23. Januar 2009

Tom Cruise und der Widerstand

Operation Walküre von Bryan Singer ab 23.01.2008 im Kino



Das war wieder mal ein Wirbel im Vorfeld. Seit im Sommer 2007 die Dreharbeiten für den Film Walküre – das Stauffenberg Attentat in Berlin begannen rissen die Meldungen nicht ab. Wird Hollywood dem „deutschen – Thema“ gerecht? Ist Tom Cruise die richtige Besetzung und überhaupt, darf ein Scientologe den Stauffenberg spielen. Stauffenbergs Sohn äußerte schwerste Bedenken bezüglich der religiösen Ausrichtung von Herrn Cruise. „Ein Scientologe sollte meinen Vater nicht spielen“ meinte Er in der Süddeutschen Zeitung. Der gute Mann hat leider auch nicht viel von der Geschichte gelernt. Regisseur Bryan Singer – selbst jüdischer Herkunft – verstand die in Deutschland stattfindende Diskussion, nach eigener Aussage überhaupt, nicht und hatte seine eigenen Probleme. Sein letzter Film „Superman Returns“ war kein großer Wurf und Singer brauchte einen Hit.

Noch enger wurde es für Cruise. Vor drei Jahren stieg der ewige Sunnyboy in das renommierte United Artist Studio als Vizepräsident ein und produzierte bisher nur den Flop „Lions and Lambs“. Ein Misserfolg könnte Cruise Karriere empfindlich beschädigen.

Diese Gefahr ist vorerst gebannt. „Walküre“ ist trotz des schwierigen Themas – deutsche Nazioffiziere als Helden – in den USA ein Hit. Die Amerikaner stürmten überraschend die Kinos und wollten die Geschichte über das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler sehen. Es ist zu erwarten, dass der Film in Europa noch mehr Besucher generieren wird. Der Streifen hat den Erfolg auch verdient. Natürlich werden besser wissende Historiker genug Haare in der Suppe finden und Kritiker bemängeln den zu lockeren Umgang mit dem tragischen Stoff. All das liegt, wie so oft, im Auge des Betrachters. „Walküre“ ist ein Hollywood Film welcher ein historisches Thema behandelt und keine Dokumentation. Wer mehr oder anderes erwartet ist selber schuld. Natürlich ist Tom Cruise nicht die beste Wahl Stauffenberg zu spielen – ein neues, unverbrauchtes Gesicht in der Hauptrolle hätte dem Film sicher besser gestanden. Geschenkt. Abgesehen davon ist Walküre ein ausgezeichneter historischer Thriller welcher erneut aufzeigt das während dem 2. Weltkrieg auch in Deutschland Menschen versuchten das „Richtige“ zu tun, und sich Hitler entgegen stellten. Der Film ist handwerklich hervorragend gemacht, es geling Bryan Singer bis zum Ende den Spannungsbogen zu halten. Das ist wahrlich eine Kunst, bei einer Geschichte deren Ausgang jedermann kennt. Walküre ist auch ein Lehrfilm für alle Systemkritiker und Weltverbesserer. Denn es ist eine Sache die Fehler der Vorväter zu kritisieren, und es ist eine Andere, Schritte dagegen zu setzen. Besonders wenn der Preis dafür immens hoch sein kann. Wir können dankbar sein, in einer Zeit und in einer Region zu leben, in der es nicht das Leben kosten muss gegen das bestehende System zu rebellieren.

So zeigt Walküre nicht nur die Grenzen der Widerständler auf, welche versuchten Hitler zu stürzen, sondern zieht indirekt auch eine Grenze für zeitgenössischen Kritiker. Fazit: Kritisiere Andere nur dann, wenn du dir sicher bist ist einer ähnlichen Situation besser zu handeln. Aus diesen Gründen ist „Walküre“ ein mehr als sehenswerter Film.

Andreas Bauer

13. Januar 2009

Weinendes Licht......

Antony and the Johnsons The Crying Light

„Beauty is the new Punk“. Schönheit in den kleinen Dingen, im Alltag, Schönheit in der Kunst, Schönheit in der Popmusik zu entdecken – das wäre mal eine Rebellion. Natürlich gibt es viel gute bewegende Musik aber Schönheit in der Musik findet doch eher in der Klassik statt, Mozart, Bach und all die Anderen. Popmusik ist schnell, laut, kurzlebig. Schönheit braucht Zeit und Raum.

Popmusik muss cool sein und schlau, muss ins Radio passen und ins Ohr gehen und drin bleiben, muss sich verkaufen können und auf den ersten Blick gefallen. Populär eben.. Das neue und dritte Album von Antony and the Johnsons erfüllt keines dieser Kriterien und ist trotzdem eines der besten und schönsten Popalben der letzten Jahre und ein sicherer Anwärter auf das beste Werk des noch jungen Jahres. Beste Platte oder nicht, all dies ist Bedeutungslos. Gegen alle Konventionen wird hier Musik in einer Schönheit, Reinheit und Verletzlichkeit dargeboten dass hier generelle Kriterien nicht gelten können und dürfen. Die Musik pendelt zwischen kunstvollen Pop, Barock und einem Hauch von Soul. Klavier, Streicher und Gitarren begleiten durch das zentrale Thema – die Vergänglichkeit des Irdischen. Das zentrale Instrument in allen Liedern ist jedoch Antony`s Stimme welche unbeschreiblich und einzigartig ist. Sanft und kräftig, zart und voll – der Gesang ist entrückt. Antony`s Stimme wirkt auf den Hörer wie ein erster Sonnenaufgang nach 10 Jahren kalten dunklen Winter, wie der Duft des Waldes nach einem Leben in der Großstadt und wie der Geschmack einer Tomate nach 40 Tagen fasten. Sie haben so eine Stimme in der Popmusik noch nicht gehört und es ist vergeudete Liebesmüh Worte dafür zu finden. Es ist nur ein Beweis das die menschliche Stimme letztlich doch das wundervollste Musikinstrument ist. Hören Sie rein in diese Platte und lassen Sie sich verzaubern. So schön kann Popmusik sein.

I need another world
This one's nearly gone
Still have too many dreams
Never seen the light
I need another world
A place where I can go

The Crying Light könnte die ganz große Platte des Jahres werden – wenn sich genug Menschen finden die bereit sind zuzuhören….