9. August 2012

Alien - Lost in Confusion

good@wise Filmkritik

Prometheus  von Ridley Scott  ab 10.8. im Kino

Mit Alien (1979) hat Ridley Scott möglicherweise den besten Science-Fiction-Horror Streifen der bisherigen Filmgeschichte geschaffen. Das Spiel mit menschlichen Urängsten, ein innovatives und neuartiges Monster und eine erfrischende weibliche Heldin bildeten die Eckpfeiler für den Kultfilm. Auch hat die Geschichte Ecken und Kanten und der Film bietet eine großartige Bildsprache. Es ist nur verständlich das sein neuer Film Prometheus seitens der Marketingabteilung der Fox-Studios als Alien-Vorgeschichte plaziert wurde. Scott selbst agierte auf Anfrage ausweichend und mystisch. Keine Vorgeschichte, eventuell eine Parallelhandlung – alles ist möglich - der Zuseher soll selbst entscheiden. Eine Zurückhaltung welche möglicherweise in der Unsicherheit liegt, das der Film mit seinem großen Vorgänger verglichen wird - Zurecht.

Ridley Scott hat großartige Filme gedreht wie Gladiator, Black Hawk Down, Blade Runner und Alien. Er hat jedoch auch einige Stinker zu verantworten wie White Squall, Robin Hood, Königreich der Himmel und Die Akte Jane. Prometheus liegt ziemlich genau dazwischen. Ein gut gemachter Film der den Zuseher nicht wirklich zufriedenstellt.

Prometheus spielt im „Alien-Universum“, hat jedoch mit der Geschichte wenig zu tun. Die wenigen Querverweise zum Originalfilm sind wenig erhellend und letztlich unbefriedigend. Hier wäre ein interessanterer Ansatz für die Geschichte möglich gewesen. Wie, die Ursprünge der Alien-Rasse zu erforschen. Verschenkt.

Scott konzentriert sich auf philosophische Aspekte, geht mit seiner Geschichte auf Sinnsuche und verrennt sich dabei. Den Fragen nach dem  Sinn des Lebens und dem Ursprung der Menschheit werden nachgegangen.  Diese werden weder zufriedenstellend (wie auch) noch provokant (wäre zumindest ein Möglichkeit) beantwortet. Dazwischen irren Schauspieler wir Noomi Rapace, Idris Elba und Charlize Theron durch den Film, die scheinbar nicht ihren Platz finden und letztlich auch vom Drehbuch verraten werden. Einzig Michael Fassbender zeigt als Androide einige gute Momente. Die wenigen Horrorszenen  sind technisch gut umgesetzt, aber nicht innovativ und wirken in dem langatmigen und auch streckenweise langweiligen Film deplaziert. Alleine die ewig lange Untersuchung der „Höhlen“, strapaziert die Geduld des Zusehers.

Was Prometheus jedoch zu bieten hat, sind hervorragende Schauwerte. Die Bilder sind überwältigend, wie auch die Effekte. Der ehemalige Werbefilmer zeigt hier was er kann. Es reicht jedoch nicht wenn beeindruckende Bilder durch eine nichtssagende Geschichte zusammengehalten werden.

Nach den schönen Bildern bleibt dem Zuseher am Ende des Films das große Nichts – auch eine philosophische Aussage.

Andi Bauer

25. Juli 2012

Die Fledermaus lahmt

The Dark Knight Rises  von Christopher Nolan

Als die Beatles ihr letztes Album „Let it Be“ veröffentlichten war die Enttäuschung groß. Die Band war bereits zerbrochen und die Musiker in alle Winde verweht. Das Album - ein schwachen Schatten der Hochblüte - die mit „Rubber Soul“ begann und über „Revolver“ bis zum „White Album“ und „Abby Road“ führte. Enttäuschung ist immer die Folge falscher oder zu hoher Erwartungen. Letztlich hebt sie die eigene Täuschung auf.

