20. Juni 2009

Gimme some Truth....(John Lennon)

State of play   von Kevin MacDonald  im Kino

 

Es ist schön – und in letzter Zeit leider viel zu selten – einen wirklich guten Film im Kino zu sehen. Der Politthriller State of Play von Kevin MacDonald (Der letzte König von Schottland) erfüllt bravourös alle Kriterien für einen gelungenen Kinoabend. Die Geschichte ist spannend und brandaktuell erzählt mit einer angenehmen und geradlinigen Inszenierung.

Ohne überflüssige Tricks und Späßchen gelingt es dem Regisseur den Spannungsbogen konstant am kochen zu halten. Und der Zuseher darf dabei hervorragenden Schauspielern bei der Arbeit zusehen. Einzig Ben Affleck wirkt wieder mal überfordert und deplatziert. Vielleicht ein Freundschaftsdienst vom Produzenten der die Rollen vergab - aber was wissen wir schon vom Hollywoodschen Besetzungskarussell.

Dafür entschädigt Russell Crowe in der Hauptrolle – mit Grungefriseur und Holzfällerhemd wirkt er ein bisschen wie ein übergewichtiger Eddie Vedder.

Crowe spielt den Journalisten Cal McAffrey mit einer unwiderstehlichen Leinwandpräsenz. McAffrey ist ein Journalist der alten Schule, chaotischer Schreibtisch, unorthodoxe Methoden, Nase für die kleinen Details und natürlich ein richtiger Spürhund der die Wahrheit wittert und ausgraben will. Und er macht auch keinen Hehl aus seinem Frust gegenüber dem modernen Internetjournalismus – alte Schule eben, wo Reporter noch ordentlich recherchierten müssen.

McAffrey stößt auf einen vermeintlichen Selbstmord einer jungen Frau mit der sein ehemaliger Schulfreund und jetziger Kongressabgeordnete (Ben Affleck) ein Verhältnis hatte. Er vermutet dahinter mehr, fängt an zu schnüffeln und schreckt damit gleich einige böse Buben auf. Dabei wird er unterstützt von einer jungen Kollegin hat aber auch ständig seine Verlegerin im Nacken (Hellen Mirren - großartig) die sich wiederum mit den Herausgebern der Zeitung herumschlagen muss welche „schwarze“ Zahlen sehen wollen. Im Kampf gegen die Zeit versuchen McAffey mit seinen Partnern Beweise zu sammeln, stückweise das Rätsel entwirren, und dabei die Verlegerin zu beschwichtigen den Drucktermin für die Zeitung zurückzuhalten. Der Film taucht hier höchstinteressant in den realistischen Alltag von Journalisten ein ohne diese zu glorifizieren.

„State of Play“ ist nicht nur ein verdammt spannender Politthriller, sondern auch ein Manifest für den Journalismus und das gedruckte Wort. Das wird im wunderschönen Abstand umso deutlicher. Den ganzen Film hindurch beobachtet man Reporter bei der Wahrheitssuche. Als die Geschichte endlich im Kasten ist laufen die „Credits“ über die Leinwand und dabei folgt die Kamera der Entstehung der Zeitung. Vom Setzen der Artikeln über den Druck bis zum verpacken der fertigen Zeitungsbündel und der Auslieferung. Dazu dröhnen die 60er Helden CCR aus den Boxen:  „Long as I can see the light“. Ein weiteres Mal erblickt „die Wahrheit“ – gedruckt auf Zeitungspapier – das Licht der Welt.

Toller Film – für Kinofreunde ein Vergnügen. Für Journalisten und Wahrheitsforscher ein Muss.

 

Andi Bauer

 

 

2 Kommentare:

ritarenata hat gesagt…

du schreibst so gut, schatzi.
ich bin überrascht immer wieder aufs neue.
willst du vielleicht nochmal den film sehen.
dein ri

robin hat gesagt…

Hab auf deinen Tipp hin den Film angeschaut. Er hat mir sehr gut gefallen. Russel Crow hat mich ein bisschen an dich erinnert ;)
Aber ehrlich gesagt hab ich das Ende nicht gecheckt, ich glaub ich muss den nochmal schauen...