29. Mai 2011

Wie BIO ist die GAGA

Sunday Morning Coming Down

Ich war ja beim BIO immer a bissi skeptisch – aber heute habe ich was dazugelernt. Die österreichischen Bioläden kaufen in Hamburg spanisches Gemüse ein. Das erklärt natürlich den Preis, da das Zeug durch halb Europa gekarrt werden muß. Die Bezeichnung BIO rührt wahrscheinlich daher, daß die LKWs BIO-Sprit tanken.

Das bringt mich auch gleich zur Lady Gaga, die sich ja auch gerne mit Lebensmitteln bekleidet. Sie ist der erfolgreichste Mensch überhaupt - in allen nur denkbaren Kategorien. So klingt es zumindest seit Wochen aus allen Medien. Gut, die müssen auch mit irgendwas die Seiten füllen und ein paar "Gaga" Fotos,  untermalt mit Superlativen sind da schon hilfreich. Es stellt sich jedoch grundsätzlich die Frage, was es bedeutet wenn Eine Milliarde Menschen Gaga-Videos auf Youtube gesehen haben. Sind das Freunde (nach Facebook), Fans, Voyeure, Schmarotzer, potentielle Werbekunden (deren Daten man weiterverkaufen kann) oder vielleicht sogar Lady Gaga CD-Käufer. Gibt es eine letztlich hinter all dem Hokuspokus eine meßbare Substanz oder lassen wir uns nur von den virtuellen Zahlen beeindrucken. Gibt es überhaupt so viele CDs von der Lady, daß wenn diese Menschen alle kaufen wollen kein Engpaß entsteht?

Das wäre eine Schlagzeile die mich beeindrucken würde:
„Lady Gaga CDs restlos vergriffen – Plattenfirma kommt mit Nachpressungen nicht nach – Original-CDs am Schwarzmarkt zu horrenden Preisen“.

Ein Besuch beim örtlichen Elektro-diskonter (Plattenhändler gibt’s ja nimma) zeigt jedoch ein anderes Bild. Da werden die Paletten mit den CD-Stapeln der Lady von A nach B geschoben damit vielleicht doch ein verirrter Waschmaschineninteressent aus Versehen das Album um € 9,99 mitnimmt. Und was in den nächsten 2 Monaten nicht über den Ladentisch wandert geht zurück an den Absender. Dort werden die Dinger dann recycelt und immer öfter in Asphalt transformiert. Sollten Sie mal wieder auf der Südostagente im Stau stehen, hören sie genau hin. Unter ihren Reifen könnten die Überreste der letzten Alben von Robbie Williams, Michael Jackson & Take That eingearbeitet sein.

Ich werde jetzt nicht von der guten alten Zeit sabbern, aber „Die“ hatte schon was. Als ich zum Beispiel 1986 die neue LP von Falco kaufte (ich hatte diese damals vorbestellt!!! - um nicht leer auszugehen) und zwei Kerle hinter mir keine mehr kriegten. „Leider ausverkauft – sagte die Verkäuferin – die Plattenfirma kommt mit den Pressungen nicht nach“. Ein tolles Gefühl mit dieser LP aus dem Laden zu gehen.

1991 ergatterte ich den letzten Sitzplatz für die Premiere von „Terminator 2“. Mein Freund Goon weilte zu dieser Zeit in New York und berichtete mir glaubwürdig, daß in den USA die Menschen in den Gängen der Kinos saßen, um den Film am ersten Tag sehen zu können. Heute undenkbar. Hat eh schon jeder im Internet runtergeladen. Wann erlebten Sie das letzte mal, daß eine neue CD nicht lieferbar ist oder daß Sie keinen Kinoplatz mehr für einen Blockbuster kriegen konnten. Ich gebe es offen zu, ich vermisse diese Zeiten wo man nicht alles immer kriegen konnte, wo nicht jeder Laden ganzjährig Ananas verkauft, wo der Überfluß noch begreifbar war, wo man öfters ein „Nein – das haben wir nicht“ hörte. Heute gibt es scheinbar Alles, Überall und Immer. Bis sich am Ende herausstellt, daß die Lady Gaga viel weniger CDs verkauft als TOTO in den 80er Jahren Schallplatten und das BIO-Gemüse gar nicht vom Bauernhof in der Nachbarschaft kommt.

