Robin Hood kündigt einen Sommer der leeren Versprechen an. Der „Sommer“ ist ja von allen Jahreszeiten ein verlogener Bastard. Er verspricht Sonne, Erholung und feurige Liebschaften. Am Ende bleiben meist verregnete Tage, Urlaubsstress und missglückte Romanzen. Der blühende Frühling, der bunte Herbst und der kalte Winter geben sich da viel verlässlicher. Somit ist es auch keine Überraschung, dass die groß angekündigten Hollywood Blockbuster für den Sommer jedes Jahr erneut auch nicht ihre Versprechen einhalten. Der zweite Iron Man dümpelt bereits relativ inspirationslos durch die Kinos. Die Besucher fragen sich, ob sie unbedingt wissen müssen das Tony Stark einen Vaterkomplex hat und ob die Idee des russischen Bösewichts mit Starkstrompeitschen so eine tolle Idee darstellt. Ist es nicht und brauchen wir auch nicht. Genauso wie die Welt keine weitere Robin Hood Verfilmung braucht. Dies scheint zumindest ein kollektives Gefühl zu sein, obwohl die letzte - durchwegs passable Verfilmung - bereits 19 Jahre zurück liegt. Die Geschichte des rächenden Waldläufers wurde einfach schon zu oft und auch gut genug erzählt. Ridley Scott scheint das auch zu wissen, denn er wird nicht müde zu erwähnen dass seine Verfilmung die einzig wahre Geschichte des Robin Hood erzählt. Wenn Herr Scott nicht persönlich dabei war – vor ca. 800 Jahren – dann wird sein Film ähnlich spekulativ sein, wie all die anderen Verfilmungen. Scott erzählt eine leicht verwirrende Geschichte des Mannes der zum Robin Hood wurde. Es geht um Kreuzritter, intrigierende Franzosen, Verwechslungen, Krieg und den einfachen Schützen Robin Longstride. Der sich durchmogelt und am Ende plötzlich zum Freiheitskämpfer mutiert. Eine Wandlung die weder emotional noch faktisch nachvollziehbar ist. Die Erkenntnis, dass der Vater ein philosophischer Freiheitskämpfer war, kommt viel zu spät um als Motiv durchzugehen. Bis dahin mutet man den Zuseher eine unglaubwürdige Romanze zwischen Robin & Marian an und liefert dazwischen die obligatorischen Kämpfe und Schlachtgemälde, welche - zugegeben - hervorragend inszeniert sind. Das, mit Verlaub, kann Ridley Scott. Er weiß wie man eine Kamera aufstellt und lässt den Zuseher das Blut, den Schweiß und die Tränen des Schlachtfelds miterleben. Und es reicht trotzdem nicht. Die Geschichte nimmt den Zuseher emotional nicht mit. Robin Hood ist eine unnötige Neuverfilmung, die versucht eine Folge „History Channel“ mit einem Russell Crowe anzuheizen. Cate Blanchet darf nicht mal das und wirkt völlig verloren zwischen dem authentischen Dreck und der rauen Männerwelt. Der Film wirkt auch wie ein verzweifelter Versuch die Geschichte von Gladiator in einer anderen Dimension fortzusetzen. Gladiator ist der beste Historenfilm seit Jahrzehnten und es mag als unfair anmuten diesen Film erneut als Maßstab heranzuziehen. Der Vergleich wird jedoch von der Marketingkampagne und dem Regisseur eingefordert. Auf dem Poster liest man in breiten Buchstaben „Vom Regisseur von Gladiator“ und Scott zitiert sein Meisterstück in einigen Szenen so augenscheinlich dass jedem Zuseher unweigerlich das Gefühl beschleicht, in eine schlecht konstruierte Fortsetzung geraten zu sein. Für das Filmstudio Universal droht nach Wolfman, Repoman und Green Zone in dem noch jungen Kinojahr nun der vierte Flop in Folge. Wenn das so weitergeht werden in den nächsten Monaten einige Herren in den Chefetagen ihre Schreibtische räumen. Denn es ist unwahrscheinlich, dass sich die Amerikaner diese überflüssige Lektion an europäischer Geschichte in antut. Das hat schon bei Königreich der Himmel und King Arthur nicht funktioniert. Die Amis wollen scharfe Fronten und einen glasklaren Helden der gegen böse Unterdrücker kämpft. Dieser Robin Hood hat nichts davon und bietet nur einen müden Russell Crowe und eine unterforderte Cate Blanchet. Der bisher beste Sommer Film in diesem Jahr bleibt der im April gestartete Kick Ass. Die überdrehte Actionkomödie löst all die Versprechen ein, die Andere gegeben haben. Vielleicht kriegt der Sommer doch noch die Kurve.
Andi Bauer
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