29. Juni 2010

…Na, was jetzt, Bob?

Als Bob Dylan in den 60er Jahren Folksongs mit Antikriegsbotschaften sang wurde er von Fans und Kritikern geschätzt und respektiert.
Als Bob dann Rockmusik mit kryptischen Texten machte, wollten seine Fans und Kritiker wieder Folksongs für den Frieden von Bob.
Als Bob in den 70ern Countrysongs mit persönlichen Texten machte, wollten seine Fans und Kritiker, dass Er wieder kryptische Rocksongs macht.
Als Bob in den 80ern Gospelsongs mit christlichen Texten machte, wollten seine Fans und Kritiker dass er gar nichts mehr macht.
Heute macht Bob immer noch Musik – Blues, Folk, Gospel, Country & Rock. Seine Fans und Kritiker finden ihn genial und wussten das immer schon und wollen, dass er das noch lange macht.
Und Bob macht, das was er immer machte. Gute Musik mit klugen Texten - manchmal durchschnittlich, meist sehr gut, oft genial - jedoch nicht immer nach den Erwartungen der Hörer.
Andi Bauer

27. Juni 2010

Sunday Morning coming Down - Italienische Fußballer, Michael Jackson und andere Fehltritte

Ich mag Fußball. Und ich mag die Experten. Brillant und treffsicher wie Meinungsforscher – die „Absolute für die SPÖ und 20 % für die Grünen im Burgenland – mindestens“. Ein Glück das die Kerle nicht für messbare Leistungen bezahlt werden. Wären allesamt Sozialfälle. Nicht anders beim Fußball. „Die Franzosen und Italiener sind Topfavoriten“ meinte Herbert „Schneckerl“ Prohaska. „Die Spanier sind unschlagbar und fix Weltmeister“ (sagte sein Kollege Krankl – den Schweizern hat das aber niemand gesagt). Weitere Expertenmeinungen: „Mit den Deutschen ist zu rechnen und die Serben sind sowieso der Geheimtipp“. „Keine Chance haben Zwerge wie Honduras, die Slowakei & Japan“. Kompetente Expertisen. Lehrreich und erhellend für uns Unwissende. Wir staunen und schweigen. Aber vielleicht sollte der „Schneckerl“, doch seinen italienischen Freunden verklickern, dass es erlaubt ist, das fußballerische Können vom Beginn an auszuspielen und man nicht bis auf die letzten 15 Minuten des dritten Spiels warten muss. Die Taktik der Azzurris aus den ersten drei Spielen drei Punkte rauszuholen und so irgendwie aufzusteigen ist ja nicht ganz aufgegangen. Als erste Konsequenz wird kein Eis mehr in die Slowakei exportiert.
Und wenn wir gerade so nett über Untote plaudern, die sich weigern zu gehen, können wir auch Michael Jackson wieder mal vors Mikro holen. Übrigens – „Der größte Star aller Zeiten“ (O-Ton Ö3 vom 26.6.). Und ich dachte das wäre so jemand wie Mozart, Goethe, Alexander der Große oder Jesus, aber was wissen wir schon. Nun, nachdem der Lauser sein eigenes Tributkonzert in Wien verpasst hat und sich auch sonst seit einem Jahr recht rarmacht, gibt’s zumindest von der Seite des schnöden Mammons frohe Kunde. Eine Milliarde Dollar hat Jackson seit seinem öffentlichen „Verschwinden“ vor einem Jahr umgesetzt. Mit Kino, DVDs, TV-Auswertungen, T-Shirts, Kaffeetassen und all dem anderen „Merchkram“. Nicht zu vergessen: die Musik. 15 Millionen CDs in den USA und 35 Millionen in Europa wurden seit Juli 2009 verkauft. Um auf solche Zahlen zu kommen brauchen sogar Megastars wie U2 Zehn bis Fünfzehn Jahre. Wobei die wackeren Iren den kommerziellen Nachteil haben, dass sie noch leben. Das scheint die Geschäfte doch erheblich zu blockieren. Die Plattenfirma von Jackson hat es unverblümt gesagt, dass man sich bei der Nachlassverwaltung stark an Elvis Presley orientieren wird. Und zwar nicht an die Zeit wo der Gute noch fröhlich tanzte und sang, sondern an die letzten 30 Jahre nach seinem Tod. Kein anderer Künstler wurde vor und insbesondere nach seinem Ableben so professionell ausgequetscht wie Elvis Presley. Jedes Jahr gibt es irgendein Jubiläum zu feiern, natürlich mit unveröffentlichten Liedern, unvermeidlichen Hits und dem ganzen Krempel. Es gibt offensichtlich genug Deppen, welche dieselben Lieder jedes Jahr in einer neuen Verpackung wieder kaufen. Man darf sich also auf einiges gefasst machen bezüglich Michael Jackson. Die nächsten Jahre werden grausam. Im Monats Takt wird uns Sony mit „unveröffentlichten“ Liedern und den großen Hits vom guten Michael belästigen. Als ich 2006 noch im Musikeinkauf tätig war, fragte ich beim Chef von Jacksons Plattenfirma in Österreich unschuldig nach, wann denn mit einer neuen CD des Superstars zu rechnen ist. „Wir warten dass der stirbt, ansonsten verkauft der nix mehr“ war die nonchalante Antwort. Recht sollte er behalten, der Herr Manager.
Dies kann gleichzeitig als Warnung für andere ältere Künstler betrachtet werden. Wer weiß ob nicht in so manchen Chefbüros, demnächst das vorläufige Ableben eines schwächelnden Stars beschlossen wird. Also liebe Altstars im Karrieretief – aufpassen. Ganz spontan kommen mir da Sting, Ozzy Osbourne, Phil Collins, Rod Stewart und Paul McCartney in den Sinn. Auch Madonna und Whitney Houston sind akut gefährdet – die hatten auch schon mal bessere Zeiten. Ja, die Musikbranche – fast so spannend und geschäftstüchtig wie der Fußball.
Andi Bauer

