24. Oktober 2008

Luis Trenker und die rufenden Berge

Filmtipp der Woche   -     Nordwand

„Der Bergsteigerfilm ist das einzige Filmgenre das die Deutschen perfekt beherrschen“ Diese klugen Worte sagte kürzlich Kultregisseur Quentin Tarantino. Umso verwunderlicher ist die Tatsache das die Deutschen – und auch die Österreicher dieses Genre in den letzten Jahren und Jahrzehnten brach liegen ließen. So mussten sich Bergfilmfreunde durch bombastische Special Effekts Gewitter wie „Vertikal Limit“ oder „Cliffhanger“ quälen. Technisch perfekt gemacht gelang es jedoch den Hollywood Spektakeln nicht den Geist des Gipfelsturms noch die Schönheit und unerbittliche Grausamkeit der Natur im Hochgebirge einzufangen. Während sich Hollywood in den Bergen verirrte drehten die Deutschen unlustige Komödien und die Österreicher Kunstfilme die keiner sehen wollte.

Aber jetzt ist sie wieder da, die alte Stärke, die Vision die Natur einzufangen, den Ruf der Berge zu vernehmen und daraus einen Film zu machen der wahrlich bewegt. Philipp Stölzls hat den Rucksack gepackt und ein Bergsteigerdrama gestemmt in welchem ohne Einschränkung die Alpen der Hauptdarsteller sind. So muss es sein.

Der Film spielt 1936 und erzählt eine wahre Geschichte. Zu dieser Zeit war der Eiger, ein 3970m hoher Gipfel in den Berner Alpen, mit seiner berüchtigten Nordwand – die große Herausforderung für jeden Alpinisten. Zahlreiche Kletterer hatten bereits ihr Leben bei dem Versuch gelassen, die Eiger-Nordwand zu bezwingen, noch keinem war es gelungen. Zwei leidenschaftliche deutsche Bergsteiger, Toni Kurz (Benno Fürmann) und Andi Hinterstoisser (Florian Lukas) wollen im Sommer 1936 die gefährliche Kletterpartie wagen.

Für Beide wird der Kampf mit dem übermächtigen Berg ein dramatisches Rennen nicht nur gegen die Konkurrenz (Simon Schwarz und Georg Friedrich als Österreichs Kletterhoffnungen), sondern auch gegen sich selber. Regisseur Philipp Stölzl Film ist um Realismus bemüht, viele Szenen wurden in den Bergen gedreht und gehen dem Zuschauer schmerzhaft unter die Haut. So erleben wir doch noch das große Comeback des Bergsteigerfilms. Möge er die deutschen und österreichischen Filmemacher inspirieren auch in Zukunft Filme zu drehen welche Ihnen in der Natur liegen. „Nordwand“ ist ein guter Neustart

Andi Bauer

 

20. Oktober 2008

What the Hell...........

Der wöchentliche Kinotipp - Hellboy II - die goldene Armee

Der 2. Teil von Hellboy ist nur oberflächig betrachtet ein Fantasy-action-film. Tief im Inneren thematisiert Regisseur Guillermo del Toro den Verlust von Spiritualität und Kreativität in der heutigen Welt. Essentielle menschliche Wesensmerkmale welche unser Leben erst lebenswert machen aber allzu oft in der schnelllebigen Zeit unter die Räder kommen.

Del Toro ist ein Visionär sowohl mit seinen Themen wie auch in der visuellen Umsetzung. Seit erster Film Cronos war schon ein ungewöhnlicher und auch komplexer Horrorfilm es folgte der nicht minder verstörende Mimic welcher damals noch unter Wert lief. Mit Blade II (2002) gelang ein erster Hit. Es folgte die Comicverfilmung Hellboy (2004). Ron Perlmann spielte den teuflischen Spross Red welcher von Menschen großgezogen wurde und in einer streng geheimen Regierungsbehörde zur Abwehr paranormaler Phänomene arbeitet. Hellboy ist ein „böser“ Held der für die Guten arbeitete. 2006 begeisterte del Toro mit Pans Labyrinth die Zuseher und die Presse. Das visuelle Meisterwerk verknüpfte virtuos die grausame Realität des spanischen Bürgerkriegs mit einer phantastischen Paralelwelt. Die Dualität der Welt bestimmt auch Hellboy II. Das phantastische, abstrakte kreative & spirituelle trifft auf das physische, materielle, und rationelle.

Der neue Film baut seine Geschichte auf eine Legende auf in welcher – so berichtet diese - vor Jahrtausenden die Elfen mit den Menschen einen Friedensvertrag schlossen. Dieser bewirkte einen Rückzug der Elfen in die Wälder. Damit begann auch der schleichende Verlust des kreativen und spirituellen. Im heutigen New York fordert der Elfenprinz Nuada die Herrschaft der Welt von den Menschen zurück und beginnt dafür einen Krieg gegen die seiner Ansicht nach unwürdigen Herrscher. In einer großartigen Szene versucht er seinen Vater von der Unfähigkeit der Menschen die Erde zu regieren zu überzeugen. „Sie zu was sie aus der Welt gemacht haben“ ruft er schmerzhaft aus „Parkplätze und Einkaufszentren“. Hellboy welchen eigentlich so viel mit den Elfen und den Halbwesen aus der Parallelwelt verbindet soll nun Nuada aufhalten. Und das obwohl er Ablehnung und Feindseligkeit seitens der Menschen tagtäglich erlebt. Letztlich ist er auch nur ein „Freak“.

Auf der Jagd nach dem Elfenprinzen landet Hellboy unter anderem im Trollmarkt in den Katakomben von New York welcher Ihn mit seinesgleichen zusammenführt. Ein großer Trödelmarkt voller Fabelwesen und Phantasiegestalten. Begeistert freut er sich endlich einen Ort gefunden zu haben wo er nicht schief angesehen wird. Diese Szenen verdeutlichen die Ambivalenz der Titelfigur – ein ungeliebter Freak auf der Seite der vermeintlich „Normalen“.

Del Toro´s Film ist ein kleines Wunder. Er bietet wunderbare liebevoll gezeichnete Figuren, Humor, Action, Tempo und Tiefgang. Neben der unglaublich visuellen Bildsprache ist es die Geschichte die ans Herz geht. Offensichtlich braucht es einen Freak wie Hellboy welcher die Menschheit an vermeintlich verlorene und vergessene Tugenden und Werte erinnert. Und manchmal bedarf es einen visionären Regisseur wie Guillermo del Toro der mit mystischen Fabelwesen den Zuseher die Kraft der menschlichen Spiritualität und Kreativität erneut vermittelt.

Andi Bauer

3. Oktober 2008

BLUTENDE OHREN

Was haben uns damals die Ohren geblutet. Maetallica waren Mitte der 80er Jahre schlichtweg eine Sensation und hauten gleich mit Ihren ersten drei Alben drei unsterbliche Metallklassiker raus. Der härteste und schnellste Metall kam damals von den Briten. Judas Priest donnerten mit Iron Maiden um die Wette, dazwischen rülpsten sich Motörhead mit ihrem charmanten Punkmetallrock durch die Szene – das war das volle Brett – mehr ging nicht. So glaubten die Headbanger, zogen ihre engen Spandexhosen an und reckten den kleinen und den Zeigefinger gen Himmel.
Ohne Vorwarnung kamen plötzlich diese pickeligen Jungs aus San Francisco und brachen über die Szene herein. Mit Jeans und T-Shirts, ohne Image und Stilberater spielten Metallica den härtesten, schnellsten, intelligentesten und kompromisslosesten Metall den es zu hören gab. Inspiriert und befeuert von der kalifonischen Hardcoreszene zwängten sie deren Wut jedoch in Melodien und durchkomponierte Songkonstrukte. Metallica wüteten wie ein Flächenbrand in der ganzen Metall und Rockszene und überholten die etablierten Bands etwa nicht – sie überrundeten schlicht die Konkurrenz.
1983 erschien das Debüt „Kill em all“ und war der Kickstart. Ein Jahr später folgte das nicht minder dynamische „Ride the lightning“ und gipfelte 1986 im ewigen Meilenstein „Masters of Puppets“ Da war die Band bereits Kult und spielte rund um die Welt jede andere Rockband an die Wand und unter die Bühne.
Der plötzliche Unfalltod von Bassist Cliff Burton war dann ein harter Rückschlag für die Gruppe. Nach einer Pause folgte das großartige „….and Justice for all“, stagnierte jedoch auf hohen Niveau. Ein Produzentenwechsel begleitet das berühmte „Black Album“ Bob Rock reduzierte die Gitarrensoli, schuf einen direkten Sound, die Songs wurden kompakter und - äh ja - „radiofreundlicher“. 5 Singles schafften es in die Charts – ein Novum für eine Metallband. Viele Fans riefen Ausverkauf und wandten sich ab, aber noch viel mehr entdeckten die Band – und kauften. Seitdem spielt die Band in der kommerziellen Oberliga zwischen U2, Bon Jovi und – sagen wir mal - Madonna. Millionenverkäufe an Platten, ausverkaufte Tourneen durch die Fußballstadien der Welt.
Musikalisch herrschte dennoch seit den 90ern Midlifekrise und Sinnsuche. Die bluesgetränkten Rockexkursionen auf „Load“ 1996 und „Reload“ 1997 verstörten viele Fans. Eine suchen nach Wurzeln die es nie gegeben hat. „S&M“ von 1999 kann als halbherziger Versuch betrachtet werden (wieder mal) Rock mit Klassik zu paaren. Hat nie geklappt wird auch nie klappen. Das einzige was es gibt sind klassische Musiker welche den Rock N´Roll Lifestyle pflegen – siehe Mozart. Auf den (Rock n`Roll-spirit) hatte die Band inzwischen völlig vergessen und lieferte sich Ende der Neunziger einen sinnlosen und imageschädigenden Krieg mit den Erfindern von Napster.
Auch musikalisch irrte die Band weiter und veröffentlichten 2003 eine Platte zwischen Metall und Nu-rock oder so ähnlich. „St. Anger“ verkaufte wieder Wagonladungen von CDs überzeugte aber nicht wirklich – steht zwar noch im Regal, bleibt aber auch dort. Gehört wird heute anderes. Und jetzt – fünf Jahre nach St. Anger, nach der schmerzhaften Doku „Some kind of Monster“, nach den Drogen, dem Alk, den Depressionen und den Therapien kommt Onkel Rick (Rubin) nimmt die Kerle an der Hand, erklärt ihnen irgendwas von „keine Angst haben und so“ und lässt sie wieder Musik machen – so wie früher - und vor allem Gitarre spielen. „Death Magnetic“ ist ein Triumph von Lead Gitarrist Kirk Hammet. Lange im Schatten von den Bandchiefs Hetfield und Ulrich darf Hammet endlich wieder die Gitarre rotieren lassen. Seit 20 Jahren durfte er nicht mehr solche langen Gitarrensoli im Studio spielen. Die Lieder dauern durchwegs sieben Minuten – das längste Stück über 9 Minuten. Böse Zungen reden vom aufwärmen alter Ideen und Stile. Wurscht. Metallica haben eben jetzt ihr 80is Revival und veröffentlichen so nebenbei ihre beste Platte seit „Justice“. Die Ohren bluten wieder. Oh yeahhh.

Andreas Bauer