21. Dezember 2008

Schönheiten - eine leicht subjektive Auswahl der besten Musikalben des Jahres

Portishead Third

Was haben wir gestaunt – Musik aus den kältesten Maschinen und Computern schneidet direkt ins Herz – diese Platte ist nach dreissigmal hören immer noch nicht fassbar. Und „The Rip“ zieht jedes Mal verlässlich die Tränen…………….. Für Gläubige

Jackson Browne Time the Conquerer

Browne glaubt immer noch an eine bessere Welt und schreibt berückende Lieder darüber. Schönstes Songwriter Album des Jahres – so wird heute leider nicht mehr “gebaut” – seufz. Für Weltverbesserer.

Vampire Weekend

Afrobeat verschmilzt mit Indierock – sensationelle Platte – unbedingt reinhören. Für Tänzer & Rocker.

Coldplay Viva la Vida

Schon der grandiose instrumentale Eröffnungstrack zeigt dass sich einiges geändert hat im Coldplay-Universum. Die Briten haben viel gewagt und noch mehr gewonnen. Mit dem Soundmagier Brian Eno als Produzent lassen Sie Balladenkitsch weit hinter sich und wickeln Ihre - immer noch grandiosen Melodien - in wunderbare und mutige Arrangements. Für Entdecker.

John Mellencamp Life, Death, Love & Freedom

Der Johnny Cash Gedächtnispreis geht dieses Jahr an John Mellencamp. Den muss er sich jedoch mit Produzent T Bone Burnett teilen. Dieser schraubt alles zurück bis zum nackten Song. Oft nur kratzende Gitarren und stoisches Schlagzeug begleiten die ausdrucksstarke und doch gezeichnete Stimme welche uns die letzten Geschichten erzählt – über Einsamkeit, Verlust und Tod. „If I die on a sudden – dont tell anyone…..“. Am Ende bleibt nur der Schmerz. Seine Beste seit 23 Jahren. Für Kämpfer.

Tindersticks The hungry saw

Immer noch ein Garant für die traurigsten Liebeslieder. Schluchz.

Für Melancholiker

Fleet Foxes

Hippiefolk mit unsterblich schönen Melodien. Für Idealisten.

Duffy Rockferry

Die 19jährige Engländerin hat die schönste Soulplatte des Jahres hingelegt. Respekt. Für Träumer.

Cat Power Jukebox

Wunderschöne, knarzige und eigenwillige Coverversionen. Sinatras “New York, New York” wird respektlos entstaubt, minimalisiert und zu neuen Ufern geführt. Für Künstler.

Nick Cave and the bad Seeds Dig Lazarus dig

Meister Cave stagniert auf höchsten Niveau und leistet trotzdem damit wieder mal mehr als der gesamte Mitbewerb. Und mit dem Titelsong serviert er überdies das beste Video des Jahres – die coole Sau. Für Schweinerocker.

Schönheiten & Gurken - die Filme des Jahres

Die Besten

 

The Dark Knight

Regisseur Christopher Nolan hat die Comicreihe in die Realität überführt – und da tut es auch ein bisschen weh.

 

No Country for old Man

Die Coen Brüder erzählen die Geschichte eines Verlierers der einen Neubeginn versucht in kalten eindringlichen Bildern. Der Zuseher spürt vom Beginn das Er kein Chance hat. Hier gibt’s nichts zu lachen.

 

Wall-E

Pixar haben mit Wall-E das Kino wieder an seine Wurzeln geführt. Der Film funktioniert in der ersten 30 Minuten gänzlich ohne Dialoge und langweilt trotzdem keine Sekunde – Bildsprache nannte man das vor langer Zeit.

 

Tödliche Versprechen

Viggo Mortensen brilliert ein weiteres Mal in einem David Cronnenberg Film. Ein schonungsloses Porträt der russischen Mafia welches meilenweit entfernt vom verklärten Romanitizismus der Patenreihe.

 

Hellboy II -  The Golden Army

Guillermo del Torro ist einer der letzen Regisseure welche wissen wie man Fantasy-stoffe behandelt. Auf seine Verfilmung des „Hobbits“ darf man sich wahrlich freuen.

 

The Bank Job

Der Australier Roger Donaldson verfilmte packenden Politstoff aus den 70ern. Das Ergebnis ist ein kluger, rasanter und spannender Gangsterthriller.

 

Juno

Wunderbar ehrliche und kluge Teeanager-komödie.

 

I`m not there

Cate Blanchet spielt mit 5 anderen den Musiker Bob Dylan. Regisseur Todd Haynes versucht erst gar nicht den Künstler zu erklären sondern nähert sich Dylans Komplexität von verschiedenen Seiten. Grandios und anstrengend.

 

Once

Ein kleiner Film über einen Straßenmusikanten. Groß.

 

Iron Man

Witzig, Ironisch, voller Action und guter Laune – das Gegenstück zum düsteren Batman – darf auch sein.

 

 

………..und jetzt die Gurken

 

Speed Racer

Die Matrix-macher haben sich mit dieser hirnlosen, oberflächigen und aufgeblasenen Schmonzette endgültig ins Out geschossen – grauslig

 

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Selbst Spielberg konnte dieses überzogene Drehbuch nicht retten. Aliens – wessen Idee war das? – sofort vortreten!

 

Die Mumie Teil 3

Das war nicht nötig. Uninspiriert ohne neue Ideen und mit einem gelangweilten Jet Li.

Irgendwann werden die Darsteller erklären dass sie das Geld brauchten. Die kluge Rachel Weisz (hat noch brav in Teil 1&2 mitgekämpft) hats gerochen und ist rechtzeitig ausgestiegen – braves Mädchen.

 

The Happening

M. Night Shyamalan schuf den zeitlos guten „Sixth Sense“. Mit jedem weiteren Film nährte er jedoch Zweifel an seiner Fähigkeit als Filmemacher. „The Happening“ ist eine einzige Niederlage. Langweilig, dumm und sinnlos. Der Mann ist selbstverliebt und beratungsresistent und soll jetzt die wunderbare Zeichentrickserie „Avatar“ fürs Kino verfilmen. Wir wollen einen Anderen – BITTE.

 

 

 

28. November 2008

Trust no One?

Der Mann der niemals lebte von Ridley Scott seit 20.11.08 im Kino

Ridley Scott scheint jedes Genre zu beherrschen. Sei es Gangster (American Gangster), Romantik (Ein gutes Jahr), Science Fiction (Blade Runner), Sandalenfilm (Gladiator), Horror (Alien I), Krieg (Black Hawk down), Gaunerkomödie (Tricks) oder Filme über starke Frauen (Thelma & Louise). Seine Filme bieten stets anspruchsvolle Unterhaltung auf höchstem Niveau. Umso sympathischer macht es den britischen Regisseur dass auch er ein paar Mal ins Klo gegriffen hat. Einige wirklich peinliche Machwerke gehen auch auf seine Kosten (Legende, G.I. Jane oder White Squall).

Cineasten und Kritiker werfen dem 71 Jährigen wiederholt biederes Handwerk und Mutlosigkeit vor. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Scott ist ein exzellenter Handwerker und versteht die Bildsprache des Kinos. Er stellt sein visuelles Talent jedoch nicht in den Vordergrund sondern stützt damit die Geschichte und die Darstellung der Charaktere. Er setzt nicht auf verschlüsselte Botschaften und symbolische Bedeutung sondern erzählt seine Geschichten geradlinig. Einfachheit bedeutet nicht gleich einfältig und können ist manchmal mehr als Kunst.