20. Juni 2010

Sunday Morning Coming Down - Don`t You Dare miss it - Bob Dylan Live

Sechzigjährige mit Tränen in den Augen – Mehr Glatzen und graue Haare als bei der Wiener Seniorenmesse – dazwischen ausgelassen tanzende und singende Jugendliche – auf der Bühne fünf junge Musiker in schwarzem Leder – mitten unter ihnen ein 69jähriger gewandet in einem weißen Südstaatenanzug mit Gauchohut und Bärtchen. Dieser wirkte wie ein argentinischer Mafioso welcher mit Gitarre, Orgel und Mundharmonika seine Lieder darbot und nicht richtig singen kann.
So war es beim Bob Dylan Konzert in Dornbirn. Seit 1988 ist der sture Alte auf seiner „Neverending Tour“, spielt bis zu 200 Konzerte im Jahr, hält sich an keine Konventionen, Marketingpläne oder andere Erwartungen kleingeistiger Manager, Journalisten & vermeintlicher Experten. Dylan spielt schon lange keine „Greatest Hits – Konzerte“ mehr. Vielmehr dekonstruiert er seine bekannten Lieder fast bis zur Unkenntlichkeit, arrangiert um und variiert nach Lust und Laune. „A Work in Progress“ wie man so schön sagt. Dylan startete als Folksänger, wandte sich später dem Rock, Country und Gospel zu, um jetzt seine Lieder zum Blues heimzuführen. Unterstützt wird er dabei von einer jungen hungrigen Band, welche gut geölt interagiert, mit einer ordentlichen Prise Salz & Pfeffer und leider einer Spur zu wenig Essig. Das ist dem vergnügen jedoch nicht wirklich abträglich. Das Konzert in Dornbirn startet mit einer rotzig, rockigen Version von „Leopard-Skin Pill-Box Hat“.
Das anschließende Don`t Think Twice wird als hatschender Blues serviert. „Just Like Tom Thumb`s Blues“ wurde zerlegt und neu zusammengefügt. Auch beim Klassiker „Just Like A Woman“ blieb keine Note wie sie war. So ging es den ganzen Abend, ein Ratespiel welchen Song hier Bob neu Interpretiert. „Honest With Me“ from großartigen „Love And Theft“ Album rockte wie Sau und wurde in Punkto Dynamik nur noch von „Highway 61“ übertroffen. Hier brannte die Band lichterloh, während der Meister, gleich einem Priester, die Orgel malträtierte um die gläubigen Massen aus der Dunkelheit zu führen. Vordergründig betrachtet agierte Dylan wie ein clownesker Zeremonienmeister und doch dirigierte er die Band messerschaft mit kleinsten Gesten. Die zwei Zugaben ließen beim Publikum dann alle Dämme brechen. Der beste Rocksong aller Zeiten – „Like A Rolling Stone“ – kommt als zerdehnte und zerknirschte Hardrockvariante angehumpelt – grandios und unzerstörbar. „How does it feel to be on your own”…….weise Worte eines ewig Suchenden. Dann folgte das Schlusswort. Und ein besseres hätte er nicht liefern können, als sein schönstes Liebeslied zu spielen. „Forever Young“ wird als zerschossene, dreckige Bluesballade dargeboten und somit konsequent in den Heimathafen zurück gelotst. Denn auch Bob weiß, dass es die ewige Jugend nicht gibt. Durch die permanente Umgestaltung seiner Klassiker zeigt er uns allen um was es im Leben wirklich geht. Wachstum, Veränderung und die Suche. Dafür braucht der Alte keine Worte sondern spielt einfach seine Lieder, so wie er sie derzeit empfindet und ist damit mehr bei sich selbst, als die meisten von Erwartungen und Erfolg getriebenen Musiker und Künstler.
Andi Bauer

