29. August 2010

Sunday Morning Coming Down - wer zu spät kommt - den bestraft der Platzanweiser

Für Menschen welche zu spontanen Entscheidungen tendieren – und diese sind angeblich oft die besten – empfiehlt sich heute die Teilnahme an der ACTION-CON in Innsbruck. Andere haben die Teilnahme an diesem Event bereits geplant und das Ticket reserviert – auch gut – wichtig ist die Teilnahme. Ob jetzt Eure Teilnahme von strategischer langer Hand vorbereitet ist, oder nur ein Schnellschuss - ihr seid herzlich willkommen. Die ACTION-CON bietet eine Vorführung des neuen „Stallone-Krachers“ THE EXPENDABLES, einen Vortrag des Filmexperten (lob & preis) Andi Bauer, Gewinnspiele und die Möglichkeit Freunde und Fans des Genres an Ort & Stelle zu treffen. Veranstaltet wird der Event vom Filmclub Tirol und dem Innsbrucker Metropol Kino. Beginn ist um 17:30 Uhr.
Also liebe Action-Filmfreunde, durchladen und auf nach Innsbruck.
Ich freu mich euch dort zu sehen.
Andi Bauer

21. August 2010

Sunday Morning Coming Down - Sie werden knapp, die Filmbösewichte

Die wichtigsten Zutaten für einen Actionfilm sind bekannt.
- Ein Held mit einem Motiv (meist Rache oder ähnliches)
- Ganz viele Bösewichte, die es gilt zu beseitigen.
Der Rest der Geschichte ist dann schnellt geschrieben. Dann braucht man nur mehr ein paar Specialeffekts Spezialisten, Sprengstoffexperten, eine Handvoll Stuntman, jemanden der weiß wie man eine Kamera aufstellt, ein paar Kerle die Kabeln herumschleppen und einen Koch der mit Kartoffeln & Fleisch umgehen kann um die Mannschaft bei Laune zu halten. Der geneigte Leser ahnt es bereits, der Schwachpunkt sind die Bösewichte. Damit ein Actionfilm funktioniert, muss es dem Helden gestattet sein, diese zu Dutzenden mit kreativster Waffengewalt umzulegen, ohne dass sich beim Zuseher sowas wie Mitgefühl regt. Und da wird es bereits eng.
Früher – natürlich - war alles einfacher. Da gab es noch die Indianer. Gute Cowboys haben böse Indianer zu Hunderten vom Pferd geschossen. Jahrzehntelang genoss das Publikum (vorwiegend amerikanisch) die offizielle Geschichtsfälschung welche sich „Western“ nannte und strömte ins Kino. Doch irgendwann war der letzte Indianer „befriedet“ und wollte nicht mehr in die Rolle als Bösewicht passen – das war so um 1960. Zum Glück für Hollywood gab es davor einen Krieg und eine neue Spezies des Bösewichts stand zur Verfügung – Nazis und Kommunisten. Wobei die Kommunisten glimpflich davon kamen – die haben auch den Krieg gewonnen und deren Ideologie ist immer noch bei vielen Filmemachern und Schauspielern beliebt. Der Nazi jedoch, ist der idealste und dankbarste Filmbösewicht.
Obwohl sich auch hier bereits erste Abnutzungserscheinungen zeigen. Einerseits der Zahn der Zeit – die aktiven Nazis sind mittlerweile zwischen 90 Jahre und verwesend. Für einen modernen, knackigen Actionkracher nicht ideal. Anderseits ist Deutschland inzwischen nach dem USA, GB und Japan der wichtigste Filmmarkt für Hollywood. Man will ja die Kunden nicht unnötig vergraulen. Beim ersten „Stirb Langsam“ Abenteuer des tapferen Bruce Willis (1988) löste man diesen Konflikt noch elegant. Im Original waren die meisten Terroristen Deutsche, haben deutsch gesprochen und wurde von einem Deutschen namens Hans Gruber (Alan Rickman) angeführt. Als der Film synchronisiert wurde, hat man aus den Deutschen schleunigst Weltenbürger gemacht und sogar die Namen geändert. Das deutsche Publikum hat nichts gemerkt und sich brav an den Kinokassen angestellt um Bruce Willis anzufeuern „internationale“ Terroristen