Der seltsame Fall des Benjamin Button von David Fincher seit 31.1. im Kino
Es gibt ihn noch – das seltene Wunderwerk von Film welche den Zuseher verblüfft, nachdenklich macht und emotional aufgewühlt in die kalte Nachtluft entlässt.
Es fällt schwer nach einer Vorführung von „Benjamin Button“ über den Film zu reden, über den Inhalt zu reflektieren und zu diskutieren. Unweigerlich spürt man, was Großes gesehen zu haben und möchte dies nicht gleich durch intellektuelle Analysen bewerten. Der Film braucht Zeit für nachher, um zu wirken sich auszudehnen. „Benjamin Button“ ist nicht nur ein großartiger Film der Geschichte schreiben wird - er wird auch zu einem Spiegel der menschlichen Seele.
Brad Pitt spielt Benjamin Button, ein Mensch der jünger wird. Mit dem Bewusstsein eines Neugeborenen im Körper eines Greises geboren, wächst das Kind im Altersheim auf. Während - wie es für Kinder üblich ist - Benjamin damit beginnt zu entdecken und zu spielen, verjüngt sich sein Körper mit jedem Tag.
So absurd diese Geschichte auch klingt, vermittelt Sie gerade aufgrund der diametralen Entwicklung von Bewusstsein und physischen Möglichkeiten den Wert des Lebens und die Bedeutung des glücklichen Augenblicks. Fincher erzählt die Geschichte mit ruhigen fast meditativen Bildern, nimmt sich viel Zeit die Tiefe seiner Figuren auszuloten und schafft es ohne große Erklärungen Botschaften zu vermitteln. Es geht nie darum warum Benjamin so ist, sonder immer nur darum was er aus seinem Leben macht. Der Film ist auch ein Fest der Schauspieler. Brad Pitt spielt die Titelrolle überzeugend und bewegend, ihm zu Seite agiert Cate Blanchett welche sich erneut als beste Schauspielerin Ihrer Generation empfiehlt. Bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt trägt das hervorragende Ensemble die Geschichte über 180 Minuten. „Zu lange“, meinten viele amerikanische Kritiker. Natürlich, und Goethes Faust ist zu dick und auch Mozart hat zuviel komponiert. Regisseur Fincher nimmt sich die Zeit, die er für seine Geschichte braucht und es ist eine Wohltat dieser Entfaltung beizuwohnen.
Viel wurde auch im Vorfeld über den Film berichtet. Sei es die unglaublichen Spezialeffekte welche Pitt überzeugend zum alten Mann verwandeln, oder das der Film mit 13 Nominierungen der heißeste Anwärter für die Oscars ist. All diese Dinge sind nicht wirklich wichtig, und es ist völlig egal wie viele Oscars Benjamin Button kriegt, wie viel Geld der Film einspielt oder welche technischen Kunststücke auf der Leinwand zu sehen sind.
Es ist bedeutungslos weil der Film eine Geschichte erzählt welche in der Lage ist die Zuseher tief im Herzen zu berühren.
Größere Kunst gibt es nicht.
Andreas Bauer
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