Sunday morning coming down - die Kolumne
Ich mag auch die klugen und witzigen Werbspots von Nespresso mit George Clooney. Dennoch mußte Georgie dafür schon einiges an Kritik einstecken. Steht dahinter doch Nestle - der weltweit größte Nahrungsmittelkonzern. Umstritten und berüchtigt die Ärmsten der Armen auszubeuten und in bestimmten Regionen sogar das Trinkwasser an die hungernde Bevölkerung zu verkaufen. Clooney der sich ja auch für, auf Eisschollen treibende Bären einsetzt und ansonsten versucht „Gutes“ zu tun, geriet daher in einen Erklärungsnotstand.
Bei einer Pressekonferenz darauf angesprochen, warum es gerade Nespresso sein muß, entgegnete der schöne George mißmutig daß auch er sein Geld mit irgendwas verdienen muß. Punkt und aus.
Ach ist das so, George. Erstaunlicherweise geht es uns ähnlich. Auch wir Kinofans müssen irgendwo unser Geld verdienen, um uns die Tickets für deine Filme kaufen zu können. Möglicherweise hat der gute George ja höhere Fixkosten als unsereins und muß jeden Extrajob nehmen der zu kriegen ist.
Aber was wissen wir Ignoranten schon vom harten Alltag eines Hollywoodstars. Die durchschnittliche Mutter / Hausfrau fragt sich ja auch schon seit Jahren wie Powerfrau Angelina Jolie das schafft mit Job, karitativen Engagement und ihren (gefühlten) 16 Kinderchen. Wer weiß, vielleicht hilft mal eine Nanny aus - am Wochenende. Ein hartes Leben das die Schönen und Reichen gewählt haben. Gewählt ist das Wort. Man bekommt ja permanent den Eindruck vermittelt, es mit „Opfern“ zu tun zu haben, welche geduldig ihr freudloses Schicksal ertragen.
Noch schlimmer scheint es nur den Popstars zu gehen. Eine der lukrativsten Einnahmequellen für diese, sind seit Jahren sogenannte Privatkonzerte. Auftritte bei Geburtstagsfeiern oder ähnlichern Anlässen vor einer kleinen Gruppe. Keine lästigen Fans und störende Menschenmassen, dafür fürstliche Entlohnung. So spielte vor zwei Jahren der gute Stevie Wonder für ein paar Milliönchen ein Konzert in Kitzbühel für den damaligen Moskauer Bürgermeister samt Gattin - Inzwischen wegen Korruption zurückgetreten. Aber das kratzt den guten Stevie nicht. Solange die Rechte der Schwarzen nicht verletzt werden, ist im egal, welcher Form der Unterdrückung die Gelder entstammen.
Ähnliches verbindet auch Nelly Furtado, Beyonce & Mariah Carey. Denn diese gaben in den letzten Jahren fürstlich entlohnte Privatkonzerte für – wie sich jetzt herausstellte – Mitglieder des Gaddafi Clans. Und da Gaddafi seit ungefähr drei Wochen, offiziell zu den Bösen gehört kommt das momentan irgendwie nicht so gut.
Viel Arbeit für die Pressesprecher der singenden Damen. Eigentlich hätte man das damals nicht gewußt, wird beteuert und überhaupt wollten wir die Gage sowieso wohltätigen Zwecken spenden. Ups, das Konzert von Beyonce war 2007, gespendet wird erst jetzt. Hat wohl die Abrechnung ein bissi länger gedauert.
Aber wer konnte denn erahnen, daß einer der beliebtesten Öllieferanten irgendwann mal durchdreht und auf die eigenen Leute schießt. Und wer kann von Popstars verlangen daß sie sich - bei all ihrem Streß - noch interessieren, was ihr Auftraggeber beruflich (Foltern, Töten, Menschen unterdrücken) so treibt.
Man fragt sich ob unsere Stars und Sternchen das Geld so dringend brauchen, sodaß sie keine Wahl haben und jeden Auftrag annehmen müssen. Möglicherweise haben Finanzspekulanten doch nicht das alleinige Monopol auf die berühmte „Gier“.
Denn letztlich gibt es immer eine Wahl. Und gegebenenfalls erntet man mehr Respekt und Anerkennung wenn man auch mal „Nein“ sagt.
Andi Bauer
2 Kommentare:
Na das sind doch mal Worte mit Gehalt über die man an einem freien Sonntag nachdenken kann.
Ich mag das was du in den letzten Newsletter über Jack Johnson geschrieben hast: Er ist kein Gutmensch, sondern er tut Gutes. Genau von dem Schlag bräucht die Welt mehr, und man sieht an ihm, dass auch das den Leuten gefällt!
Lieber Andi, Dein Blog trifft wieder einmal voll den Kern der Sache - Persönliche Integrität und soziales Gewissen ist für jedermann schwierig, insbesondere wenn die Versuchung leicht verdienten Geldes dazukommt (auch wenn sie es gar nicht bräuchten, siehe z.B. unser Nestlé-Georgie). Jedenfalls tut mir keiner leid, der dann ins Kreuzfeuer der Kritik kommt - er/sie hat sich ja bewußt dafür entschieden und ist sicher nicht mit Gewalt dazu gezwungen worden zu schauspielern oder zu singen - und eine persönliche finanzielle Notlage kann man wohl auch eher ausschließen. Deswegen: Shame on you lieber George und liebe Mariah und ........!!!LG - Harald
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