13. Juni 2010

Sunday Morning Coming Down - Das beste Lied aller Zeiten………….

1995 führte Ö3 eine Umfrage nach dem besten Lied aller Zeiten durch. Die Hörer wählten damals „Simply the Best“ von Tina Turner. Auf Platz landete der Rapper Coolio mit „Gangstas Paradise“. Nochmals Danke liebe Ö3 Gemeinde. Vor fünf Jahren führte Österreichs Staatsfunk eine ähnliche Wahl durch. Bei dieser wurde „Summer of 69“ zum besten Lied aller Zeiten gewählt. Um nur keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Ich mag den Bryan Adams und hab ihn sogar dreimal live gesehen (85, 88, 92). Aber diese Wahlen sind ein Witz, über den niemand lachen kann. Inzwischen werden wir im Wochenrhythmus mit irgendwelchen Hitlisten, seitens der deutschen TV-Sender belästigt. Bester Sommerhit, bester Discohit, bester Filmhit. Es reicht. Ich verwehre mich dagegen bei Popmusik ähnlich demokratische Spielregeln zuzulassen wie in der Politik. Das Österreich von einer Mischung aus Wiener Wohnen und dem Bauernbund regiert wird, haben wir vielleicht nicht anders verdient. Popmusik ist jedoch zu wichtig, um Sie Dilettanten zu überlassen.
Daher stelle ich hier den Antrag nur Menschen an Wahlen für popmusikalische Belange zuzulassen, welche folgende Kriterien erfüllen.
Der Kandidat muss fünf Lieder der Beatles kennen ohne auf Google oder Wikipedia zuzugreifen.
…muss irgendeine Elvis CD oder LP besitzen – Irgendeine.
….muss wissen welches Instrument in welcher Band ein Pirat namens Keith Richard spielt.
…Sollte zumindest von Aretha Franklin & Ray Charles gehört haben.
….muss wissen wie man das Musikgenre nennt, welches ein gewisser Bob Marley zur weltweiten Bekanntheit gebracht hat.
….sollte wissen oder zumindest erahnen was ein gewisser Rick Rubin so macht.
….muss wissen welche Lieblingsfarbe Johnny Cash hatte – und wahrscheinlich immer noch hat.
…..sollte in der Lage sein, zumindest ein Mitglied einer bekannten irischen Rockband – benannt nach einer U-Bahn Linie - namentlich zu benennen.
…muss wissen welcher herausragende Musiker des 20. Jahrhunders als Robert Zimmermann geboren wurde.
Sollte täglich eine Stunde Musik hören (kein Radio)
Disqualifiziert und auf Lebenszeit gesperrt, an Umfragen zum Thema Pop teilzunehmen sind automatisch:
…Dieter Bohlen und Menschen die ein Naheverhältnis mit ihm pflegen.
…Ö3 Moderatoren (wegen Befangenheit, und überhaupt)
…Menschen die CDs von Phil Collins, Celine Dion, Sting & Rod Stewart SAMMELN. Einzelne CDs von genannten „Künstlern“ sind als kleine Verfehlungen gestattet. Der Zwang, jedoch alles von diesen Musikern besitzen zu müssen, führt unweigerlich zur Disqualifizierung.
…Fans von Schlager. Nichts gegen Euch Leute, hört was ihr hören wollt, nur nehmt an keinen Popumfragen teil. Wir versprechen im Gegenzug nie an irgendwelchen Votings wie: „Die 100 besten Schlagersongs" und dergleichen teilzunehmen. Deal?
…Alle Menschen die immer noch glauben, dass Guns n`Roses „Knocking on Heavens Door“ geschrieben haben und die Version des komischen „Alten“, der nicht singen kann, als nicht so gut empfinden.
…Meinungen, Beschwerden und Ergänzungen zu dieser Liste werden vom Autor gerne entgegengenommen und gegeben falls veröffentlicht.
Andi Bauer

