Als die Beatles ihr letztes Album „Let it Be“ veröffentlichten war die Enttäuschung groß. Die Band war bereits zerbrochen und die Musiker in alle Winde verweht. Das Album - ein schwachen Schatten der Hochblüte - die mit „Rubber Soul“ begann und über „Revolver“ bis zum „White Album“ und „Abby Road“ führte. Enttäuschung ist immer die Folge falscher oder zu hoher Erwartungen. Letztlich hebt sie die eigene Täuschung auf.
So gesehen
ist auch „The Dark Knight Rises“ eine Enttäuschung. Nach dem nahezu perfekten „Bat
Begins“ von 2005 und dem fulminanten „The Dark Knight“ von 2008, lagen die Erwartungen für das dritte Batman-Abenteuer
von Regisseur Christopher Nolan in unnatürlich hohen Sphären. Nolan hat sich auch als der Regisseur für das neue Jahrtausend empfohlen, dem es wie keinem
Anderen gelang, Arthouse-Kinostoffe für die breite Masse aufzubereiten. „Memento“,
„Insomania“, „The Prestige“ und „Inception“ überzeugten Kritiker wie Kinofans. „The
Dark Knight Rises“ sollte der Höhepunkt seines bisherigen Schaffens werden. Eine
Comicverfilmung für Erwachsene mit psychologischer Tiefe der Figuren und
dennoch genug Actionzucker fürs breite Volk.
Die Marketingkampagne tat ihr
übriges. Sei einem Jahr tönt es aus allen Äthern: „Die Legend Ends“. Bevor die Dreharbeiten
abgeschlossen waren, wurde bereits Bane als Batmans finaler und übermächtiger
Gegner für Medien und Fans in Stellung gebracht. Grausam, mit übermenschlichen Kräften und überdurchschnittlicher
Intelligenz, der Batman in jeder Hinsicht überlegen ist, hieß es seitens der Marktschreier. Auf den Postern sah man
Bane davonstapfen, hinter ihm eine zerbrochene Batmanmaske liegend. Fans
befürchteten das Schlimmste, manche sogar den Heldentod Batmans. Kein Film wurde in
diesem Jahr stärker gepusht und sehnsüchtiger erwartet.
Bane hat auch
in den ersten Filmszenen - welche an einen James Bond Vorspann erinnern - ein sehr starken Start. Jedoch einen um so schwächeren Abgang. Seine Figur überzeugt
weder als intelligenter Gegner, noch als Führer seiner Armee aus
Freizeitterroristen. Zu oberflächig sind seine Motive, wie auch zu plump seine
Aktionen. Auch die zweite neue Hauptfigur - „Catwoman“ - bleibt dem Zuseher
eher fremd und scheint nicht so recht in die Geschichte zu passen. Selenas
Motive sind rätselhaft, ihre Winkelzüge dennoch vorhersehbar. Nolan hätte gut
daran getan, sich mehr auf diese neuen Hauptfiguren zu konzentrieren. Anstatt
dessen führte der Regisseur weitere – oft überflüssige - Nebenfiguren ein. Damit
verkompliziert und bremst er die Geschichte. Neue Helden, neue Polizisten,
neue böse Aktionäre der Waynestifung, neue skrupellose Finanzhaie und (wiedermal) korrupte Senatoren.
Der Film beginnt spätestens im Mittelteil zu zerfasern. Der Zuseher verliert den Überblick über die Handlungsstärnge und
kennt sich nicht mehr aus. Denn es gibt auch noch die Stammmannschaft wie den treuen Butler Alfred,
Commissioner Gordon und Wanye-Fundation-Vostand Lucious Fox. Die brauchen auch ihren
Platz in der Geschichte. Reichlich viel Gedränge an den vorderen
Schauspielerrängen. In dem Chaos versucht Nolan noch zusätzlich mit
Seitenhieben auf die Wirtschaftskrise und Anspielungen auf den „War of Terror“
gesellschaftspolitisch seinen Senf abzugeben. Hier hätte der zu lange und auch
phasenweise zu langatmige Film ruhig eine Straffung vertragen können, mit
Konzentration auf die Figuren und dem Verzicht auf so manche Nebenrolle. So ist Matthew
Modine als Foley völlig überflüssig und der
plötzlich wieder aufgetauchte Scarecrow als Richter nur ärgerlich.
Auf der
Strecke bleibt Batman. Dieser muß sich im Film mindestens zweimal „wieder
selbst finden“, verliert dabei fast alles, gewinnt so manches und verkommt trotzdem
mehr zu einem Nebendarsteller. Das Ende versöhnt zum Teil, läßt jedoch hoffen
das Nolan seine Ankündigung wahr macht und keinen weiteren Batman-Film mehr
dreht. Man mag es nicht glauben, aber offensichtlich hat der Regisseur bereits mit
seinem zweiten Batman-Film, das meiste seines Pulvers verschossen. Vielleicht
lag dieses mal zuviel Macht in den Händen des Wunderknaben. Hat er doch das
Drehbuch gemeinsam mit seinem Bruder geschrieben und sonst auch alles selbst
gemacht. „The Dark Knight Rises“ ist leider nur ein müder Schatten der ersten
beiden – zweifellos immer noch großartigen - Streifen der nun vollendeten
Trilogie.
Ähnlich wie Bruce
Wayne, der am Anfang auch humpelnd am Stock geht, lahmt diese
Fledermaus. Unterm Strich ist „The Dark Knight Rises“ ein durchwegs passabler Film,
der seine guten Momente hat und auch unterhält. Nolan hat sein Handwerk nicht verlernt. Die Luftaufnahme von Gotham City als, die von Bane in der statt verteilten Bomben hochgehen, ist von beeindruckender und auch grausamer Schönheit. Ja, auch die "The Dark Knight Rises" hat seine großen Momente.
Nur, das ist zuwenig – nach dem was uns versprochen wurde.
Nur, das ist zuwenig – nach dem was uns versprochen wurde.
So enden keine Legenden.
Andi Bauer