3. Oktober 2010

Sunday morning coming down....Imagine, there is no……..Fear

Anlässlich des 70igsten Geburtstag von John Lennon der pompös, mit viel Trara und (wieder mal) Neuauflagen seiner CDs gefeiert wird, darf an dieser Stelle auch was bemerkt werden. Lennons berühmtester Solohit – „Imagine“ – ist unerträglich, naiver Hippiekitsch. Eine pseudopazifistische, heuchlerische Anklage gegen die Welt im Allgemeinen - wer „die Welt“ auch immer ist - welche von Linken, Weltverbesseren und Besserwissern gleich einem Schild seit 40 Jahren vor sich hergetragen wird.

“Imagine there's no Heaven
It's easy if you try
No hell below us
Above us only sky
Imagine all the people
Living for today”

Es wäre ja schön wenn alle Anderen alles besser machen würden, solange man selber nichts ändern muss – tolle Botschaft. Nachdem das Lied zur inoffiziellen Antikriegshymne gegen alles Böse erklärt wurde, und im Zuge dessen von allen Radiostationen zu Tode geduldet wurde. Nachdem zahlreiche Künstlern von Stevie Wonder bis Jack Johnson brave Coverversionen der Nummer abgeliefert haben. Nach alldem, macht sich inzwischen beim Autor dieser Zeilen die leise Hoffnung breit, dass es jetzt genug ist mit dem Gesülze. Es sollte inzwischen reichen und man kann mit ruhig Gewissen dieses Liedchen zu Grabe tragen. Vielleicht gilt es diesen einen Geburtstag noch zu überstehen, aber dann………….
Die Rettung kommt jedoch aus einer völlig unerwarteten Richtung und heißt Antony Heagerty, welcher mit seiner Band Antony and the Johnsons drei wunderschöne Popalben veröffentlichte und seinen entzückten Hörern die bezauberndsten Lieder jenseits dem seligen Wolferl Amadeus schenkte. Antony wird am 8. Oktober sein viertes Album veröffentlichen, vorher gabs zum Einstieg eine EP (Minialbum) welches fünf Lieder enthält. Einer davon ist eine Coverversion von „Imagine“, welche durch einen mutigen Kniff das Lied aus seinem Jammertal befreit und ins himmlische Licht führt. Antony singt „Imagine“ in der ersten Person und rückt somit, sich selbst in die Rolle des Handelnden

„Imagine there is no heaven - It was easy when I tried”

Und er singt das Lied mit seiner engelsgleichen Stimme geduckt und in demütiger Zurückhaltung. Das Lied wirkt bei Antony wie eine persönliche Selbstreflektion des Künstlers bei welcher der Zuhörer unfreiwillig Zeuge wird. Und wenn Antony darüber singt, das er ES versucht hat dann führt er mit diesen einzigen Satz alle Friedensbewegungen dorthin wo der Friede wirklich beginnt. Bei jedem Einzelnen. Lennon war zwar immer ein großer Kritiker und Stänkerer aber diesen Mut hatte er nie. Es ist möglicherweise unbewusst Antony`s Geburtstagsgeschenk an John Lennon –„Imagine“ vom Schmalz und der Heuchelei zu befreien.
Andi Bauer

1 Kommentar:

ritarenata hat gesagt…

wow , ganz schön streng.
armer john.