschrieben ist.

Der Lucas
Wird an Filmemacher verliehen welchen es gelingt eine (vormals) gute Filmidee durch jahrzehntelanges ausquetschen (Merchandising, TV-Serien, Fortsetzungen, Prequels, usw.) zu einem langsamen qualvollen Tode zu verurteilen.

Der Potter
Wird an Produzenten verliehen welchen es gelingt, erfolgreiche Romane - ohne auf Handlung & Inhalt Rücksicht zu nehmen - in seelenlose Filme mit endlosen Fortsetzungen transformieren.

Der Rocky
Wird an Schauspieler (meist ältere) verliehen, die mangels heutigen Erfolg, immer wieder auf ihre alte Rollen aus der glorreichen Vergangenheit zurückgreifen

Der Ewok
Wird hauptsächlich an die Spielzeugindustrie verliehen, der es immer wieder gelingt Filme durch unnötige kuschelige Figuren zu erweitern um den lieben Kleinen (respektive deren Eltern) den letzten Dollar aus der Tasche zu ziehen.

Die Roberts
Ist ein Preis der hauptsächlich an Schauspielerinnen verliehen wird, denen es geling Talentlosigkeit jahrelang durch breites Grinsen und herzliches Lachen zu kaschieren.

Der BAYMICHAEL
Geht an Regisseure denen es gelingt Mist durch gekonnt gefilmte Sonnenuntergänge & überdiemensionierte Explosionen & Specialeffekte zu verschleiern.

Der Shrek
Wird an unnötige Fortsetzungen verliehen, welche den Zuseher die Lust auf die ersten (eigentlich) guten Teile verlieren läßt.

Der ADAMSANDLER
Wird an Filme verliehen die unter dem Genre Komödie laufen, jedoch nicht lustig sind.

Der 3D
Wird an Produzenten verliehen denen es gelingt die Preise für Kinokarten mittels technischer Taschenspielertricks zu verdoppeln ohne einen erkennbaren Mehrwert für den Besucher.

Die Verleihung der Preise wird voraussichtlich am 11.11. stattfinden. Nominierungsvorschläge und die üblichen Bestechungsgelder direkt an mich.

Andi Bauer

18. Juni 2011

Sunday Morning Coming Down - „Welche Musik hören Sie gerne“?

Eine (scheinbar) harmlose Frage welche dramatisches auslösen kann. Ich stelle diese Frage gerne wenn ich Menschen kennenlerne. Da ich mich für Musik, wie auch für Andere interessiere eine durchaus legitime Frage, die leider oft zu unkreativen Antworten führt. 9 von 10 Angesprochene antworten auf diese ausgesprochen spannende Frage mit: „ALLES“. „Alles“, die Menschen hören „Alles“. Jede Art von Musik – Sensationell, ein Wunder. Natürlich deprimierte mich diese dumme und ideenlose Antwort jedes Mal. Meine Entgegnungen darauf hörten sich in etwa so an: „Alles ist nix“ oder ähnlich zynische Kommentare. Was sonst soll man auf „Alles“ antworten.

Seit einigen Wochen jedoch habe ich meine Strategie diesbezüglich geändert. Mit I-Pod und CDs ausgerüstet gehe ich - von nun an vorbereitet - in das Gespräch und frage immer noch unschuldig mein Gegenüber nach seinen musikalischen Vorlieben. Lautet die Antwort „ALLES“ entlockt mir dies ein freundliches Lächeln, gefolgt von geschäftiger Aktivität. „Das freut mich aber“ entgegne ich, „Darf ich dir ein Lied vorspielen“. Das unschuldige „Ja“ kommt immer, bereitet den „Alleshörer“ jedoch nicht darauf vor was jetzt kommt.

Ein lärmendes Double-Bass-Schlagzeug hämmert bedrohlich gegen das Herz, zerfetzend kreischende Gitarren lassen die Ohren bluten und eine zwischen Grunzen & am Spieß schreiende Stimme, läßt alle Sinne schwinden und beschwört die unvermeidliche Apokalypse herauf. „Dantes Inferno“, adäquat in Töne gegossen, überrollt den unvorbereiteten Hörer.

Der „Alleshörer“ kriegt ein Lied aus der Abteilung „Schwermetall“ zu hören – gut abgehangen zwischen Speed, Trash & Death. Meine derzeitigen Favoriten sind Metallica mit „Seek and destroy“ und Slayer mit „Angel of Death“. (Weitere Musiktipps für dieses interessante Experiment werden von mir gerne entgegengenommen).

Die Reaktionen des „Alleshörers“ sind immer gleich. Rollende Augen welche gefährlich am Hinauskugeln sind, verzweifeltes Röcheln und eine runtergeklappte Kinnlade. Nach dieser kleinen Demonstration musikalischer Vielfalt stellt sich meist heraus, daß mit ALLES eigentlich Musik gemeint war, welche der Ö3-Dudelkasten jeden Tag so absondert. Also ein Promille dessen, was es an Musik auf dieser schönen Welt zu entdecken gibt. Das erstaunliche an dieser 30 Sekunden Speedmetall-Exkursion - länger schafft es kein Ö3-Hörer – ist jedoch, daß sich anschließend hochinteressantes Gespräch über Musik, Stile & Geschmäcker ergeben. Und das der ALLES-Hörer sehr wohl seine Favoriten hat, aber oft zu schüchtern ist, diese zu benennen. Was ist schon dabei, wenn man Britpop oder Country mag. Viel Schlimmer ist nicht mal zu wissen was man gern hat und scheinbar „Alles“ zu hören glaubt. Seien Sie gewarnt. Sollten Ihnen jemand in den nächsten Tagen die Frage nach Ihrem Musikgeschmack stellen, überlegen Sie sich die Antwort gut.

Andi Bauer

11. Juni 2011

good@wise Filmtipp: X-Men First Class

X-Men: First Class von Matthew Vauhgn     seit 9.6. im Kino  


Leider hinterlassen die "X-Men" heute bei Filmen Fans ein unangenehmes Gefühl. Das liegt an der schwankenden Qualität der Verfilmungen. Teil 1 & 2 (2000 & 2003) sind großartig und revolutionierten die Qualität von Comicverfilmungen. Ermüdet von oberflächigen Batman & Robin Keilereien erlebten die Zuseher zur Jahrtausendwende bei den „X-Men“ Figuren mit Tiefgang, glaubwürdige Geschichten, Humor, Action und überzeugende Effekte. Dies ist Regisseur Bryan Singer (Die üblichen Verdächtigen) zu verdanken, der keine Kompromisse zuließ und mit den ersten beiden Filmen anspruchsvolle Comic-Unterhaltung für Erwachsene schuf. Teil 3 (2006) inszeniert von dem Schnösel Brett Ratner (Rush Hour 1-3) konnte nur mehr abfallen. Der nachfolgende Spin-off Wolverine von 2009 war zu unentschlossen und zu seicht um Wellen zu schlagen. Regisseur Gavin Hood aus Südafrika wurde hier bei seinem ersten Hollywoodfilm offensichtlich von den Produzenten zu stark beeinflußt.