In seinem aktuellen Film widmet sich der Regisseur dem Nah-Ost Konflikt und dem „War of Terror“ und stemmt mit Bravour dieses komplexe Thema. Scott wertet und urteilt nicht sondern zeigt handelnde Menschen in komplizierten und unübersichtlichen Strukturen. Leonardo DiCaprio spielt mit Esprit den Feld Agenten Roger Ferris. Dieser operiert zwischen dem Irak, der Türkei und Jordanien auf der Suche nach Informationen um mögliche Terroranschläge zu vereiteln und an die Drahtzieher ranzukommen. Dafür wird integriert und manipuliert – Trau schau wem. Seine Befehle erhält er vom CIA- Nahost Verantwortlichen Ed Hoffmann. Russell Crowe spielt den übergewichtigen, selbstherrlichen Bürokraten mit einem hoffnungsraubenden Zynismus. Hoffmann lässt arabische Helfershelfer und Informanten gleichgültig fallen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden und liefert diese damit indirekt der sicheren Folter und Tod aus. Verräter haben unter ihren arabischen Landsleuten keine Zukunft. Eine weitere Schlüsselrolle spielt der jordanische Geheimdienstchef Hani dessen Regierung offiziell die USA unterstützt. Dieser setzt in der Zusammenarbeit mit Ferris auf klassische Werte wie Loyalität, Vertrauen und Ehrlichkeit. Ein schier unmögliches Unterfangen, den dessen Boss Hoffmann spielt in Washington ein doppeltes Spiel. Die Folgen sind fatal.

Ridley Scott zieht keine moralischen Grenzen und malt keine Schwarz Weiß Bilder, er zeigt Menschen die versuchen in einer aus den Fugen geratenen Welt das – vermeintlich - Richtige zu tun. Body of Lies (so der Originaltitel) ist in den USA bitter gefloppt. Zu offen und schmerzhaft scheint die Wunde für die Amerikaner noch zu sein. Der Film hätte sich Zuseher verdient weil er sich dem schwierigen Thema von der richtigen Seite annähert. Eine Bertachtung von Innen ohne zu verurteilen.

Andi Bauer

Die wichtigsten Filme von Ridley Scott

Alien Teil 1 1979

Blade Runner 1982

Black Rain 1989

Thelma & Louise 1991

Gladiator 2000

Hannibal 2001

Black Hawk Down 2001

Tricks 2003

Königreich der Himmel 2005

Ein gutes Jahr 2006

American Gangster 2007

Der Mann der niemals lebte 2008

25. November 2008

Erlösung von der chinesischen Demokratie

Endlich nach (gefühlten) 55 Jahren ist das neue Album von Guns n`Roses erschienen. Wobei das Wörtchen „Neu“ jetzt für einige Lacher sorgen sollte. Das letzte Studiowerk der Band erschien 1991 – Use your Illussion I & II, 1993 folgte das Cover Album „The Spaghetti incident“ welches nur bewies das die Band von Punk keine Ahnung hat. Anschließend implodierte die Gruppe es folgten mühsame endlose Streitereien welche eine klare Linie hatten: Axl Rose gegen Alle. Axl gegen die Plattenfirma, gegen die Band, gegen die Medien, gegen die Fans. Wieder mal waren alle anderen die Blöden – wie es eben so ist - bei egomanischen Genies. Am Ende aller Querellen war Axl dann allein mit den Rechten für den Bandnamen und kündigte das neue Album „Chinese Democracy“ an – das was so um 2000. Seitdem bastelte der Mann an dem Werk mit einer Heerschar von Mietmusikern und hat angeblich 15 Millionen Dollar dafür verpulvert und – soviel sei vorweggenommen – man hörts das hier unzählige Menschen ohne Plan und Ziel jahrelang herumgespielt haben. Jedes Jahr wurde die Veröffentlichung aufs Neue verschoben – Wer wollte es noch wissen? Wer hat noch gewartet? Es war nur noch lächerlich. Ein US Getränkemulti kündigte im heurigen Frühjahr an, jedem Amerikaner (außer Guns n`Roses) eine Gratisdose Dr. Pepper zu spendieren sollte „Chinese Democracy“ noch 2008 erscheinen. Jetzt müssen sie blechen denn das Ding gibt es wirklich zu kaufen. 14 Songs und das Cover zeigt ein Fahrrad, an der Wand lehnend – vielleicht in China? Humor? Ironie? Wer weiß schon was in Axl vorgeht. Ich bin ehrlich gesagt heilfroh und dankbar für diesen unglaublichen Akt der Gnade diese Platte zu veröffentlichen. Nicht weil diese so gut ist – im Gegenteil. Eine unbekannte Band würde von diesem uninspirierten altbackenen und völlig überproduzierten Rockschmus keine 10.000 Stück unter die Menschen bringen. Nein ich bin froh, dass der Spuk endlich vorbei ist. Das verzögern, verschleppen, dieses ganze aufgeblasene Marketingmonster – es ist vorbei, endgültig. Denn wenn sich der Pulverdampf verzogen hat bleibt eine Sammlung Musikstücke zurück welche nach 6 Monaten niemanden mehr interessieren werden. Herr Rose war sehr umtriebig in all den Jahren, nur leider fehlte offensichtlich die Zeit gute Songs zu schreiben und daran mangelt es an der neuen Platte von vorn bis hinten. Und so bleibt vom Mythos „Chinese Democracy“ nicht viel mehr als die peinlichste und unnötigste Verzögerungstaktik in der Geschichte der Rockmusik. „Dafür haben wir 10 Jahre gewartet“ wird der gute Axl demnächst öfters zu hören kriegen. Wurscht. Nach dieser Leistung wird das nächste Guns n`Roses Album eine ähnliche Aufmerksamkeit erwecken wie ein in China umfallendes Fahrrad. Außer - Axl versöhnt sich mit seinen alten Kumpels und macht ein erneutes Comeback – schrecklicher Gedanke, es hätte so schön sein können. Für den Moment sind wir jedoch erlöst – genießen wir den Augenblick und hören das alte Zeug.

 

Andi Bauer

 

 

13. November 2008

...das Geld anderer Leute......

Filmtipp der Woche Let's Make MONEY von Erwin Wagenhofer

im Kino

Das Bewusstsein politisch korrekt Lebensmittel einzukaufen begleitet uns schon länger. Keine Supermarktkette (letztlich auch Konzerne) welche nicht eine Biomarke in ihren Regalen führt. Das die aufrechten Fair Trade Käufer nebenbei ihr Geld in Kanälen anlegten welche indirekt die Ausbeutung der dritten Welt förderten ist eine weitere traurige und ironische Fußnote der Geschichte. Es ist scheinbar immer noch nicht so leicht das Richtige zu tun. Auch das zeigt erneut Erwin Wagenhofer mit seiner Dokumentation über die Auswüchse des Kapitalismus. Diese kommt scheinbar zur richtigen Zeit in die Kinos. Es herrscht ja weltweit Fassungslosigkeit gegenüber der Bankenkrise – aber selbst diese konnte Wagenhofer nicht voraussehen. So ist das Timing zumindest für seinen Film „glücklich“. Der Streifen scheint in die Zeit zu passen, so behauptet Wagenhofer dass Banker versuchten ihm den Film abzukaufen. Ob Wahrheit oder Marketing werden wir wohl nie erfahren.

Drei Jahre hat der Filmemacher an Let`s make money gearbeitet, die Welt bereist, mit Arbeitern in der dritten Welt und mit Bankdirektoren in der sogenannten ersten Welt gesprochen. Wie auch in seinem letzten Film „We feed the world“ wertet und moralisiert der Regisseur nicht – er kommentiert auch nicht. Er montiert geschickt die eindringlichen Bilder und die Statements der einerseits betroffenen Arbeiter und anderseits handelnden Bankiers. Mit Erschütterung folgt man den arroganten Aussagen der Bankmanager und den gegenübergestellten Bildern von unvorstellbarer Armut. Es bleibt der Eindruck einer aus den Fugen geratenen Welt welche so – scheint es – ohne Hoffnung dem Kollaps entgegensteuert. Dies ist erneut - wie auch bei We feed the world - Wagenhofers Schwäche. Er presst zu Recht den Finger auf die schmerzende Wunde und zeigt Missstände auf. Er entlässt jedoch den Zuseher ohne Lösungsansätze und Hoffnung. Let`s make money ist eine gut gemachte, wichtige und sehenswerte Dokumentation über den „Fluss“ des Geldes. Es mag auch nicht die Aufgabe von Dokumentationen sein Lösungen zu bringen. Es darf jedoch die Frage erlaubt sein ob es langfristig reichen wird nur das offensichtlich „Falsche“ zu aufzuzeigen. Ansonsten könnte Wagenhofer das Schicksal eines Michael Moore drohen welcher nach jahrelanger überzogener Polemik heute nicht mehr ernst genommen wird.