12. Juni 2010

Saved – Finally

Wie werden Sie geteilt die Schafe von den Böcken, die Sünder von den Heiligen, die Gläubigen von den Ungläubigen am letzten Tag vor dem großen Tore. Viele weise Männer, Propheten und Religionen haben sich über diese größte aller Fragen den Kopf zerbrochen. Und Sie alle irren mit ihren Antworten. Am großen Himmelstor werden die Menschen nach nur einem Kriterium in zwei Gruppen geteilt. Menschen die „His Bobness“ – Sir Bob Dylan live im Konzert gesehen haben und all die Anderen. Am Freitag spielte der grantige Alte in Linz, am Samstag dem 19.6. geigt der mittlerweile 69 Jährige in Dornbirn im Ländle auf. Ich werde dabei sein und damit mein Plätzchen im Himmel sichern. Für all die Anderen - leider Pech gehabt. So ist das mit der Religion – Auserwählt sind wenige.
Andi Bauer

8. Juni 2010

Gedanken zum Film „Prince of Persia“

Gastbeitrag von Ferdinand Blaschke (Author, Philosoph & Freund)

Wer von uns möchte nicht einmal in der Zeit zurückversetzt werden, um Dinge anders zu machen, um Gefahren, die man damals nicht erkannt hatte, besser bewältigen, oder um sogar sein eigenes oder das Leben anderer retten zu können? So geschehen im Film „Prince of Persia“, der mich persönlich an ein Märchen aus „Tausendundeiner Nacht“ erinnerte. Für mich ist dieser Vergleich lebendig, da ich ja noch mit Märchen und Leuten, die Märchen erzählten, aufgewachsen bin.
Die Märchen, die heute weitergegeben werden, werden in Form von Computerspielen geschrieben und erzählt. Der „Prince of Persia“ ist eine Verfilmung einer solchen modernen Variante eines Märchens.
Ein adoptierter Prinz, der in die Intrigen eines Königshofes gerät, durch viele Abenteuer seine Unschuld beweisen muß, damit die Welt und die Geschichte rettet, und nebenbei noch die Liebe seines Lebens findet, ist eine oft erzählte Story.
Der Film ist gekonnt gemacht, die Handlung wird schnell vorangetragen, farbenprächtig, es gibt viele spannende Kämpfe, auch Zauberei – wie es sich eben zu einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht gehört – und auch der Humor kommt nicht zu kurz, alles in allem eine gute Unterhaltung. Auch die Spannung zwischen dem Prinz und seiner Prinzessin ist knisternd, und gut von den beiden Darstellern getragen, ebenso fügt auch Ben Kingsley sehenswerte Momente hinzu.
Manchmal merkt man sicher den Zuschnitt aus dem Computer, aber es fügt sich harmonisch in das Ganze, da es in unserer Zeit ohnehin ein normaler Bestandteil jedes fantasievollen Filmes geworden ist, und damit auch fast eine Notwendigkeit jeder modernen Märchenerzählung.
Ich hatte am Ende nicht das Gefühl, umsonst diese zwei Stunden im Kino verbracht zu haben, und das ist - im Vergleich zu anderen cineastischen Erlebnissen – immerhin schon etwas.

