24. April 2011

Rock and the Spirit

Was passiert wenn Rock & Popmusiker Spiritualität für sich entdecken. Erstaunliche Ergebnisse voller Geist und Seele und jenseits klerikaler Muffigkeit.

Paul Simon    Graceland           1986

Ein kluger Mann meinte kürzlich, daß Spiritualität schon lange vor den Religionen existierte. Der Jude Paul Simon suchte nach seinen musikalischen Wurzeln in Afrika und fand dort viel mehr. Spiritualität, persönlichen Seelenfrieden und Musiker welche mit ihm ein Meisterwerk der zeitgenössischen Popmusik einspielten. Auf „Graceland“ wird nicht westlicher Pop mit afrikanischer Folklore vermengt, wie so manche oberflächige Gemüter vorschnell deuteten. Auf „Graceland“ spielen Musiker aus verschiedenen Teilen der Welt zusammen und machen ergreifende Musik. Erhebend, inspirierend, erweckend & zeitlos. Wenn es so was wie „Weltmusik“ gibt dann ist es „Graceland“.

George Harrison        All Things Must Pass          1970

Als die Beatles implodierten schmollten Lennon und McCartney um die Wette und stritten um die Schuldfrage. Der stets unterschätze und auch kreativ unterdrückte George Harrison packte derweil all seine Kompositionen auf ein (damals) dreifach Album. Das schier überwältigende Werk faßte auf sechs LP-Seiten Georges beeindruckende Lebenseinstellung zusammen.

“Mm, my Lord
I really want to know you
I really want to go with you
Really want to show you, Lord
Now, I really wanna see you Hare Rama
Really wanna be with you Hare Rama
Really wanna see you, Lord Ahh
But it takes so long, my Lord Hallelujah
My Lord Hallelujah
My my my Lord Hare Krishna”

Als ob alles auf einer Hand Platz finden würde, bewegt sich George wie selbstverständlich zwischen den Welten des Christentums, Hinduismus & Buddhismus und läßt dabei die Gitarren heulen, daß es eine wahre Freude ist. Das beste Soloalbum eines Ex-Beatles und ein Werk daß von Vielen noch entdeckt werden muß.

The Hothouse Flowers         People        1988

Mit grenzenlosem Selbstbewußtsein – welches ein Vorrecht der Jugend ist - packten die fünf Iren Lebenslust und christlichen Glauben in einen Reigen atemberaubender Folk/Rocksongs und erweckten für einen Moment einen ganzen Kontinent mit ihrer Spiel & Lebensfreude. Die Lieder sind inzwischen keinen Tag gealtert. Für Katholiken die noch tanzen können, Atheisten die in Chören singen und all die Anderen die gerne auf dieser Welt wandeln.

Bob Marley   Legend     1984

Von Banausen vorschnell als verantwortloser Kiffer abgestempelt hat Bob Marley viel mehr zu bieten als lockere Reggae-Seeligkeit. Alleinig sein „Redemtion Song“ bietet in kurzen Zeilen mehr Weisheit als so manche Sonntagspredigt:

“Emancipate yourselves from mental slavery
None but ourselves can free our mind
All I ever had
Redemption songs
These songs of freedom”


Johnny Cash    My Mothers Hymn Book    2003

Johhny Cash hat schon einige christliche Alben aufgenommen. Die meisten davon sind verkitscht und weder hörbar noch inspirierend. Als jedoch der große alte Mann der Country-Musik im Angesicht seines Todes mit Meisterproduzent Rick Rubin die Spirituals seiner Kindheit mit karger Instrumentierung neu einspielte, entstand ein seltener Moment wahrer Größe. Selbst Zweifler und Atheisten attestieren den Aufnahmen übersinnliches und die Anwesenheit eines „heiligen Geistes“. Einmal mehr hat Johnny Cash das letzte Wort, wenn es darum geht bedeutsames zu sagen.

I’m just a poor wayfaring stranger
Traveling thru this world below
There’s no sickness, no toil, no danger
In that bright land to which I go
I’m going there to see my Father
And all my loved ones who've gone old
Beauteous fields arise before me
Where God’s redeemed their vigils keep
I’m going there to see my Mother
She said she’d meet me when I come
So I'm just going over Jordan
I'm just going over home

Frohe und inspirierende Ostern wünscht

Andi Bauer

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