3. April 2011

THIS PUNCH SUCKS

Als Regisseur Zack Snyder vor vier Jahren halbnackte, grunzende Spartaner in den Krieg schickte wurde der junge Regisseur als neues Wunderkind des Actionfilms gefeiert. Nach seinem aktuellen Machwerk „Sucker Punch“ darf man sich darauf einstellen, den guten Mann in der Schlange beim Arbeitsamt irgendwo in L.A. wiederzutreffen.
Ich hatte das Vergnügen, den Film mit meinem 15jährigen Sohn zu sehen (Vater-Sohn Quality Time). Dieser kommentierte den Filmabend erbarmungslos mit den Worten: „Fader Film ohne Handlung, wir hätten zuhause bleiben und X-Box spielen sollen.“ Kluger Junge.

Mit dem Spruch: „Be unprepared“ wird für „Sucker Punch“ lautstark geworben. Dieser Satz entpuppt sich auch als das wahrhaftigste, was man über diesen Film sagen kann. Denn niemand kann uns auf diesen dumben Schwachsinn ausreichend vorbereiten – nicht mal diese Zeilen sind dazu in der Lage. Snyders erster Film war das Remake des Zombiehorrors „Dawn of the Dead“. Handwerklich ordentlich nachgeschnitzt und mit modernen Effekten versehen, konnte nicht viel schief gehen. Es folgte „300“, der visuell begeisterte und ordentlich Geld scheffelte aber schon eine gewisse Armut an Ideen offenbarte. Mit „Watchmen“ versuchte sich Snyder an einem anarchistischen Kultcomic und scheiterte letztlich an seinen eigenen Ansprüchen. Mit seiner verkopften Verfilmung wollte Snyder beweisen, dass er es auch anspruchsvoll kann. Kann er nicht. Ihm fehlt das Geschick eines Christopher Nolan, Anspruch mit Kommerz zu verbinden oder die visionäre Kraft eines J.J.Abrahms, komplexe Handlungsstränge zu einem Ende zu bringen. Dies, um zwei Regisseure aus Snyders Generation als Vergleich zu bemühen.
Sucker Punch“ ist Snyders erster Film, welcher auf seinen eigenen Ideen beruht und er zeigt welch Geistes Kind der Mann ist. Ein kleingeistiger - „copy & paste“ - Nerd. Der Film ist ein Bastard aus „Kill Bill“ & „Inception“, welcher sich schamlos bei „Terminator“ „I,Robot“, „Herr der Ringe“ & „Matrix“ bedient. Am Ende bleibt ein Machwerk, das aus den letzten 20 Jahren Hollywoods klaut, ohne nur ansatzweise eine eigene Idee zu präsentieren. Die Pseudobotschaft aus dem Esoterik-light- Handbuch – „Sei du selbst, dann kannst du alles“ - ist spätestens seit „Star Wars“ abgeschmackt. Am Ende bleibt nur öde Leere. Eine Packerlsuppe hat mehr Substanz.
Und dies lässt natürlich die Frage auftauchen, ob es denn so schwierig sei, einen vernünftigen Actionfilm zu drehen. Der letzte, richtig Gute – „96 Hours“ - liegt auch schon zwei Jahre zurück. Was machen die großen Actionhelden denn so? Sylvester Stallone gelang mit „Expendables“ ein zumindest unterhaltsamer Versuch, für einen Augenblick die unbeschwerten 80er Jahre zu reaktivieren. Über Nicholas Cage zu lästern macht auch keinen Spaß mehr: „Drive Angry“ & „Der letzte Tempelritter“ sind so unterirdisch schlecht, dass es zu spät ist, dem Guten irgendwas zu raten oder zu wünschen. John Travolta hatte mit „From Paris in Love“ einen kurzweiligen Kracher am Start, der im Kino floppte und ist seitdem untergetaucht. Und Bruce Willis verirrt sich einfach zu oft in Komödien. „Red“ war witzig und erfrischend, aber als Actionfilm zu unentschlossen.
Einzig auf Jason Statham scheint Verlass zu sein. Dieser hat sein eigenes Genre etabliert und kurbelt regelmäßig unterhaltsame B-Movies. Sein neuer „The Mechanic“ hat das Zeug, für einen frischen Frühling zu sorgen.
Hollywood hat offenbar auch bei den Regisseuren das Problem, die Jugend (Zack Snyder & Co.) unverhältnismäßig zu hypen und auf die – guten - Alten zu vergessen. Was machen die routinierten Actionregisseure eigentlich so?
John Mc Tiernan („Predator“ / „Stirb Langsam 1 & 3“) / „Jagd auf Roter Oktober“)
Richard Donner (“16 Blocks”, “Lethal Weapon 1-4”)
John Woo (“Face off”, “Broken Arrow”)
Renny Harlin (Stirb Langsam 2 / Cliffhanger)

Kurz gesagt, derzeit nichts. Woo dreht in China und die anderen kriegen in Hollywood keine Aufträge mehr. Vielleicht ein Flop zuviel oder zu alt für die dot.com-Generation. Einzig auf Stephen Spielberg darf man noch hoffen. Aber der arbeitet auch schon seit drei Jahren an seiner „Tim & Struppi“ Verfilmung.
Ich fordere an dieser Stelle: Holt die alten „Hasen“ zurück, die wissen, wie man es krachen lässt. Es kann ja nicht sein, dass die TV-Produzenten „Action“ inzwischen besser hinkriegen (Lost, Alias, 24) als die Filmstudios. Bitte, liebe Produzenten, ein kluger & vernünftiger Actionfilm ohne Comic & Superhelden-Aufbrezzelung fürs Kino. Das muss doch noch möglich sein im 21. Jahrhundert.

Andi Bauer

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Von meiner Seite würde ich den Film trotzdem gern schauen, aber ich vertraue Andi Bauer, meinem Vater. Da er es mit Witz schreibt, kann man darüber lachen und doch drüber lernen! :)
Andi Bauer hat zwar keinen Platz in der Zeitung um Kritiken zu schreiben, aber in seinem Blog ist es genauso gut!!!
Wie er aus dem Titel des Filmes den Titel des Blogges gemacht hat, war auch eine gute Idee:
Succer Punch => This Punch Sucks!!!
:) :) :) :) :) :) :) :) :) :) :) :);) ;) ;) ;) ;) ;) ;) ;) ;) ;) ;) ;)Lg.: Aniko Bauer