auszuschalten. Immer kann das natürlich nicht gut gehen. Am geschicktesten hat das wahrscheinlich George Lucas gelöst. Er hat einen Western im Weltall gedreht, nannte diesen „Star Wars“ und ersetzte die Indianer durch gesichtslose Klonkrieger. Da kann man Hunderte umlegen und niemanden juckt`s. Eine Verschnaufpause für die Deutschen brachte auch der Vietnamkrieg und diverse Konflikte in Mittel & Südamerika. So häuften sich in den 60er & 70er Jahren asiatische Bösewichte in Hollywood, während es in den 80er Jahren üblich wurde, hochgerüstete Einzelkämpfer in namenlose Staaten nach Süd & Mittelamerika zu entsenden um dort „aufzuräumen“.
Die Afrikaner haben es nie so wirklich als Bösewichter geschafft, abgesehen von einigen britischen Kriegsfilmen aus den 70er Jahren welche noch immer als rassistisch gescholten werden. Für das politisch korrekte Hollywood ist Afrika als Gegner zu heikel. Ridley Scotts Kriegsdrama „Black Hawk Down“ über die tatsächlichen Ereignisse im Bürgerkrieg von Somalia Anfang der 90 Jahre, wurde schwer gescholten. Rassistisch, unsensibel und überhaupt sind die ehemaligen Kolonalmächte schuld, dass in Afrika nix weitergeht. Äußerst heikel ist es auch Islamisten als Bösewichte einzusetzen. 1993 drehte James Cameron „True Lies“ mit Arnold Schwarzenegger, der als Top-Agent islamistische Terroristen bekämpfte und zu Dutzendenden ins Paradies beförderte. Die Vorwürfe gegen den Film waren massiv. Wie kann man nur Mitglieder dieser friedliebenden Religion als Terroristen darstellen. Noch schmerzhafter war es möglicherweise anzusehen, dass die Terroristen im Film als saublöd dargestellt wurden - unfähig eine Videokamera zu bedienen.
Nach 9/11 wurden die öffentliche Meinung der USA von Verschwörungstheoretikern wie Michael Moore, Al Goore und friedliebenden Rockmusikern & Schauspielern bestimmt – nennen wir es das: „George Clooney-Prinzip“ – Wir leben vom Kapitalismus und wettern dagegen. Dies hatte auch Auswirkung auf Hollywood. Der Feind war nicht mehr draußen sondern schon drinnen. Während in den ersten drei „Stirb langsam“ Abenteuern Bruce Willis gegen Deutsche, Südamerikaner und Engländer focht war im vierten Teil (2007) der Bösewicht ein ehemaliger CIA-Mann. So ging es munter weiter, der wackere Actionheld musste sich von nun an gegen die ausnahmslos korrupten amerikanischen Behörden durchsetzten. Kein Film mehr ohne einen Verräter auf höchster Ebene – alles verkommene Kriegstreiber. Der aktuelle Actionreißer INCEPTION bekämpft die Bösewichter überhaupt nur mehr in den Träumen. Niemand wird verletzt oder gekränkt – der perfekte Actionfilm für das neue Jahrtausend. Was bringt die Zukunft? Ein Actionfilm, wo eine Bande skrupelloser Finanzspekulanten (mit teurer Anzug und Gel im Haar) die Tochter des Helden (Bruce Willis) entführt. Dieser weiß dann was zu tun ist. Das wird ein Gemetzel. „Yippie I yeah, Schweinebacke“.
Ansonsten wird es langsam eng am Markt für Bösewichte. Es bleiben nur mehr Außerirdische und Nordkoreaner. Sylvester Stallone dessen große Zeit die 80er Jahre waren und die er mental auch nie verlassen hat, verkloppt jedoch in seinem neuen Reißer „The Expendables“ wieder mal ein paar Südamerikaner – ganz ohne Genierer und ohne Rücksichtnahme auf die politisch korrekten Saubermänner. Der traut sich was. Vielleicht hat der klassische Actionfilm doch eine Zukunft.
Wer sich davon überzeugen will, der sollte – ACHTUNG SCHLEICHWERBUNG – dem empfehle ich unbedingt zur ACTION-CON nach Innsbruck kommen.
Mehr Infos zu diesem Event gibt es hier:
www.filmclub-tirol.at
Andi Bauer

