Es ist leicht Coldplay zu hassen.
• Die Band ist megaerfolgreich (Über 50 Millionen verkaufter CDs in den letzten 10 Jahren)
• Die Musik ist Pop mit einen latenten Hang zum Süßlichen
• Das Zeug läuft ständig irgendwo im Radio
• Die Band ist nett
• Die Mehrheit der Fans sind Mädchen
• Der attraktive Sänger Chris Martin hat eine Hollywood-Schönheit zur Frau, eine (angeblich) glückliche Familie, praktiziert Yoga und ißt Joghurt statt Fleisch.
Noch leichter diese Band zu hassen fällt nur noch Musikjournalisten - meist frustrierte Möchtegernmusiker mit Bäuchlein und Halbglatze. Diese suchen nur nach Innovation und vergleichen besserwisserisch neue Werke mit „Ihren“ alten Helden. Keine Chance für Coldplay gute Kritiken zu ernten. Was lächerlich ist. Es muß auch noch Platz zwischen den Genies von Radiohead und Wilco geben, deren Platten uneingeschränkt von den Kritikern in den Himmel gelobt werden.
Zugegeben, auch mein Fitneß-Programm hat noch nicht voll gegriffen und meine Frisur entwickelt sich zunehmend zu einem breiten Mittelscheitel – aber Coldplay hasse ich deshalb nicht.
Diese Kerle rackern sich ab, schreiben wunderschöne Lieder und schrauben seit Jahren mit Fleiß und Eifer an der perfekten Popplatte – die Ihnen auch noch gelingen wird. Der Erfolg kam auch nicht über Nacht, wie fälschlicherweise behauptet wird. Das Debütalbum vom Jahre 2000 verkaufte inzwischen 8 Millionen Einheiten. Den Großteil davon jedoch erst Jahre nach dem Erscheinen. Mit dem zweiten Album „a rush…“ (2002) war die Band zwar in England eine große Nummer, im Rest Welt jedoch noch eine Unbekannte. In Österreich verschlief die Plattenfirma damals sogar die CD und kam mit den Nachlieferungen gar nicht nach. Die Band machte die Ochsentour und spielte unzählige Konzerte in den USA. Dies führte zum Durchbruch mit dem dritten Album „X & Y“(2005), welches auf Nummer 1 in den Staaten schoß. Der Nachfolger „Viva la Vida“ (2008), glänzte durch mutige Arrangement und eine innovative Produktion welche nicht auf die sichere Seite der Radiocharts blickte. Die Streicherarrangements fungierten nicht als Wattebausch im Hintergrund, sondern schossen quer und zerfledderten die Melodien. Auch andere Sound Spielereien wagten viel und gewannen den Liedern der Briten neue spannende Seiten ab. Viel zu verdanken hatte die Band dem Sound-Wizzard Brian Eno, der als Produzent agierte und vieles auf den Kopf stellte. Beim aktuellen Album „Mylo Xyloto“ agierte Eno nur als Berater. „Mylo“ enttäuscht daher ein bißchen, jedoch auf hohen Niveau. Angesichts dem abenteuerlichen „Viva la Vida“ hätte sich der Hörer ein weiterspinnen dieses Kurses gewünscht. „Mylo“ beschert den Fans und Hörern immer noch großartige und anspruchsvolle Popmusik mit Mitsingfaktor und Wohlfühlgarantie. „Hurts like heaven“ ist unschlagbar, „Ever tear is a waterfall“ beschwört die Beatles und läßt das aktuelle Schaffen von Sir Paul McCartney blaß aussehen und „Don`t let it break your heart“ ist eine großartige hymnische Nummer - U2 ohne Bono. „Mylo Yyolo“ ist eines der besten Pop-Alben des Jahres, das viertbeste Album von Coldplay und ein weiterer Schritt der vier Briten, ihren Status als große Band dieses neuen Jahrhunderts zu zementieren.
Andi Bauer
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