A Camp Colonia
Den Schweden ist es irgendwie gelungen die Popformel zu knacken. Musiker aus dem Königreich im hohen Norden scheinen die Ohrwürmer nur so aus den Ärmeln zu schütten. Es mag ja sein das nach dem „Mamma Mia“ - Film die omnipresenten Abbahits bereits an den Nerven zerren. Doch aus nüchterner Distanz betrachtet hat das schwedische Quartett zeitlose Melodien der Welt überlassen. Und an den gefinkelten und oft genialen Arrangements beißt sich heute noch so manche Coverband die Zähne aus. So leicht zum nachspielen sind die so sie leichtfüßig klingenden Hits dann doch nicht. Abba waren nur die Vorhut, viele großartige schwedische Musiker eroberten seitdem die Welt. Der jüngste und musikalisch beständigste Schweden-Export sind die „Cardigans“, welche seit 1994 die Menschheit mit unwiderstehlichen Popsongs beglücken. Die Sängerin der „Cardigans“, Nina Persson leistet sich sogar den Luxus ein Nebenprojekt als Hobby zu betreiben. „A Camp“ heißt ihre Zweit-Band und hat mit Colonia soeben ein neues Album am Start. Während der Erstling aus dem Jahr 2001 noch in zarten amerikanischen Folkgefilden tapste macht der Neuling eine Rolle Rückwärts in die fröhlichen Klänge der 60er Jahre ohne jedoch auch nur mit einem Ton antiquiert zu klingen. Es sind entzückenden Melodien welche auf die Blumenwiese schielen, untermalt mit wohltemperierten Bläsern und Streichern. Im Zentrum stehen die Gitarren welche ein entspanntes „Sixties Feeling“ verströmen und Nina`s entzückender Gesang. So süßlich die Melodien den Hörer verzaubern handelt es sich hier keineswegs um „Easy-listening“. Denn bei den Texten von „A Camp“ verhält es sich ähnlich wie bei den „Cardigans“. Neben skurrilen Geschichten und Begegnungen - wie zum Beispiel die mit einem Bären „Bear on the Beach“ - tun sich auch Abgründe auf. Die dunklen Seiten der Liebe werden behandelt und verhandelt. So singt Nina im wunderschönen „Stronger than Jesus“:
“Don’t you know love is stronger than Jesus? Don’t you know love can kill anyone?”
Das die schmerzhaften Worte hier mit einer unwiderstehlichen Melodie und einem Mitsingchorus den Hörer umschmeicheln ist umso perfider. Ja die Schweden, leben in einem schönen Land mit langen Tagen aber vermutlich auch mit vielen dunklen Kellern voller Einsamkeit. Auch Abba verbargen hinter ihren „Melodien für Millionen“ oft Texte von tiefster Traurigkeit, wie in ihrem Hit: „One of Us“
One of us is lonely - Waiting for a call
Sorry for herself, feeling stupid feeling small
Wishing she had never left at all”
Schön das sich zumindest die Musik der Schweden ohne Reue genießen lässt. „Colonia“ von A Camp wird Euch verlässlich durch den Sommer begleiten.
Andi Bauer
1 Kommentar:
schatzi! der anfang ist genial geschrieben. (dann sind mir die wörter zu viel geworden)
du überrascht mich immer und immer wieder.
küsschen.
ri
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