Die Wende kommt wieder mit dem neuen Film, bei dem der talentierte Brite Matthew Vaughn am Regiestuhl Platz nahm. Vaughn drehte bisher drei Filme die unterschiedlicher nicht sein könnten. Layer Cake mit Daniel Craig ist ein harter zynischer Gangsterthriller, Stardust mit Michelle Pfeiffer ein mystisches Fantasieabenteuer und Kick As mit Nicholas Cage eine überdrehte Comicverfilmung. Mit dem aktuellen X-Men Film: First Class erzählt Vauhgn die Anfänge der Mutanten. Er taucht in die Freundschaft von Professor X und Magneto ein, welche später zu Feinden werden sollten und führt behutsam andere bereits liebgewonnene Figuren in die Welt der Mutanten ein. Für Freunde der ersten beiden Teile ist der neue Film ein Leckerbissen. Die bereits bekannten Mutanten erleben durch ihre Vorgeschichte eine charakterliche Schärfe und neues Leben ohne das bereits bekannte zu ignorieren. Vaughn geht noch einen mutigen Schritt weiter und verbindet die Kubakrise von 1962 mit dem ersten Einsatz der X-Men. Diese Verschmelzung von realer Geschichte und fiktiver Comicwelt ist ein genialer Schachzug, welcher die inneren und äußeren Kämpfe der Figuren nur realistischer erscheinen läßt.

Letztlich ist die Geschichte der X-Men auch die Geschichte der Menschheit und deren Umgang mit lästigen und nicht der Norm entsprechenden Minderheiten. So beginnt die Geschichte von Magneto in einem Nazi-KZ in Polen und endet mit einem weiteren Vertrauensbruch der Menschen gegenüber den Mutanten. Der Schmerz & Hass des Metallbändigers auf die Menschheit wird durch den Film nachvollziehbar und greifbar. Es sei am Ende noch erwähnt, daß der Film mit einem hervorragenden aufspielenden Kevin Bacon auch einen exzellenten Bösewicht zu bieten hat. X-Men: First Class ist ein gelungener Unterhaltungsfilm der vom Besucher nicht verlangt das Hirn an der Kasse abzugeben. Ab ins Kino – die Mutanten auf der großen Leinwand erwarten Ihren Besuch.

Andi Bauer

8. Juni 2011

good@wise Filmtipp: Source Code

Source Code von Duncan Jones   seit 3.6. im Kino



Ein Mann erwacht in einem Zug, gegenüber sitzt eine schöne Frau die in vertraut anspricht. Er kann sich an nichts erinnern und bemerkt nach kurzer Zeit, daß sein Geist offensichtlich im Körper eines anderen steckt. Nach 8 Minuten explodiert der Zug und der Mann wacht in einer seltsamen Kapsel auf. In dieser erfährt er von einem neuen Experiment, welches die Möglichkeit bietet in fremde Erinnerungen einzutauchen – für 8 Minuten. Auf die quälenden Fragen des Soldaten gibt es nur ausweichende Antworten, daß es sich um Quantenphysik handle (ein Fest für Physiker) und die Zeit dränge – denn Im Zug befindet sich ein Attentäter. Es gilt diesen ausfindig zu machen um ein weiteres Attentat zu verhindern. Immer wieder taucht der Mann in den Zug ein, erlebt dieselben Momente wieder und beginnt langsam an der Aufgabe zu verzweifeln.

Der Film ist eine böseartig verzerrte Thrillervariante der köstlichen Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Während sich jedoch der Bill Murray Film auf den Witz der wiederkehrenden Situationen konzentriert und auf eine logische Aufklärung zusteuert, ist „Source Code“ vielschichtiger und perfider. Gleich dem Schälen einer Zwiebel legt Regisseur Duncan Jones Schicht für Schicht frei und führt den Zuseher in Abgründe. Jones wirft die ewigen und aktuellen Fragen auf, was das Leben eines einzelnen wert ist, wenn es gilt Tausende zu schützen und läßt die Wissenschaft in fragwürdigen Grenzbereichen agieren.

Mitten im Experiment steckt Jake Gyllenhaal als Soldat der immer wieder die 8 Minuten durchlebt und die beste Leistung seiner Karriere abliefert. Jeffrey Wright brilliert als ölig glatter und arroganter Wissenschaftler und Vera Farmiga versucht als Verbindungsoffizier Goodwin den „Patienten“ zu steuern, was ihr mehr emotionale Schrammen verursacht als ihr lieb ist. Duncan Jones (der Sohn von David Bowie) ist ein außergewöhnlich talentierter Regisseur der mit seinem zweiten Film für Furore sorgt. „Source Code“ ist Unterhaltung auf höchstem Niveau mit tollen Schauspielern und einer Geschichte die nachbrennt. Und nix für nervöse Gemüter – „Source Code“ ist sauspannend.

Andi Bauer

5. Juni 2011

Ein Sommer im Kino

Sunday Morning Coming Down – die Kolumne


Seit nun mehr 20 Jahren gehen die meisten Menschen Im Sommer ins Kino. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe. Einerseits die Erfindung der Klimaanlage und anderseits Steven Spielberg. Die Erste sorgt für Erfrischung, der Zweite kreierte 1975 mit seinem dritten Spielfilm „Der Weisse Hai“ den ersten überragenden Sommerhit der Filmgeschichte. Bis zu diesem Jahr vermied Hollywood den Sommer und plazierte die großen Produktionen rund um die Feiertage (Weihnachten / Thanksgiving). „Der weiße Hai“ startete im Juni und spielte damals allein in den USA sensationelle 260 Millionen Dollar ein. Umgerechnet auf den derzeitigen Preis einer Kinokarte wären das heute über eine Milliarde Umsatz an den Kinokassen und mehr verkaufte Tickets als AVATAR.

Der Erfolg des „großen Weißen“ änderte die Verleihpolitik der großen Studios. Hollywood kürte den Sommer zur Kinosaison und begann sogleich leichtfüßiges Popcornkino für die Massen in die Sommermonaten zu schaufeln. Heute sind die Starttermine der potentiellen Hits für die Sommersaison schon zwei Jahre zuvor festgelegt. Die Starttermine werden mit ähnlich strategischen Aufwand vorbereitet, als gelte es ein Land zu erobern. „Fast and the furious 5“ startete heuer Ende April und läutete offiziell die Sommersaison ein. „Thor“ folgte am 5. Mai, „Fluch der Kabirik 4“ am 13.5. und „Hangover 2“ am 1.6. Die großen Filme werden mit Sicherheitsabstand programmiert. Actionfilme starten gleichzeitig mit Komödien um Alternativen für romantische Naturen zu schaffen. Familienfime werden präzise plaziert. Kein anderes Studio möchte mit Disney / Pixar konkurrieren. So startet „Kung Fu Panda 2“ exakt 4 „Wochen vor „Cars 2“ von den Pixarstudios. Erfolgreiche Hits im Sommer zu landen ist für die Studios Pflicht und Prestige. Der Starttermin der Filme wird zur Wissenschaft. So hat die Entscheidung der Paramount Studios „Transformers 3“ zwei Tage vorzuverlegen und die Roboter bereits am Mittwoch, dem 29.6. auf die Menschheit loszulassen, für heftige Diskussionen gesorgt. Wird dies das den Umsatz des ersten Wochenendes ungünstig beeinflussen? Fragen die Kinobesucher in „good old europe“ nicht wirklich tangieren sind bei den Amis Tagesthemen.

