Der Mann der niemals lebte von Ridley Scott seit 20.11.08 im Kino
Ridley Scott scheint jedes Genre zu beherrschen. Sei es Gangster (American Gangster),
Cineasten und Kritiker werfen dem 71 Jährigen wiederholt biederes Handwerk und Mutlosigkeit vor. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Scott ist ein exzellenter Handwerker und versteht die Bildsprache des Kinos. Er stellt sein visuelles Talent jedoch nicht in den Vordergrund sondern stützt damit die Geschichte und die Darstellung der Charaktere. Er setzt nicht auf verschlüsselte Botschaften und symbolische Bedeutung sondern erzählt seine Geschichten geradlinig. Einfachheit bedeutet nicht gleich einfältig und können ist manchmal mehr als Kunst.
In seinem aktuellen Film widmet sich der Regisseur dem Nah-Ost Konflikt und dem „War of Terror“ und stemmt mit Bravour dieses komplexe Thema. Scott wertet und urteilt nicht sondern zeigt handelnde Menschen in komplizierten und unübersichtlichen Strukturen. Leonardo DiCaprio spielt mit Esprit den Feld Agenten Roger Ferris. Dieser operiert zwischen dem Irak, der Türkei und Jordanien auf der Suche nach Informationen um mögliche Terroranschläge zu vereiteln und an die Drahtzieher ranzukommen. Dafür wird integriert und manipuliert – Trau schau wem. Seine Befehle erhält er vom CIA- Nahost Verantwortlichen Ed Hoffmann. Russell Crowe spielt den übergewichtigen, selbstherrlichen Bürokraten mit einem hoffnungsraubenden Zynismus. Hoffmann lässt arabische Helfershelfer und Informanten gleichgültig fallen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden und liefert diese damit indirekt der sicheren Folter und Tod aus. Verräter haben unter ihren arabischen Landsleuten keine Zukunft. Eine weitere Schlüsselrolle spielt der jordanische Geheimdienstchef Hani dessen Regierung offiziell die USA unterstützt. Dieser setzt in der Zusammenarbeit mit Ferris auf klassische Werte wie Loyalität, Vertrauen und Ehrlichkeit. Ein schier unmögliches Unterfangen, den dessen Boss Hoffmann spielt in Washington ein doppeltes Spiel. Die Folgen sind fatal.
Ridley Scott zieht keine moralischen Grenzen und malt keine Schwarz Weiß Bilder, er zeigt Menschen die versuchen in einer aus den Fugen geratenen Welt das – vermeintlich - Richtige zu tun. Body of Lies (so der Originaltitel) ist in den USA bitter gefloppt. Zu offen und schmerzhaft scheint die Wunde für die Amerikaner noch zu sein. Der Film hätte sich Zuseher verdient weil er sich dem schwierigen Thema von der richtigen Seite annähert. Eine Bertachtung von Innen ohne zu verurteilen.
Andi Bauer
Die wichtigsten Filme von Ridley Scott
Alien Teil 1 1979
Blade Runner 1982
Black Rain 1989
Thelma & Louise 1991
Gladiator 2000
Hannibal 2001
Black Hawk Down 2001
Tricks 2003
Königreich der Himmel 2005
Ein gutes Jahr 2006
American Gangster 2007
Der Mann der niemals lebte 2008