26. Dezember 2010

Die Besten Longplayer 2010

Arcade Fire "The Suburbs"
Da inzwischen jeder minderbemittelte Schreihals die Platte als beste des Jahres feiert, wäre es natürlich viel cooler dies nicht zu tun. Es ändert nichts. Arcade Fire haben das beste Album des Jahres vorgelegt. Ein Werk mit beklemmender Schönheit, geschickt getarnten Hymnen und einer beeindruckend präzisen Reflektion des musikalischen Zeitgeistes. Entfremdung, Bindungsangst, Wehmut nach dem Gestern, Verunsicherung & dennoch vorsichtige Hoffnung. Alles da – hören sie genau hin. „City with no children in“

Warpaint „The Fool“
Drei Dunkelelfen aus L.A. zerren ihren Postpunk ans Licht und vermengen diesen mit New Wave & Psychadelika zu einem myserösen Hexengebräu. Zugleich verstörend wie einnehmend.

Gisbert zu Knyphausen „HURRA! Hurra! So nicht“
Deutschlands derzeit bester Liedermacher verhandelten erneut das Mysterium um Liebe & Beziehungen. Aufwühlende und versöhnlich.

Tracey Thorn „Love and it`s opposite”
Englands traurigste Stimme veredelte schon die Songs von Everything but the girl. Solo geht’s erst recht ans eingemachte. Menschen jenseits der 30 werden sich in diesen Liedern finden und verlieren.

Manic Street preachers „Postcards from a young man“
Der U2 Gedächtnispreis des Jahres geht an die Manics. Hymnen von erhabener Schönheit reißen ihre Herzen auf und überwältigen den Hörer. Ein emotionales Ereignis für alle die bereit sind hineinzufallen.

Joanna Newson “Have one on me”
Für all Jene, denen Loreena McKennit zu flach und Enya zu – sagen wir, zu sehr – „Enyamässig“ ist. Elfenhafter Folk der in der Stille rockt und Bäume zum weinen bringt.

Grinderman 2
Nick Cave und seine musikalischen Wegelagerer zerstückeln und verschleppen ihre Rock & Punksongs in neue Dimensionen. „A work in progres“ welches sein Ziel noch nicht erreicht hat.

Erdmöbel „Krokus“
Wer braucht noch Grönemeyer und Westernhagen. Erdmöbel haben den Deutschen mit dieser Platte endgültig den Humor zurückgebracht und rütteln dabei schon forsch am Thron von Element of Crime. Be aware

Interpol „Interpol“
Die Band spielt noch immer in einem Keller wo das Licht nur durch schmutzige Fenster schimmert. Schmerz in Tönen gefangen.

Elton John & Leon Russell The Union
Pop wie er sein soll. Gefühl ohne Schmalz und ein Elton John der übers Klavier fegt wie ein junger Spund.

Villagers „Becoming a Jackal“
Die Iren sind der Newcomer des Jahres. Eine abenteuerliche, bittersüße Folkrockmischung die Peter Gabriel evoziert & Bright Eyes vergessen macht.