Andreas Bauer

8. November 2008

Das langsame Sterben der Musikbranche


Wie sich die Plattenindustrie mit „untauglichen“ Mitteln gegen die Internet-Revolution zu wehren versucht

„Sony-Bmg startet eigenen Download-Shop. Auf www.musicbox.de können sich Musikfreunde künftig Musik kostenpflichtig und ganz legal runterladen.“

Diese Meldung, die Anfang August durch die Medien geisterte, ist für die mit sinkenden Umsätzen kämpfende Plattenindustrie symptomatisch: Was in Internetshops längst Realität ist, kommt für eine Plattenfirma einer „revolutionären“ Entwicklung gleich. Immerhin waren die großen Plattenfirmen zehn Jahre lang damit beschäftigt, diejenigen strafrechtlich zu verfolgen, die von der neuen (meist illegalen) Möglichkeiten des Internet-Musik-Downloads Gebrauch machten, während die PC-Industrie enorme Gewinne mit dem legalen Verkauf von Musik über Internet einfuhr.

Anfang 2000, als Apple mit iTunes an den Start ging, wurde noch bezweifelt, dass irgendjemand für Musik aus dem Internet bezahlen werde. Der Zweifel verstummte, als Apples Server wegen Überlastung zusammenkrachten. Heute ist Apple der größte Online-Anbieter für Musik sowie ein wichtiger Partner für Industrie und Handel. Langsam begannen sich die Musikkonzerne an die Möglichkeit heranzutasten, den Verkauf ihrer Musik über das Internet, das bis dahin als Konkurrent aufgefasst wurde, in Erwägung zu ziehen. Dies scheint symptomatisch für eine Industrie, die seit Jahrzehnten hinter innovativen Entwicklungen „herhinkt“.

Die letzte große Innovation der Musikindustrie fand Ende der 1980er statt: Die Compact Disk (CD). Zwar von den „Software-Kollegen“ erfunden, wurde ihr kommerzielles von den Musikmanagern erkannt.

Das neue Medium bot die Gelegenheit Musik, die der Liebhaber als Langspielplatte bereits sein eigen nennen konnte, demselben Kunden noch einmal zu verkaufen. Ende der 1980er Jahre begannen nun die Plattenfirmen ihre alten Analogbänder auf CDs zu überspielen – und die Fans kauften. Mitte der 1990er folgte der nächste Schritt: Dieselben CDs wurden jetzt „remastered“ (digital überarbeitet) –und ersetzten ihre Vorläufer als klangtechnisch verbesserte Versionen.

Um 2000 begannen die Musikkonzerne (insbesondere Sony und Universal) so genannte „De-luxe–Versionen“ zu veröffentlichen. Besonders beliebte Klassiker wurden meist als Doppel-CD wiederveröffentlicht; mit Out-takes, Demoaufnahmen, Livestücken usw.

Es ist somit nicht ungewöhnlich „Live in San Quentin“ von Johnny Cash in drei verschiedenen Formaten im CD-Regal zu finden. „Thriller“ von Michael Jackson gibt es bereits in der vierten CD-Version.

Eine aktuelle Form kommerziellen Vertriebs ist die erweiterte Sammler-Edition, die etwa sechs Monate nach der Erstveröffentlichung erscheint. Gruppen wie Rosenstolz oder Tokio Hotel veröffentlichen grundsätzlich sechs Monate nach Erscheinen ihrer neuen Alben eine erweiterte Version mit zusätzlichen Titeln, Videos und ähnlichem Bonusmaterial. Quasi der „dicectors cut“ in der Musikindustrie, der zum erneuten Kauf desselben Produktes anregt.

Nie wurden aber so viele Platten wie zwischen den 1980er und -90er verkauft. Die Superstars waren damals noch bezahlbar, denn kein Michael Jackson und kein Bruce Springsteen erhielten jene Summen, die heute ein Robbie Williams für einen Plattenvertrag bekommt. Und das, obwohl die Erstgenannten im Vergleich zu Robbie ein Vielfaches an Platten verkauft haben und immer noch verkaufen. Die astronomischen Summen, welche die heutigen Superstars verdienen, lassen sich durch den einfachen Plattenverkauf ohnehin nicht kompensieren, doch für eine Firma wie EMI ist es eine Imagefrage Mr. Williams an sich zu binden; nur so rechnet sich dessen 120-Millionen-Euro-Vertrag unter Umständen doch noch. Eingespart wird hingegen bei der Förderung junger Künstler, für die es weder Geld noch Zeit gibt.

Bedingt durch den ausgeschöpften Verkauf älterer Platten und durch die zunehmende Konkurrenz des Internets hat sich mittlerweile eine gewisse Rückläufigkeit am CD-Markt entwickelt, während sich die Plattenindustrie im letzten Jahrzehnt eher auf das „Musik-Recycling“ spezialisierte, anstatt gute Musiker zu fördern und zu veröffentlichen oder dem Kunden alternative Möglichkeiten des Erwerbs – also etwa ein legaler Verkauf von Musik über Internet -- anzubieten.

Dabei gäbe es Auswege aus der Krise: Etwa durch den Ausbau des Internets als Vertriebsform oder durch die Produktaufwertung der CD, durch schönere Verpackung und diverse Beigaben. Schließlich wird ein schönes, handfestes Produkt dem immateriellen Download immer noch vorgezogen. In Österreich setzen interessanterweise die kleinen Labels wie Hoanzl, Spv oder Edel-Records auf „toll“ verpackte CD´s , während die großen Firmen, wie Sony-Bmg, Emi, Universal und Warner, immer noch die Plastikverpackungen und Pappenhüllen mit geringem ästhetischen Wert anbieten.

Die eigentliche Zukunft der Musikindustrie liegt aber in der Förderung von Musik und Musikern jenseits der Castingshows, was allerdings selten geschieht, da Förderung Zeit und Geld kostet. Trotzdem läge darin ein Weg aus der derzeitigen Krise.

Gute Musik wird immer ihren Weg zu den Hörern finden. Ob die großen Plattenfirmen hierbei in Zukunft eine Rolle spielen, kümmert die Kunden allerdings wenig.

Andreas Bauer

7. November 2008

Doch nur ein Quäntchen

Ein Quantum Trost von Marc Forster im Kino

Nachdem der gute James vom Cover der Mühlviertler Post bis zur New York Times grimmig blicken durfte - nachdem Ö3 den allerletzten C-Promi gefragt hat ob denn Daniel Craig auch wirklich der schönste 007 ist - nachdem wirklich nun alle alle gehört haben das der beste Bond aller Zeiten durch die Kinos rauscht - nachdem bereits einen Tag nach dem offiziellen Kinostart die Medien vom erfolgreichsten Kinostart aller Zeiten schreiben – und nachdem sich hoffentlich bald all der mediale Pulverdampf verzogen hat………….

…….dann könnte man sich vielleicht dem Film widmen und schauen was der so kann.

Und der kann leider nicht sehr viel. “Ein Quantum Trost“ ist kein schlechter Film, ein passabler Actionfilm – kein Frage. Aber kein besonders guter Bondfilm und daran sollte man ihn messen dürfen. Und das liegt nicht an Daniel Craig – denn dessen erster Bond „Casino Royal“ war ein sehr guter Bondfilm. Quantum ist zu kurz, viel zu hektisch und mit zu viel Action überladen. Es liegt einerseits daran das die Geschichte nicht viel hergibt – Eine Geheimorganisation welche versucht weltweit Rohstoffe zu kontrollieren und dadurch die Weltherrschaft anstrebt. Gäähn – kennen wir seit „Goldfinger“. Aber die Geschichte war in Bondfilmen nie die tragende Säule. Meist dem Zeitgeist verpflichtet strebten größewahnsinnige Superschurken die Weltherrschaft an. Das besondere an den Bondfilmen waren neben der spektakulären Action, die Superschurken, die technischen Gimmicks (Uhren, Kugelschreiber und all die Spielereien), die exotischen Schauplätze, die interessanten Nebenfiguren und die teils witzigen und ironischen Dialoge. In Quantum gibt es keine technischen Spielereien – der gute alte Q wurde gestrichen. Es gibt keinen interessanten Bösewicht – ein französischer Wicht der sich als Umweltaktivist tarnt – zum lachen. Es gibt zwar einige interessante Figuren – diese kriegen aber keinen Raum und keine Zeit und werden nur angerissen, einzig Bonds Vorgesetzte M. kriegt einige gute Szenen und scharfe Dialoge.