Mittlerweile haben auch alle wichtigen Genres ihren saisonalen Platz gefunden. Derzeit verteilen sich die Starttermine für Filme in den USA wie folgt.

Mai bis August: Aufwendige megateure Unterhaltungsfilme um die Popcorn krachen zu lassen. Zusätzlich starten im Mai immer romantische Hochzeitskomödien (im Mai wird geheiratet). Auch 2 – 3 aufwendige Animationsfilme gibt es verläßlich jeden Sommer.

September / Oktober: Literaturverfilmungen, Krimis, Anspruchsvolle Stoffe, Kandidaten für eine Oscarnominierung & Horrorfilme (Halloween).

November / Dezember: Fantasiefilme, Familienthemen, Animation & Romantik

Jänner / Februar: Was vom Tage übrigblieb - B-Actionkracher, Horror & kleinere Produktionen welche von den Studios hin und verschoben werden, weil Sie in der Sommersaison untergehen würden.

Februar bis April: Thriller, Komödien, Romantik (Valentinstag) & leichte Actionkost.

Was bleibt am Ende bleibt sind die Filme. Denn Strategie hin, Marketing her, die Filme müssen den Erwartungen des Publikums gerecht werden. Daran ändern auch der klügste Starttermin und das beste Marketing nichts. „Fluch der Karibik 4“ startete mit enormen Aufwand am lukrativen Memorial-Day / Weekend, Ende Mai und enttäuschte dennoch an der Kasse, wie auch die Kritiker.

Und für all Jene, denen diese eher nutzlosen Informationen nicht die gänzliche Lust aufs Kino genommen haben, hier im Schnelldurchlauf – die Hollywood-Blockbuster des heurigen Mai.

The Fast and the Furious

Bereits der 5. Teil der Serie und von den anderen 4 nicht wesentlich zu unterscheiden. Vin Diesel kann immer noch nicht schauspielern und Logik hat auch noch keine Einkehr in die Filmreihe gefunden – fehlt auch nicht. Leidlich Dwane Johnson reißt den Film aus der unteren Mittelmäßigkeit. Für Menschen die ohne Formel 1 nicht leben können und Buben die sich weigern erwachsen zu werden (möglicherweise der Großteil der männlichen Bevölkerung – anders läßt sich auch der immense Erfolg des Film nicht erklären

Thor

In diesem Blog bereits erwähnt. Großartige Comicverfilmung mit einem Hauch von Shakespeare. Bester Popcorn-Film im Mai.

Fluch der Karibik 4

Johnny Depp torkelt wieder durch die Südsee, begleitet von einer unmotivierten Penelope Cruz, einem unglaubwürdigen Bösewicht und einem unterrepräsentierten Geoffrey Rush. Die Geschichte ist ein schlechter Witz, Regisseur Rob Marshall (Chicago, die Geisha) immer noch ein Langweiler ohne Gefühl für Timing und der Showdown ein Jammer. Einzig die ersten 30 Minuten mit einer tollen Jagd durch London schaffen so was wie Piratenflair.

Hangover 2

Eher Durchhänger - Die bisherige Enttäuschung des Jahres. Die Geschichte von Teil 1 wird mit denselben Witzchen wieder erzählt nur ein bißchen derber. Mehr ist den drei Drehbuchautoren nicht eingefallen? Such a shame.

Dafür verspricht das neue Abenteuer der "X-Men" Großes. Startet bei uns am Freitag. Bald mehr davon - in diesem Theater.

Andi Bauer

29. Mai 2011

Wie BIO ist die GAGA

Sunday Morning Coming Down

Ich war ja beim BIO immer a bissi skeptisch – aber heute habe ich was dazugelernt. Die österreichischen Bioläden kaufen in Hamburg spanisches Gemüse ein. Das erklärt natürlich den Preis, da das Zeug durch halb Europa gekarrt werden muß. Die Bezeichnung BIO rührt wahrscheinlich daher, daß die LKWs BIO-Sprit tanken.

Das bringt mich auch gleich zur Lady Gaga, die sich ja auch gerne mit Lebensmitteln bekleidet. Sie ist der erfolgreichste Mensch überhaupt - in allen nur denkbaren Kategorien. So klingt es zumindest seit Wochen aus allen Medien. Gut, die müssen auch mit irgendwas die Seiten füllen und ein paar "Gaga" Fotos,  untermalt mit Superlativen sind da schon hilfreich. Es stellt sich jedoch grundsätzlich die Frage, was es bedeutet wenn Eine Milliarde Menschen Gaga-Videos auf Youtube gesehen haben. Sind das Freunde (nach Facebook), Fans, Voyeure, Schmarotzer, potentielle Werbekunden (deren Daten man weiterverkaufen kann) oder vielleicht sogar Lady Gaga CD-Käufer. Gibt es eine letztlich hinter all dem Hokuspokus eine meßbare Substanz oder lassen wir uns nur von den virtuellen Zahlen beeindrucken. Gibt es überhaupt so viele CDs von der Lady, daß wenn diese Menschen alle kaufen wollen kein Engpaß entsteht?

Das wäre eine Schlagzeile die mich beeindrucken würde:
„Lady Gaga CDs restlos vergriffen – Plattenfirma kommt mit Nachpressungen nicht nach – Original-CDs am Schwarzmarkt zu horrenden Preisen“.

Ein Besuch beim örtlichen Elektro-diskonter (Plattenhändler gibt’s ja nimma) zeigt jedoch ein anderes Bild. Da werden die Paletten mit den CD-Stapeln der Lady von A nach B geschoben damit vielleicht doch ein verirrter Waschmaschineninteressent aus Versehen das Album um € 9,99 mitnimmt. Und was in den nächsten 2 Monaten nicht über den Ladentisch wandert geht zurück an den Absender. Dort werden die Dinger dann recycelt und immer öfter in Asphalt transformiert. Sollten Sie mal wieder auf der Südostagente im Stau stehen, hören sie genau hin. Unter ihren Reifen könnten die Überreste der letzten Alben von Robbie Williams, Michael Jackson & Take That eingearbeitet sein.

Ich werde jetzt nicht von der guten alten Zeit sabbern, aber „Die“ hatte schon was. Als ich zum Beispiel 1986 die neue LP von Falco kaufte (ich hatte diese damals vorbestellt!!! - um nicht leer auszugehen) und zwei Kerle hinter mir keine mehr kriegten. „Leider ausverkauft – sagte die Verkäuferin – die Plattenfirma kommt mit den Pressungen nicht nach“. Ein tolles Gefühl mit dieser LP aus dem Laden zu gehen.

1991 ergatterte ich den letzten Sitzplatz für die Premiere von „Terminator 2“. Mein Freund Goon weilte zu dieser Zeit in New York und berichtete mir glaubwürdig, daß in den USA die Menschen in den Gängen der Kinos saßen, um den Film am ersten Tag sehen zu können. Heute undenkbar. Hat eh schon jeder im Internet runtergeladen. Wann erlebten Sie das letzte mal, daß eine neue CD nicht lieferbar ist oder daß Sie keinen Kinoplatz mehr für einen Blockbuster kriegen konnten. Ich gebe es offen zu, ich vermisse diese Zeiten wo man nicht alles immer kriegen konnte, wo nicht jeder Laden ganzjährig Ananas verkauft, wo der Überfluß noch begreifbar war, wo man öfters ein „Nein – das haben wir nicht“ hörte. Heute gibt es scheinbar Alles, Überall und Immer. Bis sich am Ende herausstellt, daß die Lady Gaga viel weniger CDs verkauft als TOTO in den 80er Jahren Schallplatten und das BIO-Gemüse gar nicht vom Bauernhof in der Nachbarschaft kommt.