20. Dezember 2010

Wikileaks leckt und „News“ berichtet

Es war wieder mal eine lustige Woche. Österreichs „größtes“ und „weltbestes“ (per Eigendefinition) Nachrichtenmagazin „News“ hievte den „wikileaks“ Gründer und selbsternannten Weltenretter Julian Assange aufs Titelblatt. Begleitet von der Frage ob der Kerl der neue Messias sei. Man ist ja nichts anderes gewohnt von einem Magazin, daß in den letzten Jahren Journalisten durch Marktschreier ersetzte. Angeblich gibt es noch einfältige Gemüter welche in dem Machwerk nach seriösen Informationen suchen. Ein ähnlich sinnlos, wie frustrierendes Unterfangen. Gleich der Suche nach einem guten Michael Jackson Song der nicht 20 Jahre oder mehr auf dem Buckel hat. Das Gesetz, das wir die Politiker haben die wir verdienen, scheint auch auf unsere Medien zuzutreffen. Man trifft sich auf gleichem Niveau.
Die „Krone“ und „Österreich“ (die Zeitung) sind perfekt für unseren Kanzler. Schöne Bilder zum abmalen und immer ein paar Rechtschreibfehler zum üben. Unser Vize hingegen, freut sich über regionale Provinzblättchen wie die „Niederösterreichischen Nachrichten“ mit Neuigkeiten von der Apfelernte, Frostschäden und anderen essentiellen „Infos“, welche man heute für den internationalen Finanzmarkt braucht. Unsere Unterrichtsministerin ergözt sich über den Standard - bis jetzt das Haus & Hofblatt der Grünen. Frau Schmidt versteht wahrscheinlich nicht alles, aber findet es schön daß die immer lieb über sie schreiben und grundsätzlich streng zur allgegenwärtigen Gefahr sind, die in Österreich permanent von rechts ausgeht. Und H.C. freut sich über „Heute“ mit den breit angelegten Recherchen und unfangreichen Hintergrundinfos über Clubbings und Discos in Wien. So hat jeder was er braucht.
Und wenn mal eine Zeitung zu kritisch wird dann schaltet unsere Regierung flugs ein paar Anzeigen (Ministerien, ÖBB, Wien Energie, usw) Kostet zwar einen Patzen, aber dann sind Sie alle wieder brav und wir haben`s ja. Es ist ja erstaunlich, daß in Österreich kein Printmedium in den letzten Jahren pleite gemacht hat - trotz Krise und Internet. Nun die werden gestützt durch Steuergelder, zwar nicht direkt aber indirekt durch die tägliche Anzeigenflut. Und darum kann es sich auch „News“ leisten jeden Tag einen neuen „Mann des Jahres“ aus dem Hut zu ziehen, Trends hinauszuschreiben die es nicht gibt und quatsch zu schreiben. Denn die doppelseitige „ÖBB“ - Werbung ist sicherer wie das Amen im Gebet.
Und diese Medien erklären Assange zum Mann des Jahres. Es ist ein nicht mal schlechter Witz wenn ein Unternehmen wie „wiki leaks“ als Heilsbringer für Transparenz gefeiert wird. Ein Unternehmen das selbst im Anonymen agiert, das weder Geldflüsse noch Strukturen offenlegt und fanatische Cyberterroristen unterhält, die überall Verschwörungen sehen, nur nicht im eigenen handeln. Für diese Leute ist es völlig legitim Firmen im Internet lahmzulegen. Denn solange es gegen den großen Erzfeind USA geht ist ja jedes Mittel recht. Da gelten Gesetze nicht mehr. Denn das ist in Wahrheit „wikileaks“ - plumper Antiamerikanismus. Denn der Aufschrei über Nordkorea, China, Iran und Kuba, wo Menschen für die Meinungsfreiheit wirklich um ihr Leben rennen müssen, fehlt natürlich. Hauptsache die Amis kriegen ihr Fett ab. Und das alles aus der Anonymität des Netzes. Und dann glauben die feigen, kleinen Scheisserchen auch noch daß sie Helden sind.
„get leaked and lost“.

Andi Bauer

12. Dezember 2010

Long Hair Day

good@wise Filmtipp - Tangled (Rapunzel)