Aber zum reden hat Bond keine Zeit. Er stolpert, schießt und prügelt sich von einer Actionszene in die nächste und wird förmlich durch den Film gehetzt – ab der Hälfte wünscht man ihm eine Pause.

Das ist die große Schwäche des Films. Regisseur Forster setzt primär auf die Action. Die Bondfilme waren in den 60er und 70ern der Maßstab für den Actionfilm. Seit den 80ern ist dem nicht mehr so. Sei es Lethal Weapon oder die Stirb Langsam Reihe, sei es Mission impossible oder die Bourne Filme – das Actiongenre hat Bond schon lange nicht mehr für sich allein gepachtet. Und gerade an den Bournefilmen orientiert sich Regisseur Forster obwohl er das Genre offensichtlich nicht beherrscht. Die hektische Kamera und schnellen Schnitte lassen Freund und Feind verschwimmen. Mit Mühe verfolgt der Zuseher was auf der Leinwand passiert und ermüdet dabei zusehend. Forster hat sich einen Namen als guter Regisseur für anspruchsvolle Filme wie „Wenn Träume fliegen lernen“ oder „Drachenläufer“ gemacht. Gerade er stemmt jetzt einen mittelmäßigen Actionfilm ohne wirklichen Tiefgang. Bevor „Quantum“ zu sehen war forderten schon die Medien dass Forster doch auch den nächsten Bond inszenieren sollte. Dieser hat abgelehnt und es ist wahrscheinlich besser so. Vielleicht sollte man den Neuseeländer Martin Campbell wieder ranlassen. Er hat die letzten wirklichen guten Filme der Szene inszeniert: „Golden Eye“ von 1995 noch mit Pierce Brosnan und Craigs Einstand „Casino Royal“ vor zwei Jahren. Genug geschimpft – der nächste Bond wird sicher wieder besser. Die hervorragenden Schlusszene zwischen Bond und seinem Boss M. weckt diese Hoffnung und beinhaltet – wenn auch unfreiwillig - den titelspendenen Trost.

Andreas Bauer

24. Oktober 2008

Luis Trenker und die rufenden Berge

Filmtipp der Woche   -     Nordwand

„Der Bergsteigerfilm ist das einzige Filmgenre das die Deutschen perfekt beherrschen“ Diese klugen Worte sagte kürzlich Kultregisseur Quentin Tarantino. Umso verwunderlicher ist die Tatsache das die Deutschen – und auch die Österreicher dieses Genre in den letzten Jahren und Jahrzehnten brach liegen ließen. So mussten sich Bergfilmfreunde durch bombastische Special Effekts Gewitter wie „Vertikal Limit“ oder „Cliffhanger“ quälen. Technisch perfekt gemacht gelang es jedoch den Hollywood Spektakeln nicht den Geist des Gipfelsturms noch die Schönheit und unerbittliche Grausamkeit der Natur im Hochgebirge einzufangen. Während sich Hollywood in den Bergen verirrte drehten die Deutschen unlustige Komödien und die Österreicher Kunstfilme die keiner sehen wollte.

Aber jetzt ist sie wieder da, die alte Stärke, die Vision die Natur einzufangen, den Ruf der Berge zu vernehmen und daraus einen Film zu machen der wahrlich bewegt. Philipp Stölzls hat den Rucksack gepackt und ein Bergsteigerdrama gestemmt in welchem ohne Einschränkung die Alpen der Hauptdarsteller sind. So muss es sein.

Der Film spielt 1936 und erzählt eine wahre Geschichte. Zu dieser Zeit war der Eiger, ein 3970m hoher Gipfel in den Berner Alpen, mit seiner berüchtigten Nordwand – die große Herausforderung für jeden Alpinisten. Zahlreiche Kletterer hatten bereits ihr Leben bei dem Versuch gelassen, die Eiger-Nordwand zu bezwingen, noch keinem war es gelungen. Zwei leidenschaftliche deutsche Bergsteiger, Toni Kurz (Benno Fürmann) und Andi Hinterstoisser (Florian Lukas) wollen im Sommer 1936 die gefährliche Kletterpartie wagen.

Für Beide wird der Kampf mit dem übermächtigen Berg ein dramatisches Rennen nicht nur gegen die Konkurrenz (Simon Schwarz und Georg Friedrich als Österreichs Kletterhoffnungen), sondern auch gegen sich selber. Regisseur Philipp Stölzl Film ist um Realismus bemüht, viele Szenen wurden in den Bergen gedreht und gehen dem Zuschauer schmerzhaft unter die Haut. So erleben wir doch noch das große Comeback des Bergsteigerfilms. Möge er die deutschen und österreichischen Filmemacher inspirieren auch in Zukunft Filme zu drehen welche Ihnen in der Natur liegen. „Nordwand“ ist ein guter Neustart

Andi Bauer

 

20. Oktober 2008

What the Hell...........

Der wöchentliche Kinotipp - Hellboy II - die goldene Armee

Der 2. Teil von Hellboy ist nur oberflächig betrachtet ein Fantasy-action-film. Tief im Inneren thematisiert Regisseur Guillermo del Toro den Verlust von Spiritualität und Kreativität in der heutigen Welt. Essentielle menschliche Wesensmerkmale welche unser Leben erst lebenswert machen aber allzu oft in der schnelllebigen Zeit unter die Räder kommen.

Del Toro ist ein Visionär sowohl mit seinen Themen wie auch in der visuellen Umsetzung. Seit erster Film Cronos war schon ein ungewöhnlicher und auch komplexer Horrorfilm es folgte der nicht minder verstörende Mimic welcher damals noch unter Wert lief. Mit Blade II (2002) gelang ein erster Hit. Es folgte die Comicverfilmung Hellboy (2004). Ron Perlmann spielte den teuflischen Spross Red welcher von Menschen großgezogen wurde und in einer streng geheimen Regierungsbehörde zur Abwehr paranormaler Phänomene arbeitet. Hellboy ist ein „böser“ Held der für die Guten arbeitete. 2006 begeisterte del Toro mit Pans Labyrinth die Zuseher und die Presse. Das visuelle Meisterwerk verknüpfte virtuos die grausame Realität des spanischen Bürgerkriegs mit einer phantastischen Paralelwelt. Die Dualität der Welt bestimmt auch Hellboy II. Das phantastische, abstrakte kreative & spirituelle trifft auf das physische, materielle, und rationelle.

Der neue Film baut seine Geschichte auf eine Legende auf in welcher – so berichtet diese - vor Jahrtausenden die Elfen mit den Menschen einen Friedensvertrag schlossen. Dieser bewirkte einen Rückzug der Elfen in die Wälder. Damit begann auch der schleichende Verlust des kreativen und spirituellen. Im heutigen New York fordert der Elfenprinz Nuada die Herrschaft der Welt von den Menschen zurück und beginnt dafür einen Krieg gegen die seiner Ansicht nach unwürdigen Herrscher. In einer großartigen Szene versucht er seinen Vater von der Unfähigkeit der Menschen die Erde zu regieren zu überzeugen. „Sie zu was sie aus der Welt gemacht haben“ ruft er schmerzhaft aus „Parkplätze und Einkaufszentren“. Hellboy welchen eigentlich so viel mit den Elfen und den Halbwesen aus der Parallelwelt verbindet soll nun Nuada aufhalten. Und das obwohl er Ablehnung und Feindseligkeit seitens der Menschen tagtäglich erlebt. Letztlich ist er auch nur ein „Freak“.

Auf der Jagd nach dem Elfenprinzen landet Hellboy unter anderem im Trollmarkt in den Katakomben von New York welcher Ihn mit seinesgleichen zusammenführt. Ein großer Trödelmarkt voller Fabelwesen und Phantasiegestalten. Begeistert freut er sich endlich einen Ort gefunden zu haben wo er nicht schief angesehen wird. Diese Szenen verdeutlichen die Ambivalenz der Titelfigur – ein ungeliebter Freak auf der Seite der vermeintlich „Normalen“.

