31. Januar 2011

Kult oder Käse

sunday morning coming down - die Kolumne

Ob manche Bands oder Musikgenres wird seit Jahrzehnten ein Zirkus veranstaltet, welcher in keiner Relation zur Qualität der Musik steht. Und ich rede nicht von Retortenpop und den Castingclowns aus DSDS und „Helden von Gestern“. Die sind eh schon in der Medienhölle gefangen und brauchen nicht noch einen zusätzlichen Tritt. Nein, ich wundere mich über angeblich ernsthafte Musiker die zum Kultobjekt aufgeblasen werden. Hier ein paar Beispiele


R.E.M.
„Automatic for the people“ ist eine meiner absoluten Lieblingsplatten und das erste erste, vierte & fünfte Album der Band aus Georgia gehört auch in jede vernünftige CD-Sammlung. Aber das reicht noch nicht zur Heiligsprechung. Und das macht die Presse mit dieser Band seit 20 Jahren. So mutierten R.E.M. nach den Ausstieg von Schlagzeuger Bill Berry zum inoffiziellen Sprachrohr der PC-Meinungsterror-Mafia. Trennt euren Müll, seit lieb zu Andersartigen – alles darf – nichts muß. Es ist ja in Ordnung wenn man an diesen Toleranzkäse glaubt, aber was hat das mit Musik zu tun. Die Band hat sei 17 Jahren kein vernünftiges Album und maximal 2 ½ brauchbare Singles veröffentlicht. Denn wenn man mal kurz zurücktritt, durchatmet und das Gutmenschentum von Michael Stipe und seinen Kumpels beiseite läßt, muß man nüchtern feststellen das R.E.M ein qualitatives Problem haben. Musikalisch hat Band schon lange nichts mehr zu sagen. Und diesen Umstand wird das neue Album (März 2011) - welches jetzt schon von der Medienmeute gefeiert wird, ohne daß davon ein Ton bekannt ist - vermutlich auch nichts ändern. Auflösung wäre eine Lösung. Aber wer sagt`s den eitlen Gecken.

Pink Floyd
Die angebliche Genialität der britischen Artrocksaurier Pink Floyd habe ich weder verstanden noch erfaßt - Sorry. Was wollen uns die Kerle sagen? Daß man für 15 Minuten ein Keyboard wabbern lassen kann, während sich dazu ein Schlagzeug verliert und Nebel das Publikum einlullt. Zugegeben einige Songs stechen heraus und erfreuen den geneigten Hörer, aber das ist noch lange kein Grund das krude und schwülstige Gesamtwerk als Unverzichtbar zu erklären. Derweil schimpft Roger Waters seit 30 Jahren auf die Ex-Kollegen und das es denen ja nur ums Geld ging und geht heuer mit „The Wall“ auf US-Stadien Tournee. Eine Platte die 31 Jahre alt ist und die Revolution der Massen fordert. Die Tournee wird zumindest von den gläubigen Massen fürstlich entlohnt. Mit Eintrittspreisen jenseits der Hundert Dollar auch keine Kunst. Mein Gott, Roger.

Punk
Ich finde es ganz herzig wenn ein paar junge Leute auf Schlagzeug, Bass und Gitarre reinprügeln um überschüssige Energien abzubauen. Aber muß man daraus gleich ein Genre machen und eine Weltrevolution drum herum basteln. „Punk“ hat weder den Rock gerettet, noch der Musik entscheidende Impulse versetzt - geschweige denn der Gesellschaft. „Punk“ war vom ersten Akkord ein Geschäft wie vieles andere auch. Von Mode bis zur Musik wurde abgezockt. Der Manger und Erfinder der Sex Pistols, Malcolm McLarren wollte reich werden und sah im Punk und der Band das große Geld. Alles andere ist Verklärung und eine verlogene Legende. Und wer immer noch glaubt, daß man mit „Dagegen sein“ irgendwas verbessern kann, dem ist eh nicht zu helfen. Aber bis auf die ÖH, die sozialistische Jugend und ein paar vergessene Salonkommunisten glaubt das zum Glück eh niemand mehr. Punks - eben.

Queen
Selbst Freddie Mercury nahm Queen nicht ernst und verglich die eigenen Hits mit Papiertaschentüchern, welche nach Gebrauch wegzuwerfen sind. Das hindert Millionen Fans nicht, Queen seit Jahren als beste Band aller Zeiten zu feiern. Es mag damit zu tun haben die eigene Jugend zu verklären - Geschenkt. Am Ende des Tages bleiben von Queen leider auch nur ein großartiger Song (Bohemian Rhapsody), 3 gute Alben, 10 passable Liedchen und mindestens doppelt so viele Katastrophen. „Radio Gaga“ – Hallo???? Inzwischen haben die verbliebenen Queenis (Roger Taylor & Brian May) nach äußerst peinlichen Comebackversuchen den kompletten Katalog der Band an Universal-Music gewinnträchtig verkauft. Die Erbsenzähler von Universal wissen auch wie man rechnet und nehmen aus Prinzip keine Gefangenen. Universal wird das Zeugs - anläßlich 40 Jahre Queen – heuer neu auf dem Markt schmeißen. Wir dürfen uns 2011 was gefaßt machen. Der einzige der sich ein Quentchen Würde bewahrt hat und sich dem Zirkus verweigert ist neben Freddie (r.i.p.) übrigens Bassist John Deacon. Respekt.

Mariah Carey & R&B

Contemporary R&B (also known as simply R&B) is a music genre that combines elements of hip hop, soul, R&B, pop and funk. (wikipedia)

Es began mit Whitney & Mariah. Während 1985 das Debüt von Miss Houston noch einen Hauch von Seele hatte, eliminierte 1988 ihr Pedant Mariah Carey diesen Aspekt völlig. Ein auf superglatt produziertes Popalbum mit souliger Stimme verkaufte Millionen und ebnete den Weg für ein neues Genre - das heute allgemein als R&B bezeichnet wird. Man nimmt eine „schwarz“ klingende Stimme und bastelt rundherum sanfte Beats, simple Melodien und bei Bedarf eine entschärfte Hip Hop Einlage. Gebuttert wird das Gebräu mit seifigen Keyboards und Streichern aus der Dose. Damit es auch niemanden im Büro oder bei der Hausarbeit stört, wenn es aus dem Radio blubbert. Die heutigen Protagonisten dieses Genres heißen R. Kelly, Usher, Chris Brown, Rihanna und Beyonce und brauchen für jede Platte ein Dutzend Songwriter und noch mal so viele Produzenten und Marketingstrategen. Das Ergebnis ist meist seelenloser als Jr. Ewing in seinen Glanzzeiten. Das die singende Wursthaut Mariah Carey noch dazu gefeiert wurde, weil Sie inzwischen die selbe Anzahl an Nummer Eins Singles hat wie die Beatles, ist letztlich ein trauriger Tiefpunkt in der deprimierenden Wanderung durch dieses Jammertal. Hoffnung naht derweil durch einige junge Soulladys aus England und Sharon Jones welche den Geist der 60er Jahre aufleben lassen. Aber werden diese standhalten & überleben. Das Imperium wird zurückschlagen. Tut es immer wieder. Verdammt.

Andi Bauer

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