Andi Bauer

22. Mai 2011

Luft und Liebe

Sunday Morning Coming Down - die Kolumne

Ein paar Freunde haben mich aufgefordert über den „Lifeball“ zu bloggen. Ich fürchte, daß ich da der Falsche bin. Ich kenne mich nicht aus um was es da geht. Die reden dauern davon, daß Sie gegen Aids kämpfen wollen und dann ziehen Sie sich so an als ob Sie um eine Ansteckung fast betteln würden. Das Alles verwirrt mich sehr. Außerdem bin ich intolerant, weil ich zu vielen der gefeierten Klimaxe dieses Ereignisses eine andere Meinung habe.

Im Kurier steht, daß beim Lifeball die „Liebe“ gelebt wird. Leider gibt es keine ausreichende Erklärung welche Art oder Abart der Liebe damit gemeint ist. Und während vom Bundespräsidenten abwärts jeder Promi, Wichtigtuer und Journalist den Lifeball für den obersten Maßstab an Toleranz und Gutmenschentun preist, drängen sich mir einige bescheidene Fragen auf:

Nehmen die ganzen Prominenten & Schreiberlinge ihre Kinder zum Lifeball mit um dann auf die Bühne zu den Dragqueens zu zeigen um den Kinderchen Vorbilder zu präsentieren: „Mein lieber Bub, ich möchte daß du auch so wirst wenn du groß bist“? (DAS wäre zumindest konsequent)

Ist der Wiener Bürger und Steuerzahler damit einverstanden, daß der Lifeball im Rathaus abgehalten wird, oder ist es eh schon jeden wurscht was der Häupl mit der unserer Hauptstadt aufführt?

Wer kämpft jetzt genau wann und vor allem WIE gegen AIDS?

Wird beim „Gipfeltreffen der Toleranz“ auch toleriert, daß Menschen eine andere Meinung zum Lifeball haben dürfen, oder werden Diese wie bisher medial gekreuzigt?

Ist das verschleudern von Kondomen gegen AIDS der „Weisheit letzter Schluß“?

Darf man zum „Lifeball“ als biederer Familienvater auch hingehen oder wird das nicht so gerne gesehen.

Und zu guter letzt – wenn muß ich anrufen, daß Alfons Haider & Gery Keszler die heurige Staffel von „Dancing Stars“ gewinnen?

Auf Antworten freut sich

Andi Bauer

17. Mai 2011

ASSERPEITSCHAHN

Schön war er wieder der Songcontest.

Die Deutschen waren wieder mal tolle Gastgeber. Alles perfekt im Stechschritt organisiert und ausgerichtet. Was soweit ging das der Kerl vom ARD (oder war es der ZDF) den Lichttechniker vor der großen Show interviewte ob er den wisse wie viele Lichter er denn zu bedienen habe. Mit erstaunlicher Gelassenheit antwortete der Techniker auf diese blöde Frage freundlich und zuvorkommend und drückte ein paar Knöpfe für den neugierigen Schwätzer. Einzig das leicht schwuchtelige Bühnendesign haben sie sich von Österreichs heiligsten Event abgekupfert – dem Lifeball. Aber wenn der Kessler Gery nicht klagt, wird’s „Kane Welln“ geben. Und solange klar ist daß es eigentlich die Össis erfunden haben. So wie wir den Christoph Waltz, Michael Haneke, Falco und die schöne Landschaft erfunden haben.

Ansonsten lief alles nach Drehbuch. Die Deutschen haben ihr Versprechen gehalten Europa kein zweites Mal zu erobern und schickten zur Sicherheit die Lena gleicht noch mal – damit es ja keinen Sieg gibt. Die Osteuropäer & Balkanländer schieben sich die Punkte gegenseitig zu um es den Wessis wieder zu zeigen. Und die Össis lieferten als ehemalige Ostmärker brav wieder ihre 12 Punkte beim großen Bruder ab. Nur die Deutschen vielen aus der Rolle. Ich erinnere mich noch an selige Kindheitstage, wo von der Oma abwärts beim Songcontest geschimpft wurde. „Die Piefke hab`n uns wieder null Punkte gebn – die Gfrasta“. Da konnte man die Deutsche Hass-Liebe noch pflegen. Aber heuer, 12 Punkte für Nadines zittrigen Auftritt. Müssen Wir Sie jetzt dafür mögen?