Del Toro´s Film ist ein kleines Wunder. Er bietet wunderbare liebevoll gezeichnete Figuren, Humor, Action, Tempo und Tiefgang. Neben der unglaublich visuellen Bildsprache ist es die Geschichte die ans Herz geht. Offensichtlich braucht es einen Freak wie Hellboy welcher die Menschheit an vermeintlich verlorene und vergessene Tugenden und Werte erinnert. Und manchmal bedarf es einen visionären Regisseur wie Guillermo del Toro der mit mystischen Fabelwesen den Zuseher die Kraft der menschlichen Spiritualität und Kreativität erneut vermittelt.

Andi Bauer

3. Oktober 2008

BLUTENDE OHREN

Was haben uns damals die Ohren geblutet. Maetallica waren Mitte der 80er Jahre schlichtweg eine Sensation und hauten gleich mit Ihren ersten drei Alben drei unsterbliche Metallklassiker raus. Der härteste und schnellste Metall kam damals von den Briten. Judas Priest donnerten mit Iron Maiden um die Wette, dazwischen rülpsten sich Motörhead mit ihrem charmanten Punkmetallrock durch die Szene – das war das volle Brett – mehr ging nicht. So glaubten die Headbanger, zogen ihre engen Spandexhosen an und reckten den kleinen und den Zeigefinger gen Himmel.
Ohne Vorwarnung kamen plötzlich diese pickeligen Jungs aus San Francisco und brachen über die Szene herein. Mit Jeans und T-Shirts, ohne Image und Stilberater spielten Metallica den härtesten, schnellsten, intelligentesten und kompromisslosesten Metall den es zu hören gab. Inspiriert und befeuert von der kalifonischen Hardcoreszene zwängten sie deren Wut jedoch in Melodien und durchkomponierte Songkonstrukte. Metallica wüteten wie ein Flächenbrand in der ganzen Metall und Rockszene und überholten die etablierten Bands etwa nicht – sie überrundeten schlicht die Konkurrenz.
1983 erschien das Debüt „Kill em all“ und war der Kickstart. Ein Jahr später folgte das nicht minder dynamische „Ride the lightning“ und gipfelte 1986 im ewigen Meilenstein „Masters of Puppets“ Da war die Band bereits Kult und spielte rund um die Welt jede andere Rockband an die Wand und unter die Bühne.
Der plötzliche Unfalltod von Bassist Cliff Burton war dann ein harter Rückschlag für die Gruppe. Nach einer Pause folgte das großartige „….and Justice for all“, stagnierte jedoch auf hohen Niveau. Ein Produzentenwechsel begleitet das berühmte „Black Album“ Bob Rock reduzierte die Gitarrensoli, schuf einen direkten Sound, die Songs wurden kompakter und - äh ja - „radiofreundlicher“. 5 Singles schafften es in die Charts – ein Novum für eine Metallband. Viele Fans riefen Ausverkauf und wandten sich ab, aber noch viel mehr entdeckten die Band – und kauften. Seitdem spielt die Band in der kommerziellen Oberliga zwischen U2, Bon Jovi und – sagen wir mal - Madonna. Millionenverkäufe an Platten, ausverkaufte Tourneen durch die Fußballstadien der Welt.
Musikalisch herrschte dennoch seit den 90ern Midlifekrise und Sinnsuche. Die bluesgetränkten Rockexkursionen auf „Load“ 1996 und „Reload“ 1997 verstörten viele Fans. Eine suchen nach Wurzeln die es nie gegeben hat. „S&M“ von 1999 kann als halbherziger Versuch betrachtet werden (wieder mal) Rock mit Klassik zu paaren. Hat nie geklappt wird auch nie klappen. Das einzige was es gibt sind klassische Musiker welche den Rock N´Roll Lifestyle pflegen – siehe Mozart. Auf den (Rock n`Roll-spirit) hatte die Band inzwischen völlig vergessen und lieferte sich Ende der Neunziger einen sinnlosen und imageschädigenden Krieg mit den Erfindern von Napster.
Auch musikalisch irrte die Band weiter und veröffentlichten 2003 eine Platte zwischen Metall und Nu-rock oder so ähnlich. „St. Anger“ verkaufte wieder Wagonladungen von CDs überzeugte aber nicht wirklich – steht zwar noch im Regal, bleibt aber auch dort. Gehört wird heute anderes. Und jetzt – fünf Jahre nach St. Anger, nach der schmerzhaften Doku „Some kind of Monster“, nach den Drogen, dem Alk, den Depressionen und den Therapien kommt Onkel Rick (Rubin) nimmt die Kerle an der Hand, erklärt ihnen irgendwas von „keine Angst haben und so“ und lässt sie wieder Musik machen – so wie früher - und vor allem Gitarre spielen. „Death Magnetic“ ist ein Triumph von Lead Gitarrist Kirk Hammet. Lange im Schatten von den Bandchiefs Hetfield und Ulrich darf Hammet endlich wieder die Gitarre rotieren lassen. Seit 20 Jahren durfte er nicht mehr solche langen Gitarrensoli im Studio spielen. Die Lieder dauern durchwegs sieben Minuten – das längste Stück über 9 Minuten. Böse Zungen reden vom aufwärmen alter Ideen und Stile. Wurscht. Metallica haben eben jetzt ihr 80is Revival und veröffentlichen so nebenbei ihre beste Platte seit „Justice“. Die Ohren bluten wieder. Oh yeahhh.

Andreas Bauer

8. September 2008

Meine neue Platte klingt eigentlich wie die letzte nur anders und …....

'We know that people don't want another U2 album unless it is our best ever album," Bono says. "It has to be our most innovative, our most challenging ... ja, ja Bono die alte Quasselstrippe erklärt ungefragt der Welt wie das neue U2 Album klingen wird und weiß natürlich was die Menschen wollen. Und so geht es dann auch weiter.
"The last two records were very personal, with a kind of three piece at their heart, the primary colors of rock -- bass, guitars and drum," he says. "But what we're about now is of the same order as the transition that took us from 'The Joshua Tree' to 'Achtung Baby.'"

Die Platte erscheint übrigens frühestens im Jänner 2009. Aber Bono rechtfertigt sich jetzt schon. Um möglichen Enttäuschungen entgegenzuwirken? Hoffentlich haben wir noch die Gelegenheit das kommenden U2-album zu hören bevor es von Bono und dem Rest der Welt zu Tode analysiert wird.

Es gab mal Zeiten da konnte man sich neue Musik unvoreingenommen anhören, der geneigte Hörer wurde enttäuscht, überrascht, verwirrt oder schlichtweg begeistert. Heute kursiert alles durchs Internet, jeder ist Experte und die Musiker überholen sich selbst mit Erklärungen und Rechtfertigungen warum denn die neue Musik so klingt wie sie klingt. Chris Martin wurde nicht müde in gefühlten 68 Interviews immer wieder zu erklären das die neue Coldplay Platte eigentlich eine Weiterentwicklung ist (für die neuen Fans) und doch in den Wurzeln der Band verhaftet ist (für die alten Fans). Scheint sich um die musikalische eierlegende Wollmilchsau zu handeln – alles drin für jederman – nichts bleibt. Da lob ich mir die alten Recken. 2001 entgegnete Leonard Cohen dem Rolling Stones Journalisten Wolfgang Döbling auf die Frage warum die neue Platte so einen „seifigen Keyboardsound“ hätte, gelassen. Cohen: „Es tut mir leid, dass meine neue Platte nicht deinen Erwartungen entspricht, für mich klingt sie so wie sie klingen soll“ Auch Bob Dylan weigert sich seit Anbeginn seine Lieder zu erklären. Die Hörer sollen sich ihr eigenes Bild machen, meint der launische Alte. Natürlich führt das zu abenteuerlichen Interpretationen und seltsamen Deutungen. Dylan scheint es egal zu sein, offensichtlich ist er mit seiner Musik bei sich, weiß was er tut und warum. Eine Eigenschaft welche offensichtlich bei vielen seiner Kollegen noch nicht stark ausgeprägt ist.