So gesehen ist auch „The Dark Knight Rises“ eine Enttäuschung. Nach dem nahezu perfekten „Bat Begins“ von 2005 und dem fulminanten „The Dark Knight“ von 2008,  lagen die Erwartungen für das dritte Batman-Abenteuer von Regisseur Christopher Nolan in unnatürlich hohen Sphären. Nolan hat sich auch als der Regisseur für das neue Jahrtausend empfohlen, dem es wie keinem Anderen gelang, Arthouse-Kinostoffe für die breite Masse aufzubereiten. „Memento“, „Insomania“, „The Prestige“ und „Inception“ überzeugten Kritiker wie Kinofans. „The Dark Knight Rises“ sollte der Höhepunkt seines bisherigen Schaffens werden. Eine Comicverfilmung für Erwachsene mit psychologischer Tiefe der Figuren und dennoch genug Actionzucker fürs breite Volk.
Die Marketingkampagne tat ihr übriges. Sei einem Jahr tönt es aus allen Äthern:  „Die Legend Ends“. Bevor die Dreharbeiten abgeschlossen waren, wurde bereits Bane als Batmans finaler und übermächtiger Gegner für Medien und Fans in Stellung gebracht. Grausam, mit übermenschlichen Kräften und überdurchschnittlicher Intelligenz, der Batman in jeder Hinsicht überlegen ist, hieß es seitens der Marktschreier. Auf den Postern sah man Bane davonstapfen, hinter ihm eine zerbrochene Batmanmaske liegend. Fans befürchteten das Schlimmste, manche sogar den Heldentod Batmans. Kein Film wurde in diesem Jahr stärker gepusht und sehnsüchtiger erwartet.

Bane hat auch in den ersten Filmszenen - welche an einen James Bond Vorspann erinnern - ein sehr starken Start. Jedoch einen um so schwächeren Abgang. Seine Figur überzeugt weder als intelligenter Gegner, noch als Führer seiner Armee aus Freizeitterroristen. Zu oberflächig sind seine Motive, wie auch zu plump seine Aktionen. Auch die zweite neue Hauptfigur - „Catwoman“ - bleibt dem Zuseher eher fremd und scheint nicht so recht in die Geschichte zu passen. Selenas Motive sind rätselhaft, ihre Winkelzüge dennoch vorhersehbar. Nolan hätte gut daran getan, sich mehr auf diese neuen Hauptfiguren zu konzentrieren. Anstatt dessen führte der Regisseur weitere – oft überflüssige - Nebenfiguren ein. Damit verkompliziert und bremst er  die Geschichte. Neue Helden, neue Polizisten, neue böse Aktionäre der Waynestifung, neue skrupellose Finanzhaie und (wiedermal) korrupte Senatoren. Der Film beginnt spätestens im Mittelteil zu zerfasern. Der Zuseher verliert den Überblick über die Handlungsstärnge und kennt sich nicht mehr aus. Denn es gibt auch noch die Stammmannschaft wie den treuen Butler Alfred, Commissioner Gordon und Wanye-Fundation-Vostand Lucious Fox. Die brauchen auch ihren Platz in der Geschichte. Reichlich viel Gedränge an den vorderen Schauspielerrängen. In dem Chaos versucht Nolan noch zusätzlich mit Seitenhieben auf die Wirtschaftskrise und Anspielungen auf den „War of Terror“ gesellschaftspolitisch seinen Senf abzugeben. Hier hätte der zu lange und auch phasenweise zu langatmige Film ruhig eine Straffung vertragen können, mit Konzentration auf die Figuren und dem Verzicht auf so manche Nebenrolle. So ist Matthew Modine als Foley völlig überflüssig und der plötzlich wieder aufgetauchte Scarecrow als Richter nur ärgerlich.

Auf der Strecke bleibt Batman. Dieser muß sich im Film mindestens zweimal    „wieder selbst finden“, verliert dabei fast alles, gewinnt so manches und verkommt trotzdem mehr zu einem Nebendarsteller. Das Ende versöhnt zum Teil, läßt jedoch hoffen das Nolan seine Ankündigung wahr macht und keinen weiteren Batman-Film mehr dreht. Man mag es nicht glauben, aber offensichtlich hat der Regisseur bereits mit seinem zweiten Batman-Film, das meiste seines Pulvers verschossen. Vielleicht lag dieses mal zuviel Macht in den Händen des Wunderknaben. Hat er doch das Drehbuch gemeinsam mit seinem Bruder geschrieben und sonst auch alles selbst gemacht. „The Dark Knight Rises“ ist leider nur ein müder Schatten der ersten beiden – zweifellos immer noch großartigen - Streifen der nun vollendeten Trilogie.

Ähnlich wie Bruce Wayne, der am Anfang auch humpelnd am Stock geht, lahmt diese Fledermaus. Unterm Strich ist „The Dark Knight Rises“ ein durchwegs passabler Film, der seine guten Momente hat und auch unterhält. Nolan hat sein Handwerk nicht verlernt. Die Luftaufnahme von Gotham City als, die von Bane in der statt verteilten Bomben hochgehen, ist von beeindruckender und auch grausamer Schönheit. Ja, auch die "The Dark Knight Rises" hat seine großen Momente.
Nur, das ist zuwenig – nach dem was uns versprochen wurde.
So enden keine Legenden.  

