6. August 2009

Everlasting Everything


Wilco sind derzeit die beste Band aus den USA. Seit ihrem Debütalbum 1994 hat sich die Band entwickelt, an ihren Songs geschraubt, den Sound variiert und jetzt stehen Sie plötzlich im Mittelpunkt, als Musiker welche offensichtlich alle Versprechen einlöst, auch jene die nie gegeben wurden. Das neue Album ist von einer kompakten Größe, durchdringenden Schönheit und beinhaltet eine nachhaltige Magie welche unweigerlich in den Bann zieht. Ich habe mich nach über 20 Durchläufen immer noch nicht satt gehört und freue mich, während gerade im Hintergrund deeper down von der Platte läuft bereits auf die nächste Gelegenheit in diese außergewöhnliche Musik einzutauchen. Wie in einen klaren Bergsee an einem heißen Augusttag, wo die Kombination aus frischem Wasser und strahlender Sonne die Kraft hat alle Sorgen schmelzen und vergehen zu lassen.

Das erste Lied hat den rührenden Titel Wilco ( the Song) und kommt daher, also ob ein gelaunter Neil Young versucht einen Song vom White Album der Beatles zu spielen. Im Refrain singen die Kerle „Wilco loves you“ und man glaubt ihnen sofort. Nach dem witzigen aber musikalisch noch holprigen Einstieg umschlingt der nächste Titel gleich wie die lang verloren geglaubte Lieblingsdecke an einem kalten Wintermorgen. Deeper down startet mit einer warmen akustischen Gitarre serviert bereits nach Sekunden den betörenden Refrain. Jeff Tweedy singt „deeeeper down“ und Neil Cline`s Slidegitarre nimmt den Song auf und trägt ihn in ein fernes Feenreich und den unvorsichtigen Hörer nimmt er gleich mit – für immer möglicherweise. Nach so vielen Tausenden Gitarren in der Rockmusik ist es erstaunlich das es noch Gitarristen gibt die mit einer Frische begeistern können also ob dieses Instrument gestern entdeckt wurde. One wing verweilt noch eine Weile im Feenreich während Bull Black nova aus den Träumen reist und mit verzerrt elektronischen Klängen auf den Boden zurückholt. Danach kommt der Hit der nie einer werden wir weil die Ignoranten in den Formatradiostationen schon lange für Schönheit taub sind und ihre endlose „Pink - Reamon - Lady Gaga - Schleife spielen als ob es nichts anderes gäbe. Wir wissen es natürlich besser. You an I ist ein Duett mit der großartigen Feist und einen besseren Titel für den Heimweg um drei Uhr morgens wird es heuer nicht mehr geben. Zur Einstimmung gibt’s einen Clip von einem Auftritt bei der Letterman Show.

Dann folgt noch das zärtlich zerschossene Country disappeared, das von Streichern umwebte Solitaire, das trotzig, kraftvoll hoffnungsvolle I´llfight. Sonny feeling stolpert wie ein verlorener Countryrocker durch die Platte und den Abschluß bildet das elegische Everlasting Everything. Und immer dabei Neil Clines entrücktes Gitarrenspiel. Und das ist sie aus – die neue CD von Amerikas bester Band – und man beginnt das Teil sofort wieder von Anfang zu hören. What else – würde George Clooney sagen.

Andi Bauer

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