Andi Bauer

23. August 2008

The World shall burn

The Dark Knight von Christopher Nolan i

The Dark Knight ist der beste Film des Jahres. Packend, erschütternd und aufwühlend.
Regisseur Christopher Nolan bricht alle Regeln des Comic-Genres und serviert überdies den mutigsten Actionfilm seit vielen Jahren.

Comic und Fantasy, diese beide Genres waren die Exit Strategie für Hollywood nach den unfassbaren Anschlägen am 11. September 2001. Man konnte – nein - man durfte den Amerikanern die Realität im Kino nicht mehr zumuten. Der harte realistische Actionfilm wurde zum Tabu. Ein Agententhriller wie „Die Bourne Identität“ 2002 wurde umgeschnitten. Eine bereits um teures Geld fertig gestellte Explosion eines Gebäudes fiel der Schere zum Opfer. Zu nah an der Wirklichkeit.

Stattdessen eroberten„Der Herr der Ringe“, „Spiderman“ & „Harry Potter“ die Leinwände. Filme welche sich mit der ernsthaften Aufarbeitung des Dramas um den 11.9. und den Folgen auseinandersetzten floppten gnadenlos. Sei es „World Trade Center“ von Oliver Stone oder „Von Löwen und Lämmern“ von Robert Redford. So ambitioniert diese Streifen auch waren – das Publikum blieb zuhause.

The Dark Knight ist der erste Actionfilm der sich mit dem „War of Terror“ auseinandersetzt – gnadenlos. Batman ist natürlich eine Comic-Figur, der Film jedoch so hart an der Realität das er nichts gemein hat mit den Comic Verfilmungen der letzten Jahre.

Die Figur des Jokers – sensationell furchteregend gespielt von Heath Ledger – ist der erschreckendste Bösewicht sein Hannibal Lector aus „Das Schweigen der Lämmer“ Und selbst der abstoßende Kannibale Hannibal Lector hatte noch Kultur und tötete nicht sinnlos. Der Joker ist fürchterlicher: Grausam, rücksichtslos, unberechenbar und scheinbar ohne erkennbares Motiv zieht er eine Spur der Verwüstung durch Gotham City. Die Parallelen zu aktuellen Selbstmordattentätern sind augenscheinlich. Wie stoppt man einen Verbrecher der keine Moral und Regeln hat. Welche Mittel sind zulässig um Unschuldige zu retten? Folter, totale Überwachung? Der Joker bricht alle Grenzen des herkömmlichen Bösewichts und bringt Batman schmerzhaft and die seinen. Die Menschen an der vermeintlichen Seite des Guten werden mit einem sehr hohen Preis für Ihren (scheinbar) aussichtslosen Kampf konfrontiert. Die einzige moralische Konstante scheinen nur noch Batmans väterlicher Freund und Butler Albert und Police Officer Lt. Gordon zu sein. Albert, herrlich britisch dargestellt von Michael Caine brilliert mit stoischer Ruhe, trockenen Humor und Vernunft und Gelassenheit in den dunkelsten Stunden. Lt. Gordon (Gary Oldman) agiert als verzweifelter aufrechter Polizist in einem von Korruption zerfressenen Polizeiapparat.

So bietet Batman alles was ein guter Film braucht. Eine rasante Geschichte, interessante Figuren bis in die kleinste Nebenrolle hochkarätig besetzt und ein zerissenen Helden im Kampf mit einem übermächtigen Gegner.

Es ist erfreulich dass dieser grandiose und mutige Film auch noch Kassenrekorde bricht. Hier wurde offensichtlich der Nerv des Publikums getroffen. Anschauen.

14. August 2008

Große Sterne & Alte Helden

"love me again
be my friend
I need you now
I'll show you somehow"

in nur vier Zeilen haben Big Star den Schmerz und den Verlust von Liebe, die Sehnsucht nach Freundschaft
und das damit unweigerliche verbundene Scheitern zusammengefasst.
"ST 100" heißt das Lied, dauert nur 1 Minute und eine Sekunde und zerreisst jedesmal beim
Hören zuverlässig erneut das Herz. Nur akustische Gitarre und zweistimmigen Gesang braucht es
dazu. Es ist auch das letzte Lied auf dem Debütalbum von Big Star. Diese wunderbare,
missverstandene, talentierte und glorreich gescheiterte Band. Mit zwei großen Platten im Gepäck
"1 record" von 1972 und "Radio City" von 1974 sollte ihnen die Popwelt eigentlich zu Füßen liegen.
Schlechte Promotion, kein Radioeinsatz, mangelhafter Vertrieb seitens der Plattenfirma, die Band
scheiterte im Ansatz.
Vielleicht war auch die Zeit falsch, gleich nach den Beatles kurz vorm Punk und mitten im 70er
Schweinerock wollte halt niemand mehr luftigen intelligenten Pop zwischen George Harrison
und den Flaming Lips hören.

Big Star bleiben somit die beste unterbewerteste Band aller Zeiten und verdienen
es gehört und geliebt zu werden - wobei die Liebe nach dem Hören sicher kommt.
Meisterstücken wie: Thirteen, The Ballad of el Goodo, September Gurls und Watch the sunrise
kann man sich nicht entziehen.


Watch The Sunrise lyrics

I can feel it, now it's time
Open your eyes
Fears be gone, it won't be long
There's a light in the sky
It's okay to look outside
The day it will abide
And watch the sunrise
Sun, it shines on all of us
We are one in it's hand
Come inside and light my room like the heart of every man

Trotz der gebrochenen Herzen immer noch ein Blick Richtung Hoffnung
Chris Martin von Coldplay hat sicher viel Big Star gehört, wir sollten das auch tun -
darum schreibe ich diese zeilen

andi bauer

22. Juli 2008

Batman verweht mit dem Wind

155 Millionen Dollar hat "The Dark Knight" am ersten Wochenende in die US-Kinos gespült. Ein neuer Rekord tönt es aus den Gazetten. Ja, in Dollars gerechnet - nicht jedoch in Besucherzahlen. Die Amis zählen bei den Kinos seit jeher nur die Dollars und nicht die Besucher - gut die Filme müssen ja auch in Dollars bezahlt werden. Trotzdem sind die Rekorde irreführend. Der erfolgreichste Film aller Zeiten ist immer noch "Vom Winde verweht" Der Streifen hat 1939 in den USA 198 Millionen Dollar eingespielt. Das wäre nach dem heutigen Dollarkurs (Die Tickets sind ja aufgrund der Inflation teurer geworden) ein Einspielergebnis von ca. 1.4 Milliarden Dollar. Und diese Summe wird Batman nicht erreichen - es darf mit 400 Millionen gerechnet werden.

Die erfolgreichsten Filme (mit adaptierten Ticketspreise) - nur USA

Einspielergebniss
(Inflationsangepasster Ticketpreis)
1 Vom Winde verweht 1939 $1,390,067,00
2 Star Wars IV 1977 $1,225,462,800
3 The Sound of Music 1965 $979,817,800
4 E.T. 1982 $975,957,800
5 Die Zehn Gebote 1956 $901,280,000
6 Titanic 1997 $883,019,700
7 Der weisse Hai 1975 $881,182,300
8 Doktor Schiwago 1965 $854,051,900
9 Der Exorzist 1973 $760,712,400
10 Schneewitchen und 1937 $749,920,000
die 7 Zwerge

Ja, ja da sind ein paar alte Schinken dabei, und es ist schon klar das in unserer sensationssüchtigen Gesellschaft niemand wissen will dass Schneewitchen immer noch mehr Kohle gemacht hat als Spiderman oder Batman. Interessant ist es trotzdem :-)
Aber genug mit der Besserwisserei. Ich freu mich über den Erfolg von "The Dark Knight" und halte Christopher Nolan für einen sehr talentierten Regisseur. Der Erfolg sei dem Film vom Herzen gegönnt. Viel Spass im Kino

Andi Bauer

25. Juni 2008

Happy Birthday - Sidney Lumet (geb. 25. Juni 1924)

Jahrzehntelang jammerte die Weltpresse das der ach so große Martin Scorsese endlich seinen Oscar kriegen sollte. Gekriegt hat er ihn dann (unverdienterweise) für das durchschnittliche Remake „The Departed“. Der 84jährige Sidney Lumet hat auch noch keinen Regie Oscar erhalten und weitaus bessere Filme als sein Kollege abgeliefert, aber das scheint niemanden wirklich zu stören. Während Scorsese sich durch die 70er kokste drehte Lumet hervorragende Filme welche stets den Kleingeist entlarvten und sich zum schmerzhaften Seelenstriptease für seine Darsteller entwickelten. „Network“, „Serpico“ oder „Hundstage“ fungierten als scharfe Spiegelbilder für die damaligen gesellschaftlichen Umstände. Sein erster Kinofilm „Die 12 Geschworenen“ (1957) gilt als einer der besten Filme aller Zeiten und ist bis heute ein – noch immer - brennendes Appell für Aufrichtigkeit und Zivil Courage. Sein letzter Film „Tödliche Entscheidung“ (Bevor The Devil knows You`re Dead) ist ein sensationeller Thriller und gleichzeitig ein tiefgehendes Familiendrama. Wie ein Schlag in die Magengrube – tut weh, nimmt die Luft weg und wirkt lange nach. Oscar gab’s wieder keinen. Lumet meidet halt die Glitzerwelt und konzentriert sich auf seine Arbeit.