Andi Bauer

22. Mai 2011

Luft und Liebe

Sunday Morning Coming Down - die Kolumne

Ein paar Freunde haben mich aufgefordert über den „Lifeball“ zu bloggen. Ich fürchte, daß ich da der Falsche bin. Ich kenne mich nicht aus um was es da geht. Die reden dauern davon, daß Sie gegen Aids kämpfen wollen und dann ziehen Sie sich so an als ob Sie um eine Ansteckung fast betteln würden. Das Alles verwirrt mich sehr. Außerdem bin ich intolerant, weil ich zu vielen der gefeierten Klimaxe dieses Ereignisses eine andere Meinung habe.

Im Kurier steht, daß beim Lifeball die „Liebe“ gelebt wird. Leider gibt es keine ausreichende Erklärung welche Art oder Abart der Liebe damit gemeint ist. Und während vom Bundespräsidenten abwärts jeder Promi, Wichtigtuer und Journalist den Lifeball für den obersten Maßstab an Toleranz und Gutmenschentun preist, drängen sich mir einige bescheidene Fragen auf:

Nehmen die ganzen Prominenten & Schreiberlinge ihre Kinder zum Lifeball mit um dann auf die Bühne zu den Dragqueens zu zeigen um den Kinderchen Vorbilder zu präsentieren: „Mein lieber Bub, ich möchte daß du auch so wirst wenn du groß bist“? (DAS wäre zumindest konsequent)

Ist der Wiener Bürger und Steuerzahler damit einverstanden, daß der Lifeball im Rathaus abgehalten wird, oder ist es eh schon jeden wurscht was der Häupl mit der unserer Hauptstadt aufführt?

Wer kämpft jetzt genau wann und vor allem WIE gegen AIDS?

Wird beim „Gipfeltreffen der Toleranz“ auch toleriert, daß Menschen eine andere Meinung zum Lifeball haben dürfen, oder werden Diese wie bisher medial gekreuzigt?

Ist das verschleudern von Kondomen gegen AIDS der „Weisheit letzter Schluß“?

Darf man zum „Lifeball“ als biederer Familienvater auch hingehen oder wird das nicht so gerne gesehen.

Und zu guter letzt – wenn muß ich anrufen, daß Alfons Haider & Gery Keszler die heurige Staffel von „Dancing Stars“ gewinnen?

Auf Antworten freut sich

Andi Bauer

17. Mai 2011

ASSERPEITSCHAHN

Schön war er wieder der Songcontest.

Die Deutschen waren wieder mal tolle Gastgeber. Alles perfekt im Stechschritt organisiert und ausgerichtet. Was soweit ging das der Kerl vom ARD (oder war es der ZDF) den Lichttechniker vor der großen Show interviewte ob er den wisse wie viele Lichter er denn zu bedienen habe. Mit erstaunlicher Gelassenheit antwortete der Techniker auf diese blöde Frage freundlich und zuvorkommend und drückte ein paar Knöpfe für den neugierigen Schwätzer. Einzig das leicht schwuchtelige Bühnendesign haben sie sich von Österreichs heiligsten Event abgekupfert – dem Lifeball. Aber wenn der Kessler Gery nicht klagt, wird’s „Kane Welln“ geben. Und solange klar ist daß es eigentlich die Össis erfunden haben. So wie wir den Christoph Waltz, Michael Haneke, Falco und die schöne Landschaft erfunden haben.

Ansonsten lief alles nach Drehbuch. Die Deutschen haben ihr Versprechen gehalten Europa kein zweites Mal zu erobern und schickten zur Sicherheit die Lena gleicht noch mal – damit es ja keinen Sieg gibt. Die Osteuropäer & Balkanländer schieben sich die Punkte gegenseitig zu um es den Wessis wieder zu zeigen. Und die Össis lieferten als ehemalige Ostmärker brav wieder ihre 12 Punkte beim großen Bruder ab. Nur die Deutschen vielen aus der Rolle. Ich erinnere mich noch an selige Kindheitstage, wo von der Oma abwärts beim Songcontest geschimpft wurde. „Die Piefke hab`n uns wieder null Punkte gebn – die Gfrasta“. Da konnte man die Deutsche Hass-Liebe noch pflegen. Aber heuer, 12 Punkte für Nadines zittrigen Auftritt. Müssen Wir Sie jetzt dafür mögen?

Ach ja, gesungen wurde auch. Unsere Nadine war eh lieb und entsprach dem österreichischen Leitsatz, das es ums dabei sein geht. Die Top-Ten wurden nur knapp verfehlt. Wobei die italienische Schnulze mit nervigen Jazzeinschüben die zweiter wurde, keinen Deut besser war. Aber wer will es sich schon mit dem Berlusconi und der Mafia verscherzen. Die Schweden hingegen schossen mit billigen nichtsagenden Euro-Dance-Trash auf Platz 3 und erinnerten mit Schaudern daran, daß dieses Land außer Möbel mit zuwenig Schrauben, derzeit nichts zu bieten hat. Schickt ABBA nächste Jahr.

Großartig auch der Auftritt von Take That, die sich gekonnt maskierten, verkleideten und für Island angetreten sind – diese Schlingel. Was war noch? Heinzelmännchen auf Drogen die Schlager-Ska-Punk für Moldawien trällerten. Eine fade Schnulze einer ehemaligen Popnation von Blue. Schämt euch und fragt Sir Paul McCartney wie man ein Lied schreibt.

Am Ende des Tages bleiben entsetzliche Durchschnittlichkeit, wenig Mut und viel Peinlichkeit. Ich vermute, daß dies eine langfristige Strategie ist. Brot und Spiele fürs dumme Volk. Könnte sich jedoch irgendwann mal als Irrtum herausstellen.

Und Gewonnen hat auch Wer. Ein Duo aus einem Land in Asien daß keiner richtig schreiben oder aussprechen kann. Wie gesagt, schön wars.

Andi Bauer

8. Mai 2011

Ich bin käuflich

Sunday Morning Coming Down - die Kolumne

Unzählige Leser sind dieses Blogs sind zutiefst beeindruckt von der Unbestechlichkeit und unerschütterlichen Konsequenz des Autors, die korrupten Machenschaften der Mächtigen offenzulegen und auch die Gier und Heuchelei der Schauspieler - und Musikerelite regelmäßig aufzuzeigen. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, daß dieser Blog als eine der letzten moralischen Instanzen in einer aus den Fugen geratenen Welt zu betrachten ist. Diese Einleitung dient als notwendige Vorbereitung für die vielen treuen Leser, da es zu befürchten ist, daß sich so mancher nach der Lektüre der folgenden Zeilen, angewidert abwenden wird.

Kurzum, alle wollen Geld von mir. Selbst der aufrechte Bio-Bäcker ist nicht auf meinen Vorschlag eingegangen, mir für drei gebrauchte Robbie Williams CDs (läuft nicht mehr täglich bei mir), ein Monat lang gratis die Semmerl zu liefern. Somit bekenne ich an dieser Stelle offen und mit ein bißchen Scham – meine Kunst ist käuflich. Nicht für jedermann – Gott behüte. Zum Beispiel für Sie nicht, werter Leser. Sie dürfen weiterhin meine Ergüsse im Internet kostenlos genießen.

