28. November 2008

Trust no One?

Der Mann der niemals lebte von Ridley Scott seit 20.11.08 im Kino

Ridley Scott scheint jedes Genre zu beherrschen. Sei es Gangster (American Gangster), Romantik (Ein gutes Jahr), Science Fiction (Blade Runner), Sandalenfilm (Gladiator), Horror (Alien I), Krieg (Black Hawk down), Gaunerkomödie (Tricks) oder Filme über starke Frauen (Thelma & Louise). Seine Filme bieten stets anspruchsvolle Unterhaltung auf höchstem Niveau. Umso sympathischer macht es den britischen Regisseur dass auch er ein paar Mal ins Klo gegriffen hat. Einige wirklich peinliche Machwerke gehen auch auf seine Kosten (Legende, G.I. Jane oder White Squall).

Cineasten und Kritiker werfen dem 71 Jährigen wiederholt biederes Handwerk und Mutlosigkeit vor. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Scott ist ein exzellenter Handwerker und versteht die Bildsprache des Kinos. Er stellt sein visuelles Talent jedoch nicht in den Vordergrund sondern stützt damit die Geschichte und die Darstellung der Charaktere. Er setzt nicht auf verschlüsselte Botschaften und symbolische Bedeutung sondern erzählt seine Geschichten geradlinig. Einfachheit bedeutet nicht gleich einfältig und können ist manchmal mehr als Kunst.

In seinem aktuellen Film widmet sich der Regisseur dem Nah-Ost Konflikt und dem „War of Terror“ und stemmt mit Bravour dieses komplexe Thema. Scott wertet und urteilt nicht sondern zeigt handelnde Menschen in komplizierten und unübersichtlichen Strukturen. Leonardo DiCaprio spielt mit Esprit den Feld Agenten Roger Ferris. Dieser operiert zwischen dem Irak, der Türkei und Jordanien auf der Suche nach Informationen um mögliche Terroranschläge zu vereiteln und an die Drahtzieher ranzukommen. Dafür wird integriert und manipuliert – Trau schau wem. Seine Befehle erhält er vom CIA- Nahost Verantwortlichen Ed Hoffmann. Russell Crowe spielt den übergewichtigen, selbstherrlichen Bürokraten mit einem hoffnungsraubenden Zynismus. Hoffmann lässt arabische Helfershelfer und Informanten gleichgültig fallen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden und liefert diese damit indirekt der sicheren Folter und Tod aus. Verräter haben unter ihren arabischen Landsleuten keine Zukunft. Eine weitere Schlüsselrolle spielt der jordanische Geheimdienstchef Hani dessen Regierung offiziell die USA unterstützt. Dieser setzt in der Zusammenarbeit mit Ferris auf klassische Werte wie Loyalität, Vertrauen und Ehrlichkeit. Ein schier unmögliches Unterfangen, den dessen Boss Hoffmann spielt in Washington ein doppeltes Spiel. Die Folgen sind fatal.

Ridley Scott zieht keine moralischen Grenzen und malt keine Schwarz Weiß Bilder, er zeigt Menschen die versuchen in einer aus den Fugen geratenen Welt das – vermeintlich - Richtige zu tun. Body of Lies (so der Originaltitel) ist in den USA bitter gefloppt. Zu offen und schmerzhaft scheint die Wunde für die Amerikaner noch zu sein. Der Film hätte sich Zuseher verdient weil er sich dem schwierigen Thema von der richtigen Seite annähert. Eine Bertachtung von Innen ohne zu verurteilen.

Andi Bauer

Die wichtigsten Filme von Ridley Scott

Alien Teil 1 1979

Blade Runner 1982

Black Rain 1989

Thelma & Louise 1991

Gladiator 2000

Hannibal 2001

Black Hawk Down 2001

Tricks 2003

Königreich der Himmel 2005

Ein gutes Jahr 2006

American Gangster 2007

Der Mann der niemals lebte 2008

Keine Kommentare: