11. Dezember 2011

Let it Be - das Ende von „Wetten Dass“

Sunday Morning Coming Down - die Kolumne am Sonntag

Das war’s mit der größten Samstagabend-Show im deutschen Sprachraum. Die ZDF-Macher werden keinen Nachfolger für Thomas Gottschalk finden – und das ist gut so.

Die Kandidaten, die es könnten, sind klug „Nein“ zu sagen. Und diejenigen die sich aufdrängen, sind nicht gut genug die Sendung weiterzuführen. Das sich aus Österreich die üblichen Verdächtigen – Alfons Haider, Peter Rapp, Christian Clerici – für die Moderation anbiedern ist auch nichts Neues aus dem Land der Zwerge und der gehört zur Folklore. Mit der heimischen Melange aus Minderwertigkeitskomplexen, Weinerlichkeit und Größenwahn empfehlen sich unsere Hobbymoderatoren via Hauspostille „TV-Media“ für die vakante Aufgabe. „Wenn man mich fragen würde, dann könnte ich schon, aber die fragen wahrscheinlich nicht“ tönt es seitens des lieben Alfons schon fast verzweifelt. Wenn die Tage länger werden, werfen selbst Zwerge einen großen Schatten. Denn Deutschen wird es wurscht sein und es ich auch nicht anzunehmen daß die ZDF Macher unser Provinzielles TV-Blättchen studieren.

„Wetten Dass“ wird auslaufen und Gottschalk hat zum richtigen Zeitpunk seinen Rücktritt eingeleitet. So zynisch das jetzt klingen mag. Der tragische Unfall war für Gottschalk die perfekte Gelegenheit sein „Wetten Dass“ - Korsett abzulegen. Seit Jahren kämpft der Mann gegen sinkende Quoten und wirkte zunehmender lustlos und launisch. Oft schlecht vorbereitet quasselte er die Gäste in Grund und Boden, mit denselben oberflächigen Fragen an die immer wieder kehrenden gleichen Promis. Nach jeder Sendung mußte sich der Moderator dann auch den immer gleichen Journalistenfragen stellen. „Sie hatten gestern 500.000 Zuseher weniger als letztes Mal – welche Konsequenzen ziehen Sie“. Gottschalk wurde – was derzeit vergessen scheint – in den letzten Jahren laufend von der Kritik gebeutelt und die Sendung als überholt tituliert.

Und jetzt – nach dem Unfall – wird der eitle Geck von allen Seiten hofiert und angebettelt doch noch zu bleiben. Einen besseren Zeitpunkt für einen glänzenden Abgang gab es für Gottschalk nie. Das weiß dieser auch hat die Gelegenheit genützt. Das Gottschalk schon seit über 10 Jahren als Moderator unmöglich ist, gerät somit in Vergessenheit. Gleich eines siegreichen römischen Feldherrn kriegte der Mann einen letzten Triumphzug durch die deutschsprachigen Wohnzimmer.

Vergessen sind auch die vielen Momente des Fremdschämens, die der Moderator den Zusehern bescherte. Sei es das Gottschalk seinen männlichen Gästen keinen guten Witz gönnte und den weiblichen ungeniert in den Ausschnitt kroch. Gottschalk hat seine Sendung schon lange nicht mehr ernst genommen. Der Wahl-Kalifornier jettete unwillig alle paar Monate nach Deutschland, absolvierte die Sendung gleich einem lästigen Veteranentreffen und tauchte wieder unter. Die schlampige Vorbereitung des überbezahlten Moderators ist Legende. Filmtitel wurden falsch ausgesprochen, Zitate verwechselt, Gäste durch Ignoranz und Unwissenheit beleidigt. Oft kannte Gottschalk nicht mal die aktuellen CDs seiner Gäste. Peinlich für den ZDF und die teuren Auftritte der Superstars. Diese waren oft sichtlich irritiert waren - über den häufig neben sich stehenden Moderator.

Die Sendung selbst hat sich erstaunlicherweise lange gehalten. Die Zeiten der gemeinsamen Samstagabend Familienshow ist lange vorbei. Heute sitzen die Kids vor dem Kasten um sich über die Kandidaten bei diversen Castingshows lustig zu machen. Die Eltern hocken daneben und regen sich über Dieter Bohlens Arroganz und die heutige Jugend - im Allgemeinen - auf.

Dabei wird gechattet, gesimst und gegoogelt. Jeder weiß alles und trotzdem bleibt nichts. „Wetten Dass“ hat keine Chance in einer Zeit wo die Sensation von morgen heute schon alt wirkt. Es war eine schöne Zeit, es gab tolle Wetten und die Sendung hat ihren Platz in der TV-Geschichte. Ein Besserer und vor allem ein würdevollerer Grund aufzuhören, kommt nicht mehr. Laßt es gut sein.

Andi Bauer