Inzwischen bereitet der Nimmermüde sein nächstes Projekt „Getting out“ vor. Wir hoffen auf eine schöne Geburtstagsfeier und noch viele kreative Jahre.

9. Juni 2008

AC/DC machen jetzt Kaufhausmusik

Die anhaltende Krise (what crisis?) der Musikindustrie führt zu weiteren peinlichen Verzweiflungstaten. Die australischen Hardrocker AC/DC werden (Quelle: Wallstreet Journal) ihr erstes neues Album seit 8 Jahren in den USA exclusiv bei Wall Mart (größte Supermarktkette der Welt) veröffentlichen. Der klassische Musik-fachhandel und die sicherlich starke regionale Szene welche die Band in den USA aufgebaut haben scheinen keine Rolle mehr zu spielen. Die "Eagles" haben es letztes Jahr vorgemacht und 3 Millionen Stück ihr letzten CD bei Wal Mart verkauft. Somit wird das neue AC/DC Album zwischen Gurkengläsern und Klopapier feilgeboten. Die dort einkaufenden Hausfrauen werden sich freuen.
Natürlich verkauft Wal Mart schon länger CDs - soll er auch, aber das er das AC/DC Album exclusiv kriegt und die CD somit im normalen Fachhandel nicht erhältlich sein wird ist nur mehr peinlich - für die Band. "Highway to hell????" What`s next? Marilyn Manson ab jetzt nur noch bei IKEA?

7. Juni 2008

Don´t mess with the Sandler

Adam Sandler ist sicher einer der überbewertesten Schauspieler Hollywoods, seine Filme waren zwar in den USA riesige Hits, aber selten wirklich gut und die Europäer konnten mit seinem brachialen Humor auch nie wirklich viel anfangen. Und gerade deshalb - so behaupte ich - wird seiner neuer Streifen "Don`t mess with the Zohan" (läuft seit Gestern in den USA) der Überraschungshit des Jahres. Die Geschichte um einen israelischen Elitekämpfer der aussteigt und in New York Damenfriseur wird ist vielversprechend und der Trailer ist schlicht sensationell witzig. Der Film wird mich zwar nicht zum Adam Sandler Fan machen - aber so wie es aussieht sicher zum Lachen bringen. Ich freu mich schon. Ab 14. 8. bei uns im Kino.

HIER FINDET IHR DEN TRAILER

6. Juni 2008

Die Erde stirbt schreiend - Tom Waits beschwört die Apokalypse

Tom Waits Bone Machine 1992 (wiedergehört)

1992 hat Tom Waits "Bone machine" rausgehauen - anders kann man das erscheinen dieses Albums nicht beschreiben. Dunkel, böse, knochig und gnadenlos beschwörte er die Apokalypse (ist eh längst da und keiner hats gemerkt)
Bis heute ein Meilenstein, und all die Düstermänner des Rock von 16 Horsepower bis Mark Lanegan stehen tief in der Schuld dieser Platte und all die lustigen Speedmetal-platten der (möchtegern) Satanisten von Slayer bis Iron maiden bleiben nur Komödien weil sie die WAHRE Hölle nicht streifen. Johnny Cash mag mit seinen "American recordings" in die Hölle geblickt haben - Tom Waits ist mit Bone Machine durchmaschiert.
"Well, hell is full and heaven doesn`t want you - And the army ants They leave nothin`but the bones and the earth died sreaming while I lay dreaming of you" grölt er beim Opener "Earth died screaming"
und bereits beim zweiten Lied macht er den Sack zu
"I heard the hungman say -
We`re all gonna be.... just dirt in the ground"

Auch mit Jesus macht er die Sache ein für allemal klar
"Well I`ve been faithful
And I`ve beeen so good
Except for drinking
But he knew that I would
And Jesus gonna be here
Be here soon"

Natürlich geht es um die Hölle des Verlassenen, der Einsamen, der Ausgestoßenen, der Hoffnungslosen & der Ungeliebten. Waits verpackt seine erschütternden Texte in noch bösere Arangements. Meist nur Bass, ein bisschen Klavier, verzerrte Gitarren und Mülltonenschlagzeug und das ganze verzerrt und zerschossen aufgenommen. Seine Stimme bewegt sich zwischen, Murmeln, Flehen, Wimmern, Grummeln, Stöhnen und Schreien. Am Ende folgt dann "The Feel" mit dem "Rolling Sones-Survivor" Keith Richard an Gitarre und Vocals.
"And there is one thing you can`t lose
And it`s that feel"

Möglicherweise als Trost gedacht - zu spät. Diese Musik nimmt keine Gefangenen. Gehört, gezittert und geweint.

2. Juni 2008

Carrie schlägt Indy

Der neue Indiana Jones Film hat kein Glück. Bereits in der zweiten Woche rutschte der Streifen auf Platz 2 der US-Kinocharts. "Nur" 44 Millionen Dollar lukrierte der Film übers Wochenende. Völlig überraschend stöckelten vier Damen mit "Sex in the City" auf Platz Eins. Über 55 Millionen Dollar am ersten Wochenende (USA) - damit hat niemand wirklich gerechnet. Die Emanzipation der Männer wird scheitern :-(

30. Mai 2008

Indy & George & Frank (ohne Kristallschädel)

Indiana Jones 4 hat nach den ersten sieben Tagen weltweit 312 Millionen Dollar eingespielt (165 millionen in den USA) Das hört sich nach viel an - ist es aber nicht. Es wurden weder Rekorde gebrochen noch Erwartungen erfüllt. Der Film hat 185 mill. kostet, das Marketingbudget ist geheim aber sicher jenseits der 100 mill. Der erstes Teil der Serie ist immer noch der erfolgreichste. Sein damaliges Einspielergebnis von 209 mill. Dollar (USA) würde nach dem heutigen Dollarwert (die kinokarte kostete damals ein Drittel) für den Film heute 600 mill. Dollar bedeuten. Das schafft der neue Film nicht und er wird sich wenns gut geht bei 300 mill. in den USA einpendeln. Weltweit ist mit einem Kinoeinspiel von 600 bis 700 millionen Dollar zu rechnen. Rentieren wird sich der Streifen somit erst mit dem DVD-Geschäft und das kommt sicher kurz vor Weihnachten. Somit enttäuscht der Film sowohl kommerziell wie auch inhaltlich.