Sollten Sie jedoch ein Verleger oder Chefredakteur sein, der etwas Neues und Frisches sucht – dann kaufen Sie mich. Ich schreibe Ihnen jede Woche eine tolle Kolumne. Und wenn sie am Sonntag kein Plätzchen mehr frei haben, dann verschieben wir das Ganze und nennen das Werk: „Monday Morning Coming Down“. Soweit flexibel bin ich. Inhaltlich bleibt es bei meiner Linie. Satirisch ernste Kommentare zur Film, Musik & Medienwelt – jede Woche frisch zum Frühstück.

Und von den Lesern an dieser Stelle, hoffe ich, daß Sie mir weiterhin treu bleiben.

Ein schönes Wochenende wünscht

Andi Bauer



Andreas Bauer
Gutshofstraße 5.
2130 Paasdorf
0699 182 233 69
andibauer@goodatwise.com

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30. April 2011

Sunday Morning Coming Down - Heute mit einer Sektenwarnung

Seit einigen Jahren breitet sich eine neue gefährliche Sekte aus, welche sukzessive, die Menschen der westlichen Hemisphäre versklavt. Die Muster sind bekannt und allgegenwärtig. Größtes Glück, Heil & Erlösung wird versprochen, wenn man sich dem Kult anschließt. Der Einstieg wird den meist jungen Gläubigen leicht gemacht. Einmal drinnen, gibt es fast kein zurück mehr. Die Bewegung ist nicht kompatibel mit ähnlichen Kulten oder dem bisherigen Glauben der Einsteiger und grenzt sich und die Anhänger gnadenlos von Anderen ab. Schlimmer noch, eventuelle Nachahmer werden sofort mit einer Heerschar von Anwälten verfolgt und ohne Rücksicht mit allen Mitteln verklagt und vernichtet.
Der Sektengründer und Guru wirkt äußerlich wie ein umgänglicher freundlicher Mann in den besten Jahren. Seine öffentlichen Auftritte absolviert er immer im gleichen Outfit, welches einen 5-Tage Bart, ausgewaschene schwarze Jeans und einem alten Studentenpullover umfaßt. In dieser Montur präsentiert er in unregelmäßigen Abständen mit subtil, einnehmender Stimme und gespielter Bescheidenheit die neuen Weihen seines Kultes und die damit verbundenen Erlösungen.

Aber in Wahrheit geht es ums Geld – um viel Geld. Unzählige Milliarden haben Millionen hörige Jünger bereits gespendet und es hört nicht auf. Es beginnt mit kleinen Spenden für die es auch kleinere Gegenleistungen gibt. Diese funktionieren jedoch nur bedingt und brauchen ständige Entfaltungen – sogenannte updates – um den Glauben richtig zu praktizieren. In kürzester Zeit setzt der Suchteffekt ein und die verfallenen Opfer investieren ihre ganzen Ersparnisse in den Kult. Viele machen das freiwillig, da Sie gar nicht bemerken wie geschickt Sie verführt werden. Früher haben sich die Jünger öffentlich deklariert, indem sie sich demonstrativ weiße Plastikkabeln in die Ohren steckten. Heute ist die Unterwanderung der Gesellschaft fast vollendet. In allen Schichten findet man das Logo (eine Frucht dem ein kleiner Teil fehlt).

Erst gestern erwischte ich meine Tochter mit ihrem I-pod und auch meine Frau benützt bereits ein Apple-Notebook. Auf meinem Computer hat sich seit längerem I-Tunes eingenistet. Meine Familie scheint bereits verloren zu sein. Bis auf meinem Sohn, der auf den „Kult der X-Boxler“ schwört und von angebissenen Äpfeln nichts wissen will. Ich werde trotzdem nicht aufgeben, den zerstörerischen Apple-Kult anzuprangern. Ein jedoch schier unmögliches Unterfangen. Denn niemand ist uneinsichtiger und sturer hinsichtlich seines Glaubens als ein Apple-Jünger. Gegen den Fanatismus der Apple-Hörigen wirken selbst Mitglieder von Opus Dei wie eine Bande verwirrter Hippies.

Andi Bauer

28. April 2011

Shakespeare war ein Comiczeichner

good@wise Kinotipp: THOR von Kenneth Branagh

Zu seinen Lebzeiten wurde Shakespeare stets von der gehobenen Klasse als Trivialschreiber und “Entertainer” für die Unterschicht abgekanzelt. Das wissen die oberklugen Comic-Nerds natürlich nicht, die gleich auf die Barrikaden kletterten als im Dezember 2008 Universal Film bekannt gab, daß die Regie des „Marvel-Comics“ THOR Kenneth Branagh übernehmen wird. Der Nordire erzielte Ruhm und Ehre durch seine opulenten, wie geistreichen Shakespeareverfilmungen „Henry V.“, „Much ado about Nothin“ und natürlich „Hamlet“. So „Einer“ - kann natürlich kein Comic verfilmen, tönte es durch den Blätterwald und die Internetforen.

Kritik, die laut wird bevor überhaupt ein Meter Film gedreht wird, richtet sich naturgemäß von selbst. Jetzt ist das Werk vollendet und es wird sich zeigen ob die kritischen Fans mit der Verfilmung des klassischen Comics aus den 60er Jahren zufriedengestellt werden können. Zugegeben, für die Amerikaner wird der Film ein hartes Stück Brot zum beißen. Zu europäisch, zu historisch und auch zu mythisch legt Branagh die Geschichte an.

Das ändert nichts daran daß der Film großartig ist. Von der ersten Minute erheben sich der Planet und die Hallen der Götter vor dem Kinobesucher in einer unendlichen Größe und Gigantomanie. Schon die ersten 30 Minuten, wo THOR mit seinen Gefährten zu einer Schlacht gegen die Eisriesen antritt, rechtfertigen den Kauf einer Kinokarte. Seit dem „Herr der Ringe“ wurde dem Zuseher nicht ein so großartiges übermenschliches Schlachtengemälde präsentiert. Die Choreographie ist perfekt und Branagh zeigt daß er auch auf den Putz hauen kann und rasante Actionszenen beherrscht. Der Film ist größenwahnsinniges Kino mit gewaltigen Heldenfiguren, ergreifenden Emotionen, atemberaubenden Kulissen & und einer Geschichte die durch die nordische Mythologie rast und mit einen Donnerschlag ins Hier und Jetzt einschlägt. Der Donnergott Thor ist ein arroganter Hitzkopf und wird deshalb von Gottvater Odin (Anthony Hopkins – wieder mal umwerfend) seiner Kräfte beraubt und auf die Erde verbannt – um zu lernen. Derweil droht den Göttern ein Krieg mit den Eisriesen in dem sich – ein sich ungeliebt fühlender - Sohn intrigierend einmischt. Das Ganze Familiendrama mit Bruderzwist wie weiland Shakespeare. Der verbannte THOR muß sich zwischenzeitlich auf der Erde mit dem FBI und überforderten Erdenbürger herumschlagen, darf sich verlieben und seine Lektionen in Demut erlernen. Der Mittelteil verliert zwar kurz an Tempo und die Läuterung des Hitzkopfes geht auch überraschend einfach vonstatten. Dafür entschädigt jedoch das schier überirdische Finale.