7. Juni 2010

Sunday Morning Coming Down - Mehr Kürze - Oasis zelebrieren auf Time Flies die Kultur der Pop-Single

CD, Vinyl, MP3, Video, Musikkassette, Digital. In den vielfältigsten Formen Musik zum Konsumenten zu transportieren hat die "Single" immer noch den größten Charme und stellt eine eigene Kunstform dar. Ich spreche hier von der Vinylsingle. Der mögliche Hit für die Radiostationen auf Seite A. Der obskure oder seltene Titel für den Fan und Sammler auf der Seite B - auch als "Flipside" bekannt.
In der glorreichen Zeit des Rock N´Roll (1955-1962) waren Singles die einzig wahre Kunst - und Verkaufsform. LPs existierten nicht als wertiges Konzept sondern waren Sampler welche die erfolgreichen Singles gemeinsam mit Füllmaterial versammelten. Singles wurden von den Musikfans ersehnt und fieberhaft erwartet. Und Elvis war der König. Jedes Monat haute er eine neue umwerfende 45er auf den Markt und bannte wiederholt den fiebrigen Traum vom Rock n`Roll auf knapp zweieinhalb Minuten. Mehr brauchte es damals nicht zum Glück. Das Album als Gesamtkunstwerk mit hochwertigen Songs ohne Lückenfüller wurde von den Beatles und Bob Dylan in den frühen 60er Jahren initiiert. Ohne freilich die Bedeutung der Single als musikalischen Schnellschuss zu mindern. Einige der besten Beatles Stücke wie Strawberry Fields Are Forever oder All You Need Is Love, waren in den 60ern nur als 45er zu erwerben. In den 70er Jahren entwickelte sich die LP endgültig zum überragenden Format.
Das lag auch an Bands wie Pink Floyd, Genesis & Yes welche ihre verschwurbelten Geschichten nur mehr im LP Format erzählten mochten. Led Zeppelin veröffentlichten gar keine Singles und konzentrierten sich nur auf Alben und Konzerte. Die Stücke waren meist zu lang um ins Radio zu gelangen. Das in den 80er Jahren beginnende CD Zeitalter führte das Konzept der Langspielplatte weiter. Singles dienten nur mehr dazu die CDs zu promoten. Wenn ein Michael Jackson oder Bruce Springsteen sieben Singles aus ihren CDs auskoppelten, half das leidlich die CD über zwei Jahre konstant in den Charts zu halten und den letzten Tropfen aus dem Produkt zu pressen. Ein Zeitraum in dem die Beatles drei Alben (Rubel Soul, Revolver & Sgt. Pepper) eine EP und eine Handvoll Singles veröffentlichten. So geschehen von 1965 - 1967.
Ein kreatives Eigenleben hatte die Single nur noch in England. In den 70er Jahren veröffentlichte jede Schülerband ein paar Punksingles. In den 80er Jahren beglückten Bands wie die Smiths, Cocteau Twins und Jesus & Mary Chain die Fangemeinde mit durchwegs gelungenen 45ern. Und in den 90ern war es Englands beste Band welche den Wert der Single zelebrierte. Oasis hatten einen beeindruckenden Lauf mit ihren Singles. Supersonic, Whatever & Live Forever entpuppten sich als kleine feine Kunstwerke. Selbst die schwachen Alben der 00er Jahre wurden noch von brillanten 45ern begleitet. Sei es The Importance of Being Idle oder Lyla
Im digitalen Zeitalter, wo Singles Nicht mehr gepresst werden, scheint es umso bedeutender den Wert dieses aussterbenden Mediums zu verdeutlichen. Die Künstler hatten mit der Single Gelegenheit spontan und konzeptlos ihre Musik zu veröffentlichen. Singles sind Momentaufnahmen des Pop. Viele Alben mit einer Produktionsphase von Monaten können diese Unmittelbarkeit nicht mehr vermitteln.
Oasis haben jetzt ihre Singles kompiliert und veröffentlicht. Und es eine bestechende Sammlung genialer Momente der Popmusik der letzten 15 Jahren. Muss man haben und gibt's auch auf Vinyl.