Die letzten Jahre waren schwer für Disney. Jahrzehntelang agierte das Unternehmen konkurrenzlos am Animationssektor. In den 90er Jahren schaufelten Filme wie „König der Löwen“, „Aladin“ und „die Schöne und das Biest“ Milliarden ins Schatzkästchen des Mäusekonzerns. Dazu regelte es haufenweise Oscars und Anerkennung. Dann kamen1995 die Pixarstudio und lieferten mit „Toy story“, „Findet Nemo“, „die Unglaublichen“ Animationsunterhaltung fürs neue Jahrtausend. Jedes Konsorten lieferte Pixar einen neuen Geniestreich und ließ Disney uralt aussehen. An der zweiten Front holte sich Dreamworks mit „Shrek“, „Madagascar“ und „Kung Fu Panda“ das Geld der Kinderchen. Dem nicht genug schickten die Fox Studios die Tierchen aus „Ice Age“ ins Rennen und räumten des Rest ab. Disney antwortete auf die Konkurrenz mit blutleeren Filmchen wie der „Familie Robinson“, einem verhuntzten Tarzan, einem lächerlichen „Hercules“ und genereller Ideenlosigkeit. Es schien vorbei mit den kreativen Kräften des Traditionsstudios. Bis jetzt. 2010 wird in die Geschichte als das Jahr eingehen, als das Imperium zurückschlug. Die Verfilmung von „Rapunzel“ ist der beste Disney Streifen seit 12 Jahren, seit „Mulan“ – mindestens. „Rapunzel“ ist cool ohne sich dem Zeitgeist anzubiedern, kurzweilig, hat tolle Charaktere, witzige Nebenfiguren, eine erstaunliche tiefenpsychologische Geschichte und mehr Witz und Action als man für möglich hält. Ein toller Film für jedermann von 6 - 106 Jahren, der es sogar schafft Erwachsene zu begeistern, ohne die üblichen satirischen Seitenhiebe auf die Film & Popkultur. Das heißeste Ticket für das heurige Weihnachtsfest. „get tangled“

Andi Bauer

Sunday morning coming down - Geschenktips für Musikfreunde

Liebe Musikfreunde

Es gibt nur zwei wirklich vernünftige Weihnachtsgeschenke. Kinogutscheine und Musik. Zur Frage welche Musik man für welchen Typ schenkt, ein paar Tips an dieser Stelle:
Die ideale Geschenk - CD für……….

….rettungslose RomantikerTom Waits “Closing time”

….unglücklich Verliebte – Element of crime „1991-1996“

….glücklich Verliebte - Stevie Wonder „Songs in the key of life“

….Idealisten – „Andromeda Hights“ von Prefab Sprout.
Der Titelsong trägt eine schon fast jenseitige Hoffnung nach Frieden in sich.
“We're building a home on the side of a mountain
Above the clouds, next to the sky
Our plans are ambitious - a blueprint of wishes
That will come true and when they do...
Folks in the valley will look up and say
"You've finally built it can we come and stay ?"
And cynics will marvel and say "we confess“

….Zyniker - „Sail away“ von Randy Newman.
Alleine der Titel „God`s song“ ist das böseste was je in Töne gegossen wurde.
“I burn down your cities-how blind you must be
I take from you your children and you say how blessed are we
You all must be crazy to put your faith in me
That's why I love mankind”


…..dreißigjährige intellektuelle Singles – Morrissey „The HMV / Parlophone Singles 88-95“.
Titel wie „We hate it when our friends become successful“ sprechen eine deutliche Sprache.

…..Rebellen – The Ramones „Hey! Ho! Let`s go - The Anthology“
“Hey! Ho! Let`s go!“ essentielle Textzeile aus dem Titel „Blitzkrieg Bop“

…..Phlegmatiker – Bob Marley „Legend“

…..notorische Besserwisser & Klugscheisser – irgendwas von Sting oder Pink Floyd

…..depressive Menschen – Joy Division „Closer“
Wenn diese Musik VORBEI ist, dann scheint wieder die Sonne – garantiert.

……religiöse Menschen – Aretha Franklin „Amazing grace“
bildet den musikalischen "missing link" für michelangelos berühmtes Gemälde. Bei Arethas Gesang scheint die Hand Gottes die des Menschen zu erreichen.

