20. November 2011

Schmarotzer und Könige - Das Vermächtnis von Queen

Sunday Morning Coming Down - die Kolumne am Sonntag

2011 hat zwei wichtige Jahrestage betreffend der Rockband Queen. Vor 40 Jahren gründeten Freddie Mercury, Brian May, John Deacon und Roger Taylor die Rockband QUEEN. Vor vor 20 Jahren – am 24.11.2001 – verstarb Sänger Freddie Mercury. Die Feiern, welche seit seinem Tod von seiner Plattenfirma EMI inoffiziell ausgerufen wurden, werden auch heuer kein Ende finden. Die Platten der Band verkaufen sich seit 20 Jahren immer noch wie "geschnitten Brot". Keine Sorge. Es wird an dieser Stelle nicht wieder darüber lamentiert, wie viel Geld die Musikindustrie macht - mit der Ausbeutung der toten Stars. Die Schande welche das Erbe von QUEEN umgibt, ist viel größer und trägt zwei Namen: Brian May oder Roger Taylor. Der Gitarrist und Schlagzeuger des einstigen Schlachtschiffes kennen keinen Genierer, wenn es um die Verwertung von Material geht, welches zu Lebzeiten von Merury aus guten Grund nicht das Licht der Welt erblickte. Jeder noch so unhörbare Soundfetzen wurde in den letzten 20 Jahren aus den Archiven gehoben und in irgendeiner Form veröffentlicht. Nahezu jedes wurde irgendeine „Neue“ Best-of, Greatest Hits, Singles, Live oder Raritäten – CD veröffentlicht. Dazwischen nahmen die Zwei Leichenfledderer das furchtbar, peinliche Album "The Cosmos Rocks" unter dem Namen QUEEN auf und tourten mit Paul Rodgers um die Welt. Ein Resteverwertung wie Sie keine Obdachlosenküche der Welt wagen würde.

Dazu kamen die Medien, TV-Shows und der übliche Jahrmarkt um die Band. C-Promis outeten sich via Medien als Fans, ohne in der Lage zu sein drei Lieder der Band zu nennen. Jeder war plötzlich QUEEN-Fan und hievte die Band in den Olymp gleich zwischen Beatles und Led Zeppelin. Schmarotzer die vom Ruhm anderer zehren. Das hat QUEEN und vor allem Freddie nicht verdient. Einzig Bassist John Deacon ist abgetaucht und ignoriert schweigend das unwürdige Schauspiel.

Es ist Faktum, daß QUEEN nie diese großartige Band war, wie es heute dargestellt wird. QUEEN war eine gute Rockband mit Hang zu Pomp und Größenwahn. Es gab einige grandiose Songs, viele tolle Singles und mindestens genauso viele peinliche Titel. Einige Alben waren durchwegs passabel. Andere – besonders die in den 80er Jahren – schrecklich und unhörbar. Wer hört sich den heute noch den „Flash Gordon - Soundtrack“ oder „Hot Space“ an? Auch Lieder wie „I want it All“ oder „Radio Gaga“ eignen sich eher fürs Fremdschämen als für den Trophäenschrank der Rockklassiker. Raritäten kann es keine geben, da die Band die Alben auch mit den schwächeren Titeln vollstopfte – da blieb halt nix im Archiv. Dies ist auch der Grund, warum die Alben von QUEEN nie konstant stark waren – es gab zuviel schwaches Füllmaterial. Als einsame Ausnahme glänzt immer noch „Night of the Opera“. Der kreative Zenit der Band. Ein Platte die auch der Nicht-Fan vom Anfang bis zum Ende durchhören kann.

Der Rest der Welt schimpft sich Fan, verzichtet auf die Alben und hört die Greatest-Hits CDs. Das ist alles drauf, was man so vom Radio kennt. Freddie Mercury bezeichnete in einem seiner letzten Interviews die Lieder seiner Band als Papiertaschentücher, welche man nach einmaligem Gebrauch wegwirft. Und daß von dem Mann der den Jahrhundertsong „Bohemian Rhapsody“ geschrieben hat. Dennoch hatte Freddie die richtige Einschätzung über die Band, die er liebte und für die er lebte. QUEEN waren nie so wichtig und gut wie die heutigen Medienmacher uns einreden wollen. Dennoch, Mercury nahm seinen Job todernst und gab sein Bestes und dessen ungeachtet nahm er die Band und das Werk nicht allzu ernst.

Diese erfrischende Ehrlichkeit des verstorbenen Frontmanns, macht ihn sympathisch und hilft auch ein erfreuliches und realistisches Bild von dieser tollen Band zu bewahren. Freddie wußte, daß seine Zirkustruppe zwar in der Lage ist die Fans zu unterhalten, Musikgeschichte jedoch von anderen geschrieben wird. "So what" – es kümmerte Ihn nicht. Mercury ging trotzdem bis zum Ende mit unglaublichem Elan an die Sache und schrieb – den nahen Tode vor Augen – eines seiner besten Stücke. „The Show must go On“. Das Freddie damit seine Maxime - das Leben mit Freude zu leben - meinte und nicht das peinliche weiterwursteln seiner Kollegen – dessen bin ich mir sicher.

Die letzte Tournee (1986) von QUEEN ist hervorragend dokumentiert mit der DVD „Live in Wembley“. Zu den Zugaben betritt Freddie die Bühne. Adidas-Schuhe, Jogginghose und nackter Oberkörper. Dazu trägt er eine Hermelinrobe mit einer Königskrone und schmettert wie ein machttrunkener Kaiser „We are the Champions“ in die jubelnde Menge. Wer traut sich das heute noch. Eben – nur ER durfte das und konnte das. Und damit sollten wir es auch belassen. „Long lives the Queen“

Andi Bauer

1 Kommentar:

ritarenata hat gesagt…

´a kind of magic!!!