Kritik


Indiana Jones und das Geheimnis des Kristallschädels

von Steven Spielberg * * * ½ (von 5 möglichen sternen)


Vor drei Jahren schrieb Frank Darabont ein Drehbuch für Indiana Jones 4. Darabont ist nicht irgendwer, er hat die Drehbücher für „The green mile“ und „Die Verurteilten“ geschrieben und auch bei besagten Filmen Regie geführt. Warum ich das erwähne? Nun, Harrison Ford und Steven Spielberg waren beigeistert von Darabont`s Buch, nur Produzent George Lucas mochte es nicht. Spielberg spricht heute in Interviews darüber das ihm die Freundschaft zu George Lucas wichtiger sei war über das Drehbuch zu streiten. Somit wurde David Koepp beauftragt ein neues Buch zu schreiben und das Ergebnis liegt jetzt vor und heißt „Indiana Jones und das Geheimnis des Kristallschädels“. Es ist schön für Steven Spielberg dass ihm die Freundschaft zu George Lucas soviel bedeutet, der zahlende Kinobesucher beurteilt die Sache vielleicht anders. Und macht sich unter Umständen Gedanken über das abgelehnte Buch. Denn – soviel darf man verraten – die vorliegende Geschichte über Kristallschädel angereichert mit unnötigen Science Fiktion Elementen kann nicht sehr viel.
Natürlich ist der Film auch ohne geniale Geschichte toll. Spielberg ist ein begnadeter Regisseur und weiß auch ohne zwingende Story wie man das Publikum bei der Stange hält. Harrison Ford spielt gut gelaunt die Rolle seines Lebens und schafft es augenzwinkernd sein natürliches Alter in die Rolle einzufügen. Indys erste Liebe Marion (Karen Allen) ist wieder dabei - Übrigens eine Idee von Frank Darabont welche übernommen wurde. Die Action ist natürlich vom Feinsten. Ironisch und mit gehörigem Tempo. Cate Blanchett zeigt als toughe Kommunistin das sie wirklich JEDE Rolle spielen.
Ray Winston als Indys Kumpel bleibt leider blass, seine Rolle ist auch zu vorhersehbar. Unverständlich ist auch der Hype um Shia LeBeouf der Indys Sohn spielt. Er wird voraussichtlich ein ähnliches Schicksal erleiden wie Hayden Christian als Anakin Skywalker. Vielleicht auch eine Idee von George Lucas. Leider, der neue Indy belegt dass der einst große Filmemacher George Lucas seit 30 Jahren keine vernünftigen Ideen mehr hat und sich zunehmend ihn selbstverliebte Projekte versteigt. Sei es mit der Wahl der Darsteller oder der Geschichten. Der Mann weiß schon lange nicht mehr was beim Publikum ankommt. Es ist unglaublich aber der Film ist streckenweise sogar langatmig – weil die Geschichte einfach nichts hergibt. Es ist Steven Spielberg und seinen Hauptdarstellern zu verdanken das Indiana Jones IV letztlich doch noch zu einem unterhaltsamen Sommerfilm wurde. Dass hier viel mehr drin war wissen alle Beteiligten und die Zuseher spätestens nach 90 Minuten denn dann kommt das Finale und das kann selbst Spielberg nicht mehr retten. Schade.

28. Mai 2008

hungry

TINDERSTICKS ...

Pling, Pling . . . ein schüchternes Klavier eröffnet mit einsamen Tönen diese Platte. Langsam gesellen sich andere Instrumente dazu: Gitarre, elektrisches Piano, Orgel schön aufgereiht. Eine Vorstellung gelehriger Schüler? Es ist der seltsam subtile Einstieg in ein neues Werk der Tindersticks. Jener wunderbaren britischen Band welche in den frühen 90ern die Musikszene mit einzigartigen Meisterwerken beglückte. 1993 veröffentlichten Sie ihr Debütalbum – ein Jahrhundertwerk welches überall als Platte des Jahres gefeiert wurde. Dieser einzigartige melancholische Stil zwischen Folk, Blues und Pop zwischen verzerrten Gitarren und betörenden Arrangements, mit Texten zwischen dunklen Leidenschaften und gebrochenen Herzen hielt zwei weitere Alben. „Tindersticks II“ 1995 und „Curtains“ 1997 begeisterten die Presse und betörten die Fans. Anschließend versuchte sich die Band 3 Alben lang am Soul und verhob sich auf höchstem Niveau. Polierte Arrangement und ein croonender Sänger sollte nicht ganz das Ihre sein. Und dann waren Sie weg – nach einer letzten Tour 2003 tauchte die Band unter. Sänger und Songwriter Stuart Staples zog nach Frankreich veröffentlichte zwei kauzige Soloplatten und spielte beim Donaufestival in Krems.
Mit einem neuen Album hat eigentlich niemand mehr gerechnet.
Comeback rufen die unwissenden. Ach, was sind schon 5 Jahre für eine Band welche immer schon Musik für die Ewigkeit machte und es sich zwischen allen Stilen und jenseits des Zeitgeistes bequem machte. „The Hungry Saw“ klingt auch als ob die Band nie weg war. Alles ist wieder da was die Musik so unwiderstehlich machte. Die Orgel, der Kitsch und das Grauen, Die Streicher diesmal ein bisschen weniger, das Klavier diesmal ein bisschen mehr und Stuart Staples Stimme zwischen murmeln und seufzen. Und ein weiteres Mal werden die blutenden Herzen ausgepackt und seziert: „We wanted so much more, we wanted something else“ Schonungsloser kann man das Älterwerden und der damit unweigerliche Verlust einstiger Ideale nicht in einen Satz packen. Natürlich bleiben die Tindersticks ewige Romantiker und waten dabei ohne sich je im Zynismus zu verlieren durch den Sumpf von Enttäuschungen, wehmütiger Erinnerungen, unerwiderter Liebe und gebrochener Herzen. Und trotz der Besinnung auf alte Stärken ist die Musik vorwärts gewandt. Die französische Landluft hat gut getan. „Die flicker of a girl“ ist von einer frühlingshaften Leichtigkeit getragen und „Come Feel the Sun“ atmet schon fast den Sommer. Nur lange scheint sie nicht – die Sonne. Der Titeltrack schneidet böse ins Fleisch und „Yesterdays Tommorws“ sucht vergeblich den Trost in der Vergangenheit. Aber am Ende bleiben dann doch die Balladen welche sich majestätisch über den Hörer erheben. Der finale Dreier ist ganz großes Drama. „Boobar come back to me“, “All the Love” und „All the turns we took“ lassen alle Dämme brechen. Welch eine Platte – Welch erhebende Musik. Es gibt nicht mehr viel davon.
Wir haben die Einladung zu einer königlichen musikalischen Audienz erhalten. Nehmen wir diese dankbar war.

(copyright:) Andreas Bauer

24. Mai 2008

third

PORTISHEAD .....

Was sind schon 11 Jahre? 1994 veröffentlichten Portishead ihr erstes Album. „Dummy“ gilt nach wie vor als Meilenstein in der Musiklandschaft; es begründete ein neues Genre (Triphop) und prägte die darauffolgende Musikepoche. Nach dem zweiten Album und einer Live-LP (1998) verschwand die Band – einfach so. Natürlich wurde auch in der Zwischenzeit „ähnliche“ Musik gemacht. „Tricky“, „Massive Attack“, „Radiohead“, „Morcheeba“, „Björk“ und viele mehr bastelteten an den Knöpfen und verbreiteten ihre traurigen Melodien. Und jetzt kann man all ihre Platten nehmen und entsorgen. Man wird sich nun fragen, ob man in Zukunft überhaupt neue Musik benötigt, denn wir haben die neue LP von Portishead gehört. Was für ein Werk. Unbeschreiblich, unfassbar. Entrückt und anziehend wie ein schwarzes Loch. Ein Monolith, welcher sich jeder Beschreibung entzieht. Man hört zu und fasst es nicht: Krautrock? Industrial? Freejazz? Trip Hop? Avantgarde? Nichts von all dem und doch alles und vieles mehr. In einer Zeit, in der die Musikindustrie unentwegt jammert (über das „böse“ Internet) und das Crossmarketing vorherrscht, wo alles mit jedem verkauft werden muss; in einer Zeit, in der Bands wie Radiohead glauben, dass der Zukunftserfolg im Verschenken von Musik liegt, zeigen Portishead, dass die Zukunft der kriselnden Musikindustrie nur in guter Musik liegen kann. In einer Zeit, in der die kleinste Indie-Band einen Marketing- und Stylingplan hat, wirft eine Band wie Portishead ein Album auf den Markt, das weder seiner Zeit entspricht, noch irgendwo hinpasst und sich nicht vermarkten lässt. Sie veröffentlichen somit die einzige richtige Platte für unsere Zeit. Niemand in der ganzen Branche hat die Innovation, den Mut und die Konsequenz solche Musik zu veröffentlichen. Portishead tun es – weil Sie es können und weil sie es wollen. Die beste Platte des Jahrzehnts?

Mindestens!

copyright: Andreas Bauer