Die Filmbranche in den USA jubelt. Zum ersten Mal wurde die magische Umsatzgrenze von 10 Milliarden US Dollars geknackt. Diese Summe gaben die Amis für Kinotickets im Jahr 2009 aus. Ein Betrag der natürlich in gewissen Relationen betrachtet werden sollte. Die meisten Kinobesucher verzeichnen immer noch die 30er und 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die Tickets waren viel billiger (30-50 Cent), es gab noch keine Fernseher und der zweite Weltkrieg und die Wirtschaftskrise taten ein Übriges die Menschen in die Kinos zu locken. Auch sollte das heurige Kinojahr im Licht der Wirtschaftskrise betrachtet werden. Krisen wirken sich meist „positiv“ auf die Unterhaltungsindustrie aus. Die Menschen gehen ins Kino um sich einerseits ablenken zu lassen und, weil unter Umständen das Geld für kostspieligere Vergnügungen nicht vorhanden ist. Dennoch, die harte Wahrheit für die Kinos liegt nicht in der Dollarmenge, sondern in der Anzahl der gekauften Tickets. Und die liegen 2009 erstmals wieder auf dem Level vor 10 Jahren – also die Zeit vor dem großen DVD Boom und der Möglichkeit sich Filme im Internet anzusehen oder runterzuladen. 1998 wurden in den USA Eine Milliarde & 465 Millionen Kinokarten verkauft. 2009 waren es 1.474.000.000 Tickets, also nahezu dieselbe Anzahl an Besuchern. Das ist insofern erstaunlich, weil ja ständig gejammert wird, dass die bösen Raubkopierer und sogar die DVD-Käufer dem Kino das Wasser abgraben. Zweifellos kosten die Raubkopierer der Filmindustrie Milliarden, aber es gibt scheinbar immer noch genug Menschen welche bereit sind, sich Filme im Kino anzusehen. Das Kino wurde ja schon mehrmals zu Grabe getragen und beerdigt, um dann jedes Mal, umso glorreicher wieder aufzuerstehen. In den 50er Jahren, als jeder Haushalt einen Fernsehgerät hatte gegen die Besucherzahlen dramatisch zurück. Damals reagierten die Filmemacher mit Qualität. Der so genannte Autorenfilm wurde geboren. Italienische, Französische, britische und auch amerikanische Filmemacher erlebten eine neue Blütezeit, und die Menschen strömten ins Kino um Filme von Regisseuren wie Scorsese, Fellini & Truffaut zu sehen. In den 80er Jahren wurde das Kino erneut als „tot“ erklärt - durch das aufkommen der Videotheken. Im Gegenzug schufen Steven Spielberg und George Lucas das „Popcorn Kino“ und begeisterten mit ihrer leichten und doch treffsicheren Unterhaltung Millionen. Und jetzt - wird seit 10 Jahren gejammert, dass das böse Internet und die kulturlosen DVD-Käufer das Kino erneut zerstören. Über die Möglichkeit, dass sich Menschen Filme im Internet ansehen und über diese so begeistert, dieselben auch im Kino anzusehen wird überhaupt nicht diskutiert.
Das gilt im Besonderen für Filme welche den Ruf genießen die große Leinwand zu „brauchen“, um die volle Wirkung für den Besucher zu entfalten. AVATAR ist so ein Film. AVATAR ist ein „Eventfilm“, welcher auch den Ruf hat, das man diesen im Kino sehen MUSS. Der durchschnittliche Kinogeher sieht den Kinobesuch meist als Teil des Freizeitprogramms. Filme werden nicht bewusst im Vorfeld ausgesucht, es wird oftmalig erst an der Kinokasse entschieden, was angesehen wird. Nicht so bei AVATAR, dies ist scheinbar ein Film der bereits im Vorfeld gewählt wird und der Kinobesuch auch geplant wird. Ein Film auf den sich alle einigen können. Jung & Alt, Arbeiter & Karrierefrau und Filmfreak & Kunstfreund. In unserer schnelllebigen Zeit ist es normal, dass Filme nach einer Woche in den Kinos 50% ihrer Besucherzahlen verlieren und nach 4 – 6 Wochen aus den Kinosälen verschwinden. AVATAR hält seit 3 Wochen konstant die Zahlen und hat am dritten Wochenende in den USA 70 Millionen Dollar eingespielt. Das ist nahezu dieselbe Anzahl an Besuchern wie am stark beworbenen Startwochenende. Das ist nicht nur ein Rekord, sondern auch ein Beleg, dass Filme noch die Kraft und Attraktivität haben die Menschen ins Kino zu locken und zu begeistern. AVATAR ist übrigens auch im Iran, in China und in Saudi Arabien seit drei Wochen der beliebteste Film und lässt auch dort die Rekorde purzeln. Ob es jetzt ein Eventfilm wie AVATAR ist, oder ein interessanter Autorenfilm – Kino ist einfach Mehr. Also ab ins Kino – „Husch Husch“.
Andi Bauer
1 Kommentar:
danke für die Kolummne. Der Sonntag Morgen ist eine spezielle Zeit, die du kreativ zu nutzen scheinst. HG Karl Ebinger www.ebingernet.com
Kommentar veröffentlichen