Quentin Tarantino wird in der Filmwelt als Genie gefeiert – ein Irrtum wie ich meine. Der Beleg dafür läuft in unseren Kinos und heißt Inglourious Basterds. Ein geschwätziger Kriegsfilm welcher sich als Spaghettiwestern verkleidet hat. Bereits die Eingangsszene ist eine geschickte Kopie von Sergio Leones The Good, The Bad and the Ugly. Mit dieser Zitatenschau geht es dann weiter, welche vom Aldrichs Dreckigen Dutzend bis zu B-Western aus den 50er Jahren und deutschen Filmen aus den 30er Jahren reicht. Der Film hat sensationell gut geschliffene und auch pointierte Dialoge, hervorragende Schauspieler und einzelnen Szenen welche begeistern und berauschen. Leider gelingt es Tarantino nicht das Ganze zu einem homogenen Ganzen zusammenzufügen. Hier ist das Ergebnis viel weniger als die Summe der einzelnen Teile. Ein weiterer Schwachpunkt des Streifens ist, das er nichts zu sagen hat – es gibt keine Botschaft und keinen Sinn – außer vielleicht Rache. Das ist nichts neues, kein Film des Regisseurs hat eine Botschaft. Man redet auch nicht über den Sinn eines Tarantino Films sondern über einzelnen Szenen und Dialoge und das seit seinem Erstling Reservoir Dogs. Der Film hat auch keine Aussage und alle Kenner rezitieren stolz den berühmten „Madonna Dialog“. Das alles wäre kein große Sache, wenn Tarantino nicht diesmal beschlossen hätte sein brutales Zitatenkino einem brisanten historischen Thema überzustülpen. Und um das vorwegzunehmen, das Problem liegt nicht in der frechen Geschichtsumschreibung. Es liegt am Comic-Haften Umgang mit der Geschichte. Brad Pitt und seine „Basterds“ marschieren als Gauklertruppe durch das besetzte Frankreich und haben einfach nur Spaß daran Wehrmachtssoldaten zu töten. Dasselbe gilt eigentlich für alle Anderen Figuren. Für Tarantino war der 2. Weltkrieg offenbar ein Witz über den wir alle gleich noch mal lachen können. Das über das hinaus eine Generation in den Kinos ihren Spaß hat welche noch keinen Krieg erlebt hat – was natürlich gut ist – könnte zu interessanten historischen Schlüssen führen – War ja alles nur Spaß. Das Tarantino in seinen bisherigen Filmen frech und auch geschickt aus dem Fundus der Filmgeschichte zitiert hat ist eine Sache. Aus der Historie zu zitieren eine ganz Andere. Ohne Zweifel hat Inglourios Basterds großartige Szenen und herausragende Dialoge. Christoph Waltz spielt schlicht sensationell und hätte sich den Oscar wahrlich verdient. Aber all dies lässt den unangenehmen Nachgeschmack nach dem Genuss des Werkes nicht verschwinden. Tarantino sollte sich ernsthaft überlegen ob er der Welt mehr mitzuteilen hat als geschliffene Dialoge und Comics-Hafte Gewalt. Ansonsten könnte sein filmisches Werk schneller Bedeutungslos werden als dem talentierten Regisseur dies lieb ist. Denn in der nahen Zukunft könnte es leicht möglich sein das seine Werke nur mehr als Spiegel für eine Zeit des Zynismus wahrgenommen werden.
Andi Bauer