31. Januar 2011

Kult oder Käse

sunday morning coming down - die Kolumne

Ob manche Bands oder Musikgenres wird seit Jahrzehnten ein Zirkus veranstaltet, welcher in keiner Relation zur Qualität der Musik steht. Und ich rede nicht von Retortenpop und den Castingclowns aus DSDS und „Helden von Gestern“. Die sind eh schon in der Medienhölle gefangen und brauchen nicht noch einen zusätzlichen Tritt. Nein, ich wundere mich über angeblich ernsthafte Musiker die zum Kultobjekt aufgeblasen werden. Hier ein paar Beispiele

27. Januar 2011

Blut, Schweiß & Tränen und ein schwarzweißer Schwan

good@wise Filmtipp Black Swan von Darren Aronofsky

Eine weiße Schwanenfeder welche langsam von schwarzen Federn umhüllt wird bebildert den Abspann von „Black Swan“ und faßt zusammen was der Film zuvor in einem zweistündigen Bilderrausch erzählt.

16. Januar 2011

Tanzen mit Alfred

sunday morning coming down - Die Kolumne am Sonntag

Die Meldung der Woche (laut Ö3 & TV-media). Alfons Haider tanzt mit einem Mann. „Potz-Plitz“, dachte das so mancher, was ganz neues – sensationell – Alfons Haider und ein anderer Mann – noch nie gehört. Und abgesehen von den üblichen langweiligen Kriegen, Konflikten & Naturkatastrophen mit Millionen Betroffenen war ja wirklich nix los in der letzten Woche. Da sind mir schon froh, daß der gute Alfons für exquisite Nachrichten und Qualitätsjournalismus sorgte.
Aber sind wir nicht so streng. Den 50er hat Alfons vor zwei Jahren medienwirksam abgefackelt, seine sexuelle Orientierung interessiert schon lange keinen mehr und künstlerische Leistungen sind mangels Talent auch nicht möglich. Kurzum, es ist nicht mehr so einfach sein Bild täglich im Fernsehen und Zeitung zu erblicken. Ein ordentlicher Aufreger mußte her. Eine strategisch organisierte Provokation. So macht sich Alfons jetzt schon „Sorgen“ daß böse engstirnige Menschen gegen das männliche Tanzpaar demonstrieren werden. Ja die bösen Andersdenkenden, erziehen ihre Kinder haben zwei Jobs, zahlen ORF Gebühren und haben noch dazu eine Meinung, zu Alfons und seinen Eskapaden. Diese Spießer. Die Regierung arbeitet zwar eh schon an einem Gesetz, daß es verbietet eine andere Meinung auszusprechen als es der politisch korrekte Meinungsterror zuläßt, aber das geht natürlich nicht schnell genug. Mir ist im Prinzip „powidl“ ob Alfons jetzt die Arigona oder doch seinen schwulen Freund heiratet, solange ich noch eine Meinung haben darf und diese auch ausdrücken kann.

Denn einige Fragen hätte ich schon an „Österreichs weltbesten und beliebtesten Entertainer“

- Ist es nicht auf Dauer frustrierend wenn man seine Popularität ausschließlich den Seilschaften mit der sozialistischen Kulturmafia und dem „unabhängigen ORF“ zu verdanken hat und nicht Talent und Leistung geschuldet ist?

- Glauben Sie ernsthaft, daß die Mehrheit der Österreicher an einem wöchentlichen Update ihrer sexuellen Vorlieben interessiert ist?

- Wußten Sie, daß zum Beispiel der britische Schauspieler Ian McKellen (Herr der Ringe, X-men) auch homosexuell ist, aber nur durch seine ausgezeichnete Schauspielkunst auffällig ist?

- Wenn Sie unser Land so furchtbar finden – was Sie ja regelmäßig zum Ausdruck bringen – warum leben Sie dann hier?

- Halten Sie es nicht für vernünftiger einfach ein paar Spiegel zusätzlich zu Hause aufzuhängen, als ständig irgendwas zu provozieren um aus Zeitung/Radio/TV zu strahlen. Ich würde die Spiegelvariante großzügig unterstützen?

- Was machen Sie wenn der ORF und SPÖ pleite sind?

Da wären mal ein paar freundliche Fragen an den lieben Alfred. Ich wünsche viel Freude mit dem Leben und alles Gute. Ich muß aufhören – Blumen gießen, Musik hören & Kraft tanken.

