17. Januar 2010

Sunday Morning Coming Down - Die Kolumne am Sonntag

BACK IN BLACK

 

Back in Black - ein toller Titel für eine Kolumne. Natürlich von AC/DC geborgt, von Ihrem Comeback Album, welches nach dem tragischen Tod ihres Sängers Bon Scott 1980 erschien. Back in Black passt jedoch auch zu den endlosen Versuchen der Musikindustrie Kapital aus bereits verstorbenen Künstlern zu schlagen. Die Leichenfledderei um Michael Jackson lassen wir mal außen vor, die sprengt jeden Rahmen. 2010 - wieder mal - aktuell in den Regalen: Best of CDs und diverse Sammelboxen zum 75er von Bruder Elvis. Wobei, der ganze Trommelwirbel der Plattenfirma nichts hilft. Die aktuellen Elvis Produkte rauschen beim Konsumenten unbeachtet vorbei. Nichts gegen die Musik des „King of Rock N`Roll“. Aber nach gefühlten 100 unterschiedlichen Best Of CDs kann man getrost feststellen: Wer gestern Titel wie Heartbreak Hotel, Suspicious Mind oder Hound Dog nicht im Regal stehen hatte,  der braucht diese heute auch nicht mehr – Think about it. Bei Elvis hat es die Musikindustrie einen Tick zu weit getrieben. Jedes Jahr ein neues Jubiläum mit neuen Best Of CDs, mit denselben alten Liedern – Gut aber „Gähn“. Das hat sich der King nicht verdient. Umso schlimmer wird die Angelegenheit durch den Umstand,  dass Elvis zum Zeitpunkt seines Todes (1977) sein kreatives Pulver schon lange verschossen hatte. Sein letztes gutes Album lag bereits sieben Jahre zurück (From Elvis in Memphis), die Hits waren bereits dünn gesät und die peinlichen Auftritte in Las Vegas taten ein Übriges um die lebende Legende zu zerstören. Dass heute - 30 Jahre später - vieles verklärt wird, liegt in der Natur der Sache, täuscht jedoch nicht über den Umstand hinweg, dass das Gesamtwerk von Elvis Presley eine dringende Evaluierung aus einer sicheren Distanz benötigt. Dies gilt übrigens auch für das Werk von Johnny Cash, wobei seine Geschichte fasst diametral zu Elvis  verläuft. Das Frühwerk der Country-Ikone pendelt zwischen Banalität und Genialität. In den 60er Jahren  bescherte Er der Menschheit sensationelle Livealben von Auftritten in Gefängnissen. In den 70er und 80er Jahren produzierte der Mann nahezu unerträglichen Country-Kitsch. Es war die Zeit von 1994 bis 2003, in welcher der alte Hund das spektakulärste Comeback seit Lazarus hinlegte. Unter der Produzentenregie des smarten und geschmacksicheren Rick Rubin produzierte Cash fünf Alben welche sich wie Monolithen in die jüngere Musikgeschichte setzten. Die fünf American Recordings Alben sind makellos, zeitlos und Unverzichtbar. Cash schaffte es mit Mischungen aus eigenen Liedern, Traditionellem und Coverversionen bekannter Popsongs, sowohl Jung & Alt, wie auch Käufer und Kritiker zu begeistern. Die Interpretationen der Lieder zwischen düsteren Country und zerschossenen Folk sind umwerfend und atmosphärisch zwingend. Nur wenige konnten sich der Aura des Johnny Cash und dieser Musik entziehen. Der todkranke Mann sang mit einer Stimme, welche Berge versetzten konnte über die letzten großen Themen: Gott, das Leben, die Liebe, die Sünde und der Tod. Und er wusste wovon er in seinen Liedern erzählte. Sein Blick zurück war weder verklärend noch pathetisch, und beseelt von Dankbarkeit. Sein Ausblick voller Hoffnung und Wahrhaftigkeit. Johnny Cash war in dieser Phase seiner langen Karriere cool und integer und die Fans freuten sich auf neue Alben des „Man in Black“. Sein Tod 2003 kam vielleicht nicht zu früh – Cash war bereits viele Jahr schwer krank – wurde jedoch von der sicheren Erkenntnis begleitet, dass seine künstlerische Auferstehung zu spät kam. Mehr Alben, gleich seinem Spätwerk hätte man sich gewünscht. Unter diesen Umständen wird die Meldung, dass im Februar ein (allerletztes?) Album von Johnny Cash erscheint mit Wohlwollen und Begeisterung aufgenommen. Aufgenommen kurz vor seinem Tod und natürlich mit Rick Rubin am Mischpult. Man hört unter Anderem von Neuinterpretationen von Sheryl Crows  „Redemtion“, Kris Kristoffersons „For the good Times“ und Bob Dylans „Satisfied Mind“, aus dessen missverstandener Gospelphase. Wir freuen uns darauf. Denn, es ist allgemein bekanntNo Cash – No Hope. In diesem Sinne gibt es viel Hoffnung für 2010.

Andi Bauer

 

 

 

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Autor sollte sich doch lieber mit dem Werk der Musiker näher beschäftigen bevor er Bemerkungen vom Stapel lässt, dass das letzte gute Album des King 1969 erschien.

Das könnte nämlich auf große Unwissenheit schließen lassen. Was z.B. ist mit Elvis Country (1971) oder Promised Land (1975, von den guten Live-Alben wie Live on Stage in Memphis (1974), um nur eins zu nennen, mal abgesehen?

ritarenata hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Hannes Brandner hat gesagt…

Als Otto Normalverbraucher und Musikgenießer lese ich mit großem Vergnügen jede Woche "Sunday morning coming down". Es hilft mir die Musik aus einer zusätzlichen Perspektive zu sehen, und da ich sie anders sehe, denke und fühle ich anders beim Hineinhören in Musiktitel von im Blog besprochenen Musikern. Also - eine Bereicherung. Danke.