20. August 2010

Gewürzbombe

Good@Wise Filmtipp
SALT von Phillip Noyce mit Angelina Jolie und Liev Schreiber

Die üblichen Schwätzer und Besserwisser sehen in dem Agententhriller SALT leidlich „eine Bourne-Verschwörung“ für Frauen. Ein Irrtum an dem das Marketing des Films nicht ganz unschuldig ist. Der Film wirbt mit dem Spruch „Who is Salt“, welcher ungeniert die „Bourne“-Filme zitiert. Und das ist keine große Sache, gehören doch geheime Identitäten bei Spionagefilmen zum Standardrüstzeug. Ansonsten bleiben die Gemeinsamkeiten beider Filme bestenfalls an der Oberfläche. Jason Bourne`s Motive sind persönlicher Natur – am Anfang wollte er seine Ruhe haben und später seine Identität ergründen. Evelin Salt hingegen, wird von ganz anderen Beweggründen angetrieben. Salt (Angelina Jolie) ist eine Topagentin bei der CIA und wird beschuldigt ein russischer Schläfer zu sein, welcher eingeschleust wurde um ein Attentat zu verüben. Salt erkennt rasch dass Sie alleine steht, flieht und führt ihren eigenen Krieg zwischen allen Fronten. Am Regiesessel operierte dabei der routinierte Handwerker Phillip Noyce. Kein Mann von großen Visionen, jedoch einer der es vorzüglich versteht, komplexere Stoffe für die Leinwand zu adaptieren. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die gelungenen Verfilmungen, der sehr umfangreichen Tom Clancey-Bücher „Die Stunde der Patrioten“ und „Das Kartell“. Auch SALT ist spannend und flott inszeniert und vielleicht eine Spur zu hektisch. Nach der vermeintlichen Enttarnung hetzt Angelina Jolie von einer Actionszene in die Nächste. Der Film steigert kontinuierlich das Tempo bis zum gelungenen Finale. Dennoch, eine präzisere Zeichnung der Charaktere hätte vielleicht ein paar Minuten gekostet, jedoch dem Streifen zusätzliche Tiefe verliehen. Abgesehen davon kriegt man bei SALT das was man von einem ordentlichen Spionagethriller jenseits von James Bond erwarten darf. Eine spannende wendungsreiche Geschichte, tolle Darsteller bis in die Nebenrollen und temporeiche Action auf hohen Niveau und ohne überflüssigen digitalen Schnick Schnack. Dazu eine überzeugende Hauptdarstellerin voller Spielfreude. Man nimmt Angelina Jolie die Rolle der zwielichtigen Agentin in jeder Einstellung ab – die gute scheint ihre Abwechslung zur Mutterrolle zu genießen. SALT hat überraschend viel Chili und man freut sich nach dem Abspann auf eine (hoffentlich) gepfefferte Fortsetzung – und das war es für heute aus der Gewürzküche.
Andi Bauer

15. August 2010

Sunday Morning Coming Down - Kunst kommt von können – das gilt auch für Actionfilme

„Mit dem "A-Team", schon als Serie nur ein schlicht gestrickter Nachmittagsfüller, ist ein Tiefpunkt erreicht.“
Rolling Stone
"A-Team" mit Liam Neeson und Jessica Biel - ein Remake als Totalschaden.“
Der Standard
„Eine Ansammlung unwitziger Jokes, dämlicher Actionszenen, unterforderter Schauspieler und gähnende Langeweile.“
Musikexpress
So tönt es durch den Blätterwald bezüglich des Films A-Team. Ohne Ausnahme scheinen sich die Kritiker darauf eingeschossen zu haben, den Streifen in Grund & Boden zu schreiben. Warum das so ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Ist es die geheime Mission der Filmkritiker, den Menschen den Kinobesuch zu vermiesen. Vielleicht liegt es am europäischen Minderwertigkeitskomplex gegen Großproduktionen aus Hollywood, ist es simpler Antiamerikanismus oder nur die Abneigung gegen unterhaltsame Filme. Denn das ist, das A-Team, ein unterhaltsamer Actionfilm mit Humor. Zugegeben der Film ist weder tiefsinnig, noch bietet er eine außergewöhnliche Geschichte oder beeindruckende schauspielerische Leistungen. Dieser Anspruch wurde auch nie erhoben und es ist daher schlicht unfair eine Actionkomödie welche schlicht unterhalten will mit cineastischen Großtaten oder Oscar-Anwärtern zu vergleichen. Dies tun aber Kritiker im deutschsprachigen Raum. So war es auch die Qualitätszeitung „Die Presse“, welche 2003 Die Rückkehr des Königs (der dritte Teil der Herr der Ringe Saga) gnadenlos zerriss. Der Redakteur sah im Film eine dramatische Parallele zum Irakkrieg und verglich die die Heer der vereinigten Menschen mit den bösen imperialistischen Invasoren aus den USA. Ja wenn man will kann man sich in seinem Köpfchen alles zu Recht spinnen. Wie auch der dänische Regisseur Lars von Trier, der definitiv spinnt. Nachzuprüfen bei dessen letzen Werk Antichrist. Ein von sinnloser Gewalt und kruden Ideen strotzender Film ohne Sinn und Verstand. Der Regisseur bezeichnete den Film selbst als persönliche Therapie. Auch schön, vor allem wenn diese Therapie andere bezahlen müssen – vorrangig die EU-Filmförderung, welche den Großteil des Budgets bereitstellte. Natürlich ist Antichrtist ein Liebling der Kritiker und des Feuilleton. Das ändert nichts daran, dass bis auf wenige Einstellungen zu Beginn, der Film einfach nur großer Quatsch und noch größerer Mist ist. Aber gutschreiben und schönlügen kann man sich viel, vor allem wenn man zum elitären Club der Klugen und Geschmacksicheren gehören will. Die „Dummen“ gehen inzwischen ins Kino und geben ihr Geld für Unterhaltungsfilme aus, fühlen sich meist wohl und sind mitunter sogar glücklich und zufrieden nach einem derartigen Kinobesuch. Denn so dumm ist die breite Klasse nicht wie uns die Medienelite immer weiß machen will. Schlechte Actionfilme wie Triple X Teil 2 oder unlustige Komödien fallen beim Publikum unweigerlich durch. Aber solange die Kunstmafia Äpfel mit Birnen vergleicht und im amerikanischen Unterhaltungsfilm den Untergang des Abendlandes sieht, wird der „Actionfilm“ schwer von seinem Image der oberflächigen Unterhaltung wegkommen. Darum nehmen wir die Sache selbst in die Hand und veranstalten in Innsbruck (das Herz Europas – geographisch und überhaupt) am 29. August die erste ACTION-CON. Mehr Infos dazu bald – hier in diesem Theater.
Andi Bauer

