Ein Quantum Trost von Marc Forster im Kino
Nachdem der gute James vom Cover der Mühlviertler Post bis zur New York Times grimmig blicken durfte - nachdem Ö3 den allerletzten C-Promi gefragt hat ob denn Daniel Craig auch wirklich der schönste 007 ist - nachdem wirklich nun alle alle gehört haben das der beste Bond aller Zeiten durch die Kinos rauscht - nachdem bereits einen Tag nach dem offiziellen Kinostart die Medien vom erfolgreichsten Kinostart aller Zeiten schreiben – und nachdem sich hoffentlich bald all der mediale Pulverdampf verzogen hat………….
…….dann könnte man sich vielleicht dem Film widmen und schauen was der so kann.
Und der kann leider nicht sehr viel. “Ein Quantum Trost“ ist kein schlechter Film, ein passabler Actionfilm – kein Frage. Aber kein besonders guter Bondfilm und daran sollte man ihn messen dürfen. Und das liegt nicht an Daniel Craig – denn dessen erster Bond „Casino Royal“ war ein sehr guter Bondfilm. Quantum ist zu kurz, viel zu hektisch und mit zu viel Action überladen. Es liegt einerseits daran das die Geschichte nicht viel hergibt – Eine Geheimorganisation welche versucht weltweit Rohstoffe zu kontrollieren und dadurch die Weltherrschaft anstrebt. Gäähn – kennen wir seit „Goldfinger“. Aber die Geschichte war in Bondfilmen nie die tragende Säule. Meist dem Zeitgeist verpflichtet strebten größewahnsinnige Superschurken die Weltherrschaft an. Das besondere an den Bondfilmen waren neben der spektakulären Action, die Superschurken, die technischen Gimmicks (Uhren, Kugelschreiber und all die Spielereien), die exotischen Schauplätze, die interessanten Nebenfiguren und die teils witzigen und ironischen Dialoge. In Quantum gibt es keine technischen Spielereien – der gute alte Q wurde gestrichen. Es gibt keinen interessanten Bösewicht – ein französischer Wicht der sich als Umweltaktivist tarnt – zum lachen. Es gibt zwar einige interessante Figuren – diese kriegen aber keinen Raum und keine Zeit und werden nur angerissen, einzig Bonds Vorgesetzte M. kriegt einige gute Szenen und scharfe Dialoge.
Aber zum reden hat Bond keine Zeit. Er stolpert, schießt und prügelt sich von einer Actionszene in die nächste und wird förmlich durch den Film gehetzt – ab der Hälfte wünscht man ihm eine Pause.
Das ist die große Schwäche des Films. Regisseur Forster setzt primär auf die Action. Die Bondfilme waren in den 60er und 70ern der Maßstab für den Actionfilm. Seit den 80ern ist dem nicht mehr so. Sei es Lethal Weapon oder die Stirb Langsam Reihe, sei es Mission impossible oder die Bourne Filme – das Actiongenre hat Bond schon lange nicht mehr für sich allein gepachtet. Und gerade an den Bournefilmen orientiert sich Regisseur Forster obwohl er das Genre offensichtlich nicht beherrscht. Die hektische Kamera und schnellen Schnitte lassen Freund und Feind verschwimmen. Mit Mühe verfolgt der Zuseher was auf der Leinwand passiert und ermüdet dabei zusehend. Forster hat sich einen Namen als guter Regisseur für anspruchsvolle Filme wie „Wenn Träume fliegen lernen“ oder „Drachenläufer“ gemacht. Gerade er stemmt jetzt einen mittelmäßigen Actionfilm ohne wirklichen Tiefgang. Bevor „Quantum“ zu sehen war forderten schon die Medien dass Forster doch auch den nächsten Bond inszenieren sollte. Dieser hat abgelehnt und es ist wahrscheinlich besser so. Vielleicht sollte man den Neuseeländer Martin Campbell wieder ranlassen. Er hat die letzten wirklichen guten Filme der Szene inszeniert: „Golden Eye“ von 1995 noch mit Pierce Brosnan und Craigs Einstand „Casino Royal“ vor zwei Jahren. Genug geschimpft – der nächste Bond wird sicher wieder besser. Die hervorragenden Schlusszene zwischen Bond und seinem Boss M. weckt diese Hoffnung und beinhaltet – wenn auch unfreiwillig - den titelspendenen Trost.
Andreas Bauer
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