14. März 2010

Sunday Morning Coming Down – Die Kolumne am Sonntag

Nicht von dieser Welt

Man wunderte sich schon, als vor ein paar Jahren die NASA einen Song der Britpoper Blur ins All schoß. Quasi als erster popmusikalischer Kontakt für etwaige Außerirdische. Warum Blur, fragte sich so mancher. Die NASA hätte einfach einen Titel von Jimi Hendrix nehmen sollen. Jimis Musik ist sowieso nicht von dieser Welt und schwebt ungehindert durch Raum und Zeit. Seit über 40 Jahren beschäftigt der Mann Medien, Musiker und Rockfans. Gitarrengott, Junkie, Wahnsinniger, Hippie & Genie. Begriffe welche unweigerlich mit dem Namen Hendrix verbunden sind. Gerade hat seine neue Plattenfirma alte Aufnahmen hervorgezaubert, mit Valleys of the Neptun betitelt und als Album veröffentlicht. Angeblich in seinem letzten Lebensjahr aufgenommen. Dem geneigten Hörer begegnet Bekanntes (Stone Free), lang Ersehntes (der Titelsong), und die üblichen Variationen und Explosionen wie man es von Hendrix kennt. Ein Album wie der Gitarrist selbst - genial und zerrissen. Musik zwischen ausufernden Jams, elektrifizierenden Coverversionen (Sunshine on your Love) und genialistischen Spitzen. Ein erneuter Beweis für das außergewöhnliche Talent des Musikers, welches es nicht bedurfte. Es kommt ohnehin kein Gitarrennovize an dem Mann vorbei.
Neulich hat mir ein kluger Mensch und Gitarrist das Phänomen „Jimi Hendrix“ mit einem Satz erläutert. Als Gitarrenschüler fängt man zu Beginn an „Hendrix“ zu üben, um ihn dann jahrelang zu ignorieren und letztlich als weiser und alter Gitarrist zu ihm zurückzukehren. Ich denke dass es keine bessere Beschreibung für die Magie des Jimi Hendrix gibt. Das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende der Gitarre. Es ist natürlich müßig darüber zu diskutieren ob Hendrix der beste Gitarrist aller Zeiten war und immer noch ist. Seine Verfechter und anderer Sektierer werden von diesem (ihrem) Dogma nicht abweichen. Was jedoch als Tatsache festgehalten werden kann ist, dass Hendrix bis heute der faszinierendste Gitarrist der Rockmusik ist und bleibt. Selbst unmusikalische Holzköpfe (wie der Autor dieser Zeilen), können sich der Faszination seiner Kunst nicht erwehren. Bis Heute fragen sich Gitarristen in aller Welt, wie das dieser Mensch gemacht und gespielt hat.
Die einzige mögliche und auch schlüssige Erklärung ist – der Mann, war nicht von dieser Welt. Möglicherweise ist dem lieben Gott ein Engel entwischt, welcher mit den weltlichen Versuchungen nicht zu Recht kam, oder vielleicht verbarg sich ein gestrandeter Außerirdischer in der fleischlichen Hülle des Gitarristen. Denkbar wäre auch ein großer Irrtum des Universums, das dieses Wesen in unser Sonnensystem katapultierte. Ein Irrtum, welches am 18. 9. 1970 auf nicht sehr elegante Weise korrigiert wurde. Hendrix selbst machte in Vodoo Child klar das er auf dieser - unserer - Welt nur auf der Durchreise ist.

WELL THE NIGHT I WAS BORN
LORD I SWARE THE MOON TURNED A FIRE RED

WELL, MY POOR MOTHER CRYIN' OUT,
"OH LORD THE GYPSY WAS RIGHT"
AND I SEEN HER FELL DOWN RIGHT DEAD
HAVE MERCY

WELL, MOUNTAIN LIONS FOUND ME THERE
AND SET ME ON THE EAGLES WING
IT'S THE EAGLES WING BABY, WHAT CAN I SAY?

HE TOOK MY PAST THE OUTSKIRTS OF INFINITY
AND WHEN HE BROUGHT ME BACK
HE GAVE ME VENUS WITCH'S RING

….und er brannte sein Zeichen mit der Gitarre in die Herzen und Seelen der Menschen und verschwand wieder. Was blieb, ist der Klang seiner Gitarre und das Feedback, welches seitdem für ewig durch das Universum hallt.

Andi Bauer

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