Die Angst vor Werten geht um. Letztes Jahr war wieder mal die buchstäbliche „Hölle“ los im heimischen Blätterwald. Ein neuer Kinofilm erhitzte die Gemüter. Nicht etwa ein sadistischer Horrorstreifen oder ein Erotikdrama verursachten die Aufregung. Nein es war die Fantasieverfilmung „Die Chroniken von Narnia“. Zu deutlich wurden, und da waren sich die Journalisten einig, religiöse Werte und Symboliken transportiert. Der Titelheld – ein Löwe – war unübersehbar eine Symbolfigur für Jesus und die Geschichte erinnerte dann doch irgendwie an die Kreuzzüge – so meinte man.
Das renommierte Branchenblatt Cinema schrieb hinsichtlich der „Narnia“ Filme von „pseudoreligiöser Kitschanmutung“. Die kritischen Stimmen zu den - angeblich zu stark betonten - christlichen Inhalten kamen geschlossen aus Europa, die Amerikaner hatten hier weitaus weniger Berührungsängste.
Nicht anders verhält es sich in der Popmusik. Bob Dylan war der uneingeschränkte Kritikerliebling solange er Protestlieder gegen Gott, den Krieg und die Welt im Allgemeinen sang. Als sich jedoch Ende der 70er Jahre als wiedergeborener Christ präsentierte und noch dazu drei Alben mit christlichen Texten veröffentlichte war es vorbei mit der Liebe.
Bis heute haben die meisten (europäischen) Kritiker ihm diesen vermeintlichen Fehltritt nicht verziehen. Musikalisch sind die Werke aus dieser Zeit durchaus gewöhnungsbedürftig und die Mischung aus Rock und Gospel ist sicher auch nicht jedermanns Sache. Aber über die Musik wurde und wird bis heute wenig geschrieben, die Texte sind der Stein des Anstoßes. „You gotta serve somebody“ sang Dylan damals – Revolution klingt für die meisten anders.
Seltsamerweise kamen wiederum die US Fans mit dem Wandel des Musikers zum Glauben viel besser zurecht als die Europäer. Viele Dylan Fans bezeichnen sogar die christlichen Platten ihres Idols als ihre Lieblingsscheiben. Und das sind keineswegs christliche Fundamentalisten sondern stinknormale Rockmusikhörer. Wiederum umgekehrt verhält es sich mit „Che“. Die Verfilmung des Lebens des kubanischen Revolutionsführers ist mühsam, langweilig, unkritisch und verklärend. Was die europäischen Kritiker nicht daran hindert den Film in höchsten Tönen zu loben. Trotzdem zieht es die Menschen nicht ins Kino, der Film ist ein Flop. Es scheint, dass hier eine „Journalistische Elite“ an der Öffentlichkeit vorbei schreibt. Vielleicht gilt es auch nur die Werte der 68er hochzuhalten.
Möglichweise fungieren hier Meinungsmacher als Spiegel für eine Gesellschaft welche offensichtlich ein Problem mit religiösen Werten und Botschaften hat.
Es mag daran liegen, dass in Europa einmal zu oft Kriege im Namen Gottes geführt wurden, und unsere Geschichte auch dadurch belastet ist das sich die katholische Kirche über Jahrhunderte in die Politik eingemischt hat. Die Aufklärung hat letztlich dafür gesorgt die Macht der organisierten Religion zu brechen und führte zu einer notwendigen Trennung von Staat und Kirche. Wenn man jedoch heute die reflexartige Abwehr jeglichen religiösen Einflusses durch die Medien erlebt, muss man sich unweigerlich fragen ob wir als Gesellschaft immer noch in der Aufklärung stecken. Möglicherweise steckt nur mehr eine Minderheit in der Aufklärung, diese sitzt aber offensichtlich in den Redaktionsstuben und agiert als selbstgerechter Meinungsmacher.
Der Mensch sehnt sich nach Spiritualität. Das belegen unzählige Bücher, Seminare, Gruppen, Organisationen und Trends welche in diese Richtung deuten. Und niemand wünscht sich in Europa eine Wiederholung der Geschichte und eine weitere Verflechtung von Kirche und Staat. Die medial vermittelte Angst vor religiösen Werten ist jedoch mit Sicherheit überzogen und auch nicht mehr zeitgemäß. Wenn sich Zeitungen darüber aufregen das mit einem Hollywoodfilm christliche Werte transportiert werden, wird hier buchstäblich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Es ist eigentlich nur ein Zeugnis für die Unsicherheit in die eigenen Lebensmodelle wenn man vor Werten wie Loyalität, Opferbereitschaft, Glauben und Nächstenliebe – wie es der Film „Die Chroniken von Narnia“ transportiert - Angst haben muss.
Eine andere Frage wäre viel interessanter. Ob denn nicht in den so verpönten religiösen Werten Lösungen für allgegenwärtige gesellschaftliche Probleme liegen könnten.
Andi Bauer
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