Sunday Morning Coming Down - die Kolumne
Ein paar Freunde haben mich aufgefordert über den „Lifeball“ zu bloggen. Ich fürchte, daß ich da der Falsche bin. Ich kenne mich nicht aus um was es da geht. Die reden dauern davon, daß Sie gegen Aids kämpfen wollen und dann ziehen Sie sich so an als ob Sie um eine Ansteckung fast betteln würden. Das Alles verwirrt mich sehr. Außerdem bin ich intolerant, weil ich zu vielen der gefeierten Klimaxe dieses Ereignisses eine andere Meinung habe.
Im Kurier steht, daß beim Lifeball die „Liebe“ gelebt wird. Leider gibt es keine ausreichende Erklärung welche Art oder Abart der Liebe damit gemeint ist. Und während vom Bundespräsidenten abwärts jeder Promi, Wichtigtuer und Journalist den Lifeball für den obersten Maßstab an Toleranz und Gutmenschentun preist, drängen sich mir einige bescheidene Fragen auf:
Nehmen die ganzen Prominenten & Schreiberlinge ihre Kinder zum Lifeball mit um dann auf die Bühne zu den Dragqueens zu zeigen um den Kinderchen Vorbilder zu präsentieren: „Mein lieber Bub, ich möchte daß du auch so wirst wenn du groß bist“? (DAS wäre zumindest konsequent)
Ist der Wiener Bürger und Steuerzahler damit einverstanden, daß der Lifeball im Rathaus abgehalten wird, oder ist es eh schon jeden wurscht was der Häupl mit der unserer Hauptstadt aufführt?
Wer kämpft jetzt genau wann und vor allem WIE gegen AIDS?
Wird beim „Gipfeltreffen der Toleranz“ auch toleriert, daß Menschen eine andere Meinung zum Lifeball haben dürfen, oder werden Diese wie bisher medial gekreuzigt?
Ist das verschleudern von Kondomen gegen AIDS der „Weisheit letzter Schluß“?
Darf man zum „Lifeball“ als biederer Familienvater auch hingehen oder wird das nicht so gerne gesehen.
Und zu guter letzt – wenn muß ich anrufen, daß Alfons Haider & Gery Keszler die heurige Staffel von „Dancing Stars“ gewinnen?
Auf Antworten freut sich
Andi Bauer
3 Kommentare:
pointiert passend ... es lebe die freiwillig gewählte Dummheit ... aber es ist erschreckend, wie die Obrigkeit "Brot und Spiele" und das "gespielte Mitgefühl abgebrühter Gutmenschen" ungestraft inszenieren dürfen.? Na Ja, es passt ja so gut zu den Sozialisten, die zwar den Kapitalismus und Konsumismus anprangern, aber als oberste Banker und Politiker feudale fette Gehälter kassieren. "Brot und Spiele" in Wien unter der Herrschaft von Nadelstreifsozialisten bedeutet für den Wiener: Parkpickerl nebst allen anderen Steuern, die Stadtkassen um satte 50 Millionen Euro jährlich füllen !!!! Der Bürger braucht keinen Life Ball und keine Parkpickerl, sondern Bildung und Jobs! Zum Stadtbild in Wien nach dem Motto "Brot und Spiele" passt auch - neben dem Life Ball - die immer größer werdende Anzahl von ADMIRAL Spielbuden, die sich tatsächlich im Eigentum der Stadt Wien befinden. Es ist zwar eindeutig bekannt, dass die Spielsucht dramatisch zunimmt, als eine Form der Flucht aus der traurigen Wirklichkeit, ohne Joboptioen oder bei bestehnden Jobs wegen katastrophalen Gehältern unter der Armutsgrenze. Aber die amtierenden Gutmenschen zocken als Vertreter der "roten Klassenkämpfer" die Süchtigen voll ab, in der gleichen Form wie man/frau es eigentlich dem Klassenfeind auf der anderen Seite vorwirft. Aber vermutlich ist das ein kalkulierter Teil des Brötchen- Spiels! Das Volk scheint das Spiel zu genießen bzw. noch zu dulden. Warten wir ab bis der Euro Verfall von Griechenland, Portugal, Spanien und Italen auf Österreich übergreift, ob dann das Volk endlich dem bunten Treiben ein Ende bereiten wird?
die erste frage ist die beste und treffendste.
und der anonyme kommentar gefällt mir auch.