8. August 2010

Sunday Morning Coming Down - Geld, Dreck & kein Rock N´Roll – ein Besuch bei Rockfestivals

Wann der Terror der Rockfestivals so richtig begonnen hat ist schwer zu sagen. Das erste bedeutende Festival der Rockgeschichte war 1969 in Woodstock. Der zufällige Erfolg – 500.000 Menschen kamen anstatt der erwarteten 30.000 - hat sicherlich findige Geschäftsleute auf die Idee gebracht, dass da was geht. Als Teil der Jugendkultur zählen Rockfestivals seit den 90ern des vorigen Jahrtausends. Sei es Reading in England, Rock im Ring in Deutschland oder Roskilde in Dänemark überall sprießten die Festivals wie Pilze und gingen nicht mehr weg. Auch in Österreich von Ost bis West: Frequenzy, Forrestglade, Lovely days und das großkotzige Novarock Als durchschnittlicher oder ewiger Jugendlicher muss man heutzutage im Sommer auf mindestens ein Festival gehen. Das diese Megaveranstaltungen mit Musik nur noch entfernt zu tun haben passt sogar ins Konzept. Allroundentertainment nennt man das. In unserer Multi-level-mega-welt kann man ja nicht erwarten, dass die Angereisten mit einer einzigen Band glücklich und zufrieden zu stellen sind. Alles muss her. Von Punk, über Indie, Metall bis Elektro und sogar Disco tummeln sich die Musiker. Die meisten Bands beschallen mit sehr kurzen Auftritten, in lausiger Atmosphäre (die meisten Besucher hören eh nicht zu) und schlechten Sound die Massen. Tolle Bands werden in der Nachmittagssonne verheizt und am Abend spielen immer die „Toten Hosen“. Dazu gibt’s Fressen & Saufen, Zelte für Tatoos & Piercing, Infos für Veganer und Tierschützer, Verkaufsstände mit esoterischen Klimb-Bim, Bungeejumping und Werbung für Handys und Coca Cola. Lupenreiner Kapitalismus für (vermeintliche) Hippies, GrünInnen, Aussteiger & Alternativos. Man fühlt sich wie cooler Rebell und pumpt gleichzeitig Geld in die verhassten Megakonzerne. Das Publikum reist für drei Tage an, schläft im Dreck mit zehntausend Anderen und muss sich stundenlang für die Toiletten anstellen. Was, wenn es schnell gehen soll, logischerweise zu noch mehr Dreck führt. Wenn man dann nachher die Besucher nach bestimmten Bands fragt, hört man immer dieselbe Antwort. „Was die waren auch, hab ich nicht mitgekriegt, aber „Metallica“ waren cool – und die „Toten Hosen“. Klar, zum zuhören hat heute keiner mehr Zeit. Am Ende reist man stolz wieder ab, gleich eines Kriegshelden der überlebt hat und lässt – bis auf wenig rühmliche Ausnahmen – seinen Müll zurück. Ich brauche sie nicht die Festivals und an alle die jetzt denken das ich ein alter konservativer Sack bin. Mag sein, aber auch ich war schon auf einigen Festivals und mich hat es schon als Sechzehnjähriger genervt in der Pisse Anderer zu zelten.
Andi Bauer

