27. Juni 2010

Sunday Morning coming Down - Italienische Fußballer, Michael Jackson und andere Fehltritte

Ich mag Fußball. Und ich mag die Experten. Brillant und treffsicher wie Meinungsforscher – die „Absolute für die SPÖ und 20 % für die Grünen im Burgenland – mindestens“. Ein Glück das die Kerle nicht für messbare Leistungen bezahlt werden. Wären allesamt Sozialfälle. Nicht anders beim Fußball. „Die Franzosen und Italiener sind Topfavoriten“ meinte Herbert „Schneckerl“ Prohaska. „Die Spanier sind unschlagbar und fix Weltmeister“ (sagte sein Kollege Krankl – den Schweizern hat das aber niemand gesagt). Weitere Expertenmeinungen: „Mit den Deutschen ist zu rechnen und die Serben sind sowieso der Geheimtipp“. „Keine Chance haben Zwerge wie Honduras, die Slowakei & Japan“. Kompetente Expertisen. Lehrreich und erhellend für uns Unwissende. Wir staunen und schweigen. Aber vielleicht sollte der „Schneckerl“, doch seinen italienischen Freunden verklickern, dass es erlaubt ist, das fußballerische Können vom Beginn an auszuspielen und man nicht bis auf die letzten 15 Minuten des dritten Spiels warten muss. Die Taktik der Azzurris aus den ersten drei Spielen drei Punkte rauszuholen und so irgendwie aufzusteigen ist ja nicht ganz aufgegangen. Als erste Konsequenz wird kein Eis mehr in die Slowakei exportiert.
Und wenn wir gerade so nett über Untote plaudern, die sich weigern zu gehen, können wir auch Michael Jackson wieder mal vors Mikro holen. Übrigens – „Der größte Star aller Zeiten“ (O-Ton Ö3 vom 26.6.). Und ich dachte das wäre so jemand wie Mozart, Goethe, Alexander der Große oder Jesus, aber was wissen wir schon. Nun, nachdem der Lauser sein eigenes Tributkonzert in Wien verpasst hat und sich auch sonst seit einem Jahr recht rarmacht, gibt’s zumindest von der Seite des schnöden Mammons frohe Kunde. Eine Milliarde Dollar hat Jackson seit seinem öffentlichen „Verschwinden“ vor einem Jahr umgesetzt. Mit Kino, DVDs, TV-Auswertungen, T-Shirts, Kaffeetassen und all dem anderen „Merchkram“. Nicht zu vergessen: die Musik. 15 Millionen CDs in den USA und 35 Millionen in Europa wurden seit Juli 2009 verkauft. Um auf solche Zahlen zu kommen brauchen sogar Megastars wie U2 Zehn bis Fünfzehn Jahre. Wobei die wackeren Iren den kommerziellen Nachteil haben, dass sie noch leben. Das scheint die Geschäfte doch erheblich zu blockieren. Die Plattenfirma von Jackson hat es unverblümt gesagt, dass man sich bei der Nachlassverwaltung stark an Elvis Presley orientieren wird. Und zwar nicht an die Zeit wo der Gute noch fröhlich tanzte und sang, sondern an die letzten 30 Jahre nach seinem Tod. Kein anderer Künstler wurde vor und insbesondere nach seinem Ableben so professionell ausgequetscht wie Elvis Presley. Jedes Jahr gibt es irgendein Jubiläum zu feiern, natürlich mit unveröffentlichten Liedern, unvermeidlichen Hits und dem ganzen Krempel. Es gibt offensichtlich genug Deppen, welche dieselben Lieder jedes Jahr in einer neuen Verpackung wieder kaufen. Man darf sich also auf einiges gefasst machen bezüglich Michael Jackson. Die nächsten Jahre werden grausam. Im Monats Takt wird uns Sony mit „unveröffentlichten“ Liedern und den großen Hits vom guten Michael belästigen. Als ich 2006 noch im Musikeinkauf tätig war, fragte ich beim Chef von Jacksons Plattenfirma in Österreich unschuldig nach, wann denn mit einer neuen CD des Superstars zu rechnen ist. „Wir warten dass der stirbt, ansonsten verkauft der nix mehr“ war die nonchalante Antwort. Recht sollte er behalten, der Herr Manager.
Dies kann gleichzeitig als Warnung für andere ältere Künstler betrachtet werden. Wer weiß ob nicht in so manchen Chefbüros, demnächst das vorläufige Ableben eines schwächelnden Stars beschlossen wird. Also liebe Altstars im Karrieretief – aufpassen. Ganz spontan kommen mir da Sting, Ozzy Osbourne, Phil Collins, Rod Stewart und Paul McCartney in den Sinn. Auch Madonna und Whitney Houston sind akut gefährdet – die hatten auch schon mal bessere Zeiten. Ja, die Musikbranche – fast so spannend und geschäftstüchtig wie der Fußball.
Andi Bauer

1 Kommentar:

ritarenata hat gesagt…

bööööse bist du aber