…..Teenager (männlich) - The Undertones - "First album"
“Get teenage kicks right through the night” aus dem Titel “Teenage kicks”

…..Teenager (weiblich) – Pattie Smith "Horses"

….Suchende – Bruce Springsteen “Born to run”

…..junge Eltern – Bruce Springsteen “Tunnel of love”

….Verzweifelte – Bruce Springsteen “The Rising”

…..Hoffungsvolle – Bruce Springsteen “Working on a dream”

….und für ALLE
Bob Dylan “The Original Mono recordings 1962 - 1968“
The Rolling Stones “The Singles collection – The London Years“
The Beatles “Das Rote und das Blaue Album”


Natürlich ist Musik Geschmackssache, aber diese drei Werke sind der Grundbaustein für jede vernünftige Musiksammlung. Darunter geht nix mehr.

viel Spaß beim Schenken

Andi Bauer




5. Dezember 2010

Sunday Morning Coming Down - Wünsche ans Christkind (Abteilung Filmemacher & Schauspieler)

Wie versprochen einige Wünsche an die kreativen Filmemacher und Schauspieler.

Ich wünsche mir…..

…daß Harrison Ford jedes Jahr zumindest einen neuen Film dreht.

….daß John Travolta wieder damit beginnt die Drehbücher zu lesen, bevor er den Scheck einstreicht und den Film macht. Wild Hogs, Old Hogs, Hairspray, Bolt???? Geht’s noch?

….daß Nicolas Cage eine sehr lange Pause macht und über seine letzten 15 Filme und sein Leben überhaupt, nachdenkt.

….daß Hollywood aufhört JEDEN Fantasieroman zu verfilmen. Eragon, Der geheime Compass, The Legend of the seeker……….

…daß Bruce Willis verläßlich alle zwei Jahre einen neuen „Stirb Langsam“ abliefert und seine Zeit nicht mit Ausflügen ins „anspruchsvolle“ Fach verschwendet. Einmal John McLane – für immer John McLane.

…daß Regisseur Michael Bay (Transformers, Bad Boys, Pearl Harbor) einen Oscar kriegt, wenn er im Gegenzug dafür verspricht nie wieder Filme zu machen.

….daß Woody Allen 100 Jahre alt wird und weiterhin jedes Jahr einen Film abliefert.

….daß die Serie „Seinfeld“ fortgesetzt wird.

….daß die „Simpsons“ so lange pausieren bis sich endlich jemand findet der wieder halbwegs originelle Drehbücher für diese Serie schreibt.

….daß Adam Sandler, Ben Stiller, Vince Vaughn & Rob Schneider sich ein ganzes Wochenende alte Marx-Brothers Filme ansehen um eine Ahnung zu kriegen was wirklich lustig ist.

….daß Hollywood damit aufhört aus charmanten 80er Jahre Serien schlechte Filme zu machen. „Das war unsere Jugend, also Finger weg ihr Banausen“.

….daß Steven Spielberg aufhört alles Mögliche zu produzieren und dafür jedes Jahr bei einem Film Regie führt.

….daß irgendwann die Comics ausgehen und die Kerle in Hollywood sich eigene Ideen für Filme überlegen.

…..daß die österreichischen Filmemacher aufhören über zuwenig Subventionen zu jammern und statt dessen damit beginnen, ihre Filme nicht ausschließlich mit Freunden und Verwandten zu besetzen. Dies würde unter Umständen zu einem kreativen Aufschwung führen.

…..daß George Clooney aufhört einen charmanten Gauner zu spielen und Filme zu drehen, die alle wie ein entspannter Italienurlaub wirken und dafür mal auf Risikorollen setzt. Ein fieser Bösewicht zur Abwechslung????

….daß Leslie Nilsen – rest in peace – posthum einen Oscar kriegt, da es viel schwerer und auch verdienstvoller ist die Menschen zum Lachen zu bringen. Der Mann war ein Genie und die „Nackte Kanone Trilogie“ gehört zum lustigsten was je über die Leinwand ratterte.

….daß es endlich einen Oscar für den lustigsten Film gibt.

….daß die Menschen weniger Filme runterladen, noch weniger vorm Fernseher sitzen und viel mehr ins Kino gehen. Denn dort werden Träume lebendig.

Andi Bauer