Lieber Andi,
ich lese deinen Blog noch nicht lange, aber diesmal möchte ich mich zu Wort melden. Ich möchte meine Gedanken zu deinem Lifeball-Eintrag äußern, das kann und will ich einfach nicht so stehenlassen.
Aussagen wie „die ziehen Sie sich so an als ob Sie um eine Ansteckung fast betteln würden“ sind meiner Meinung nach nicht tragbar, wenn wir auf reifer und toleranter Ebene diskutieren wollen. Ich nehme das als deine persönliche Meinung, als solche muss ich sie akzeptieren. Ich kann mir nur nicht vorstellen, wo der Konnex zwischen Kleidung/Outfit und der Bitte nach einer Ansteckung mit einer todbringenden Krankheit ist? Umgekehrt: Wie müsste ich mich anziehen, damit mich jemand ansteckt?
Das klingt nach Sodom und Gomorrha, nach moralischen Normen, nach Anstandsregeln. Der Lifeball ist ein großes Fest, ein Abend an dem gefeiert wird, obwohl jedes Jahr so viele Neuansteckungen mit HIV/AIDS stattfinden. Das Leben gehört gefeiert. Und wie die Gäste sich für die Party anziehen, ist Geschmackssache und bleibt persönlich. Oder wollen wir ihnen vorschreiben, was sie anziehen sollen?
Du sprichst von „Art oder Abart der Liebe“ – was genau meinst du damit? Die Gäste, die sich abartig anziehen? Oder geht es darum, mit wem sie nach Hause gehen? Klar, die Lifeball- und Anti-Aids-Bewegung hat ihre Ursprünge in der Schwulen-(und Lesben)-Community, aber es ist lange her, dass man Aids als „Schwulenseuche“ abtun wollte. Aids geht uns alle an, egal wen wir lieben. Und Liebe soll nicht gewertet und hierarchisiert werden, solange sie die gesetzlichen Grenzen nicht überschreitet (Sex mit Tieren oder Schutzbedürftigen, also Kindern sind und bleiben zu recht illegal!).
Wenn du zynisch fragst, ob die Promis ihre Kids mitnehmen, und weil sie doch so tolerant tun, gleich fordern, dass ihr Nachwuchs später Dragkünstler wird – erstens, wäre es nicht schlecht, wenn man seine Kinder so erzieht, dass sie wissen, was es alles gibt auf der Welt (dazu muss ich sie nicht auf den Lifeball nehmen!) und dass es okay ist, wenn sie so ein Leben leben wollen würden. Das verlangt aber auch von den Eltern echte Toleranz und Courage zur Vielfalt. Die Welt ist bunt und ich kann meinem Kind nicht einfach eine schwarz/weiß Brille aufsetzen, um es zu schützen. Schwule, Lesben, Drags und Trans* sind Menschen wie du und ich, sie haben Ziele und Wünsche wie wir. Und einmal im Jahr feiern ein paar von ihnen ein grelles, buntes Fest. Und?
Was der, der/die Wiener Bürger_in konkret zahlt, kann ich dir nicht sagen. Der Lifeball hat nur schon so eine lange Tradition und so viele Erfolge (auch kommerzielle!!) eingefahren, dass sie sich das Rathaus als Location verdient haben. Der Lifeball ist als Wiener Produkt weltweit bekannt, den Rang kann man ihnen nicht abdiskutieren.
Oder willst du sie in irgendeinen Gemeindesaal nach Tribuswinkel umsiedeln, weil sie nicht in den Kram passen? Dann machen wir dasselbe bitte auch mit dem Opernball. Der nervt mich ehrlichgesagt mehr…
Und: die ganze Diskussion über die „schwulen“ Tänzer von „Dancing Stars“ zeigt doch, dass Österreich nicht so weit ist, wie es immer tut. Tatsache ist, dass 10 % der Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben. Diese Realität können wir nicht leugnen, wenn wir eine Demokratie sind, müssen Schwule und Lesben mindestens sichtbar sein.
Ich hoffe du siehst diesen Kommentar (wenn auch nicht so positiv wie die meiner Vor-"Redner") als etwas nicht rein Kritisches, sondern als etwas durchaus Konstruktives.
Alles Liebe, Natalie
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