Branagh transformiert mit Esprit ein Drama zu einem modernen Actionfilm und verbindet mit bravur klassischen Shakespeare und moderne Comic-Kultur. Sparen Sie sich die DVD und warten Sie nicht auf den Flimmerkasten. THOR hat sich einen Kinobesuch verdient.

Andi Bauer

24. April 2011

Rock and the Spirit

Was passiert wenn Rock & Popmusiker Spiritualität für sich entdecken. Erstaunliche Ergebnisse voller Geist und Seele und jenseits klerikaler Muffigkeit.

Paul Simon    Graceland           1986

Ein kluger Mann meinte kürzlich, daß Spiritualität schon lange vor den Religionen existierte. Der Jude Paul Simon suchte nach seinen musikalischen Wurzeln in Afrika und fand dort viel mehr. Spiritualität, persönlichen Seelenfrieden und Musiker welche mit ihm ein Meisterwerk der zeitgenössischen Popmusik einspielten. Auf „Graceland“ wird nicht westlicher Pop mit afrikanischer Folklore vermengt, wie so manche oberflächige Gemüter vorschnell deuteten. Auf „Graceland“ spielen Musiker aus verschiedenen Teilen der Welt zusammen und machen ergreifende Musik. Erhebend, inspirierend, erweckend & zeitlos. Wenn es so was wie „Weltmusik“ gibt dann ist es „Graceland“.

George Harrison        All Things Must Pass          1970

Als die Beatles implodierten schmollten Lennon und McCartney um die Wette und stritten um die Schuldfrage. Der stets unterschätze und auch kreativ unterdrückte George Harrison packte derweil all seine Kompositionen auf ein (damals) dreifach Album. Das schier überwältigende Werk faßte auf sechs LP-Seiten Georges beeindruckende Lebenseinstellung zusammen.

“Mm, my Lord
I really want to know you
I really want to go with you
Really want to show you, Lord
Now, I really wanna see you Hare Rama
Really wanna be with you Hare Rama
Really wanna see you, Lord Ahh
But it takes so long, my Lord Hallelujah
My Lord Hallelujah
My my my Lord Hare Krishna”

Als ob alles auf einer Hand Platz finden würde, bewegt sich George wie selbstverständlich zwischen den Welten des Christentums, Hinduismus & Buddhismus und läßt dabei die Gitarren heulen, daß es eine wahre Freude ist. Das beste Soloalbum eines Ex-Beatles und ein Werk daß von Vielen noch entdeckt werden muß.

The Hothouse Flowers         People        1988

Mit grenzenlosem Selbstbewußtsein – welches ein Vorrecht der Jugend ist - packten die fünf Iren Lebenslust und christlichen Glauben in einen Reigen atemberaubender Folk/Rocksongs und erweckten für einen Moment einen ganzen Kontinent mit ihrer Spiel & Lebensfreude. Die Lieder sind inzwischen keinen Tag gealtert. Für Katholiken die noch tanzen können, Atheisten die in Chören singen und all die Anderen die gerne auf dieser Welt wandeln.

Bob Marley   Legend     1984

Von Banausen vorschnell als verantwortloser Kiffer abgestempelt hat Bob Marley viel mehr zu bieten als lockere Reggae-Seeligkeit. Alleinig sein „Redemtion Song“ bietet in kurzen Zeilen mehr Weisheit als so manche Sonntagspredigt:

“Emancipate yourselves from mental slavery
None but ourselves can free our mind
All I ever had
Redemption songs
These songs of freedom”


Johnny Cash    My Mothers Hymn Book    2003

Johhny Cash hat schon einige christliche Alben aufgenommen. Die meisten davon sind verkitscht und weder hörbar noch inspirierend. Als jedoch der große alte Mann der Country-Musik im Angesicht seines Todes mit Meisterproduzent Rick Rubin die Spirituals seiner Kindheit mit karger Instrumentierung neu einspielte, entstand ein seltener Moment wahrer Größe. Selbst Zweifler und Atheisten attestieren den Aufnahmen übersinnliches und die Anwesenheit eines „heiligen Geistes“. Einmal mehr hat Johnny Cash das letzte Wort, wenn es darum geht bedeutsames zu sagen.

I’m just a poor wayfaring stranger
Traveling thru this world below
There’s no sickness, no toil, no danger
In that bright land to which I go
I’m going there to see my Father
And all my loved ones who've gone old
Beauteous fields arise before me
Where God’s redeemed their vigils keep
I’m going there to see my Mother
She said she’d meet me when I come
So I'm just going over Jordan
I'm just going over home

Frohe und inspirierende Ostern wünscht

Andi Bauer

10. April 2011

Sir Bob wird 70

Am 24.5. wird Bob Dylan seinen 70. Geburtstag feiern.
Wahrscheinlich irgendwo auf einer Konzertbühne, da der gute Bob seit 1988 auf seiner „Neverending Tour“ ist. Seit 1960 veröffentlicht Dylan bei ein und derselben Plattenfirma seine Musik - Columbia/Sonybmg. Und da die Tante Sony derzeit aus dem toten Michael Jackson nix mehr rauskriegt und es gerade dieses Jahr mit Elvis nichts zu feiern gibt (76. Geburtstag gibt nichts her), wird wird der hilflose Konsument ab Mai von einer unwiderstehlichen Bob Dylan-marketingwelle überrollt werden. „Du müssen kaufen“ wird es unweigerlich aus allen Äthern schallen.

Nicht jedoch für den Leser dieses Blogs, welcher hier wiederum die Rolle des gallischen Dorfes wahrnimmt. Wir werden dem Wahnsinn standhalten und liefern schon jetzt den einzigen objektiven (ich habe die Dylan-Wahrheit) „Bob Dylan-kauf-empfehlungs-guide“. Geordnet für Einsteiger, Kenner, Sammler, Angeber, Besserwisser und Ignoranten.

Für Ignoranten & Komplettisten

Sie interessieren sich nicht wirklich für Pop & Rockmusik, haben von Bob Dylan gehört und das dieser wichtig sei und wollen eine CD von ihm kaufen - weil man so was haben muß. Abgesehen davon, daß Sie offensichtlich im - für Sie – falschen Blog gelandet sind, kann ich Ihnen nicht wirklich helfen. Bob Dylan hat in einem Zeitraum von über 50 Jahren Hunderte Songs und über 32 Studioalben aufgenommen (Livealben, Soundtracks & Anderes nicht mitgezählt). Fast jedes Album spielte Dylan mit anderen Musikern ein und bewegte sich dabei in nahezu allen Stilen von Blues & Folk über Rock & Country zu Gospel & Pop und wieder zurück. Wer glaubt, daß man das Werk dieses Mannes auf eine simple „Greatest Hits –CD“ bannen kann, sollte gleich die Finger von Sir Bob lassen. Und wenn es dann unbedingt sein muß kaufen Sie:

The Best of
  und schämen Sie sich.

