14. Februar 2010

Das Schaf im Wolfspelz

The Wolfman von Joe Johnston im Kino

Benicio del Toro gilt als gefeierter und geschätzter Nebendarsteller. Nur mit den Hauptrollen scheint es nicht so recht zu klappen. Seine erste große Hauptrolle war die des Ernesto „Che“ Guevara in der Verfilmung von Stephen Soderberg. Doch niemand wollte dieses ideologisch fragwürdige und zu verklärende Epos vom verhinderten Helden und vermeintlichen Heiligen „Che“ im Kino sehen. Manchmal haben die Menschen doch ein Gefühl fürs Reale und nicht für linke Träumereien – aber dies nur am Rande.

Das Remake vom Wolfman (1941) soll es jetzt für Benicio richten und den Weg zum Superstar ebnen. Zur Untermauerung hat der gebürtige Puertoricaner gleich mitproduziert. Was auch immer das bedeuten mag, bei sechs aufgelisteten Produzenten. Der Film selbst stand vom Anfang an unter keinem guten Mond - pardon - Stern. Regisseure wurden ausgetauscht, der Start mehrmals verschoben und das Budget explodierte auf 150 Millionen Dollar. Am Ende erwartet den Zuseher ein solider Horrorthriller mit gelungenen Schockeffekten, einer nicht zu Ende gedachten Geschichte und Schauspielern welche offensichtlich vom Regisseur im Stich gelassen wurden. Auf der Habenseite sind die wirklich tollen Effekte, welche bei der Verwandlung zum Wolf so gar nicht nach Computertricks aussehen und ein wohliges Retrogruseln auslösen. Umso enttäuschender ist es, die bereits eh schon dünne Geschichte nicht konsequent zu Ende zu erzählen.

Bereits in den ersten 15 Minuten werden die Karten verteilt und nicht mehr neu gemischt. Der heimkehrende verlorene Sohn (Benicio del Toro), der ermordete Bruder, dessen trauernde Verlobte und der distanzierte Vater mit einem dunklen Geheimnis (Anthony Hopkins). Auch dabei, der abgebrühte Polizeichef (Hugo Weaving) welcher hauptsächlich wartet und beobachtet und an dem die Ereignisse vorbeilaufen zu scheinen. Das ein Monstrum am Tode des Bruders schuld ist, wird schnell klar. Trotzdem braucht die Geschichte erstaunlich lange um in Schwung zu kommen und schleppt sich durch alte staubige Schlösser, dunkle Wälder und nebelige Wege durchs Moor. Es gibt keine Sonne und keine Freude in diesem Film. Das Unheil lauert hinter jedem Baum. Der Versuch von Regisseur Johnston Atmosphäre aufzubauen ermüdet zunehmend. Schon bald will man keinen nebeligen Wald mehr sehen. Das kurze Intermezzo in London bietet eine angenehme Abwechslung, reicht aber nicht um den Schwung ins Finale mitzunehmen. Leider verzichtet Johnston nahezu völlig sich seinen durchwegs interessanten Figuren zu widmen. Deren Motive bleiben im Dunkeln, die Liebesgeschichte ist nicht glaubwürdig und das Ende letztlich enttäuschend. Der Zuseher bleibt mit Fragen zurück. Nein, werter Benicio der Wolfman wird auch nicht zum großen Ruhm gereichen. Sorry, Next try, Please.

Andi Bauer

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Auch ich habe diesen Film gesehen und so recht gegruselt habe ich mich leider auch nicht.
Natürlich gab es ein paar Reißer und was mir besonders auffiel: in bisher keinem anderen Film wurden so oft Kerzen angezündet wie in diesem...
... meine insgesamt nicht sehr gute Meinung zu dem Film könnte auch daran liegen, dass die Teenager vor mir ständig mit ihren Handys gespielt und SMS geschrieben haben. Aber das ist ja mittlerweile auch schon eine ganz normale Frechheit geworden...
Eine weitere Sache hat uns irritiert: der Film steht auf IMBD mit 128 Minuten. Der Film begann mit Werbung um 18:40 Uhr und endete um 20:30 Uhr. Da passen niemals 128 Minuten Film hinein!
Nachforschungen ergaben: dem Film fehlen über 17 Minuten, welche dann auf der DVD enthalten sein werden. Tatsächlich war der "Endkampf" sehr kurz - hier haben die Entscheider wohl wieder einmal gedacht weniger sei mehr (ich sage nur: "Der unglaublich geschnittene Hulk").
Schande über euch...
... und ein Hoch auf diejenigen, die die auf die DVD warten können...
Mario Grabner