2. August 2010

INCEPTION und ein gefährlicher Gedanke: „Überschätzt“

Jetzt ist er da der am heißesten erwartete Film dieses Sommers. Das wollen zumindest die Warner Studios der Welt seit gut 9 Monaten mit einer raffinierten Marketingkampagne mitteilen. „Sicherer Anwärter auf den Oscar“ „anspruchsvolles Popcorn-Kino“ und „Bester Film des Jahres“ wurde durch alle Medien lanciert bevor der Film überhaupt fertig war. Vergleiche mit Stanley Kubrik wurden bemüht und der klug geschnittene und mysteriöse Trailer tat sein übriges. Möglicherweise ein Bärendienst, denn Filmfans waren sich vorweg schon einig - hier kommt etwas ganz Großes. Groß ist INCEPTION. Man sieht es dem Film in jeder Minute an, dass er viel Geld und Mühe gekostet hat. Ob dies jedoch reicht, um als Meisterwerk in die Annalen der Filmgeschichte einzugehen steht auf einer anderen Filmrolle. Die Voraussetzungen für einen großen Film waren gegeben. Regisseur Christopher Nolan wird in Hollywood zu Recht als Wunderkind gehandelt. Nolan hat es mit seinen bisherigen Filmen geschafft, intelligente und vielschichtige Geschichten kommerziell aufzubereiten. Sei es der verstörende Alaska Thriller „Insomania“ mit Robin Williams und Al Pacino oder das vielschichtige Duell der Magier „Prestige“ mit Christian Bale und Hugh Jackman. Nicht zu vergessen: „Memento“, Christopher Nolans erster und immer noch bester Film.
Seinen größten Erfolg feierte der Regisseur mit dem Neustart der Batman Serie. „Batman Begins“ & der immens erfolgreiche „The Dark Knight“ begeisterten sowohl Fans der Comicvorlage wie auch herkömmliche Kinofreunde. Der Erfolg von „Dark Knight“ brachte auch künstlerische Freiheit. Die Warner Studios finanzierten mit 180 Millionen Nolans ambitioniertes Projekt INCEPTION über Gedankenmanipulation und ließen dem Regisseur (angeblich) freie Hand. Angeblich, da sowohl das Drehbuch wie auch die Besetzung unrund wirken und somit die Einflussnahme des Studios vermuten lassen. Leonardo DiCaprio kann die Rolle des traumatisierten Ehemanns nie wirklich glaubwürdig vermitteln und wirkt wie ein Zugeständnis ans Studio um den Film mit einem zugkräftigen Star aufzupeppen. Auch bleiben die anderen Darsteller erstaunlich blass und hinterlassen beim Publikum wenig starke emotionelle Eindrücke. Noch drastischer wirkt sich auf dem Film aus, dass das große Potential der Geschichte nicht wirklich ausgeschöpft wird. Der Film erzählt die Geschichte einer besonderen Einbrecherbande welche in Träume eindringen, um dort durch geschickte Manipulation, Informationen aus dem Unterbewusstsein des Opfers zu stehlen, oder versuchen Gedanken einzupflanzen. Die Kraft von Gedanken, ein hochinteressantes Thema, leider unzureichend zu Ende erzählt.
Kein Vergleich zum großartigen und viel komplexeren „Matrix“ von 1999, der sich auf thematisch ähnlichen Gebiet bewegt. Trotz der beschriebenen Mäkel ist INCEPTION ein guter und auch sehenswerter Film. Nolan steigert geschickt die Spannung und montiert äußerst gekonnt die Ereignisse in den unterschiedlichen Bewusstseinsebenen. Trotz der unnötigen Geschwätzigkeit Details zu erklären, um ja jeden Zuseher mitzunehmen – was sicherlich ein notwendiges Zugeständnis ist um den Streifen der Masse zu verkaufen – fordert INCEPTION den Zuseher. Es bleibt unterm Strich ein guter Film zu einem hochinteressanten Thema, der dennoch den Zuseher mit dem Gefühl zurücklässt, dass hier mehr möglich gewesen wäre. Und es bleibt natürlich die entscheidende Frage ob am Ende der Kreisel umfällt, oder sich ewig weiterdreht. Diese kurzen Momente bezeugen dass Christopher Nolan noch viele gute und auch große Filme drehen wird.
Andi Bauer