 Für interessierte Einsteiger:

3. April 2011

THIS PUNCH SUCKS

Als Regisseur Zack Snyder vor vier Jahren halbnackte, grunzende Spartaner in den Krieg schickte wurde der junge Regisseur als neues Wunderkind des Actionfilms gefeiert. Nach seinem aktuellen Machwerk „Sucker Punch“ darf man sich darauf einstellen, den guten Mann in der Schlange beim Arbeitsamt irgendwo in L.A. wiederzutreffen.
Ich hatte das Vergnügen, den Film mit meinem 15jährigen Sohn zu sehen (Vater-Sohn Quality Time). Dieser kommentierte den Filmabend erbarmungslos mit den Worten: „Fader Film ohne Handlung, wir hätten zuhause bleiben und X-Box spielen sollen.“ Kluger Junge.

6. März 2011

Der Preis einer Tasse Kaffee für den coolen George

Sunday morning coming down - die Kolumne

Ich mag auch die klugen und witzigen Werbspots von Nespresso mit George Clooney. Dennoch mußte Georgie dafür schon einiges an Kritik einstecken. Steht dahinter doch Nestle - der weltweit größte Nahrungsmittelkonzern. Umstritten und berüchtigt die Ärmsten der Armen auszubeuten und in bestimmten Regionen sogar das Trinkwasser an die hungernde Bevölkerung zu verkaufen. Clooney der sich ja auch für, auf Eisschollen treibende Bären einsetzt und ansonsten versucht „Gutes“ zu tun, geriet daher in einen Erklärungsnotstand.

27. Februar 2011

Karl statt Oscar

Sunday Morning Coming Down - die Kolumne
Heute Nacht werden in Los Angeles die Oscars vergeben. So wichtig der Filmpreis sein mag, seine Bedeutung schwindet angesichts des „Herrn Karl“. Ein Preis der heuer zum ersten Mal von „goodatwise-entertainment“ an Prominente & Künstler in Österreich vergeben wird. Von einer unabhängigen Expertenregie ermittelt, ist der „Herr Karl“ die maßgebende Auszeichnung hierzulande.
Hier sind die Kategorien und die Preisträger des „Herr Karl“ für 2011

21. Februar 2011

Popmusik in Österreich – The Lost Cause

Sunday morning coming down - die Kolumne am Sonntag

Jetzt hammas überstanden – „Die Helden von (hust) morgen“. Da haben sich die leidlich talentierten Kinderchen wochenlang durchgequält, mußten eine inkompetente Jury über sich ergehen lassen und eine Moderatorin über die - und ihre Kleidung - mehr berichtet wurde, als über die Teilnehmer. Es sagt schon einiges wenn eine Sendung durch den „Charme“ des deutschen Prolo-Rappers Sido „gerettet“ wird. Und nach all der Mühe bleibt am Ende die nüchterne Erkenntnis – Sieger sehen anders aus.

13. Februar 2011

Bitte auflösen

Sunday morning coming down - die Kolumne
Umgarnt von Schleimern und Parasiten, geblendet vom vermeintlichen Erfolg und beraten von bezahlten Ja-Sagern. Das Schicksal mancher nordafrikanischer Herrscher teilen auch viele Musiker. Sie weigern sich zu gehen obwohl es höchste Zeit dafür ist. Und da diese, trunken von Macht & Geld, nicht mehr selbst in der Lage sind ihren kreativen Verfall wahrzunehmen, kommt an dieser Stelle der höfliche und dezente Hinweis.

31. Januar 2011

Kult oder Käse

sunday morning coming down - die Kolumne

Ob manche Bands oder Musikgenres wird seit Jahrzehnten ein Zirkus veranstaltet, welcher in keiner Relation zur Qualität der Musik steht. Und ich rede nicht von Retortenpop und den Castingclowns aus DSDS und „Helden von Gestern“. Die sind eh schon in der Medienhölle gefangen und brauchen nicht noch einen zusätzlichen Tritt. Nein, ich wundere mich über angeblich ernsthafte Musiker die zum Kultobjekt aufgeblasen werden. Hier ein paar Beispiele

27. Januar 2011

Blut, Schweiß & Tränen und ein schwarzweißer Schwan

good@wise Filmtipp Black Swan von Darren Aronofsky

Eine weiße Schwanenfeder welche langsam von schwarzen Federn umhüllt wird bebildert den Abspann von „Black Swan“ und faßt zusammen was der Film zuvor in einem zweistündigen Bilderrausch erzählt.

16. Januar 2011

Tanzen mit Alfred

sunday morning coming down - Die Kolumne am Sonntag

Die Meldung der Woche (laut Ö3 & TV-media). Alfons Haider tanzt mit einem Mann. „Potz-Plitz“, dachte das so mancher, was ganz neues – sensationell – Alfons Haider und ein anderer Mann – noch nie gehört. Und abgesehen von den üblichen langweiligen Kriegen, Konflikten & Naturkatastrophen mit Millionen Betroffenen war ja wirklich nix los in der letzten Woche. Da sind mir schon froh, daß der gute Alfons für exquisite Nachrichten und Qualitätsjournalismus sorgte.
Aber sind wir nicht so streng. Den 50er hat Alfons vor zwei Jahren medienwirksam abgefackelt, seine sexuelle Orientierung interessiert schon lange keinen mehr und künstlerische Leistungen sind mangels Talent auch nicht möglich. Kurzum, es ist nicht mehr so einfach sein Bild täglich im Fernsehen und Zeitung zu erblicken. Ein ordentlicher Aufreger mußte her. Eine strategisch organisierte Provokation. So macht sich Alfons jetzt schon „Sorgen“ daß böse engstirnige Menschen gegen das männliche Tanzpaar demonstrieren werden. Ja die bösen Andersdenkenden, erziehen ihre Kinder haben zwei Jobs, zahlen ORF Gebühren und haben noch dazu eine Meinung, zu Alfons und seinen Eskapaden. Diese Spießer. Die Regierung arbeitet zwar eh schon an einem Gesetz, daß es verbietet eine andere Meinung auszusprechen als es der politisch korrekte Meinungsterror zuläßt, aber das geht natürlich nicht schnell genug. Mir ist im Prinzip „powidl“ ob Alfons jetzt die Arigona oder doch seinen schwulen Freund heiratet, solange ich noch eine Meinung haben darf und diese auch ausdrücken kann.

Denn einige Fragen hätte ich schon an „Österreichs weltbesten und beliebtesten Entertainer“

- Ist es nicht auf Dauer frustrierend wenn man seine Popularität ausschließlich den Seilschaften mit der sozialistischen Kulturmafia und dem „unabhängigen ORF“ zu verdanken hat und nicht Talent und Leistung geschuldet ist?

- Glauben Sie ernsthaft, daß die Mehrheit der Österreicher an einem wöchentlichen Update ihrer sexuellen Vorlieben interessiert ist?

- Wußten Sie, daß zum Beispiel der britische Schauspieler Ian McKellen (Herr der Ringe, X-men) auch homosexuell ist, aber nur durch seine ausgezeichnete Schauspielkunst auffällig ist?

- Wenn Sie unser Land so furchtbar finden – was Sie ja regelmäßig zum Ausdruck bringen – warum leben Sie dann hier?

- Halten Sie es nicht für vernünftiger einfach ein paar Spiegel zusätzlich zu Hause aufzuhängen, als ständig irgendwas zu provozieren um aus Zeitung/Radio/TV zu strahlen. Ich würde die Spiegelvariante großzügig unterstützen?

