24. Januar 2010

Sunday Morning Coming Down - Die Kolummne am Sonntag


(Photos von Mario Grabner)

Hilft das Ausschütteln von Katzen gegen Liebeskummer?

Gestern, gab die deutsche Band Element of Crime ein wunderbares, herzerwärmendes und berührendes Konzert im Innsbrucker Hafen.


Musikalisch pendelt die Band geschickt zwischen Karnevalsmusik, kauzig teutonischem Folkpop und besoffenen französischen Chansons. Das neue Album hat sogar einen in Whiskey getränkten Schuss Country. Beim Konzert servierte Sänger & Texter Sven Regener nonchalant und spitzbübisch seine Weisheiten, über die Liebe und das Leben, spielt dabei lässig seine Gitarre und Trompete und ruderte bisweilen mit den Armen wie ein betrunkener Matrose. Köstlich & Klug der Mann. Die Band agierte dabei zurückhaltend, entspannt und souverän. Viel bedeutender ist jedoch Regeners Bemühen seit 25 Jahren, das Phänomen der Liebe und insbesondere des Liebeskummers in Worte zu fassen und gemeinsam mit seinen Mitmusikern in Melodien zu zwängen. Ein – und das wissen wir alle – natürlich unmögliches Unterfangen, welches jedoch bei Element of Crime zu teils beachtlichen Ergebnissen führte. Die Band beherrscht das Thema und hat einfach die besten und auch klügsten Liebeslieder im deutschsprachigen Raum. Das Meisterstück von E.O.C. zu diesem großen Thema ist, und daran gibt es keinen Zweifel, Weißes Papier vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 1993. Denn bei diesem Lied gelang das Unmögliche. Weißes Papier beschreibt die unstillbare Sehnsucht nach einem geliebten Menschen, begleitet von der Gewissheit, dass es für immer vorbei ist und man den Anderen trotz verzweifelter Versuche doch nicht vergessen kann. Dieses Gefühl haben Element Of Crime eingefangen, in ein Lied gegossen, verpackt und für ewig verschweißt. Ein ähnliches Kunststück als ob jemand in der Lage wäre Wolken, Sonnenstrahlen oder die Tränen Gottes einzufangen.

Ich nehm deine Katze und schüttel sie aus
Bis alles herausfallt
Was sie jemals aus meiner Hand fraß

Spater klopf ich noch den Teppich aus
Und find ich ein Haar von mir darin
Dann steck ich es einfach ein
Nichts soll dir böse Erinnerung sein
Verraten, was ich dir gewesen bin
Sag nicht, daß das gar nicht nötig war
Denn schmerzhaft wird es erst hinterher
Wenn wieder hochkommt, was früher mal war
Dann lieber so rein und so dumm sein
wie weißes Papier

Regener singt die Zeilen wie ein gebrochener Mensch, der um sein letztes Bisschen Würde ringt und versucht, sich mit größter Mühe, die positiven Begleitumstände vor Auge zu führen. Wobei wir alle wissen – die Mär vom Positiv denken und dem Glück im Unglück funktioniert bei gebrochenen Herzen nicht. Am Ende setzt dann noch die Trompete ein, traurig und einsam als ob sie nicht zum Lied gehört.


Nicht mal das Meer darf ich wiedersehen
Wo der Wind deine Haare vermisst
Wo jede Welle ein Seufzer
Und jedes Sandkorn ein Blick von dir ist
Am liebsten wär ich Astronaut
Und flöge auf Sterne, wo gar nichts vertraut
Und versaut ist durch eine Berührung von dir
Ich werd nie mehr so rein und so dumm sein
wie weißes Papier

Schöner war Weinen nie.

Auch gestern wurde das Lied gespielt und in einem Atemzug wurden Herzen gebrochen und geheilt. Trotz, der so oft tieftraurigen Lieder, waren beim Konzert nur glückliche Gesichter zu entdecken. Vielleicht war es das Glück von Menschen, welche sich in diesem Augenblick verstanden fühlten. Bis zum endgültigen großen Glück gilt jedoch weiterhin: Durchhalten, Element of Crime hören und die Katze schütteln und schütteln und schütteln……

Andi Bauer





Keine Kommentare: