Sharon Jones & the Dap Kings live in München am 22. 10. 2010
In Österreich hört man öfters von einem Kirchensterben, von leeren Gotteshäuser und einem Rückgang der Gläubigen. Ein Problem welches sich leicht lösen lässt. Man müsste nur die Soulgranate Sharon Jones und ihre Band – the Dap Kings - für Auftritte in den heimischen Gotteshäusern engagieren. Die Buden wären im Handumdrehen wieder voll. Dies könnte jedoch zu einer anderen viel folgenschwereren Konsequenz führen. Ein Konzert von Sharon und ihrer Band verlassen die Besucher so beseelt und befreit, dass Sie danach vielleicht nie wieder eine Kirche brauchen. Es ist diese unvergleichliche und wahrhaftige Freude welchen den Hörer bei diesen Konzerten erfasst. Eine Freude die nur mit dem paradiesähnlichen Zustand zu vergleichen ist, welchen Adam & Eva genossen haben, bevor sie vom Gottvater aus dem selbigen vertrieben wurden. Seitdem irrt der Mensch durch die Geschichte auf der verzweifelten Suche nach dem ursprünglichen Glück und versucht seine Leere durch Konsum, Drogen und andere vermeintliche Abkürzungen zu füllen. Alle bisherigen Versuche des lieben Gottes den Menschen durch Propheten und Religionen aus seinem geistigen Gefängnis zu befreien, können als gescheitert betrachtet werden. So blieb dem Allmächtigen nur mehr ein allerletzter Weg – die Musik. Nicht irgendeine Musik – Soulmusik.
Es war der größte Sänger des 20. Jahrhundert – Sam Cooke – der diesen Erlösungsprozess einleitete. Sam Cooke war, wie die meisten schwarzen Sänger, ein Gospelsänger. Er war es, der zwei der größten historischen Gegensätze verband und daraus einen neuen heiß brennenden Musikstil schuf. Sam Cooke vereinigte Religion mit Sex. Er verband das Preisen und Loben Gottes in der Gospelmusik mit den Freuden der irdischen Liebe. Soulmusik war geboren und viele Propheten folgten um diese neuen Wahrheit den Menschen zu verkünden. Und sie taten das nicht mit Feuer und Schmerz sondern mit Rhythmus, Leidenschaft & Seele. James Brown, Aretha Franklin, Ray Charles, Tina Turner, Al Green, Otis Redding, Wilson Pickett & Mavis Staples brachten die Gospel in die ganze Welt. Und wir Europäer, emotional gelähmt, kopfgesteuert und freudlos dahin fristend können nur dankbar sein, dass es diese Musik gibt.
Die aktuelle Hohenpriesterin des Soul heißt Sharon Jones kommt aus Georgia und katapultiert mit ihrer Band den Soul der 60er Jahre ins 21. Jahrhundert. Am Freitag hatte ich die Gelegenheit ihrem Konzert in München beizuwohnen, welches zu einer Messe ausartete und ausschließlich bekehrte Seelen in die Nacht entließ. Sharon fegte und jubilierte über die Bühne als gelte es mit ihrer Band einen kollektiven Exorzismus durchzuführen. Die Frau tanzte, sang und frohlockte. Begleitet wurde Sie von den Dap Kings eine Band die so präzise spielt als gelte es mit Rasierklingen Atome zu spalten und zugleich eine entspannte Lockerheit an den Tag legt welche nicht mal in Wiener Kaffeehäusern zu finden ist. Mein Gott. Wenn Bruce Springsteen könnte, er würde sofort diese Band engagieren und seine E-Street Band wie räudige Hunde in die Wüste schicken. Sharon Jones & the Dap Kings bewiesen auf eindrucksvolle Weise warum man diese Musik Soulmusik nennt. Weil diese Musik die Seele befreit. Ich muss jetzt aufhören zu schreiben. Muss tanzen gehen und Seele befreien…………….
Andi Bauer
Ps.
HIER ein Konzert von Sharon Jones & the Dap Kings
3 Kommentare:
sharon ist cool
Halleluja!
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