11. August 2009

Heiß & Kalt

Public Enemies  von Michael Mann   derzeit im Kino

 

Michael Mann hat 1995 mit Heat seinen bislang besten Film gedreht. Heat ist ein dichtes, spannendes Actiondrama welches bei seinen Figuren in die Tiefe geht. Einer der besten Cop-thriller überhaupt. Sein neuer Film Public Enemies ist, wenn man so will, ein Remake von Heat. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Film auf wahren Begebenheiten basiert während Heat reine Fiktion ist. Erstaunlicherweise bleibt Heat nicht nur der bessere Film, er wirkt auch realistischer und wahrhaftiger. Die Geschichte von John Dillinger welche in Public Enemies erzählt wird ist durchwegs interessant und beinhaltet auch genug Stoff für einen Film. Publik Enemies spielt in den 30er Jahren des 20 Jahrhunderts, orientiert sich aber all zu stark sowohl im Rhythmus wie auch mit seinen Figuren an Heat. Nicht nur das Mann sich selbst zitiert und bei seinen eigenen Filmen klaut – er macht es nicht mal richtig. Johnny Depp spielt John Dillinger einen – so sagt es zumindest die Legende – sympathischen Bankräuber welcher in den 30er Jahren zum Staatsfeind Nr.1 wurde und zur Zielscheibe für das neu gegründete FBI. Der Film schafft es leider nicht für Dillinger und seine Geschichte zu begeistern. Die Raubzüge wirken routiniert und sind spannungsarm, Dillingers Beziehung zu seiner großen Liebe Billie ist flach und unglaubwürdig und die angeblich starke Loyalität unter den Gangmitgliedern wird nur angedeutet und ist nie spürbar. Johnny Depp bleibt als John Dillinger distanziert und schafft es nicht das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Noch schlimmer präsentiert sich die Gegenseite. Die FBI Agenten bleiben Gesichts und konturenlos. Angeführt von einem unsympathischen Melvin Purvis dargestellt von einem unmotivierten Christian Bale auf Autopilot.  Bale grummelt sich stoisch und emotionslos durch seine Rolle. Mit keiner Bewegung oder Mimik vermittelt der Charakter das Gefühl Dillinger fassen zu wollen. Keine Spur von einer Leidenschaft wie sie Al Pacino in Heat zeigte, und diesen Vergleich muss sich Michael Mann gefallen lassen wenn er schon ungeniert sich selbst zitiert.

So stolpern die FBI Agenten immer wieder scheinbar zufällig in Dillingers Bande und verpassen diese auch, sei es aus Schlamperei oder Inkompetenz. Christian Bale galt noch vor einigen als Hoffnungsträger – heute gönnt man ihm nur noch eine Pause und ein paar „kleine“ Filme. Regisseur Mann schafft es auch nicht seine durchwegs kompetente Darstellerriege in Szene zu setzen. Die Figuren verschwimmen in einem grauen Meer aus Mänteln, Hüten und Nebel und werden dabei von einer fahrig wackeligen Kamera verfolgt. Das einzige was beim Zuseher positiv hängen bleibt ist die hervorragende Ausstattung. Autos, Kostüme, Bauten und Einrichtungen schaffen es den Geist der 30 Jahre lebendig zu werden. Schön, aber nicht genug um einen Film als gelungen zu bezeichnen.

Das wirklich traurige an Public Enemies ist nicht etwa die verschenkte Gelegenheit sondern die schleichende Gewissheit das Regisseur Michael Mann sein kreatives Pulver inzwischen verschossen. So war sein letzter Ausrutscher Miami Vice (2006) noch verzeihliches Bubenkino mit viel Style, schönen Menschen, glatter Oberfläche, jedoch ohne Substanz. Bei Public Enemies scheint das Ende der kreativen Fahnenstange für Michael Mann jedoch endgültig erreicht zu sein. Das ist das wirkliche Drama.

 

Andi Bauer

 

 

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