Andi Bauer

29. April 2012

"WE HAVE A HULK"

 - und die beste Comicverfilmung seit es Kino gibt

good@wise Filmtipp:  MARVEL`S - THE AVENGERS

Die beste aller bisherigen Comic-Verfilmungen. Ein Satz den man wohlüberlegt und mit Bedacht niederschreiben sollte, wenn man einen aktuellen Kinofilm rezensiert. Bei den „Avengers“ fließt dieser Satz genüßlich und ohne einen Hauch von Zweifeln aus meinen Fingern. Ein Film der mich flehen läßt, daß die Produzenten keinen zweiten Teil machen – da dieser nur scheitern kann. Freilich, ein naives und sinnloses Flehen. Scheibtruhen voller Geld werden die Disney-Studios davon karren und somit ist eine Fortsetzung die unvermeidlich. Die „Avengers“ werden auf der ganzen Welt Millionen Filmfans in die Kinos locken und diese werden den Film mehrmals schauen. Zweifellos haben wir es schon jetzt mit dem Hit des Jahres zu tun.

Seit 12 Jahren schon, gestalten renommierte Regisseure wie Bryan Singer, Sam Raimi und Christopher Nolan das einst belächelte Genre der Comicverfilmungen um. Charakterliche Tiefe der Figuren, qualitative Unterhaltung und Ernsthaftigkeit gepaart mit klugem Humor bereichert seitdem das Genre ungemein. Die Filme wurden erwachsener und dennoch nicht minder unterhaltsam. Die „Avengers“ kulminieren diese Entwicklung und bringen den Comic-Film zu einem ungeahnten Höhepunkt. Anspruchsvolle Unterhaltung, beeindruckende 3D -  und Special-Effekte die nie zum Selbstzweck gereichen, greifbare kantige Figuren und ein furioser Spannungsbogen. Dazu Actionszenen in unglaublichen Dimensionen. So hoch die Erwartungen in den Film waren sie wurden nicht nur übertroffen sondern pulverisiert. Man fühlt sich klein und unwürdig, den Film im Vorfeld mit Zweifeln bedacht zu haben.

Der talentierte Josh Whedon schrieb das Drehbuch und führte Regie. Ein kleines Wunder daß Disney ihm dieses Mega-Projekt anvertraute. Whedon kreierte vor 10 Jahren fürs Fernsehen die hervorragende Science-Fiction Serie „Firefly“, welcher niemand sehen wollte. Auch sein Kinofilm „Serenity“ floppte 2005 kläglich. Sieben Jahre später vereint der Mann die  Superhelden des „Marvel-Universums“ und läßt diese am Anfang so richtig blöd aussehen. Turmhohe Egos prallen aneinander, sinnlose Kämpfe unter den Helden zermürben den Zuseher und die Geschichte entwickelt sich scheinbar zäh und schwerfällig. Fliegende Flugzeugträger erinnern unangenehm an Zerstörungsorgien wie „Transformers“ und auch die Ausleuchtung der einzelnen Charaktere und deren Schwächen wirkt bremsend und sogar verwirrend.

Ein Trick.

Niemand ahnt, daß der Regisseur mit der ersten Hälfte des Filmes seinen Bogen ganz langsam spannt um ein überwältigendes Finale auf den Zuseher abzufeuern. Genau an der Stelle, als der Film scheinbar an Fahrt verliert und die Geschichte in zu viele Nebenschauplätze zu zerfasern droht, nimmt Whedon alle Fäden auf und führt seine Helden in ein furioses Actionfinale welches – und soviel sei hier verraten – in dieser Wucht, Dynamik und Präzision noch nie im Kino zu sehen war. Es ist pure Magie wie sprühender Wortwitz, trockener Humor, atemberaubende Action und Spannung mühelos ineinanderfließen und der Zuseher von einer Überraschung in  die nächste geschleudert wird. Und zu sehen wie Hulk einen Gott vermöbelt ist auch kein alltägliches Spektakel, um nur eine von den vielen witzigen und erstaunlichen Szenen zu erwähnen, welche in die Popkultur einziehen werden.

Wobei nichts an den „Avengers“ alltäglich ist. Die Geschichte des Kinos wurde wieder mal neu geschrieben.

Andi Bauer