3. Oktober 2008

BLUTENDE OHREN

Was haben uns damals die Ohren geblutet. Maetallica waren Mitte der 80er Jahre schlichtweg eine Sensation und hauten gleich mit Ihren ersten drei Alben drei unsterbliche Metallklassiker raus. Der härteste und schnellste Metall kam damals von den Briten. Judas Priest donnerten mit Iron Maiden um die Wette, dazwischen rülpsten sich Motörhead mit ihrem charmanten Punkmetallrock durch die Szene – das war das volle Brett – mehr ging nicht. So glaubten die Headbanger, zogen ihre engen Spandexhosen an und reckten den kleinen und den Zeigefinger gen Himmel.
Ohne Vorwarnung kamen plötzlich diese pickeligen Jungs aus San Francisco und brachen über die Szene herein. Mit Jeans und T-Shirts, ohne Image und Stilberater spielten Metallica den härtesten, schnellsten, intelligentesten und kompromisslosesten Metall den es zu hören gab. Inspiriert und befeuert von der kalifonischen Hardcoreszene zwängten sie deren Wut jedoch in Melodien und durchkomponierte Songkonstrukte. Metallica wüteten wie ein Flächenbrand in der ganzen Metall und Rockszene und überholten die etablierten Bands etwa nicht – sie überrundeten schlicht die Konkurrenz.
1983 erschien das Debüt „Kill em all“ und war der Kickstart. Ein Jahr später folgte das nicht minder dynamische „Ride the lightning“ und gipfelte 1986 im ewigen Meilenstein „Masters of Puppets“ Da war die Band bereits Kult und spielte rund um die Welt jede andere Rockband an die Wand und unter die Bühne.
Der plötzliche Unfalltod von Bassist Cliff Burton war dann ein harter Rückschlag für die Gruppe. Nach einer Pause folgte das großartige „….and Justice for all“, stagnierte jedoch auf hohen Niveau. Ein Produzentenwechsel begleitet das berühmte „Black Album“ Bob Rock reduzierte die Gitarrensoli, schuf einen direkten Sound, die Songs wurden kompakter und - äh ja - „radiofreundlicher“. 5 Singles schafften es in die Charts – ein Novum für eine Metallband. Viele Fans riefen Ausverkauf und wandten sich ab, aber noch viel mehr entdeckten die Band – und kauften. Seitdem spielt die Band in der kommerziellen Oberliga zwischen U2, Bon Jovi und – sagen wir mal - Madonna. Millionenverkäufe an Platten, ausverkaufte Tourneen durch die Fußballstadien der Welt.
Musikalisch herrschte dennoch seit den 90ern Midlifekrise und Sinnsuche. Die bluesgetränkten Rockexkursionen auf „Load“ 1996 und „Reload“ 1997 verstörten viele Fans. Eine suchen nach Wurzeln die es nie gegeben hat. „S&M“ von 1999 kann als halbherziger Versuch betrachtet werden (wieder mal) Rock mit Klassik zu paaren. Hat nie geklappt wird auch nie klappen. Das einzige was es gibt sind klassische Musiker welche den Rock N´Roll Lifestyle pflegen – siehe Mozart. Auf den (Rock n`Roll-spirit) hatte die Band inzwischen völlig vergessen und lieferte sich Ende der Neunziger einen sinnlosen und imageschädigenden Krieg mit den Erfindern von Napster.
Auch musikalisch irrte die Band weiter und veröffentlichten 2003 eine Platte zwischen Metall und Nu-rock oder so ähnlich. „St. Anger“ verkaufte wieder Wagonladungen von CDs überzeugte aber nicht wirklich – steht zwar noch im Regal, bleibt aber auch dort. Gehört wird heute anderes. Und jetzt – fünf Jahre nach St. Anger, nach der schmerzhaften Doku „Some kind of Monster“, nach den Drogen, dem Alk, den Depressionen und den Therapien kommt Onkel Rick (Rubin) nimmt die Kerle an der Hand, erklärt ihnen irgendwas von „keine Angst haben und so“ und lässt sie wieder Musik machen – so wie früher - und vor allem Gitarre spielen. „Death Magnetic“ ist ein Triumph von Lead Gitarrist Kirk Hammet. Lange im Schatten von den Bandchiefs Hetfield und Ulrich darf Hammet endlich wieder die Gitarre rotieren lassen. Seit 20 Jahren durfte er nicht mehr solche langen Gitarrensoli im Studio spielen. Die Lieder dauern durchwegs sieben Minuten – das längste Stück über 9 Minuten. Böse Zungen reden vom aufwärmen alter Ideen und Stile. Wurscht. Metallica haben eben jetzt ihr 80is Revival und veröffentlichen so nebenbei ihre beste Platte seit „Justice“. Die Ohren bluten wieder. Oh yeahhh.

Andreas Bauer

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