Was tun wenn die Karriere als Popmusiker stockt und keine neuen Ideen für Lieder da sind. Man aktiviert den 6-Punkte Plan. Dieser ist bewährt und beliebt.
1. Ein Best-of Album mit alten Hits. Klappt meistens, besonders wenn der Weihnachtsmann vor der Tür steht.
2. Ein Livealbum. Ist nicht jedermanns Sache, vor allem sollte man den Ruf haben auch gute Konzerte zu geben.
3. Ein Unplugged-Album. Einfach den Stecker rausziehen und die alten Hits im neuen Gewand präsentieren. Schafft in der Regel Zeit und ein bisschen Luft.
4. Eine Reunion mit – wenn vorhanden – der alten Band. Der Robbie haut sich auch gerade wieder mit den alten Kumpels von Take That zusammen. Wenn möglich, ein todsicheres Rezept.
5. Eine CD mit Weihnachtsliedern.
6. Und für die ganz verzweifelten – eine Kooperation mit einem Symphonieorchester. „Pop meets Klassik“ heißt das dann.
Sting muss sehr verzweifelt sein, denn er hat in den letzten Jahren den 6-Punkte Plan vollständig umgesetzt.
2001 veröffentlichte Sting sein Unplugged-Album. Live aufgenommen in seinem Haus in der Toscana. Die geladene High Society schlürfte dazu Krabben & Prosecco und klatschte höflich. So klingen die Lieder dann auch – oberflächiges Gedudel für gelangweilte Yuppis. Dann folgte 2003 sein bislang letztes Studioalbum mit selbstgeschriebenen Liedern. Das Werk hieß „Sacred heart“. Der Titel passt zur Musik – wichtigtuerisch und langweilig. Danach kam (wieder mal) ein Best-Of Album und eine CD mit klassischer Musik. 2007 folgte eine zweijährige Reunion-Tournee durch die Stadien dieser Welt mit seiner alten Band Police. Zur Tour gab es eine Police Best-Of CD, danach eine Live CD von der Tournee. Anschließend folgte eine CD mit Liedern über Weihnachten und den Winter – schnarch. Stings Welteroberung läuft auf allen Kanälen aber ohne interessante Musik. Mitbewerber wie U2 oder Bon Jovi geben sich wenigstens Mühe ein paar neue Lieder aufzunehmen. Der neueste Streich von Sting ist eine CD mit seinen alten Hits, eingespielt mit einem Symphonieorchester. Das Machwerk erschien heuer im März und ist schlimmer als Fahrstuhlmusik. Natürlich ging Sting gleich mit dem kompletten Orchester auf Tournee – im November gibt’s ein Konzert auch in Wien. Inzwischen gibt es auch schon die Live-CD vom Konzert in Berlin. Ein Drama und der kreative Verfall eines einstig Großen. Denn irgendwann machte der Mann mal wirklich gute Musik.
Vor seiner großen Musikkarriere war Sting Lehrer. Somit verwundert es nicht, dass der Kerl immer schon ein bisschen „obergscheit“ rübergekommen ist. Sting wusste immer was Sache ist. Er hat schon Hektarweise Regenwald gekauft und gerettet als Al Gore noch die Papierkübel im Office der Demokraten auslehren musste. Seine Soloplatten waren somit meist belehrend, ernsthaft und so gar nicht lustig. Die Alben hießen dann auch „The Soul Cages“ & „Mercury falling“ oder zitierten gleich Shakespeare wie „Nothing like the sun“. Bei Sting war Popmusik immer ein bisschen wie nachsitzen – zuhören, büffeln und schweigen.
Seine Kollegen Stuart Copeland und Andy Summer von der gemeinsamen Band Police hatten damals noch Einfluss auf Sting und fungierten als gesundes Korrektiv. Das ist leider schon lange vorbei. Bessere Songs als in den sechs Jahren mit Police schrieb der Pauker nie wieder. Solo ging er dann gleich mal mit Jazzmusikern auf Tournee verlor sich in verlogener Weltmusik und langweilte seine Fans mit durchschnittlicher aber dafür umso bedeutungsschwangere Musik. Zu dieser Zeit (1985 – 2000) konnte man Sting zumindest irgendwo zwischen Phil Collins, Eric Clapton & Rod Stewart platzieren. Die Kerle stören nicht wirklich, veröffentlichen alle paar Jahre ihre Reißbrettproduktionen und liefern den notwendigen Soundtrack für Armani, Duftwässerchen und Lifestyle. Aber in den letzten Jahren funktionierte nicht mal das mehr. Der Mann langweilt nur noch und verwundert seine letzten treuen Fans.
Aber wer will es dem eitlen Gockel schon sagen. Denn jeder der mit Lehrern zu tun hatte weiß, dass Schweigen Gold ist. Die Kerle haben immer recht.
Andi Bauer
1 Kommentar:
schon wieder mal witzig.
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