27. Januar 2011

Blut, Schweiß & Tränen und ein schwarzweißer Schwan

good@wise Filmtipp Black Swan von Darren Aronofsky

Eine weiße Schwanenfeder welche langsam von schwarzen Federn umhüllt wird bebildert den Abspann von „Black Swan“ und faßt zusammen was der Film zuvor in einem zweistündigen Bilderrausch erzählt.



Nie zuvor ist es einem Film gelungen, die physische Qual eines Trainings so plastisch darzustellen. Natalie Portman bei ihren Ballettübungen zuzusehen verursacht beim Kinobesucher physische Schmerzen.

Noch nie wurde der Spruch - „das Schönheit leiden muss“ - so adäquat vermittelt. Die grazile, zerbrechliche Schönheit einer Ballettaufführung als Ergebnis eines Ganges durch die Hölle.

Und noch nie war ein Hauptdarsteller Oscar so sicher. Natalie Portman, von Luc Besson für „Leon der Profi“ entdeckt, von den meisten Filmproduzenten verkannt und falsch besetzt und von George Lucas letztlich verheizt – aber der konnte noch nie was mit Schauspielern anfangen. Jetzt spielt Sie die Rolle ihres Lebens im aufwühlensten Film seit Jahren. Was heißt spielen, Portman verkörpert und lebt die Rolle mit jeder Phase ihres Körpers, mit jedem Atemzug ihrer Seele. Durch „Black Swan“ wird Portman zur Filmgöttin für alle Ewigkeiten.

Neben Portmann glänzen Vincent Cassel als arroganter, selbstverliebter Artisticdirector, Milas Kunis als locker, leichte & lebenslustige Rivalin und Barbara Hershey als gescheiterte Ballerina und kontrollierende Mutter, welche der Tochter den Erfolg nicht gönnt.
Und Regisseur Darren Aronofsky hält gnadenlose mit der Kamera drauf und erspart dem Zuseher nichts. Blutige Hautfetzen, gebrochene Zehen, verstörende Spiegelbilder und beklemmende Einsamkeit zwischen den grellen Lichtern.
Die Geschichte implodiert derweil in alle Richtungen und beinhaltet mehr als der Zuseher fassen kann. Verstörende Mutter-Tochter Verflechtungen, Kontrolle & Ausbruch, unterdrückte Sexualität, narzißtische Mentoren, Ehrgeiz gepaart mit Selbstzweifel und Unsicherheit, Psychoterror und wiederum der Kampf des Guten gegen das Böse. Das Ende des Films führt in ein furioses Finale. Wunderschön, verstörend und doch erhabend und alle Dämme brechend.
„Black Swan“ revolutioniert nicht das Kino, sondern zeigt wozu es fähig sein kann. Dem Zuseher eine bekannte Geschichte, völlig neu zu erzählen. Eine Geschichte über Opferbereitschaft, Schönheit und Freiheit. Ob Nathalie Portman davon je zurückgekehrt ist? Man mag es nicht glauben nach den erschreckend, schönen Bildern mit denen der Film uns in die kalte Nacht entläßt.

Andi Bauer

Keine Kommentare: