Sunday morning coming down - die Kolumne am Sonntag
Jetzt hammas überstanden – „Die Helden von (hust) morgen“. Da haben sich die leidlich talentierten Kinderchen wochenlang durchgequält, mußten eine inkompetente Jury über sich ergehen lassen und eine Moderatorin über die - und ihre Kleidung - mehr berichtet wurde, als über die Teilnehmer. Es sagt schon einiges wenn eine Sendung durch den „Charme“ des deutschen Prolo-Rappers Sido „gerettet“ wird. Und nach all der Mühe bleibt am Ende die nüchterne Erkenntnis – Sieger sehen anders aus.
Sie ist ja lieb, die Cornelia und kann auch singen – nur eben doch kein Popstar.
Und das liegt auch nicht an ihr. Das liegt an den ORF-Träumern, die seit 10 Jahren glauben aus Österreich eine Popnation machen zu müssen. Nur weil es in den USA, Deutschland oder England funktioniert.
Wo sind den die Starmaniacs alle geblieben? Einzig die Christl Stürmer hält sich tapfer. Aber auch nur weil Plattenfirma und Management sofort auf Deutschland setzten, Millionen ins Marketing pumpten und die Stürmer seitdem dort - nicht von Kindern – sondern von Damen & Herren jenseits der 20 gehört und gekauft wird. Und vor allem weil Frau Stürmer – ganz unösterreichisch – nicht herumjammert sondern hart arbeitet.
Dann bleibt nur mehr Österreichs einziger und bester Popstar – Falco. Der war sowieso zu groß für dieses Land. Zu Lebzeiten in der eigenen Heimat verkannt und verlacht wanderte der Falke bald mal aus. Heute schimpft sich jeder zweite Wiener, sein bester Freund gewesen zu sein. Und das war es dann schon mit Popstars aus der Alpenrepublik.
Was Falco und Österreichs Künstler jedoch generell immer drauf hatten, war ein guter (oft morbider) „Schmäh“. Dieser funktioniert halt nicht in der aalglatten Welt der Popmusiker. Angefangen hat es mit dem seligen Hans Moser „wi nemma ma em den“, weiter gings mit dem genial, bösen Helmut Qualtinger bis zu den heutigen Kabarettisten. Österreichs Musiker vertonten kongenial diese geistige Haltung. Heller, Danzer, Hirsch, Ambros (die frühen Sachen) & Fendrich (die ganz frühen Sachen) kopierten keine Formate aus dem Ausland - wie es heute der ORF verzweifelt versucht - sondern schufen eigenständige und aufregende Popkunst.
Aber nicht nur die Alten konnten es. Seit 20 Jahren blüht eine lebendige Indie-Szene in der Alpenrepublik. Kruder & Dorfmeister setzten mit ihrer entschleunigten Kaffeehauselektronik musikalische Duftmarken, welche bis in die USA und Asien reichen. „Heinz aus Wien“ befreiten Pop von der Betroffenheit und brachten (mehr oder weniger) eine Indie-pop-welle in die Gänge. Heute tummeln sich spannende Bands wie „Ja, Panik“ & „Bunny Lake“ neben Ausnahmekünstlern wie „Soap & Skin und sorgen international für Furore. Aber das interessiert beim ORF niemanden. Die Rotfunkmafia bastelt weiter am österreichischen Popstar nach internationalem Muster und bedient sich dabei peinlicher Castingformate aus dem Ausland.
Bei „Wir sind Kaiser“, hat der ORF bewiesen das heimische TV-Formate erfolgreich sein können. Es gibt viele Talente in diesem Land. Aber solange der ORF unter Bildungsauftrag versteht, einem untalentiertem Marktschreier ein Societymagazin namens "Chillie" zu finanzieren, gibts halt kein Geld & Sendezeit für Österreichs wirkliche Talente. Und der Wrabetz redet schon von seiner Wieder-Kanditatur, weil ihm der Job so gut gefällt. Wenigstens hat ER Spass.
Andi Bauer
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