Andi Bauer

3. Juni 2010

Germany - zero Points

Da ich die letzten drei Tage geschlafen habe, erscheint „Sunday Morning Coming Down“ ausnahmsweise am Donnerstag, der wie es sich trifft auch ein Feiertag ist. Also sollte dieser kleiner Schlenker nach der österreichischen Devise „Des geht sie nu aus“ noch genehmigt sein. Nun zu meinem Senf für diese Woche.
Neulich schaute ich zufällig den Songcontest bei einem guten Freund – das erste Mal wieder seit ca. 34 Jahren (ja ich bin schon alt – darum weiß ich auch so viel).
Mein Freund schaute sich die Punkteverteilung an – natürlich ohne Ton. Denn, mein Freund ist politisch interessiert und erklärte mir, dass man anhand der Punktevergabe die außenpolitische Lage in Europa einschätzen kann. Also wenn die Franzosen den Deutschen 12 Punkte geben, liegt das nicht nur an dem netten Liedchen, sondern an der neuen Frisur der Angie Merkel und das sie mit der Griechenland Hilfe die französischen Banken gerettet hat. Mit dieser neu gewonnenen Erkenntnis wurde der Bewerb für mich wieder interessant
Wie verhalten sich die Russen gegenüber den ehemaligen Verbündeten, wie viel geben die Polen den Ukrainern und halten die Nordländer wieder eisern zusammen – beim Odin? Leider fehlten die Ösis. Allzu gerne hätte ich gesehen wie unser Land politisch so dasteht. Die Serie von null Punkten in den letzten Jahren lag also nicht an den schaurigen, musikalischen Darbietungen, sondern daran, dass kurz der Jörgi kurz mitregierte. Eine Erleichterung das jetzt zu wissen.
Was jedoch verwundert ist, dass Israel der tapferen Siegerin nur null Punkte gegeben hat. Sind doch die Deutschen seit Jahrzehnten die bravsten Spender an die noch junge israelische Nation. Da könnte man doch mal ein bisschen Dankbarkeit erwarten. Aber wer weiß, vielleicht ist die Lena ein geheimer Antisemit – ich muss mal den Text genauer analysieren – und der Stefan Raab ist ja grundsätzlich verdächtig - der freche Kerl. Ich will mich jedoch nicht zum Thema Antisemitismus „verkühlen“. Witze über Juden dürfen nur Juden machen. Und am besten sind da Woody Allen und Jerry Seinfeld. Seinfeld (ein Jude) hat in seiner herrlichen TV-Sitcom „Seinfeld“ bereits einige feine Spitzen an seine Landsleute verteilt. In einer Folge trifft Jerry seinen Onkel Leo (auch ein Jude). Leo sieht überall Antisemitismus. Der Hamburger im Restaurant ist nicht durchgebraten, darauf Leo. „The Cook is an Antisemit“. Jerry reagierte darauf sarkastisch: „Let`s go, since Goebels is cooking here“. Jerry wird daraufhin in die „Jay Leno“ Show eingeladen und reißt im Fernsehen Witze, über seinen Onkel und dessen Paranoia. Onkel Leo sieht die Sendung mit seiner Freundin, diese lacht sich dabei halbtot. Leo macht Schluss mit Ihr und erklärt darauf hin Jerry, dass er das tun musste, da Sie Antisemit sei. Darauf entgegnet Jerry: „Of Course, She is, and can you blame her“
In diesem Sinne Shalom (heißt auf Hebräisch so viel wie „sei ruhig“ – angeblich)
Andi Bauer