- Was machen Sie wenn der ORF und SPÖ pleite sind?

Da wären mal ein paar freundliche Fragen an den lieben Alfred. Ich wünsche viel Freude mit dem Leben und alles Gute. Ich muß aufhören – Blumen gießen, Musik hören & Kraft tanken.

Andi Bauer

15. Januar 2011

good@wise Filmtipp: the green hornet

The Green Hornet von Michel Gondry

Der Hollywood-Blockbuster und der Kunstfilm. Zwei Genres die, sollten sie sich begegnen, sofort grußlos die Straßenseite wechseln würden.
Zu differierend sind sowohl Werk wie Publikum.
Der Woody Allen Fan rümpft die Nase über die billigen Actionfilme eines Michael Bay. Dessen Fans wiederum, verstehen nicht was es bei Woody zu lachen gibt. Und doch scheint sich diese Unvereinbarkeit im „Green Hornet“ getroffen zu haben. Der Film wirkt als ob ein Kunststudent einen Haufen Geld gekriegt hat und mal so richtig „spielen“ wollte.
Der Streifen ist ein mutiges Projekt welches die Gesetze für Blockbuster ordentlich durchwirbelt. Superhelden, Bösewichte, die obligate Liebesgeschichte nichts scheint am gewohnten Platz zu sein. Das liegt einerseits am Drehbuch von Hauptdarsteller Seth Rogen, voller skurriler Einfälle und natürlich am „Kunststudenten“ Michel Gondry am Regiestuhl.
Gondry ist ein Artfilmregisseur und realisierte bis jetzt nur schräge und relativ preisgünstige Projekte. Sein bekanntester Film ist die abgedrehte Komödie „Eternal sunshine on a spotless mind“ mit Jim Carrey und Kate Winslet. Der Streifen stellt eine der wirrsten und auch schönsten Betrachtungsweisen zum Thema „ewiger Liebe“ dar und sei jedem Filmfreund wärmstens empfohlen.
Es verwunderte also nicht, daß ein Raunen durch die Menge der Comicfans ging als Gondry als Regisseur für „the green hornet“ publik wurde. Das die Haupt und Heldenrolle von einem leicht korpulenten Komiker besetzt wurde erhöhte zusätzlich die Skepsis der, sehr oft sektiererisch agierenden, Fangemeinde.
Diese Ausreißer sind aber die Stärken des Films, der sich nicht auf Action und Specialeffekte verläßt sondern auf seine skurrilen Figuren und deren verbale Schlagabtausche setzt. Die Beziehung zwischen Hornet und seinen Partner Cato ist köstlich, deren Auseinandersetzungen grandios.
Dazu stoßt noch Christoph Waltz - als Bad Guy ideal besetzt. Seine Figur pendelt zwischen Paranoia, Selbstzweifel und unwillkürlicher Brutalität. Schwachpunkte des Films sind die Geschichte – diese ist ein Witz und keine drei Zeilen wert - und die lächerlichen 3-D Effekte. Schauen sie den Film nach Möglichkeit in 2-D – das ist völlig ausreichend. Aber all diese Mankos sind nicht mehr wichtig wenn Hornet auf Cato trifft und diese über die Kunst des Kaffeebrauens diskutieren. Köstlich. Ob der Film, der sich so ungeniert und gekonnt zwischen zwei Genres bewegt, sein Publikum finden wird ist jedoch fraglich. Dem aufgeschlossenem Besucher erwartet jedoch ein herrlich abgedrehtes Vergnügen.

Andi Bauer

2. Januar 2011

mustseemovies2010

Die Besten Filme 2010

A serious man von Ethan & Joel Coen
Bei ihren „stillen“ Filmen sind die Coens fast noch besser als bei ihren Thrillern und Komödien. „a serious man“ ist nicht nur eine Reflektion einer Kindheit in den 70ern der kreativen Brüdern. Es ist auch ein Abgesang an die organisierte Religion welche nicht in der Lage ist den Menschen in ihrem Alltag zu helfen. Die Coens erzählen die Geschichte des gläubigen Juden Lawrence Gopnik, dessen fein geordnete Welt langsam zerbricht, präzise und ohne Zynismus. Der Versuch von Lawrence beim ehrwürdigen Rabbi eine Audienz zu erhalten ist eine Szene für die Ewigkeit.

The social network von David Fincher
Fincher lieferte nichts weniger als das präzise Porträt der dot.com Generation. Essentiell.

Inception von Christopher Nolan
Seit seinem Erstling Memento empfiehlt sich Christopher Nolan als einer der besten Regisseure des neuen Jahrtausends, der in der Lage ist Anspruch mit Kommerz zu verbinden. „Inception“ ist trotz seiner Geschwätzigkeit ein visuelles Ereignis und ein klug durchkomponierter Actionkracher mit einer interessanten Geschichte die nachhallt

Crazy Heart von Scott Cooper
Jeff Bridges holte sich endlich seinen Oscar mit einer überzeugenden Darstellung eines Countryrebellen der angenehm an Kris Kristofferson erinnert. Der Film erzählt ein zutiefst amerikanisches Märchen welches gerade wegen seiner simplen Botschaft überzeugt.

Shutter Island
von Martin Scorsese
Martin Scorsese hat derzeit einen Lauf und schuf einen altmodischen Psychotriller der sich in den Gedanken festkrallt und länger nachwirkt als einem lieb ist. Sein Hauptdarsteller Leonardo dicaprio zeigt seine beste Leistung seit Jahren und empfiehlt sich erneut für einen Oscar.

Up in the air von Jason Reitman
Der Sohn vom Ghostbusters Regisseur Ivan Reitman hat einen sensationellen Hattrick hingelegt. Sein erster Film „Thank you for smoking“ wurde zum satirischen Meisterstück fürs neue Jahrtausand. „Juno“ ist ein gelungenes Porträt heutiger Teenager und „Up in the air“ ein gefühlvoller Blick auf eine entwurzelte USA mitten in der Wirtschaftskrise. Nach drei Filmen schon besser als der Herr Papa.

Kick-Ass von Matthew Vauhgn
Kein Meisterwerk aber ein äußerst gelungener Arschtritt für das eingeschlafene Superheldengenre („Macht braucht Verantwortung - schnarch“). Der Brite Matthew Vauhgn hat nach seinem Gangsterthriller „Layer Cake“ und seiner Fantasiekomödie „Der Sternwanderer“ drei überzeugende Filme in unterschiedlichen Genres gedreht. Auf sein Prequel zu den „X-Men“ Filmen welches im Sommer startet darf man gespannt sein.

The Road von John Hillcoat
Beklemmendes Endzeitdrama welche die Liebe zwischen Vater & Sohn als letzte Hoffnung für die Menschheit vermittelt.

The Other Guys von Adam McKay
Während die Europäer (seltsamerweise) über Adam Sandler lachen können wird sein Kollege Will Ferrell immer noch unterschätzt. Seine schräge Buddy-action-komödie bietet anarchischen Witz, skurile Figuren und eine Geschichten mit deftigen Überraschungen.

Der Mann deiner Träume von Woody Allen
Trotz des fürchterlichen deutschen Titels - Das Original „You will meet a tall dark stranger“ verspricht viel mehr – ein erneuter Genuß. Woody schreibt einfach kluge Drehbücher und inszeniert mit scharfem Blick fürs Detail.