Ach ja, gesungen wurde auch. Unsere Nadine war eh lieb und entsprach dem österreichischen Leitsatz, das es ums dabei sein geht. Die Top-Ten wurden nur knapp verfehlt. Wobei die italienische Schnulze mit nervigen Jazzeinschüben die zweiter wurde, keinen Deut besser war. Aber wer will es sich schon mit dem Berlusconi und der Mafia verscherzen. Die Schweden hingegen schossen mit billigen nichtsagenden Euro-Dance-Trash auf Platz 3 und erinnerten mit Schaudern daran, daß dieses Land außer Möbel mit zuwenig Schrauben, derzeit nichts zu bieten hat. Schickt ABBA nächste Jahr.

Großartig auch der Auftritt von Take That, die sich gekonnt maskierten, verkleideten und für Island angetreten sind – diese Schlingel. Was war noch? Heinzelmännchen auf Drogen die Schlager-Ska-Punk für Moldawien trällerten. Eine fade Schnulze einer ehemaligen Popnation von Blue. Schämt euch und fragt Sir Paul McCartney wie man ein Lied schreibt.

Am Ende des Tages bleiben entsetzliche Durchschnittlichkeit, wenig Mut und viel Peinlichkeit. Ich vermute, daß dies eine langfristige Strategie ist. Brot und Spiele fürs dumme Volk. Könnte sich jedoch irgendwann mal als Irrtum herausstellen.

Und Gewonnen hat auch Wer. Ein Duo aus einem Land in Asien daß keiner richtig schreiben oder aussprechen kann. Wie gesagt, schön wars.

Andi Bauer

8. Mai 2011

Ich bin käuflich

Sunday Morning Coming Down - die Kolumne

Unzählige Leser sind dieses Blogs sind zutiefst beeindruckt von der Unbestechlichkeit und unerschütterlichen Konsequenz des Autors, die korrupten Machenschaften der Mächtigen offenzulegen und auch die Gier und Heuchelei der Schauspieler - und Musikerelite regelmäßig aufzuzeigen. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, daß dieser Blog als eine der letzten moralischen Instanzen in einer aus den Fugen geratenen Welt zu betrachten ist. Diese Einleitung dient als notwendige Vorbereitung für die vielen treuen Leser, da es zu befürchten ist, daß sich so mancher nach der Lektüre der folgenden Zeilen, angewidert abwenden wird.

Kurzum, alle wollen Geld von mir. Selbst der aufrechte Bio-Bäcker ist nicht auf meinen Vorschlag eingegangen, mir für drei gebrauchte Robbie Williams CDs (läuft nicht mehr täglich bei mir), ein Monat lang gratis die Semmerl zu liefern. Somit bekenne ich an dieser Stelle offen und mit ein bißchen Scham – meine Kunst ist käuflich. Nicht für jedermann – Gott behüte. Zum Beispiel für Sie nicht, werter Leser. Sie dürfen weiterhin meine Ergüsse im Internet kostenlos genießen.

Sollten Sie jedoch ein Verleger oder Chefredakteur sein, der etwas Neues und Frisches sucht – dann kaufen Sie mich. Ich schreibe Ihnen jede Woche eine tolle Kolumne. Und wenn sie am Sonntag kein Plätzchen mehr frei haben, dann verschieben wir das Ganze und nennen das Werk: „Monday Morning Coming Down“. Soweit flexibel bin ich. Inhaltlich bleibt es bei meiner Linie. Satirisch ernste Kommentare zur Film, Musik & Medienwelt – jede Woche frisch zum Frühstück.

Und von den Lesern an dieser Stelle, hoffe ich, daß Sie mir weiterhin treu bleiben.

Ein schönes Wochenende wünscht

Andi Bauer



Andreas Bauer
Gutshofstraße 5.
2130 Paasdorf
0699 182 233 69
andibauer@goodatwise.com

www.goodatwise.com