Andi Bauer

15. Januar 2011

good@wise Filmtipp: the green hornet

The Green Hornet von Michel Gondry

Der Hollywood-Blockbuster und der Kunstfilm. Zwei Genres die, sollten sie sich begegnen, sofort grußlos die Straßenseite wechseln würden.
Zu differierend sind sowohl Werk wie Publikum.
Der Woody Allen Fan rümpft die Nase über die billigen Actionfilme eines Michael Bay. Dessen Fans wiederum, verstehen nicht was es bei Woody zu lachen gibt. Und doch scheint sich diese Unvereinbarkeit im „Green Hornet“ getroffen zu haben. Der Film wirkt als ob ein Kunststudent einen Haufen Geld gekriegt hat und mal so richtig „spielen“ wollte.
Der Streifen ist ein mutiges Projekt welches die Gesetze für Blockbuster ordentlich durchwirbelt. Superhelden, Bösewichte, die obligate Liebesgeschichte nichts scheint am gewohnten Platz zu sein. Das liegt einerseits am Drehbuch von Hauptdarsteller Seth Rogen, voller skurriler Einfälle und natürlich am „Kunststudenten“ Michel Gondry am Regiestuhl.
Gondry ist ein Artfilmregisseur und realisierte bis jetzt nur schräge und relativ preisgünstige Projekte. Sein bekanntester Film ist die abgedrehte Komödie „Eternal sunshine on a spotless mind“ mit Jim Carrey und Kate Winslet. Der Streifen stellt eine der wirrsten und auch schönsten Betrachtungsweisen zum Thema „ewiger Liebe“ dar und sei jedem Filmfreund wärmstens empfohlen.
Es verwunderte also nicht, daß ein Raunen durch die Menge der Comicfans ging als Gondry als Regisseur für „the green hornet“ publik wurde. Das die Haupt und Heldenrolle von einem leicht korpulenten Komiker besetzt wurde erhöhte zusätzlich die Skepsis der, sehr oft sektiererisch agierenden, Fangemeinde.
Diese Ausreißer sind aber die Stärken des Films, der sich nicht auf Action und Specialeffekte verläßt sondern auf seine skurrilen Figuren und deren verbale Schlagabtausche setzt. Die Beziehung zwischen Hornet und seinen Partner Cato ist köstlich, deren Auseinandersetzungen grandios.
Dazu stoßt noch Christoph Waltz - als Bad Guy ideal besetzt. Seine Figur pendelt zwischen Paranoia, Selbstzweifel und unwillkürlicher Brutalität. Schwachpunkte des Films sind die Geschichte – diese ist ein Witz und keine drei Zeilen wert - und die lächerlichen 3-D Effekte. Schauen sie den Film nach Möglichkeit in 2-D – das ist völlig ausreichend. Aber all diese Mankos sind nicht mehr wichtig wenn Hornet auf Cato trifft und diese über die Kunst des Kaffeebrauens diskutieren. Köstlich. Ob der Film, der sich so ungeniert und gekonnt zwischen zwei Genres bewegt, sein Publikum finden wird ist jedoch fraglich. Dem aufgeschlossenem Besucher erwartet jedoch ein herrlich abgedrehtes Vergnügen.

Andi Bauer

2. Januar 2011

mustseemovies2010

Die Besten Filme 2010

A serious man von Ethan & Joel Coen
Bei ihren „stillen“ Filmen sind die Coens fast noch besser als bei ihren Thrillern und Komödien. „a serious man“ ist nicht nur eine Reflektion einer Kindheit in den 70ern der kreativen Brüdern. Es ist auch ein Abgesang an die organisierte Religion welche nicht in der Lage ist den Menschen in ihrem Alltag zu helfen. Die Coens erzählen die Geschichte des gläubigen Juden Lawrence Gopnik, dessen fein geordnete Welt langsam zerbricht, präzise und ohne Zynismus. Der Versuch von Lawrence beim ehrwürdigen Rabbi eine Audienz zu erhalten ist eine Szene für die Ewigkeit.

The social network von David Fincher
Fincher lieferte nichts weniger als das präzise Porträt der dot.com Generation. Essentiell.

Inception von Christopher Nolan
Seit seinem Erstling Memento empfiehlt sich Christopher Nolan als einer der besten Regisseure des neuen Jahrtausends, der in der Lage ist Anspruch mit Kommerz zu verbinden. „Inception“ ist trotz seiner Geschwätzigkeit ein visuelles Ereignis und ein klug durchkomponierter Actionkracher mit einer interessanten Geschichte die nachhallt

Crazy Heart von Scott Cooper
Jeff Bridges holte sich endlich seinen Oscar mit einer überzeugenden Darstellung eines Countryrebellen der angenehm an Kris Kristofferson erinnert. Der Film erzählt ein zutiefst amerikanisches Märchen welches gerade wegen seiner simplen Botschaft überzeugt.

Shutter Island
von Martin Scorsese
Martin Scorsese hat derzeit einen Lauf und schuf einen altmodischen Psychotriller der sich in den Gedanken festkrallt und länger nachwirkt als einem lieb ist. Sein Hauptdarsteller Leonardo dicaprio zeigt seine beste Leistung seit Jahren und empfiehlt sich erneut für einen Oscar.

Up in the air von Jason Reitman
Der Sohn vom Ghostbusters Regisseur Ivan Reitman hat einen sensationellen Hattrick hingelegt. Sein erster Film „Thank you for smoking“ wurde zum satirischen Meisterstück fürs neue Jahrtausand. „Juno“ ist ein gelungenes Porträt heutiger Teenager und „Up in the air“ ein gefühlvoller Blick auf eine entwurzelte USA mitten in der Wirtschaftskrise. Nach drei Filmen schon besser als der Herr Papa.

Kick-Ass von Matthew Vauhgn
Kein Meisterwerk aber ein äußerst gelungener Arschtritt für das eingeschlafene Superheldengenre („Macht braucht Verantwortung - schnarch“). Der Brite Matthew Vauhgn hat nach seinem Gangsterthriller „Layer Cake“ und seiner Fantasiekomödie „Der Sternwanderer“ drei überzeugende Filme in unterschiedlichen Genres gedreht. Auf sein Prequel zu den „X-Men“ Filmen welches im Sommer startet darf man gespannt sein.

The Road von John Hillcoat
Beklemmendes Endzeitdrama welche die Liebe zwischen Vater & Sohn als letzte Hoffnung für die Menschheit vermittelt.

The Other Guys von Adam McKay
Während die Europäer (seltsamerweise) über Adam Sandler lachen können wird sein Kollege Will Ferrell immer noch unterschätzt. Seine schräge Buddy-action-komödie bietet anarchischen Witz, skurile Figuren und eine Geschichten mit deftigen Überraschungen.

Der Mann deiner Träume von Woody Allen
Trotz des fürchterlichen deutschen Titels - Das Original „You will meet a tall dark stranger“ verspricht viel mehr – ein erneuter Genuß. Woody schreibt einfach kluge Drehbücher und inszeniert mit scharfem Blick fürs Detail.