Operation Walküre von Bryan Singer ab 23.01.2008 im Kino
Das war wieder mal ein Wirbel im Vorfeld. Seit im Sommer 2007 die Dreharbeiten für den Film Walküre – das Stauffenberg Attentat in Berlin begannen rissen die Meldungen nicht ab. Wird Hollywood dem „deutschen – Thema“ gerecht? Ist Tom Cruise die richtige Besetzung und überhaupt, darf ein Scientologe den Stauffenberg spielen. Stauffenbergs Sohn äußerte schwerste Bedenken bezüglich der religiösen Ausrichtung von Herrn Cruise. „Ein Scientologe sollte meinen Vater nicht spielen“ meinte Er in der Süddeutschen Zeitung. Der gute Mann hat leider auch nicht viel von der Geschichte gelernt. Regisseur Bryan Singer – selbst jüdischer Herkunft – verstand die in Deutschland stattfindende Diskussion, nach eigener Aussage überhaupt, nicht und hatte seine eigenen Probleme. Sein letzter Film „Superman Returns“ war kein großer Wurf und Singer brauchte einen Hit.
Noch enger wurde es für Cruise. Vor drei Jahren stieg der ewige Sunnyboy in das renommierte United Artist Studio als Vizepräsident ein und produzierte bisher nur den Flop „Lions and Lambs“. Ein Misserfolg könnte Cruise Karriere empfindlich beschädigen.
Diese Gefahr ist vorerst gebannt. „Walküre“ ist trotz des schwierigen Themas – deutsche Nazioffiziere als Helden – in den USA ein Hit. Die Amerikaner stürmten überraschend die Kinos und wollten die Geschichte über das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler sehen. Es ist zu erwarten, dass der Film in Europa noch mehr Besucher generieren wird. Der Streifen hat den Erfolg auch verdient. Natürlich werden besser wissende Historiker genug Haare in der Suppe finden und Kritiker bemängeln den zu lockeren Umgang mit dem tragischen Stoff. All das liegt, wie so oft, im Auge des Betrachters. „Walküre“ ist ein Hollywood Film welcher ein historisches Thema behandelt und keine Dokumentation. Wer mehr oder anderes erwartet ist selber schuld. Natürlich ist Tom Cruise nicht die beste Wahl Stauffenberg zu spielen – ein neues, unverbrauchtes Gesicht in der Hauptrolle hätte dem Film sicher besser gestanden. Geschenkt. Abgesehen davon ist Walküre ein ausgezeichneter historischer Thriller welcher erneut aufzeigt das während dem 2. Weltkrieg auch in Deutschland Menschen versuchten das „Richtige“ zu tun, und sich Hitler entgegen stellten. Der Film ist handwerklich hervorragend gemacht, es geling Bryan Singer bis zum Ende den Spannungsbogen zu halten. Das ist wahrlich eine Kunst, bei einer Geschichte deren Ausgang jedermann kennt. Walküre ist auch ein Lehrfilm für alle Systemkritiker und Weltverbesserer. Denn es ist eine Sache die Fehler der Vorväter zu kritisieren, und es ist eine Andere, Schritte dagegen zu setzen. Besonders wenn der Preis dafür immens hoch sein kann. Wir können dankbar sein, in einer Zeit und in einer Region zu leben, in der es nicht das Leben kosten muss gegen das bestehende System zu rebellieren.
So zeigt Walküre nicht nur die Grenzen der Widerständler auf, welche versuchten Hitler zu stürzen, sondern zieht indirekt auch eine Grenze für zeitgenössischen Kritiker. Fazit: Kritisiere Andere nur dann, wenn du dir sicher bist ist einer ähnlichen Situation besser zu handeln. Aus diesen Gründen ist „Walküre“ ein mehr als sehenswerter Film.
Andreas Bauer